Hintergrundinformationen zur Nazi-Demo am 06.10.2012 in Göppingen

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Für den 6. Oktober 2012 planen Neonazis unter dem Motto „Ausbeutung stoppen - Kapitalismus zerschlagen“ eine Demonstration in Göppingen. Das Ganze ist eine Mischung aus Demonstration und Musik-Veranstaltung, vermutlich um es attraktiver zu machen.

 

*** Die Redner *** 


Bisher sind fünf Personen – alles nur Männer – als Redner angekündigt: 


* Benjamin Hennes (* 1987) aus Singen
Hennes war ab dem 30. Juni 2007 als JN-Stützpunktleiter in Konstanz, gehört dem JN-Landesvorstand als Beisitzer an und war auch schon NPD-Landtagskandidat. 


* Philippe Eglin aus Basel (Schweiz)
Eglin kommt aus der Schweiz und gehört der Sektion Basel der „Partei National orientierter Schweizer“ (PNOS) an. Die PNOS ist eine Art schweizerische NPD. Eglin trat immer wieder als Redner in Deutschland auf. So war er im August 2010 Redner beim 5. Sommerfest des JN-Stützpunktes Bodensee, war für die ausgefallene Demonstration am  22. Oktober 2011 in Offenburg bzw. Emmendingen angekündigt, sprach am 1. Mai 2011 in Heilbronn bei der großen Neonazi-Demonstration mit der Losung „Fremdarbeiterinvasion stoppen – Arbeitsplätze zuerst für Deutsche“ und war am 11. Juni 2011 Redner bei der Gründungsfeier der Nazi-Kameradschaft „AG Heilbronn“.


* Thomas Baumann aus Illerkirchberg im Ulmer Umland (Hauptstraße 44, davor: Lörrach) 
Baumann kommt ursprünglich aus Weil am Rhein. Er absolvierte eine Ausbildung zum Altenpfleger, wurde aber entlassen und arbeitet seither als Praktikant in der Nazi-Online-Druckerei „Druck-Shop Ulm“ in Ulm. Davor war er zwei Jahre Zeitsoldat bei den Krisenreaktionskräften der Bundeswehr und Mitglied im Schützenverein. Seine Neigung zum Rechtsterrorismus stellte er durch das Horten sprengstofffähiger Materialien und das Ausspähen möglicher Ziele unter Beweis. Außerdem wurde bei einer Hausdurchsuchung bei ihm ein automatisches Schweizer Sturmgewehr Kaliber 7,5 Millimeter gefunden. Baumann verfügt über gute Kontakte zum NPD-Funktionär Alexander Neidlein, der auf eine rechtsterroristische und Söldner-Karriere zurückschauen kann. Baumann war in Lörrach „Gruppenführer“ der „Freien Kräfte Lörrach“ und „Stützpunktleiter“ der „Jungen Nationaldemokraten“.
Er trat bereits im August 2010 als Redner beim 5. Sommerfest des JN-Stützpunktes Bodensee und beim „Nazi-Aktionstag“ in Göppingen und Esslingen Anfang April 2012 in Erscheinung.


* Jürgen Schwab (* 1967) aus Nürnberg
Jürgen Schwab ist ein Neonazi und ein Burschenschafter. Er war bzw. ist Mitglied der Burschenschaft Thessalia Prag in Bayreuth, Burschenschaft Germania Graz (2004 ausgeschlossen) und war Gründungsbursch der Ferialverbindung Rugia Karlsbad. Innerhalb des Dachverbandes „Deutsche Burschenschaft“ (DB) war er 1997 Mitglied im „Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit“ (AfÖ) der DB. Von 1985 bis 1990 war er Mitglied der Republikaner-Partei. Von 2000 bis 2004 oder 2005 war er Mitglied der NPD und dort Leiter des Arbeitskreises „Volk und Staat“ beim NPD-Parteivorstand. Er war Mitinitiator des thinktanks „Deutschen Akademie (DA)“ und gilt als Cheftheoretiker für „Sache des Volkes“, eine Gruppe die sich als „nationalrevolutionär“ versteht. Ebenso ist er im „Freien Netz Süd“ aktiv. Als Autor im Hohenrain-Verlag mit Sitz in Tübingen verfasste er u.a. ein Buch gegen die „antideutsche“ und „volksfeindliche“ Linke. Andererseits macht Schwab immer wieder Querfront-Angebote. Immer mal wieder lobt er den „junge Welt“-Autoren Werner Pirker für dessen von Antiamerikanismus und Israelhass triefende Artikel.


