Polemische Betrachtungen – Deutschland und seine (Ex-)Linken im Frühherbst 2012, eine fragmentarische Reflexion.

Die Krise des Kapitals lässt zur Zeit nichts von sich hören, doch wir alle wissen, sie ist (noch?) da.

Was kaum eine_r sich zu fragen traut: Was kommt nach ihr?!

Davor wäre noch zu klären: Für einen „Erhalt der Euro-Zone“ oder „die ganze Scheiße soll zerfallen!“?

Doch solche Fragen stehen aktuell nicht an, auch nicht „Klasse gegen Klasse“ oder „Multitude“ und erst recht nicht, „Anarchismus“ oder „Kommunismus“.

Was ansteht ist: Becks oder Jever, „zu mir oder zu dir“, Antifa- oder Antira-Demo am Wochenende.

Statt „Alles für alle“, schmeckt der politische Alltag fad wie das letzte Vokü-Essen (1).

Aktivist_innen haben nichts gegen den Frust aufgrund von kontinuierlich steigenden Mieten zu bieten, als Hass auf bestimmte Menschengruppen und Reichtum, ihre Kritiker_innen nichts als die positivistische Verklärung von Einkommensunterschieden.

„Es ist bitter“ meinte letztens eine Genossin und sie meinte nicht ihr abgestandene Bier.

 

Zur Aktualität des immergleichen.

„Die USA, Israel und England versuchen die islamischen Länder eines nach dem anderen ins Chaos zu stürzen und dabei bedienen sie sich ihrer Marionettenregime wie Saudi-Arabien und Katar, die zu Scharen „amerikanische Djihadisten“ gegen den legitimen Widerstand der Völker rekrutieren und auf das Feld schicken...

Terror, tägliche Bombenanschläge, Menschenentführungen, und bürgerkriegsähnliche Zustände werden planmäßig herbei geführt. Terrormanagement ist seit dem 11. September ein fester Bestandteil amerikanischer Nahostpolitik.

Wir verurteilen die amerikanische Politik, die die Islamische Welt ins Chaos zu versetzen versucht. Wir unterstützen die Ziele des Widerstands im Libanon, Syrien, Palästina – speziell in Gaza- und im Irak. Wir unterstützen die Volksbewegungen in Saudi-Arabien, Bahrain und im Jemen.“

Diese als „Analyse“ getarnte völkische Wahnvorstellung, ist aus einem Flugblatt zum diesjährigen „Al-Quds-Tag“. Auf der Vorderseite des Flyers steht: „Gemeinsam gegen Zionismus und Antisemitismus.“ Gegen welchen Ismus mensch vorgehen möchte und welcher alibimäßig dran gehängt wurde, ist offensichtlich. Konsequenterweise ist dann auch viel die Rede davon, woran Israel alles (mit) beteiligt sein soll, Judenhass dagegen findet keine weitere Erwähnung.

Was nach Ideologiekritik gerade zu schreit, wurde dann vom Großteil der radikalen Linken mit affirmativem Schweigen beantwortet. Den wenigen hundert Gegendemonstrant_innen (die natürlich allesamt „Antideutsche“ waren, was sonst?) wurde zum Teil sogar vorgeworfen mit Pro-Deutschland gemeinsame Sachen zu machen, obwohl die rassistischen Rentner_innen von „Pro“ an einer ganzen anderen Stelle Berlins vor einer Moschee demonstrierten. „Solidarität“ wird in der deutschen Linken noch groß geschrieben, voraus gesetzt es geht gegen die richtigen Leute: Banker, Hipster, Zionisten und andere Nazis.

So ließ es sich die Kiez-Miliz „Zusammen kämpfen“ (ZK) auch nicht nehmen - frei von jeder Polemik - , wortwörtlich mit Nazis (wie der NS-Rapperin „Dee Ex“) auf einer Demo zu laufen, fragt sich ernsthaft mit wem mensch da eigentlich zusammen kämpfen möchte...

Rhetorisch gedeckt wird der Berliner ZK-Ableger von einem Schlag Linksradikaler, die selbst auf simple Fragen wie z.b. ob Assad ein Schlächter ist, antworten: „Naja, das muss man differenziert betrachten.“, was in den meisten Fällen heißt, dass mensch keine Ahnung vom Gegenstand hat.

