[B] Homo-/transphober Übergriff in Neukölln

come queer

Am 5. Mai 2012 versuchte eine männlich* sozialisierte Person ihre Vorstellungen von Geschlechternormen mit Gewalt durchzusetzen. Betroffen von diesem homo-, bzw. transphoben Übergriff war eine männlich* sozialisierte Person, die an diesem Tag eine Strumpfhose und einen kurzen Rock trug.

 

Gegen 14:30 Uhr fuhr der Betroffene mit dem Fahrrad auf dem Kottbusser Damm in Richtung Kreuzberg. Die übergriffige Person – im folgenden auch ›Täter‹ genannt – trug ein langes weißes Gewand, war ca. 1,80 m groß_klein und hatte einen rothaarigen Vollbart. Der Täter fuhr mit einem metallic-roten VW Golf mit Berliner Kennzeichen hinter dem Betroffenen. Nachdem er kurz hupte, fuhr er neben dem Betroffenen und sagte durch das offene Fenster: »Du siehst aus wie ein Püppchen«, worauf der Betroffene erwiderte, er solle den Mund halten. Das wiederum beantwortete der Täter mit den Worten »Ich steig' gleich aus.« Diese Drohung machte er kurz darauf wahr, hielt auf der rechten Spur an, stieg aus – wobei er ein Kind auf der Rückbank alleine im Auto ließ – und ging auf den Betroffenen zu, in der Absicht, ihn körperlich anzugreifen. Der Betroffene fuhr aber mit dem Fahrrad in eine Seitenstraße, um einer Eskalation der Situation aus dem Weg zu gehen.

Der Angreifer ließ jedoch nicht locker und verfolgte den Betroffenen mit dem Auto. In der Hobrechtstraße äußerte er »Du siehst aus wie ein Mädchen«, sowie »Ich krieg' Dich« und stieg erneut aus, um den Betroffenen anzugreifen. Da der Täter diesmal näher kam als beim ersten Angriff, schrie der Betroffene mit lauter Stimme um Hilfe, worauf jedoch keine der auf der Straße anwesenden Personen einging. Als der Betroffene sich in Richtung Maybachufer entfernen wollte, kam eine bisher unbeteiligte männlich* sozialisierte Person mit den Worten »Verpiss Dich hier!« auf den Betroffenen zu und versuchte, diesen vom Fahrrad zu treten, was glücklicherweise nur sehr knapp nicht gelang. Der Betroffene kam mit einem Schock davon.

Dieser Übergriff ist weder ein Einzelfall, noch ein isoliertes Ereignis. Homo- und transphobe Übergriffe sind Ausdrücke einer heteronormativen Gesellschaft, in der all jene ausgegrenzt werden, die sich nicht mit der ihnen zugeschriebenen Geschlechterrolle identifizieren können oder wollen. Körperliche Übergriffe sind da nur die altbekannte ›Spitze des Eisberges‹. Demütigende Blicke, dumme Sprüche und die Angst um die eigene körperliche Unversehrtheit gehören zum Alltag von Schwulen, Lesben, Queers und Trans*menschen. Wenn Ihr einen homo- oder transphoben Übergriff beobachtet: Greift ein! Bietet den Betroffenen Eure Hilfe an und zeigt den Täter_innen, dass sie nicht ohne Widerspruch ihre heteronormative Kackscheiße verbreiten können. Bildet Banden und wehrt Euch gegen blöde Macker, die uns die Freiheit nehmen, so zu sein, wie wir wollen.

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Ganz wichtig: auch wenn ihr das Gespräch mit Täter_innen sucht und denen Gelegenheit geben wollt, ihr Verhalten zu überdenken (kann natürlich durchaus sinnvoll sein): auf keinen Fall unmittelbar nach dem Übergriff im Beisein des_der Betroffenen, es sei denn, sie_er wünscht das ungefragt! Schickt Täter_innen erst mal weg, lasst euch in der Situation selbst nicht auf Rechtfertigungsversuche ein. Das ist keine Diskussion, sondern baut zusätzlichen Druck auf die Betroffenen auf.
Wenn Täter_innen sich weigern zu gehen, helft nach-notfalls mit ein paar Schlägen auf die Fresse. Oder versucht bei Uneinsichtigkeit ihre Namen in Erfahrung zu bringen und stellt sie öffentlich bloß. Sexismus, Homophobie und Transphobie bekämpfen - mit allen Mitteln, auf allen Ebenen!

Das Konzept der Definitionsmacht ist weder emanzipatorisch noch libertär sondern ungerecht und autoritär.