* Matthias Fischer (* 1977) aus Fürth
Matthias Fischer war Landesvorstandsmitglied der bayerischen NPD und ist der ehemalige Anführer der im Januar 2004 verbotenen Neonazi-Truppe „Fränkische Aktionsfront“ (FAF). Aktuell ist er einer der Anführer des 2008 gegründeten „Freien Netz Süd“ (FNS).

*** Die Musik ***


Bis jetzt sind nur zwei Liedermacher-Duos angekündigt:


* „Infestus“
„Infestus“ sind ein Liedermacherduo aus Stuttgart. Der Begriff heißt auf Latein soviel wie ,,kampfbereit“.


* „Klampferitis“ 
Hinter der Bezeichnung „Klampferitis“ verbergen sich Liedermacher aus Thüringen. Diese sind nicht zum ersten Mal in der Region. Laut einem Bericht der „Kameradschaft Deutsch/Österreichische Blutsbrüder“ fand am 14. April 2012 im Kreis Tübingen ein „Lieder- und Rednerabend“ bei dem auch „Klampferitis“ auftrat.
 
*** die Unterstützer-Gruppen ***


Bisher unterstützen etwa 20 verschiedene Gruppen die Demonstration. Hier ein paar Informationen zu einigen dieser Gruppen.


* AG Rems-Murr
Hat sich eigentlich mit einer Erklärung vom 6. August 2012 für aufgelöst erklärt.


* AN Göppingen
Die „Autonomen Nationalisten Göppingen” stecken hinter der ganzen Veranstaltung. 

 

* Freies Netz Süd
Das „Freie Netz Süd” (FNS) ist ein in Bayern aktives Netzwerk neonazistischer Gruppierungen. Es wurde Ende 2008 initiiert. 

 

* Gjallarhorn Klangschmiede
Die „Gjallarhorn Klangschmiede“ ist ein Neonazi-Musiklabel mit Sitz in Ludwigshafen. Erst am 30.03.2012 landete die CD-Produktion „Morituri vos salutant“ der Gruppen „D.S.T.“ und „Sturmkommando“ auf dem Index.

 

* Infoportal Stuttgart
Das Neonazi-Newsportal gibt es erst seit diesem Jahr.

 

* Karlsruher Netzwerk
Existiert unter dem Namen „Kameradschaft Karlsruhe“ seit 1993.

 

* TuM Vertrieb  
TuM steht für „Tradition und Moderne“ und ist Druckerei und Vertrieb. TuM hat ein Postfach in Augsburg und hinter der Firma steckt Stefan Friedmann aus Bad Wörishofen vom „Freien Netz Süd”.

Weitere Unterstützer-Gruppen sind: AG Lörrach, AN Vorderpfalz, AN Wetzlar, FN Hessen, FN Kraichgau, FK Hegau Bodensee, Freie Kräfte Ludwigshafen, Freie Kräfte Waldeck/Frankenberg, JN Baden-Württemberg, Nationaler Widerstand Leonberg, Nationale Sozialisten Ried und der NPD Kreisverband Göppingen.

*** Das Thema ***


Das Thema der Nazi-Demo lautet „Ausbeutung stoppen – Kapitalismus zerschlagen!“. Die Neonazis verwenden damit eine klassische, antikapitalistische Kampfrhetorik. Man tut gut daran auch bzw. gerade Neonazis in ihren Aussagen erst einmal ernst zu nehmen. Ihr verbaler „Antikapitalismus“ ist nicht nur Tarnung und Analysen wie „Hinter dem Kapitalismus steht das Kapital“ sind auch nur wenig hilfreich (Es handelt sich jedenfalls aktuell bei den Neonazis nicht um eine Strategie der Herrschenden um die Werktätigen zu teilen.). Es ist davon auszugehen, dass sich tatsächlich ein größerer Teil der Neonazis als Antikapitalist_innen versteht. Deswegen sollte man lieber fragen wie weit ihr völkischer Antikapitalismus reicht und wohin er hinführt.  


Schnell wird bei genauerer Betrachtung klar, dass der „vulgäre Antikapitalismus“ von rechts sehr verkürzt ist. Damit ist gemeint, er fokussiert auf Personen oder einzelne Länder als Schuldige. Mehr noch, der völkische Antikapitalismus ist immer auch verschwörungsantisemitisch, antiamerikanisch und standortnationalistisch aufgeladen. Auf dem Online-Banner für die Demo ist ein Straßenschild der „Wallstreet“ abgebildet. Die Vereinigten Staaten bzw. die „jüdisch dominierte Ostküste“ werden mit so einer symbolik als Verantwortliche gekennzeichnet. Häufig werden im verkürzten Antikapitalismus zudem die kapitalistischen Verwerfungen auf Charaktereigenschaften wie „Gier“ oder „Zockermentalität“ zurückgeführt. Dabei sind die Charaktereigenschaften der kapitalistischen Funbktionäre sekundär. Ob gutherzig oder gierig, sie alle unterliegen den Anforderungen und Regeln des Systems. Dazu gibt es manchmal auch noch eine Portion antisemitisch verbrämte Zinskritik.


