AZ Aachen soll verkauft werden

Antifaschismus braucht Freiräume

Die Stadt Aachen – so wurde unlängst bekannt – will das Autonome Zentrum Aachen an einen Investor, die IPEM Immobilien AG aus Wetzlar, verkaufen. Über dem AZ, das in einem alten Bunker ist, befindet sich das ehemalige Gesundheitsamt, das der eigentliche Gegenstand der Verhandlungen ist. Nun sollen AZ und Gesundheitsamt zusammen verkauft werden um dort ein Hostel zu bauen. Für das Hostel beanspruchen die Investoren zudem die Hälfte des AZ, den großen Konzertraum und den halben Thekenraum. Das Hostel soll betrieben werden von der Hotel-Kette A & O HOTELS and HOSTELS Holding AG mit Sitz in der Köpenicker Str. 126 in Berlin. Das AZ würde damit privatisiert und um die Hälfte geschrumpft. Die Verhandlungen der grün-schwarz-regierten Stadt und deren Vorhaben wurden dem AZ gegenüber nicht transparent gemacht.


Das AZ Aachen gibt es seit 1992 – es ist hervorgegangen aus langen Häuserkämpfen. Bisher wurde es von der Stadt Aachen zur Verfügung gestellt und autonom betrieben. Das AZ ist in Aachen ein wichtiger Faktor auch antifaschistischer Arbeit. Informations- und Bildungsveranstaltungen finden hier statt, zweiwöchentlich gibt es ein Antifa-Cafe und – ein nicht zu unterschätzender Aspekt – das AZ ist ein Raum auch antifaschistischer (Jugend)kultur.


In einer Zeit, in der die extreme Rechte in und um Aachen immer militanter wird, in der sich Angriffe auf Menschen oder linke Einrichtungen häufen, ist dieser städtische Angriff auf einen wichtigen Ort antifaschistischer Arbeit umso schwerwiegender. So offenbart er auch die Blindheit der Stadtregierung gegenüber dem erstarkenden Neonazismus. Während sich im Umland immer mehr antifaschistische Initiativen zusammenfinden, fast jede Stadt zudem ein Bündnis gegen Rechts gegründet hat, ist von den Offiziellen der Stadt Aachen nichts zu hören. Der „Runde Tisch gegen Rechtsextremismus“, zu dem übrigens Betroffene per Brief des Oberbürgermeisters explizit ausgeladen waren, kam offensichtlich nach einer Resolution 2010 zum Erliegen.

 

Die Stadt Aachen und ihre regierenden Parteien, also die Grünen und die CDU scheinen nichts wissen zu wollen von dem, was jede_r weiß: Dass es in und um Aachen mit der Kameradschaft Aachener Land eine der personenstärksten und militantesten Neonazistrukturen NRW’s gibt. Dass Aachen in NRW eine der Hochburgen der extremen Rechten ist.

 

Wer im AZ aktiv ist, bekommt diese neonazistische Bedrohung unmittelbar mit. Etwa durch direkte Angriffe der Neonazis auf Besucher_innen des AZ, durch Stahlkugelschüsse, durch Bomben-Attrappen, durch Buttersäureangriffe, durch Molotowcocktails um nur einige „Zwischenfälle“ der letzten Jahre zu nennen. Aber auch durch die vielen Betroffenen rechter Gewalt, die ins Autonome Zentrum kommen, weil sie dort Ansprechpartner_innen finden, Menschen, die ihnen weiterhelfen und Menschen, die sie ernst nehmen.

 

Der folgenschwerste Angriff aufs AZ und damit auch auf antifaschistische Arbeit in Aachen kommt nun ausgerechnet von der Stadt, ein Angriff, der im Gegensatz zu den Sprengsätzen der Nazis das AZ tatsächlich in seinen Grundfesten erschüttern könnte. Die Stadt stimmt zum einen zu, das AZ so weit zu verkleinern, dass es sich faktisch nicht mehr selbst finanziell tragen kann. Zur Erinnerung: Im AZ arbeiten alle unbezahlt, es ist als nicht-kommerzieller Raum konzipiert. Zum anderen gibt die Stadt damit das AZ dem „freien Markt“ preis. Es wird privatisiert. Das heißt auch, dass bei künftigen geplanten Änderungen keine Möglichkeit des politischen Drucks auf die Stadt mehr besteht.

 

Damit stiehlt sich die Stadt Aachen aus ihrer Verantwortung, Räume für antifaschistische Politik und Kultur zur Verfügung zu stellen. Nicht nur, dass sie sich selbst nicht um das Nazi-Problem schert, sie legt denen ganze Felsbrocken in den Weg, die bemüht sind, dass Neonazismus nicht einfach so sich an Schulen, in Discos, auf der Straße, am Tivoli etc. als aktionsreiches Angebot für Jugendliche etabliert.

 

Für das Klima in Aachen wird sich mit dem Wegfall des AZ in seiner ursprünglichen Form einiges ändern. Nazis – und das dürfte bekannt sein – nutzen die Räume, die ihnen gelassen werden. Das AZ stand und steht dafür, ihnen auch durch jugendkulturelle Arbeit weit über die schieren Räumlichkeiten hinaus, keinen Raum zu lassen, keinen Raum für menschenverachtende, faschistische Propaganda. Es steht auch für antifaschistische Intervention.


Wir können und werden es nicht zulassen, dass das AZ nicht in seiner bisherigen Form weiter besteht. Lassen wir die Pläne der grün-schwarzen Stadt Aachen, der IPEM Immobilien AG aus Wetzlar und der A&O HOTELS and HOSTELS Holding AG aus Berlin platzen!

Wir erklären uns mit dem AZ solidarisch und fordern:
Eine Abkopplung des AZ vom Kaufvertrag! Keine Privatisierung des AZ Aachen!
Für den Erhalt des AZ in seiner bisherigen Form!
Antifaschismus braucht Freiräume!

AK Antifa Aachen

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