Einige Tage Stadt selber machen in Freiburg

Hausbesetzung in der Goethestraße 2

Auf den 13. Juli ludt das Freiburger Recht-auf-Stadt-Netzwerk zusammen mit der Freiraumkampagne Plätze.Häuser.Alles. dazu ein „Stadt selber zu machen“. Es wurde dazu aufgerufen vielfältige Aktionen im städtischen Raum zu veranstalten, um eine größere Öffentlichkeit für die Thematik der Stadtplanung und Wohnraumpolitik zu sensibilisieren. In knapp 30 Veranstaltungen wurde versucht sich die Stadt in verschiedenen Formen anzueignen: Es gab Vorträge, Stadtführungen, Demos, Aufführungen, Parties, eine Besetzung und eine Räumung.

 

Mobilisierung und Aufrufe:

[Plätze.Häuser.Alles.] | [Recht auf Stadt FR] | [Anarchistische Gruppe] | [UstA PH] | [Autonome Antifa Freiburg] | [Kommando Rhino] | [Antifaschistische Linke Freiburg] | [Supersquat] (Intro) (Folge 1) (Folge 2) (Folge 3)

 

Der Mittwoch

 

Am Mittwoch begann das Programm mit der „Stadtführung aus Sicht eines Bettlers“ (Video). Ein dutzend Menschen Folgten einem Schreiber der Freiburger Straßenzeitung FREIeBÜRGER. Erste Interessierte trudelten auch aus anderen Städten ein und bekamen bei Bedarf erste Infos im besetzen Häusle Gartenstraße 19. Schlafplatzsuchende wurden an verschiedene alternative Projekte vermittelt und erste Plena fanden statt.

 

Der Donnerstag

 

Am 14. Juli lag der Schwerpunkt bei größeren Veranstaltungen in der Universität. Hier referierte der Soziologe Ulrich Bröckling zur Absorbtionskraft des kapitalistischen Systems in Bezug auf (Protest-) Kulturen mit dem Thema „Jenseits des kaptalistischen Realismus – Anders anders sein“. Danach gab es eine Mobilisierungsveranstaltung des Räumungsbedrohten Wagenkollektivs Kommando Rhino von der Vauban. Um 20 Uhr gab es dann eine Diskussionsveranstaltung mit Stadtteil- und Protest-Initiativen unter dem Motto „Strategien gegen Gentrifizierung und Verdrängung“.

 

Um aus „Mietkämpfen und Protesten gegen Stadtumstrukturirung zu lernen“ referierten hier Menschen von Wohnen ist Menschenrecht aus Weingarten und Brühl-Beurbarung, Aktive vom Quartier Westlich der Merzhauserstraße, vom besetzen M1-Gelände, von der BauGruppe „Wem gehört die Stadt?“ und weiterer Stadtteilinitiativen. Nach den Vorstellungen wurde darüber diskutiert was aus den Mietkämpfen und Aktionen die es gegen die „städtische Verdrängungspolitik“ gibt und gab und strategisch zu lernen sei. Insgesamt beteiligten sich rund 200 Menschen am „Infonachmittag“ in der Universität.

 

Der Abend endete für viele in der Recht auf Squat Kneipe in der Gartenstraße 19.

 

Der Freitag

 

Um sechs Uhr morgens gab es in einem Wohnprojekt in Opfingen den rechtswidrigen Versuch einer Hausdurchsuchung. Im Autonomen Zentrum KTS und der Gartenstraße 19 begannen im Laufe des Vormittags, Workshops in Vorbereitung auf das Wochenende und darüber hinaus: (kreative-) Antirepression, ContactImprovisation, Kritik an „Freiräumen“, Stencils, Blockadetechniken, Antisexismus in Freiräumen, Widerstandsformen im Mietkampf... 

 

Die von Repression betroffene RoR-Band iSambasta! protestierte derweil vor den Gebäuden von Stadtverwaltung und Ordnungsamt.

