Der 19.06 – als Tag der revolutionären Gefangenen – wird bis heute über die europäischen Grenzen hinaus jährlich begangen und ist für uns in diesem Jahr Anlass mit einer Veranstaltung zur belgischen Stadtguerilla CCC, den Kontext zwischen revolutionärem Kampf und politischer Gefangenschaft herzustellen und der Notwendigkeit der Verteidigung revolutionärer Geschichte vor dem anhaltenden Geschichtsrevisionismus zu versuchen gerecht zu werden.
Die Termine der Veranstaltungen:
Stuttgart: Donnerstag, 16. Juni 2011, 19 Uhr
Linkes Zentrum Lilo Herrmann
Magdeburg: Freitag, 17. Juni 2011, 18.30 Uhr
Infoladen Magdeburg
Berlin: Samstag, 18. Juni 2011, 18 Uhr
Honigstein
Flyer zur Veranstaltungsrundreise >>
Sowohl die anhaltenden Prozesse und Zeugenvorladungen gegen die RAF und ihrer ehemaligen Militanten hier in der BRD, als auch die kommenden Prozesse gegen die Militanten der RHI in der Schweiz wegen Brandanschlägen, in Italien wegen dem Rufen der Parole: „Die Fabrik tötet uns, der Staat steckt uns in den Knast, Biagi und D´Antona sind uns scheissegal“, in Spanien wegen dem Vorwurf der Mitgliedschaft in der auf der Terrorliste stehenden SRI und gegen ehemalige CCC Militante wie Bertrand Sassoye in Belgien weil sie in Kontakt mit der PC P-M stehen sollen sind die aktuellen Beispiele für die Praxis der Herrschenden einerseits die Geschichte in ihrem Sinne umzudeuten und andererseits aufkeimende revolutionäre Bewegungen präventiv zu verfolgen.
Dieser konterrevolutionären Praxis gilt es durch unsere Solidarität mit den Militanten und durch die Verteidigung des revolutionären Kampfes durch die Aneignung und Verteidigung seiner Inhalte den Riegel vorzuschieben.
Mit einer Veranstaltung mit Bertrand Sassoye über die Geschichte der CCC möchten wir die mit diesem Anspruch begonnene Nulla È Finito Reihe fortsetzen.
Angriff auf die „Bank of America“ am 04. Dezember 1985
Der
Angriff findet im Rahmen der CCC-Kampagne „Pierre Akkerman“ statt,
die sich gegen imperialistischen Kriege richtete. Im Rahmen der
Kampagne fanden von Oktober bis Dezember 1985 5 Angriffe statt.
„Der Grund, für den
wir kämpfen, und für den wir auf einiges verzichten, ist der schönste
aller Gründe: Die Sache der Völker. Für mich wird ein Aufhören nie in
Frage kommen.“
(ein ehemaliger CCC-Militanter)
Die CCC traten in einer Zeit in Aktion, in welcher der bewaffnete Kampf in Europa bereits sehr viele politische und militärische Erfahrungen gemacht hatte. Dabei schöpften sie aus 15 Jahren Erfahrung der Metropolenguerilla sowohl der Action Directe, der Roten Armee Fraktion als auch wenn erst später der Brigate Rosse. Vor allen Dingen war es der Kampf der RAF der in den Anfängen die Herangehensweise an den bewaffneten antiimperialistischen Widerstand in Belgien prägte. In den 80er Jahren durchzogen die Diskussionen über die Herangehensweise und vorallem Perspektive des bewaffneten Kampfes alle in den Metropolen kämpfenden Gruppen und trennten sich in sich immer klarer voneinander unterscheidenden Linien. Auf der einen Seite in die Ausrichtung hin zu einer Partei und auf der anderen Seite die Gruppen die den Frontprozess vorantrieben.
Für die CCC führte dies in ihrer Klärung zu einem starken Bezug zur aus dieser Spaltung der Brigade Rosse hervorgegangenen BR/PCC und waren das ideologische Fundament auf dem sich die CCC als klar marxistisch-leninistische Organisation formierte.
Damit verkörpert sie in ihrer organisatorischen und politischen Ausrichtung ein praktisches Ergebnis einer international geführten Debatte über die Herangehensweisen und Perspektiven des bewaffneten Kampfes in den Metropolen und des Spagats zwischen diesem und der Verankerung und Massenorganisierung der Klasse.
Eine Veranstaltung über die Geschichte der CCC und ihrer Praxis ist für uns heute in der BRD, in der die Kontinuitätslinien der damaligen Erfahrungen zu heute fast komplett zusammengebrochen sind, also die Möglichkeit die damaligen zwischen und in allen revolutionären Organisationen geführten Diskussionen und den daraus resultierenden praktischen, organisatorischen wie politischen Konsequenzen ins Heute zu transportieren und ihre Erfahrungen zu verbreitern.
Kommt zur Veranstaltung!
Nulla È Finito! – Nichts ist vorbei!
Revolutionäre Geschichte aneignen und verteidigen!
weitere Infos unter:
www.political-prisoners.net
www.nullaefinito.jimdo.com
Netzwerk Freiheit für alle politischen Gefangenen - and friends
Zusammen Kämpfen [Berlin]
Zusammen Kämpfen [Magdeburg]
Die Internetpräsenzen der Veranstaltenden ZK Gruppen
Hier die Internetseiten:
Zusammen Kämpfen Berlin http://www.zk-berlin.tk/
Zusammen Kämpfen Magdeburg http://zusammen-kaempfen.tk/
Eine Diskussion, die nicht geführt werden wird
"Eine Veranstaltung über die Geschichte der CCC und ihrer Praxis ist für uns heute in der BRD, in der die Kontinuitätslinien der damaligen Erfahrungen zu heute fast komplett zusammengebrochen sind, also die Möglichkeit die damaligen zwischen und in allen revolutionären Organisationen geführten Diskussionen und den daraus resultierenden praktischen, organisatorischen wie politischen Konsequenzen ins Heute zu transportieren und ihre Erfahrungen zu verbreitern."