Doch in diesem Text soll es nicht (primär) um die Volksfreunde von ZK gehen, auch weil die Hamburger RSHler_innen und die „Rote Antifa NRW“ keinen Deut progressiver sind, nationalistische Polit-Rackets werden in ganz Deutschland gedeckt oder zumindest geduldet.

(Interessanterweise gerade von Leuten, die bei jeder wehenden Israelfahne genau wissen was sie als gute Linke auf keinem Fall dulden können. Was sind schon ein paar prügelnde Macker gegen ein Stück Stoff?)

 

Nach der Kampange kommt die Depression.

Was kam nach Dresden? M31! Und nach M31? Blockupy! Und nach Blockupy? Das Sommerloch!

Der Sommer ist weg, das Loch bleibt. Woran auch Demos zu 20 Jahren Rostock-Lichtenhagen (2) und kein Herz für Deutschland zeigen, in München nächste Woche, nichts ändern werden.

Wir haben gelernt dass noch zu warten Wahnsinn ist und den „Kommenden Aufstand“ zu lesen der Bitterkeit dieser Erkenntnis nichts nimmt.

Wir wissen was von Parteien zu halten ist, für Bündnisse gilt das gleiche.

Die „Junge Linke gegen Kapital und Nation“ (JL) schreibt mehr und weiß mehr, als so manche linksradikale Gruppe, was erfreulich ist. Sie organisiert eigene Camps und kann sich doch vom Ruf eine GSP-Jugend zu sein, nicht ganz emanzipieren. Bei der „Interventionistischen Linken“ (IL) mit ihren 25 Untergruppen, ist eigentlich für jede_n was dabei, was sie schon unsympathisch macht. Die IL beweist: Populismus ist auch linksradikal machbar. Kein Massenevent ohne IL. Das 1999 gegründete Bündnis, lief passend zu den Anti-G8-Protesten in Heiligendamm, zu Hochformen auf. Menschen mit einem antikapitalistischen Bauchgefühl gab es da zu Hauf, zu agitieren. Am Ende war nicht ganz klar was sich großartig ändern würde, ohne G8 und ob dann das Wertgesetz aushebelt wäre, aber Kritik ist ja nur was für depressive Studis die sich mit ihren Debatten immer im (Lese-)Kreis drehen und organisierter Erlebnis-Aktivismus macht auch ordentlich Spaß.

Als deutsches Bündnis weiß IL, bei Krisen des Kapitals die richtigen Fragen zu stellen: Nein, nicht wie kam das eigentlich oder wie funktioniert Kapitalismus? Sondern, wer hat Schuld daran? Irgendjemand muss Schuld haben, die Verhältnisse sind doch von Menschen gemacht. (Marx meinte damit etwas anderes, aber wen interessiert das schon: Zu viel Inhalt bedeutet immer, zu wenig Leute auf der Straße.)

Wem das zu stumpf ist (aber auf redical-left-Erlebniswelten nicht ganz verzichten kann), bleibt die IL mit intellektuellen Anstrich: „...ums Ganze!“ (UG) entstand aus dem Versuch „kritisch“ in die Anti-G8-Proteste 2007, „rein zu intervenieren“. Was so manche_r als „Kinderkrankheit“ sah (der Versuch, Kritik in der Menschenmenge zu etablieren), wurde Programmatik. Wer die traurigen Bilder sieht, wie in Frankfurt UG-Fahnen hinter dem Attac-Block wehen, weiß wohin die Reise geht. Wer sich allerdings das A3-Bündnis anguckt, mit seiner Liebe für „Völker“ und falsche „Kapitalismuskritik“, weiß wieder was sie_er von JL und UG hat.

Dennoch, wirklich wirksame Krisenproteste lassen auf sich warten, uralte Nationalismus-Debatten scheinen immer noch aktuell zu sein und die Revolution bleibt aus - „...keine Sorge, es wird alles wieder scheisse!“ (3)

 

Man entscheidet sich nicht für die Zivilisation, sondern gegen die Babarei!

Trotz aller Zumutungen enthält die bürgerliche Gesellschaft ein Glücksversprechen (oder zumindest das Streben danach), viele Linke haben noch nicht einmal mehr das zu bieten.

Worum geht es? Um Individualität, Genuss und Luxus? Oder um Vereinsmeierei, nervige Debatten und Elendsverwaltung?

