Hunderttausende füllen heute Abend den Tahrir Platz und die Strassen, die zum Präsidentenpalast führen. Schon den ganzen Nachmittag waren Demonstrationen durch die Strassen Kairos gezogen. Von den Unis, von zentralen Plätzen und Moscheen: "Freiheit, Freiheit" und "Revolution bis zum Sieg. " Oder auch "Freiheit, Brot, nieder mit der Verfassung der Moslembrüder".
Ägyptische blogger sprechen von bis zu 700.000 Menschen, die heute in Kairo auf den Strassen waren, selbst die angesehende al ahram berichtet von mehreren Hunderttausend, zehntausende wütende Demonstranten haben schon am Nachmittag den Amtssitz von Mursi umzingelt.
Am frühen Abend hatten die Massen die Stacheldrahtverhaue in der Nähe des Amtssitzes einfach mit blossen Händen beiseite geräumt, auch der massive Einsatz von Reizgas und Explosivgranaten konnte die Menge nicht stoppen.
Mittlerweile haben die Sondereinheiten der Bullen vom Innenministerium den Befehl bekommen, sich von der Strasse zurück in den Palast zu ziehen. Bei ihrem Rückzug mussten sie zahlreiche Fahrzeuge zurücklassen, die von den Demonstranten zerlegt und als Aussichtsplattform benutzt werden, oder einfach in Flammen aufgehen.
Mursi selber hat den Amtssitz schon vor Stunden verlassen, dies wird auch immer wieder öffentlich erklärt.
Im Palast selber sind auch Einheiten der Armee, darunter Angehörige der Republikanischen Garde stationiert.
Proteste gibt es heute u.a. auch in Alexandria, Mansoura , Mahalla, Hurghada, Luxor, Assiut, Minya und Ismailia und Port Said.
In der Provinzhauptstadt Minya kam es zu Zusammenstössen mit den Bullen, die Tränengas gegen Demonstranten einsetzen, die zum HQ der Moslembrüder zogen.
In Daqahlia kam es zu Zusammenstössen mit Angehörigen der örtlichen Gewerkschaft, die den Moslembrüdern nahesteht, auch hier intervenierten die Bullen.
In Luxor waren es mehrere tausend Demonstranten, ebenso in Port Said, in Alexandria mehrere zehntausend Teilnehmer.
Die Typen der Moslembrüder machen sich in öffentlichen Wortmeldungen lächerlich, für Port Said spricht Akram El Shaer, ein führender Repräsentant der Partei für Freiheit und Gerechtigkeit von 75 (!) Demonstranten, vor dem Präsidentenpalast in Kairo seien auch nur 2000 Menschen gewesen, behauptet der Generalsekretär der Moslembrüder, Mahmoud Hussein, in einem Interview heute abend.
Mehrere Zeitschriften sind heute aus Protest gegen die Politik der Moslembrüder und ihren durchgepeitschten Verfassungsentwurf nicht erschienen, am morgigen Mittwoch werden einige private TV Sender sich dem Protest anschliessen und kein Programm ausstrahlen.
Die Abstimmung über die Verfassung der Islamisten ist für den 15. Dezember geplant. Präsident Mursi setzt auf die "schweigende Mehrheit", die er hinter sich zu wissen glaubt, und die am vergangenen Samstag zu zehntausenden aus der Provinz zu einer Unterstützungsdemo herangekarrt worden ist.
Die Militärs wissen die Moslembrüder auf jeden Fall auf ihrer Seite. Deren Privilegien bleiben laut Verfassungsentwurf der Islamisten im vollen Umfang erhalten.
Der Militärhaushalt unterliegt nicht der Kontrolle durch das Parlament, auch soll das Militär weiterhin Zivilisten vor Militärgerichte stellen dürfen, soweit es Angelegenheiten des Militärs betreffen würde.
Der Verteidigungsminister muss ein Angehöriger der Streikräfte sein, in einem neu geschaffenen Nationalen Verteidigungsrats werden Mursi und andere zivile Minister zusammen mit den Militär die wesentlichen Entscheidungen zu "Fragen der nationalen Sicherheit" treffen und gemeinsam über den Militärhaushalt entscheiden.
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Bitte vernünftige Überschriften!
Zum tausendsten male, bitte benutzt vernünftige einleuchtende Überschriften. Die Überschrift ist nebulös und beim Überfliegen der Themen wenig zielführend. Die ganze Überschrift würde mit dem kleinen Vorsatz "Mursi," oder "Ägypten," mehr Sinn machen und das Lesen interessanter Themen leichter machen.
Danke!