Wer sich ernsthaft mit dem Thema ›Definitionsmacht‹ auseinandersetzen möchte, sei dazu ermuntert, das folgende Buch zu lesen:

 

re.ACTion: Antisexismus_reloaded

Zum Umgang mit sexualisierter Gewalt - ein Handbuch für die antisexistische Praxis


Dieser Leitfaden richtet sich sowohl an Menschen, die sich noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt haben als auch an solche, die Erfahrungen im Umgang mit sexualisierter Gewalt gemacht haben. Anschaulich und zugleich fundiert werden die entscheidenden Punkte angesprochen, kontextualisiert und Vorschläge für einen reflektiertes Handeln dargestellt.
Ein aktuelles Buch mit Grundlagen zu Definitionsmacht, Parteilichkeit, Veröffentlichung, Unterstützer_innengruppe, Umgang in Politgruppen, Täterumgang etc.

 

Zu bestellen in jedem Buchladen oder z.B. hier: http://www.anarchia-versand.net/product_info.php/info/p1857_re-ACTion--A...

Soforthilfebroschüre des Berliner Antisexismusbündnisses:

 

Definitionsmacht


Den Prozess, in dem dieser sexistische Normalzustand bekämpft und in Frage gestellt wird, bezeichnen wir als Definitionsmacht. Die betroffene Frau muss die uneingeschränkte Möglichkeit zur Definition des ihr Angetanen haben. Ihr Erleben, das durch die sexistischen Normalitätsraster fällt, muss den Status des Formulierbaren erhalten. Im Licht der bisher skizzierten Ausgangssituation verstehen wir Definitionsmacht als einen Prozess der Aneignung, in dem einer Realität, in der sexuelle Gewalt nicht stattfindet, die Realität der Betroffenen entgegengesetzt werden muss. [...]

 

http://asbb.blogsport.de/2008/03/23/was-tun-wennas-braennt-zum-umgang-mit-sexueller-gewalt/

Gewalt erzeugt Gegengewalt, hat man Dir das nicht erklärt, ......

Und in diesem Falle wäre die Gegengewalt nicht auf die Einschreitende Person zu verstehen, sondern auf Personen, die man eigentlich mit dieser Macht- und Gewaltentfernung schützen wollte. Wenn so ein "Täter" aufs Maul bekommt, wird er seinen Frust bestimmt nicht an den Einschreitenden auslassen, sondern an den Personen, mit welcher die ganze Situation angefangen hat.

 

Lautstark, aufklärend, daraufhin weisend, Personen miteinbeziehen..

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Was bedeutet das Sternchen (*) ?

Das Sternchen (z.B. bei ›männlich*‹) soll einerseits daran erinnern, dass es sich bei ›Mann‹ und ›Frau‹ um äußerst macht- und wirkungsvolle Kategorien handelt, die allerdings gesellschaftlich hergestellt und nicht natürlich vorhanden sind. Andererseits soll es auf die Existenz von verschiedenen Männlichkeiten und Weiblichkeiten hinweisen, da ›Männer‹ und ›Frauen‹ keine homogenen Gruppen sind.

"– trug ein langes weißes Gewand, war ca. 1,80 m groß_klein und hatte einen rothaarigen Vollbart."

welchen nutzen bringt diese "personenbeschreibung" ? warum hat der verfasser nicht geschrieben was er damit genau meint?

einen krankenpfleger im einsatz, einen metzger, oder doch etwas anderes. was macht es für einen unterschied wer sexistische übergriffe begeht?

also bitte lass diesen latent rassistischen unfug, den auch die bullen produzieren bei ihren pressemeldungen.

alle lesen "– trug ein langes weißes Gewand, war ca. 1,80 m groß_klein und hatte einen rothaarigen Vollbart." und denken Salafist.

es wird alles so weit neutralisieriert, dass man mit einer Personenbeschreibung absolut nichts mehr anfangen kann. Warum nicht gleich den ganzen kram weglassen und hinschreiben, dass ein Mensch einen anderen Menschen körperlich mißhandelt hat.

Also wenn ich von "haarigen Bärten" höre, dann denke ich die Personen welche das formuliert haben sind stärker in dem Bild befangen das sie sich von der Sache machen als sie einräumen mögen.

Dies "männlich sozialisiert", was im Text zur Personenbeschrreibung benutzt wird, ist das nicht genauso anmaßend, wie die Behauptung, jemand hätte diese oder jene Identität? Woher nimmt man denn die Information darüber, wie wessen Sozialisation abgelaufen ist? (man unterstellt.) Im Falle der Personen im Text, die nicht trans sind, ist das doch eh nur ein Euphemismus für "Mann", verklausuliert in Szene-Sprech.

Und das mit dem "Die übergriffige Person – im folgenden auch ›Täter‹ genannt – trug ein langes weißes Gewand, war ca. 1,80 m groß_klein und hatte einen rothaarigen Vollbart." ist mir auch aufgefallen. Wie anonym schreibt (und ich weite das jetzt mal auf das "männlich sozialisiert" aus), das sind Neutralisationen, die mehr der Selbstvergewisserung zu dienen scheint, auf der Ebene, was dadurch ausgesagt wird, wird dadurch gar nichts besser.

Weisses Gewand. Selbst Transgender? Fühlte er sich verspottet und musste deswegen handfest argumentieren?