Während die herrschenden Verhältnisse sich selber karikieren, in dem Rackets andere Menschen tot schlagen (4), wegen einem Youtube-Video, ist es notwendig die bestehenden Verhältnisse vor ihrem Rückfall zu bewahren, um eine progressive Aufhebung der Gesellschaft überhaupt erst möglich zu machen. Fragt sich nur wie und mit wem...

Massen sind nicht stehts zu verachten, solange sich Einigkeit aus Klarheit ergibt und der Wunsch nach Masse kein Selbstzweck ist. (5)

Wir alle erlebten, wie Genoss_innen ihre Positionen änderten, wieder begannen Fleisch zu essen, Coca Cola zu trinken und alte Gewissheiten kritisch zu hinterfragen. Richtig scheint nur eins zu sein: Die Möglichkeit kritisch gegen alles und jede_n zu sein, besonders gegen die eigen Kreise und vor allem sich selbst.

Wie soll es weiter gehen? Der Laden läuft, geprüfte Argumente hin oder her. Am Ende können wir bestenfalls das Schlimmste verhindern, alle emanzipatorischen Ansprüche zum Trotz.

So manche_r liebäugelt mit dem Rückzug ins Private, aber das ist ja auch politisch.

 

Der Kampf geht (nicht) weiter!

 

 

  1. Für alle jene die sich vom Volksbegriff emanzipierten, heißt es freilich „Küfa“ (Küche für alle)

  2. Eine abschiebewillige Organisation demonstrierte mit, „Nazis morden, die Linke schiebt ab...“ -Rufe blieben dennoch leider aus.

  3. Alte Schule Masthorn, Keine Sorge eswirdalleswiederscheisse

  4. So kriegt das ewige „Bildet Banden...“ einen bitteren Beigeschmack.

  5. Fast genau so dumm, ist übrigens jedes sich selbst-abfeiern aufgrund der eigen Marginalität, auch wenn die vernünftigen Menschen meistens in kleinen Gruppen (wenn überhaupt) auftreten, ist allein auf weiter Flur stehen, an sich noch kein Indiz dafür, etwas richtig gemacht zu haben.

     

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"Trotz aller Zumutungen enthält die bürgerliche Gesellschaft ein Glücksversprechen (oder zumindest das Streben danach), viele Linke haben noch nicht einmal mehr das zu bieten."

 

keiner zwingt euch in linksradikalen kreisen zu verkehren. die demokratie bietet jedem menschen hier die möglichkeit der partizipation an der bürgerlichen kack-scheiße!

 

was soll der scheiß mit israel, usa und irgendwelchen menschen, die dagegen sind. menschen, deren einziger lebensinhalt darin zu bestehen scheint, sich auf diese thematik zu fixieren und andauernd unsolidarische kritik an "der linken" (ja, genau die) zu äußern, weil in ihrer rechthaberischen welt alles immer gleich perfekt sein muss, können gerne weiterhin den kapitalismus als "Glück" (was auch immer das ist) abfeiern. aber dafür gibts ansammlungen von scheißhaufen, wie z.b. die FDP.

 

IL und UG sind durchaus beide in ihrer konzeption zu kritisieren, aber sein wir mal ehrlich: die tun was. klar, nicht immer perfekt, aber wenn man solidarisch das verhalten reflektiert, kommt man stück für stück näher ans "richtige Glück".

was mich an dem kurzen rekurs auf den glücksbegriff wundert, ist das fehlende bekenntnis, die brügerliche gesellschaft könne dies eben nicht einlösen, was sonst immer kommt und halt auch stimmt.

ich glaube diesen seitenhieb die autor*innen wären pro-kapitalistisch kannst du dir sparen, eine antinationale und antikapitalistische haltung lässt sich an ein paar stellen raus lesen, wahrscheinlich sind sie schlichtweg verbittert, weil sich nichts zu bewegen scheint.

mir persönlich wird nicht ganz klar, was der rückblick auf die proteste 2007 sollte.

