H: Antiknastdemo in Solidarität mit Andre

Kein Tierversuchslabor

Samstagabend fanden sich 10 Aktivist_innen vor der JVA in Hannover ein um unter anderem für die Freiheit von Andre und allen anderen Gefangenen zu demonstrieren. Vorausgegangen war die Festnahme von Andre am Freitag, weil er sich weigerte bei „seiner“ Urteilsverkündung aufzustehen. Richter Detlef Süßenbach ordnete für diese Verletzung seiner richterlichen Ehre 5 Tage Ordnungshaft mit sofortiger Vollstreckung an und verurteilte den Aktivisten zu 40 Tagessätzen (600€), weil er angeblich im Sommer 2009 das Baugrundstück des vom Konzern Boehringer Ingelheim geplanten Tierversuchslabor besetzte.

 

Mehr dazu: http://boehringerbesetzung.blogsport.de/2011/12/09/3-verhandlungstag-5-t...

Aufruf zur Demo, der auf verschiedenen Internetseiten erschien:

http://boehringerbesetzung.blogsport.de/2011/12/10/aufruf-zur-antiknastd...

 

Trotz der geringen Teilnehmendenzahl wurde versucht entschlossen und lautstark aufzutreten. Mit Transparenten, Musik und Parolen lief die Gruppe von der Haltestelle Benckeallee zur Hinterseite der JVA. Nach ca. einer Viertelstunde kesselten mehrere Wannen mit schätzungsweise 30 Cops den Aufzug, fragten nach einem Versammlungsleiter und wollten die Personalien der Teilnehmenden feststellen. Es stelle sich heraus, dass der Einsatzleiter Fuhrmann die Demo nicht als Spontandemo anerkannte. Den Versuch, eine Spontandemonstration gegen die Personalienfeststellung anzumelden wertete er wortwörtlich als „Verarschung“ und erlaubte auch diese nicht. Nach der zum Teil gewaltsamen Personalienfeststellung konnten die Aktivist_innen sich weiter in alle Richtungen bewegen, jedoch durften sie dies nicht mit Transparenten und Megafonen. Daraufhin liefen sie mit Musikbegleitung, zum Teil tanzend um den Knast, immer verfolgt von 6 Wannen. Als sie am Haupteingang angekommen waren, ertönten Parolen wie „Freiheit für alle Gefangenen“. Daraufhin stürmten die Cops auf die Aktivist_innen zu und verfrachteten sie in ihren Autos zur Polizeistation am Schützenplatz, wo sie nach 2 Stunden Gewahrsam mit Sammelzelle wieder rausgelassen wurden.

 

Versuch einer kritischen Reflektion:

 

Wir haben uns die Frage gestellt, warum so wenige Menschen gekommen sind und ob es mehr an der Vorbereitung lag oder an der Situation herrschaftskritischer Zusammenhänge in Hannover. Wir denken, dass es an beidem lag.

 

Der Versuch, Menschen vom veganen Weihnachtsmarkt zu mobilisieren, hat nicht gut funktioniert. Dies könnte auch daran gelegen haben, dass der Treffpunkt zum gemeinsamen Losfahren in der Nähe des Weihnachtsmarkts nicht mit Transparenten und Megaphonen verdeutlicht wurde, aber auch daran, dass sich viele Menschen darauf verlassen, dass schon jemensch anderes die Initiative ergreifen wird.

 

Dass die Sponti auf Indy angekündigt wurde hatte in diesem Fall mehr negative als positive Folgen. Juristisch gesehen gilt eine Versammlung nicht mehr als Spontandemonstration, sobald für sie öffentlich geworben wurde, d.h. zum Beispiel im Internet oder mit Flyern. Es wurde Effekt der Ankündigung auf Indy überschätzt. Hätten dadurch genügend Menschen mobilisiert werden können, hätte die Demo vielleicht durchgesetzt werden können.

Mehr hierzu unter: http://www.demorecht.de.vu/

 

Bei der Vorbereitung nicht beeinflussbar war die Motivation und Solidarität, die aus emanzipatorischen Zusammenhängen in Hannover und darüber hinaus zu spüren war. Vielleicht könnte es an demotivierenden Erfahrungen mit Spontis hier sein oder an fehlenden Möglichkeiten und Strukturen, negative Erfahrungen aufzuarbeiten. Wir würden uns hierzu eine Diskussion wünschen.