 

Am Spätnachmittag gab es eine Ausstellung des Kunst-, Kultur-, und Wagenkollektivs Rhino, die nahe der Säule der Toleranz in einer Volxküche endete. Gegen 21 Uhr füllte sich dann der Augustinerplatz mit DemonstrantInnen. Die Nacht.Tanz.Demo. setzte sich nach Verhandlungen in Bewegung. Der große Lautsprecherwagen musste die Innenstadt umfahren. Die kraftvolle Demo, die zeitweise auf 600 Menschen anwuchs, verlief über die Salzstraße und die Kaiser-Josephstraße, nicht ohne lautstark Solidarität mit den bedrohten Projekten KuCa und Rhino zu bekunden.

 

Nach etwa zwei Stunden endete die Demo, die über den Friedrichs- und Rotteckring in die Rempartstraße eingebogen war, in einer Antirepressions-Soliparty in der Mensa Innenstadt. Zuvor hatte es noch eine pyrotechnische Einlage gegeben, jedoch keine Konfrontationen.

 

Der Samstag

 

Früh um 11 sammelten sich an der Vaubanallee einige dutzend RadlerInnen zur 3. Freiburger Mietenstopp Rad-Rallye. Diesmal verlief die Rallye über die Stationen M1-Gelände, Quartier westlich der Merzhauserstraße, Quartier Unterlinden und Metzgergrün. Wie bei den bisheringen Mieten-Stopp Radtouren wurde jeweils die Situation Vorort geschildert und mit teilweise extravaganten Exkursen zur jahrhundertealten Geschichte der Freiburger Häuserkämpfe geschmückt. Nach einer Stärkung beim von Abriss bedrohten Stühlingerviertel Metzgergrün ging es zur Herz-Jesu-Kirche. Dort endete die Rallye mit einer Rede zur Situation der Flüchtlinge.

 

Am Nachmittag gab es kleinere Aktionen in der Altstadt und einen Tag der offenen Tür des Rasthauses auf dem Grethergelände.

Gegen 16 Uhr besetzten rund 50 Autonome die leerstehende Goethestraße 2 an der Kronenbrücke.

 

Anrückende Polizeieinheiten verhinderten das weitere AktivistInnen, die sich vor dem Haus sammelten ins Haus gelangen konnten. Kurzzeitig entspannte sich die Lage, Polizeieinheiten verringerten sich zahlenmäßig und der Nachschub hatte beim Hip-Festival Sea of Love Tunisee jede Menge Arbeit. Die Regionale Presse, bis auf die Badische Zeitung, interessierte sich für die Aktion und war Vorort präsent. Auf einer Verkehrsinsel entstand ein Infotisch und zahlreiche Transparente wurden am Stadtmobiliar befestigt.

 

Obwohl bereits Verhandlungen mit der Eigentümerin, der Evangelischen Stiftung Pflege Schönau liefen und diese sich gegen eine Räumung stellte, ignorierte der angespannte Reviermeister Winterer mit seinen Kollegen die Verhandlungsbereitschaft von zweidrittel der Parteien. Er liess blindlings Stürmen, wobei sich das umso angespanntere Lahrer BFE-Team eine tobende Freude machte. Etwa 15 BesetzerInnen gelang die Flucht, rund 30 GenossInnen wurden brutal verhaftet. Als sich abzeichnete, dass das Haus gestürmt würde, blockierten Autonome die Fahrbahn der auf der B3, auf der B31jenseits der Kronenbrücke brannten Container auf der Fahrbahn, so dass die Feuerwehr ausrücken musste.

 

Die rechtmäßigkeit der Räumung ist äußerst zweifelhaft, jedenfalls erschien sie als ein wütiger Selbstläufer der Einsatzleitung des Freiburger Revier Süd.

Der Sonntag bietet einen letzten Tag des offiziellen Programms der Recht-auf-Stadt Tage. Unter anderem gibt es öffentliche Treffen in der Gartenstraße 19 und auf dem Augustinerplatz.


To be continued on indymedia...

 

Presse:

Tageszeitung (TAZ) 1

Badische Zeitung (1,2)

TV Suedbaden (1,2)

 

Micro-Fazit:

 

Ein kurzer Rückblick auf die Tage zeigt: Es war einiges los, eine gewisse Öffentlichkeit wurde erreicht und durch den Aufbau, von einer Workshop und Vorträge-Phase in die Aktionsphase zu gelangen, war erfolgreich. So konnten auch Leute denen die Stadt weniger vertraut ist, sich ein besseres Bild machen, inhaltliche Kernfragen wurden angeschnitten und über die Tage hinweg weiterdiskutiert. Auch insgesamt eine „coole Kampagne“, weil breitgefächert und solidarisch.