Sinnfreier Text deprimierter (Ex?)Linker, der zwar versucht in alle Richtung auszuteilen, aber letztlich 0 Erkenntnisgewinn für irgendwen bringt. Alle sind doof - außer vielleicht ein paar praxisferne Theoriezirkel - denen dann aber doch wieder zuviel studentischer GSP-Mief anhaftet. Nichts gegen einen deprimierten Unterton - dafür gibt es reichlich Gründe - aber dein/eurer Text ist nicht den Tastaturabrieb seiner Entstehung wert. Alles was sich wenigstens nen bisschen bewegt ist böse, die meisten Antisemiten. Stimmts? Ganz im Ernst: Solch Linke wie Euch brauch keine Sau. Ihr haltet Euch selbst bestimmt für die stärksten Leuchten im Kosmos, aber ich kann euch versichern: Ihr habt viel zu oft schlechte Bücher gelesen, keine Ahnung von linker Geschicht und Bewegung und Kapitalismuskritik beinhaltet mehr als die ersten 4. Kapitel des Kapitals. Keine Angst, der Klassenkampf findet auch ohne Euch statt. Ach nein, davon haltet ihr sicherlich auch nichts. Voll von vorgestern, oder?

ich bin glatt verführt dir recht zu geben, allerdings glaube ich so einfach ist es nicht.

mich erinnert diese sprechweise des "offenkundigen" an den "kommenden aufstand" (hätten sie diesen nicht erwähnt, wäre es mir glaube ich nicht aufgefallen) und in diesem werden auch immer nur gedankengänge angerissen ohne eine direkte praxisanleitung zu geben. so eine schreibweise zwingt förmlich zur reflexion, vielleicht war dass das ziel der verfasser*innen, wäre meine interpretation.

aus dem ex-linken bahamas-umfeld kann er schon mal nicht kommen, dafür lese ich aus dem text zu viel verbitterung und zu wenig bzw. keinen hass heraus.

Spitzenmäßig! Wieder einer dieser Texte, nach deren Lesen ich froh bin, dass weder ich noch mein Umfeld mit diesem Szenequatsch und den Verfassern solcher Konglomerate aus Rumgeheule, Pseudointellektualität und Denunziantentum zu tun haben. Vor allem.. ach, sinnlos!

Ich hab den Text gerade durch gelesen und finde ihn auch derbe resigniert (zu resigniert), aber ich kann nicht verstehen warum hier keiner in der Lage ist Erkenntnisse daraus zu holen, ein paar Thesen:

 

1. Die Linke ist nicht in der Lage sich wichtigen Fragen zu stellen, z.b. ob ein Zusammenbruch der EU wünschenswert ist.

2. Eine sozialrevolutionäre Perspektive ist alles andere als in Sicht, deshalb müssen solche Fragen geklärt werden, denn die befreite Gesellschaft ist derzeit nicht mehr als pure Utopie.

3. Linksradikalismus ist für viele nicht mehr als ein Hobby, welches am eigenen bürgerlichen Leben keineswegs nagt, sondern in die Integration in dieses hilft. (Also so lese ich gewisse Anspielungen)

4. Mit Hardcore AntiimperialistInnen schließt sich jede Zusammenarbeit kategorisch aus.

5. Eventpolitik aller Couleur schafft einen Rahmen in denen sich die Arbeitskraftbehälter vom harten Alltag ablenken können, mehr nicht.

6. Antifaschismus muss sich nicht nur gegen Nazis sondern auch gegen andere Reaktionäre (z.b. Islamisten) richten.

7. In Zeiten wo die Kritik der Waffen ausbleibt, gilt es die Waffe der Kritik zu schärfen.

8. Leckt uns am Arsch.

gute nacht, linke seite.

für euch ist der scheiss eh nicht geschrieben worden.

Du bist also die GSP-Jugend? Und stolz darauf, dass der GSP nicht für Linke geschrieben wird? Sondern für so abgeklärte Bescheidwisser wie Dich? Hältst Du es eigentlich für besonders cool, Linke mit demselben Spruch zu beschimpfen, wie die GSP-Redaktion damals auf den Staatsschutz (!) geantwortet hat? So ein Abgrenzungs-Gehabe ist peinlich. Du hast nichts verstanden.

War nur der Hinweis: Das Zeug wird nicht geschrieben um Linken zu gefallen. Wer den Anspruch daran stellt -> 8.

1. Ein Zusammenbruch der EU ist absolut nicht wünschenswert, dann wird die Gesamtscheiße nur noch nationalistischer.

2. Nun an dem Problem arbeiten diverse Gruppe derzeit.

3. Da muss ich dir leider recht geben.

4. Dito!

5. Mit dem Argument wird jede Aktion "irgendwie" system-affirmativ verklärt, wertkritisches Blabla.

6. Auch Dito!

7. Und wieder: Dito!

Polemik wird übrigens auch dadurch nicht besser oder unangreifbarer/unkritisierbar, dass man sie schon im Titel eines Textes ankündigt..

ug ist progressiv, genau sowas sollte mensch doch unterstützen, vor allem in abgrenzung zu den Kapitalisten-Kritikern.