Als „Lösung“ wird von den Neonazis der „nationale Sozialismus“ propagiert, also der Nationalsozialismus. Bereits der historische Nationalsozialismus war eine Art antikapitalistische Revolte zur Rettung des Kapitals. Es wurde nur gegen das „ausländische“ bzw. „raffende“ „Groß-“ und „Finanzkapital“ angegangen. Das „einheimische“ und „schaffende“ Kapital blieb unangetastet. Damit war und ist also eine Wirtschaft gemeint, in der nicht „fremde“, sondern  die „eigenen“ Leute die Ausbeutung der Bevölkerung organisieren. Das Ganze heißt dann „Volksgemeinschaft“ und soll durch den Appell an „Nation“ und „Rasse“ reale soziale Unterschiede überdecken. Damit ist der „Nationale Sozialismus“ im Endeffekt nichts weiter als ein deutscher Kapitalismus.


Daneben vertritt die rechte Sozialdemagogie auch eine explizit rassistische Krisen“lösung“, wenn sie „Arbeit nur für Deutsche“ oder eine Deportation von arbeitslosen „Ausländern“ fordert. Damit können die Rechten allerdings auf starke Umfrage-Werte zurückgreifen, wonach in Deutschland über 50% der Parole „Arbeitsplätze zuerst für Deutsche“ zustimmen. Hier liegt die eigentliche Gefahr, da es offenbar einen starken Resonanzkörper für rassistische „Lösungsmodelle“ gibt, der in Krisen-Zeiten aktiviert werden kann. Tatsächlich fördern kapitalistische Krisen im Westen die Hinwendung zum modernisierten Faschismus in Gestalt eines Rechtspopulismus (z.B. Orban-Regierung in Ungarn, Wilders in den Niederlanden), und auch zum traditionellen Faschismus als vermeintliche „Krisenlösung“. Das Beispiel Griechenland zeigt, dass der in Krisen aktivierte, bereits vorher latent weit verbreitete, Rassismus eine unverhohlen neonazistische Partei von 0,23% auf 6,9% der Stimmen bringen kann.


Letztlich gilt es inhaltliche Unterschiede zum Antikapitalismus von rechts aufzuzeigen und sich auf der Straße praktisch antifaschistisch zu betätigen.

Make capitalism, fascism, racism, antisemitism & sexism history! 

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Sehr unglücklich das Mobi-Bild der Faschisten für ein Startbild bei einem linksunten-Beitrag zu verwenden.

Zu Dokumentationszwecken würde das doch weitaus besser in den Anhang passen!

Wir haben das angehängte Bild gegen ein Antifa-Logo ausgetauscht. Normalerweise machen wir sowas nicht, aber da das Bild farblich kaputt war und wir nicht ein Nazibild neu hochladen wollten, haben wir es jetzt ersetzt.

Der "Druckshop Ulm", bei dem Thomas Baumann Praktikant ist, ist auch als Lithografix bekannt, der bundesweit Flyer für die NPD druckt. Außerdem ist Baumann neben Carsten Häußler ein Betroffener der Hausdurchsungen im ulmer Umland, die aufgrund des Plakatierens der "Unsterblichen" Plakate durchgeführt wurden. Baumann unterhält somit auch Kontakte zur ehemaligen AgSchwaben 

Die Liste der Redner und der unterstützenden Gruppen des Nazi-Aufmarschs am 6.10 lässt auf eine gute Einbindung und gute Kontakte der Organistoren zu diversen Nazistrukturen wie dem Freien Netz Süd, den hessischen Nazi-Strukturen und in die Pfalz (Ludwigshafen, Vorderpfalz) schließen.

Aus sicherster Quelle geht hervor, das ein Nazi aus dem Kreis Steinfurt(NRW) der recht neu in der Rechten Bewegung ist, teilnehmen wird. Dieser Nazi war einst ein Antifaschist und hat uns angeheitzt auf Demos zu kommen. Er war Links sehr aktiv. Nun Agierrt er stark im Braunen sumpf. Bei den Bildern von der Nazi Demo am 03.03 in münster ist er auf Bild 20 und Bild 6 zu sehen. Wir kannten ihn nur unter dem Namen: Socke.

Wenn jemand infos hat, bitte melden.

Er soll auch mit sprengstoff zu tun haben. Vorsicht ist geboten.