 

Die Demo am Freitagabend war easy, es gab keine Probleme und eine starken Ausdruck von Protest gegen die drohenden Räumungen. Viele der Workshops waren eher überschaubar, die Vorträge in der Uni waren sehr gut besucht und die vorhandene Aktions-Infrastruktur in Freiburg ist praktisch.

Die Fahrraddemo war auch erfolgreich und sehr sichtbar in vielen Stadtteilen. Es ist gut wenn viele Leute zu Wort kommen.

 

Das Ausmaß an Repression war sehr überflüssig, mehr Leute vor dem Gebäude wären handlungsfähiger gewesen. Die Aktion bräuchte effizienteres handeln und Flexibilität. Nicht um Entscheidungen vorwegzunehmen, aber um die Handlungsoptionen schneller zu kommunizieren. Erneut zeigt sich wieviel handlungsfähiger Bezugsgruppen sind und taktischer vorgegangen werden kann. Kontaktiert das Freiburger Legal-Team in der KTS, falls ihr Post bekommt, Solidarität ist eine Waffe!

 

Im Programmheft wurde im Übrigen darauf hingewiesen, dass es sich bei Stadt Selber machen nicht um eine Wochenendveranstaltung handelt.

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...der in der BZ steht:

 

http://www.badische-zeitung.de/freiburg/polizei-raeumt-besetztes-haus

 

Dadurch sieht der Sachverhalt anders aus, als von euch beschrieben.

Das hätte auch die Polizei selber schreiben können: Keine Verletzten, kein Widerstand, keine Probleme. Eine weitere nichtkommentierbare Randnotiz. Gut dass es anderswo noch freie Presse gibt (z.B. hier), wo sich Menschen noch selbständig informieren und Inhalte diskutieren können.

Davon dass Leute grundlos verprügelt wurden, davon dass die Polizei (hier Revierleiter Winterer) eigenmächtig räumen liess, obwohl die Eigentümerin am Telefon sinngemäß schrie "lassen sie das, es gibt eine friedliche Lösung", davon dass die Badische erst nach vier Stunden, also am Ende der Räumung, vorort war - kein Wort. Naja, es gab ja die Freunde und Helfer von Uwe Mauch und seiner Öko-Bonzen-Provinz-Schickeria an der Goethestraße, die vermutlich noch Geld als "freie" Journalisten für ihre Infos bekommen. Buuuhhh Badische Zeitung für so viel Schrott. Nicht einen fehlerfreien oder gar unparteiischen Bericht habt ihr in den fünf "Recht-auf-Stadt-Tagen" getippt bekommen. Nur Desinformation und Propaganda. Wozu gibt es euch überhaupt? 

Auch hat die Fachschaft Soziologie der Albert Ludwigs Universität-Freiburg zu den „Recht auf Stadt“-Tagen aufgerufen:


PM der FS Soziologie zu "Recht auf Stadt" Freiburg

Hatt sich die Situation mittlerweile klären können?

Laut BZ wurde ja sofort Strafantrag gestellt, wurde eine Gesprächsbereitschaft nur Vorgetäuscht?

Nachdem ein Angestellter der Stiftung meinte räumen lassen zu müssen, versuchte der Vorsitzende der Stiftung eben dies zu vermeiden. Einsatzleiter Winterr ignorierte das Angebot die Anzeige zurückziehen zu lassen. Hier könnte ein Bulleninterner Machtkampf um den brutalst erfolgreichen Räumer stattfinden. JEdenfalls schickte Winterer die BFE-Trupps ins Haus, während der rechtmäßige Eigentümer am Telefon versuchte ihn aufzuhalten. Danach wurde von den Bullen behauptet sie hätten alles schon laaange im Vorfeld abgeklärt. Alles Lüge! 

ja dann wieder rein...hop hop..;-)

wo bitte sind die bekennerschreiben der anschläge deren scherben/Farben man am nächsten tag bei stadtbau und revier süd bewundern durfte?

seid nicht so schüchtern!