Zu m31 wurde unmissverständlich linksradikal mit nicht-personifizierter Kritik mobilisiert. wenn der inhalt klar ist und scharf abgegrenzt ist zu reformistischen strömungen ist es nicht peinlich, dass ug fahnen hinter den attacis wehen, sondern es ist positiv, dass ataccis überhaupt auf solchen demos auftauchen. keiner hat ein wirklich unumstößbares weltbild und sagt hin und wieder "aha, so hab ich das bis jetzt noch garnicht gesehen..."

bei aller berrechtigte kritik, was soll das rumgenöle? konstruktive kritik, und dann ab dafür! ich sag nur am 3.10. deutschland ins gesicht spucken und danach weiter fundamentale abgrenzende kapitalismuskritik in die öffentlichkeit tragen, auf allen ebenen, mit wohlüberlegten mitteln!

 

der kampf ghet weiter, mit, oder ohne euch!

Die „Junge Linke gegen Kapital und Nation“ (JL) schreibt mehr und weiß mehr, als so manche linksradikale Gruppe, was erfreulich ist. Sie organisiert eigene Camps und kann sich doch vom Ruf eine GSP-Jugend zu sein, nicht ganz emanzipieren.

Angenommen JL wäre eine GSP-Jugendgruppe - was nicht der Fall ist -, was wäre daran denn kritikabel? Der Text selber hebt hervor, dass JL einiges an Wissen zu bieten hat. Dann kann das angebliche GSP-Jugend-Sein ja nicht so falsch sein, so eigentlich die logische Schlussfolgerung. Doch die Autor_innen meinen wohl, der Ruf, eine GSP-Jugend zu sein, spreche schwerstens gegen JL. (Seit wann reicht eigentlich ein Ruf, um etwas abzulehnen?)

 

Ohne auch nur ein Argument zu nennen, wieso dem so sein sollte, wird suggeriert, GSP sei sowieso NO GO. Und JL sei daher auch NO GO, denn das ist angeblich nur eine GSP-Jugend?

 

Was hier fehlt, ist offensichtlich: eine Begründung dafür, wieso der GSP abzulehnen ist. Und wenn das mal geleistet ist, wäre der Nachweis, dass die JL eine GSP-Jugend ist, auch noch zu leisten.  

Weil die Gruppe in mehreren Städten linke Strukturen unterwandert und zu übernehmen versucht hat. In Bern ist ihr das (über den Umweg der Unia-Jugend) teilweise auch gelungen. Dort kannst du dir auch anschauen, wohin diese Infiltration führt: Entsolidarisierung, Spaltung und praxisfeindliche Theorie ohne Perspektive. Ist aber auch nicht verwunderlich, bei der autoritären Ausrichtung der GSP-Sekte. Sie ist deshalb nicht nur abzulehnen, sondern zu bekämpfen.

Es ist schon sehr merkwürdig, wie du aus der Tätigkeit von mri aus in Bern raushaben willst, dass es plötzlich praxisfeindlich wird, deswegen mal soweit ich das verstandcen habe eine Sortierung:

 

Ja am "normalen" Praktizieren linker Politik in Form von Besuch von Demonstrationen, wird insofern Abstand genommen, dass man sich überlegt, was wollen die Menschen da, ist es vernünftig auf Demos gegen Rechts zu gehen, sodass am Ende nur bei rumkommt, Nazis gehören nicht zu Deiutschland, oder wäre es sinnvoll die Empörung über rechtsradikale exzesse der staatsbürgerlichen Gesinnung (Erziehung zum Nationalismus)  sachlich zu prüfen und den Leuten die eigene Analyse an den Kopf zu knallen und mit ihnen darüber zu streiten, ob ihre Erklärung der Neonazis als "Ewiggestrige", "verinzeltes ohnmächtiges Subjekt, dass seine Ohnmacht im Kollektiv vergessen will", oder "Irre" Sinn macht.  Da habe ich mal einen Flyer vom GSP und auf einer anderen Demo einen Flyer von einer Jugendgruppe von GSP Sympathisanten gelesen und fand ihn theoretisch gehaltvoller als alle anderen Flyer, die ich auf Antifademos je bekommen habe. Gleichzeitig boten auf beiden Flyern die Gruppen Veranstaltungen zur Kritik und Diskussion des besagten an. Sowas würde ich linke Praxis nennen und das finde ich auch okay. Weiß ja nicht was für dich Praxis ist, aber mit tausend Leuten (wenn es hochkommt) durch eine Stadt zu laufen und A Antoi Anticapitalista zu bringen hat für mich weniger einen agitatorischen als einen symbolischen Inhalt, was ja nicjt unmittelbar schlecht ist, aber da muss dann halt auch noch eine inhaltliche Auseinandersetzung folgen, die auf vielen linken demos nicht geleistet wird.