Hätte es mehr Unterstützung gegeben, käme dieser Mensch aus Hannover und wäre für eine Antifaaktion eingefahren? Es ist doch aber so, dass sowohl Antifaschismus als auch Tierbefreiungsarbeit und Antiknastarbeit auf die Abschaffung des Kapitalismus und auf Herrschaftsfreiheit hinwirken müssen und es wichtig ist, bei den verschiedenen Formen der kapitalistischen Ausbeutung anzusetzen. Eine spürbare Bewegung können wir nur sein, wenn wir unsere Kämpfe gegen jegliche Unterdrückungsformen immer wieder verbinden.

 

Mit so wenig Leuten war eine unangemeldete Demo nicht durchsetzbar. Bei 50 Leuten hätte das vielleicht anders ausgesehen.

Trotzdem haben die Teilnehmenden versucht das beste aus der Aktion zu machen. Im Nachhinein betrachtet wäre es wahrscheinlich besser gewesen eine Aktionsform zu wählen, die auch mit wenig Leuten gut durchführbar ist. Auch wenn es zum Teil wenig Erfahrungen mit vielfältigen Aktionsformen innerhalb verschiedener sich als emanzipatorisch verstehenden Strömungen mit Anti Knast Arbeit gibt, ist eine Erprobung dessen bitter nötig.

 

Auch wenn ein Mensch aufgrund seiner Feindschaft mit diesem System in diesem Fall „nur“ 5 Tage in den Knast gesteckt wird, kann der Mangel an Solidarität auch fatale Wirkung für viele andere Aktivist_innen haben. Wenn Menschen merken, dass Menschen in den Knästen vergessen und isoliert werden, dann wird es auch immer seltener passieren, dass Menschen ihre Wut gegen die herrschenden Zustände in Taten umwandeln für die sie evtl. in den Knast kommen könnten.

Wenn wir tatsächlich Teil einer handlungsfähigen Bewegung wären und wenn wir tatsächlich herrschende Zustände ins Schwanken bringen würden, wäre eine 5-tägige Ordnungshaft höchstwahrscheinlich eine der harmlosesten versuche Widerstand zu brechen. An so etwas dürfen wir also nicht zerbrechen und das geht nur mit wirklicher, praktischer Solidarität.

 

 

Wie geht’s weiter?

Morgen (Montag,12.12.) wird es ein offenes Treffen geben, wo Interessierte besprechen können, wie eine möglichst breite Öffentlichkeit auf das Tierversuchslabor und die Praktiken der Justiz Folter und Mord in diesem Gebäude zu ermöglichen, aufmerksam gemacht werden kann.

Bullen müssen draussen bleiben, auch die zwei charmanten zivis, die die demonstration gestern höchst unauffällig begleiteten.

Und ansonsten, seid kreativ! Für die Befreiung aller Gefangenen, egal ob Menschen oder andere Tiere

 

 

André ist in der JVA Hannover,

Schulenburger Landstraße 145
30165 Hannover,
Tel.: 0511/6796-0, Fax: 0511/6796-812

Kontakt zum für die Ordnungshaft verantwortlichen Amtsgericht Hannover:
Volgersweg 1 30175 Hannover
Tel: 0511 / 347-0 Fax: 0511 / 347-2723 agh-poststelle@justiz.niedersachsen.de

Infos und weitere Aktionen: http://boehringerbesetzung.blogsport.de

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Laut Auskunft an der Pforte der JVA soll Andre am kommenden Mittwoch um 11:00 Uhr entlassen werden.

 

Es besteht aber weiterhin die Möglichkeit, dass er früher rausgelassen wird, politischer Druck ist weiterhin nötig und sinnvoll und auch auf juristischem Wege könnte noch eine frühere Entlassung erreicht werden.

 

außerdem kann Andre Post empfangen, schreibt ihm an

 

Andre Mulzer

JVA Hannover

Schulenburger Landstraße 145

30165 Hannover

Die Post kann auch direkt bei der JVA abgegeben werden, dadurch kommt sie wahrscheinlich schneller bei Andre an.