 

Ausserdem Infiltration, ist es echt so, dass da Leute sich heimlich einzecken und bumm plötzlich ist der ganze Laden GSP :O? Das unterstellt schon eine negative Haltung zum GSP, die du gar nbicht ausführst, sondern sagst pfui die dürfen auch nicht in Gruppen. Wenn dem so ist warum klappt Infiltration? Wie werden denn dann die Leute zu GSPlern? Ich kenne das bei uns so, dass die einfach mit einem reden und dann sieht man es ein oder nicht und manchmal schreit man sich an. Und dann sieht man eventuell immernoch nicht ein und dann geht man getrennte Wege.

 

Und das mit der Sekte ist doch billig, entweder sie infiltrieren oder sidn Sekte. Ausserdem der dumme Vorwurf, dass wohl politisch gleichgesinnte gerne miteinander rumhängen würde in der gleichen Logik alle linken Gruppen, wie auch alle Parteien als soclhe darstellen. Dann wäre die Frage was man davon hält. Bzw würde ich dan gar nicht mehr wissen, was daran falsch ist, wenn sobald man sich zusammenschließt man Sekte ist uiuiui. Der Vorwurf ist einfach nru dumm.

 

Und ich muss ehrlich sagen, dass ich autorität wohl ein wenig anders begriffen habe, da geht es dachet ich immer darum, dass eine Geewalt sich über einen setzt und Herrschaft ausübt. Das kann eine einzelne Person oder eine Moral sein (wer sich in linken Zentren herumgetrieben hat, weiß wie schweirig es manchmal ist sich korrekt zu halten, da die nett gemeinten Ideen in Form einer Hauspolitik gegen einzelne Individuen durchgesetzt werden ) Insofern ist es meines Erachtens nach beim GSP anders da zählt das ARgument und wenn es mir nciht einleuchtet kann ich ja gehen oder nachdenken usw. Da hab ich nichts mit Autorität bemerkt, aber erzähl mal wie dus meinst

In Bern wurden Strukturen infiltriert (Unterwanderung durch mehrere GSPler ohne Bekanntgabe ihrer ideologischen und strukturellen Zusammengehörigkeit), dogmatisiert (keine kritische Hinterfragung der gesellschaftlichen Verhältnisse UND der eigenen Änderungsansätze) und zerschlagen (kritische Mitglieder der unterwanderten Gruppen wurden von GSP-Zirkel gemobbt und herausgedrängt). Du kannst versuchen, das schön zu färben oder zu zerreden, aber das sind sektiererische Methoden wie sie bei K-Gruppen in den 70ern üblich waren - und genau da tritt auch die Herkunft dieser Sekte offen zu Tage.

Dein erster Fehler: Du hast dich nicht mal dazu herabgelassen, auch nur ein inhaltliches Argument gegen den GS bzw. gegen deinen Vorredner zu bringen. Stattdessen beharrst du auf deinem falschen Standpunkt - und das auch noch, obwohl du ja so ein Fan von "kritischer Hinterfragung" bist! Du hast da den selben Dogmatismus drauf, den du dem GS vorwirfst.

 

Prüf mal einen Augenblick deinen Vorwurf an den GS, mit deren tatsächlicher "Praxis". Der GS will den Kapitalismus erklären und diese Erklärung unter die Leute bringen, dazu hockt man sich eben auch mal mit den Linken zusammen und streitet sich mit ihnen - da ist nicht das geringste falsch dran, weil es einfach um das korrekte Argument geht. Wie soll das denn was mit "Infiltration" zu tun haben, in der man ja seine eigentliche Absicht verheimlicht? Der GS will doch gerade über die Sachen diskutieren, die er so von sich gibt, eben damit möglichst viele Leute die Kritik am Kapital begreifen. Und überhaupt: Wie hast du denn eigentlich rausgefunden, dass es sich um Leute vom GS gehandelt haben, die da "Strukturen infiltriert" haben, wenn diese das doch angebliche "ohne Bekanntgabe ihrer ideologischen Zusammgehörigkeit" getan haben?

 

Du hast ja wirklich gut glernt wie man argumentiert: Beurteile ja nicht den Gehalt von dem was jemand sagt, wenn es sich um einen abweichenden handelt! Dann denuziere ihn, wirf ihm seine Herkunft vor oder fang am besten gleich mit Verschwörungstheorien an, nach denen alles von diesen gemeinen Hunden unterwandert wird!

"Haltet den Dieb" schreit der Dieb. Ich habe meine Beobachtungen aus der praktischen Politik des GSP in Bern beschrieben und daraus ziehe ich Konsequenzen. "Sich zusammen hocken" ist nicht das gleiche wie eine Unterwanderung unter falschen Namen, "diskutieren" ist nicht das gleiche wie mobben. Nachdem die Unterwanderung (leider) geglückt ist, haben sich die Leute ganz offen zum GSP bekannt, deswegen ist das kein Widerspruch zu ihrer vorherigen Unterwanderung ohne Bekanntgabe ihrer ideologischen Zusammengehörigkeit. Du kannst das als Verschwörungstheorie denunzieren (die nicht einmal von den Protagonisten geleugnet wird) oder als Beharren auf einem falschen Standpunkt - es ändert rein gar nichts an meiner Haltung, den GSP als Feind der radikalen Linken zu bekämpfen. Im Gegenteil, dein Angriff ist nicht anderes als ein Abwehrreflex eines getroffenen Sektierers.

  1. Die Verfasser_innen gefallen sich darin, sich als kleine Gruppe zu stilisieren, die als einzige den Durchblick hat. Dass nicht alle ihre Positionen teilen, halten sie für skandalös. Statt andere zu überzeugen, schreiben sie skandalisierende Texte - außer Empörung hat man wohl nicht viel zu bieten. Eine Analyse findet man in Wahrheit nicht, nur einen Vergleich anderer Gruppen mit den eigenen Positionen. Oder sollte man eher sagen: mit den eigenen moralischen Geboten?
  2. Glücksversprechen: Das sog. Glücksversprechen war nie mehr als die Ideologie, jede_r sei "seines Glückes Schmied". Man soll sich etwas darauf einbilden, dass man in der kapitalistischen Gesellschaft nicht durch Feudalherren in Unfreiheit ausgebeutet wird. Jetzt darf man in aller Freiheit sein Plätzchen suchen. Und wer das nicht schafft, der ist eben nicht gut im Verfolgen des Glücks, oder? Vielleicht ist er faul oder minderwertig? Das Glücksversprechen, dass "Jeder seines Glückes Schmied" sei, führt so konsequent zu Klassenrassismus. Und umgekehrt: Kapitalist_innen sind eben Leistungsträger_innen und im Gegensatz zum faulen und minderwertigen proletarischen Pack fleißig etc. Individualisierung der Verhältnisse und Klassenrassismus: das leistet das Glücksversprechen. Daher ist das Festhalten an dieser Ideologie auch zu kritisieren. Die Freiheit, in der sich die Menschen zu bewähren haben, hat ihr Maß im Privateigentum, und die Verfolgung des "Glücks" endet für Proletarier_innen daher in der Gerberei, in der Ausbeutung, die sie ärmer macht. Luxus und Co findet man hier sicher nicht. All das könnte man bei der Lektüre des Kapitals rausfinden!

"Fast genau so dumm, ist übrigens jedes sich selbst-abfeiern aufgrund der eigen Marginalität, auch wenn die vernünftigen Menschen meistens in kleinen Gruppen (wenn überhaupt) auftreten, ist allein auf weiter Flur stehen, an sich noch kein Indiz dafür, etwas richtig gemacht zu haben."

 

Bei 1. fehlt mir der Beleg warum die Gruppe meinen würde, sie hätte als einzige den "Durchblick". Und davon sie fänden es "skandalös" dass niemand ihre Positionen zu teilen scheint, schreiben sie auch nichts. Ich schließe mich diesem Tiqqun-Vergleich an den einE VorrednerIn schon brachte.

2. Ich selber habe das ganze Glücks-Blabla anfänglich gar nicht verstanden, eine Genossin die ab und an die Bahamas ließt antwortete mir auf die Frage danach, es gebe seit ein paar Jahren einen Diskurs in ex-linken Theoriezirkeln in wie weit der Begriff des "irdischen Glücks" als Alternative zu Begriffen wie "Emanzipation", etc. taugt. Dabei gehe es (zumindest meint sie das) nicht darum, die kapitalistische Konkurrenz ("JedeR ist seines/ihres eigenen GlücksschmiedIn") affirmativ zu verklären (im Gegenteil wird wohl gesagt, diese Gesellschaft könne jenes Glücksversprechen nicht einlösen) sondern darum einen Begriff wie Glück überhaupt erst wieder ins Gespräch zu bringen. ...Naja klingt etwas esoterisch.

 

Außerdem verstehe ich nicht, warum manche Leute sich hier so darüber aufregen, dass das "Kommando" keine Verbesserungsvorschläge macht. Linksradikale GesellschaftskritikerInnen ziehen sich doch - völlig zu recht - öfters darauf zurück, dass Kritik erstmal nur Kritik ist und noch kein "so kann man es besser machen" enthalten muss.

1. Das ist simpel: es werden überhaupt keine Argumente für ihre Position gebracht. Nur beklagt, dass niemand sie teilt. Da Argumente fehlen, die die Leser_innen davon überzeugen könnten, dass die Gruppe richtig liegt, liegt der Schluss nahe, dass die skandalisierende Klage alles ist, was man bieten kann.

2. Glück: Was bitte ist ein Versprechen, das aus systematischen Gründen nie aufgeht? Ja, genau: Ideologie. Und seit wann gereicht Ideologie zum Lob? Ich möchte in diesem Zusammenhang auch darauf hinweisen, dass im Text nirgends die Rede davon ist, dass das Glücksversprechen nicht aufginge. Aber auch wenn das da stünde, wäre das Lob noch falsch.

3. Verbesserungsvorschläge: Ich habe an keiner Stelle beklagt, dass Verbesserungsvorschläge fehlen.

"Das ist simpel: es werden überhaupt keine Argumente für ihre Position gebracht. Nur beklagt, dass niemand sie teilt."

Anders als die agitationswütigen GSP-MarxistInnen, geht es dem Kommando (wie ich in den Raum stellen würde) gar nicht darum wild rum-zu-argumentieren und all die schönen Argumente dann noch artig zu prüfen, sondern, ähnlich den PoststrukturalistInnen von Tiqqun, Betrachtungen die man selbst für "offenkundig" hält, zu verbreiten - in der Hoffnung - so gewisse Denkschranken ein-zu-reißen oder zumindest an-zu-sägen. Hast du "Der kommende Aufstand" mal gelesen?! Da wird nicht argumentiert, nirgends, dennoch enthält das Buch einige kluge Ideen, weil eben nicht im vernunft-verliebten Jargon von Pseudo-revolutionären PolitstrategInnen geredet wird, die noch jeden intelligenten Gedanken zweckrational ausschlachten.

Und Gedanken in den Raum zu werfen - auch negative (oder gerade negative?) - ist etwas völlig anderes als etwas zu "skandalisieren", solche Zuschreibungen denunzieren jeden kritischen Gedanken, der über das übliche Blabla hinaus weist. Deshalb auch der Wink mit den "Verbesserungsvorschlägen": Denn diese werden bei Beiträgen wie deinen (und wenn nur insgeheim ) eingefordert, sowas ist dann eben keine Kritik mehr, sondern bloßes Mitmachen.

 

Ich glaube bei dem Glücks-Ding, geht es darum differenziert zu denken. Klar so ein Versprechen, welches nicht aufgeht ist durch und durch ideologisch, doch daran kann man ansetzen und der heuchlerischen Gesellschaft ihre eigenen Widersprüche auf zeigen. Nach dem Motto: Sieht so euer Glück aus???

Was willst du bei Gesellschaften machen die noch nicht mal dieses lausige Versprechen haben? Wo die Mehrheit nicht hofft irgendwann keine Geldprobleme mehr zu haben, sondern hofft nicht ins Arbeitslager/Folter-Gefängnis zu kommen? Da muss man eine Idee des schönen Lebens, auf der Höhe der Zeit, erstmal etablieren.