Gehören (unvollständige) Sätze aus der Phrasendreschmaschine mit zum Gesamtkunstwerk des Veranstaltungsrundreischens? In der Phraselogie haben die VeranstalterInnen sich ihren historischen Vorbildern aus den 70er und Früh-80er Jahren des 20. Jahrhunderts jedenfalls schon recht gut angenähert. Damals existierten dutzend solcher Texte aus der "gemeinsamen Front gegen den Imperialismus", die ihren minimalen Sinn durch maximale Schachtelsatz-Tiefe zu verdecken suchten. Was sollen wir aus der Geschichte der CCC heute lernen? Dass sie und ähnliche Grüppchen der lebendige Beweis dafür sind, dass ein bewaffneter Kampf, der sich nicht auch nur ansatzweise in sozialen oder Klassen-Kämpfen der eigenen Gesellschaft begründet, von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist. Dass diese vollklandestinen Grüppchen binnem kurzen zum Spielball westlicher und östlicher Geheimdienste wurden bzw. werden mussten? Dass sie als Bündnispartner und logistische Helfer auf Organisationen wie die palästinensische PFLP angewiesen waren, denen es vollkommen egal war, ob sie deutsche Kommunisten oder deutsche Faschisten in ihren Lagern ausbilden, solange das dem Kampf um die Beseitigung Israels diente? Dass ihre einzige Existenzbegründung war, dass sie sich als verlängerter Arm einer staatskapitalistischen Weltbewegung verstanden, die de facto nicht mehr geschaffen hat, als alte Herrschaft und alte Eliten durch neue zu ersetzen? Diese Diskussion sind in der Art damals "zwischen und in allen revolutionären Organisationen geführt" worden. Und sie haben dazu geführt, dass sich die allermeisten Revolutionäre den existentialistischen Insurrektionalismus vom Schlage der CCC, AD, RAF, GRAPO als Fehler analysiert und abgelehnt haben. Aber um solche Fragen, dürfte es bei den VeranstalterInnen dieses Rundreischens wohl eher nicht gehen. Immerhin haben sie sich ja nach einer der inhaltsleersten Publikationen der 80er Jahre benannt, in der über eine gemeinsame Front von IRA, RAF, ETA, CCC, AD, GRAPO halluziniert wurde. Das Blatt hieß "Zusammen kämpfen" und verschwand mangels Interesse so schnell wieder, wie es aufgetaucht war.
geschichte aneignen
uiuiui,
auf knapp 15 Zeilen mehrere Jahrzehnte bewaffneter Widerstand zusammengefasst und runtergebrochen auf: "inhaltsleer", "Spielball westlicher und östlicher Geheimdienste", "von vornherein zum Scheitern verurteilt".
Meiner Meinung nach der ganz praktische Beweis, dass die Vermittlung von Revolutionärer Geschichte mehr als notwendig ist, damit man sich nicht - & da geh ich mit dir völlig überein - in Phraseologie und dummer Rumblökerei verliert.
Nur mal so
Im Großen und Ganzen finde ich die Kritik an der Rundreise "Eine Diskussion, die nicht geführt wird" vollkommen berechtigt. Darin wird übrigens nicht etwa pauschal behauptet, dass bewaffneter Widerstand "von vornherein zum Scheitern verurteilt" sei. Es wird vielmehr über eine bestimmte Form von bewaffnetem Widerstand gesprochen und davon, dass zum Scheitern verurteilt ist, was sich nicht auch nur ansatzweise auf die sozialen- und Klassenkämpfe bezieht. Und da hat der Kommentator recht, die CCC, ebenso wie die RAF und andere bewaffnete Grüppchen dieser Spielart, haben ihr Selbstverständnis nicht aus der Situation in Belgien oder der BRD gezogen, sondern sich als Filiale einer globalen antiimperialistischen Front verstanden. Und das obwohl z.B. Che Guevara mit einer ähnlich aufgesetzt operierenden Guerilla in Bolivien bereits katastrophal gescheitert war. "Bewaffneten Kampf" haben übrigens eine Vielzahl von Gruppen geführt und das mit völlig unterschiedlichen Konzepten (Von der Fabrikguerilla, über die Guerilla der spanischen Anarcho-Syndikalisten bis zu Francos Tod, bis hin zu linksnationalistischen Saubermännern vom Schlage der IRA). Die lassen sich nicht auch nur ansatzweise in einen Topf werfen und auch nicht von der Antiimp-Guerilla der "einen Front" vereinnahmen.
CCC - eine Front?
Tja, es ist ja richtig und gut, dass du bzw. ihr schon eine Meinung darüber habt, aber ist es nicht so, dass "eine Diskussion, die nicht geführt wird" auch zu keinem Ergebnis kommen wird?
Bedeutet das also nicht, dass die radikale Linke sich der Erfahrungen - seien es Siege oder eben auch die zahlreichen Fehler - annehmen muss und diese offenlegen und diskutieren muss. Und ist es nicht so, dass in der momentanen Situation viele radikale Linke ihre Anknüpfungspuntke eher in der Linkspartei sehen, als in der Tradition der revolutionären Linken?
Von daher stellt es doch eine Notwendigkeit dar, die verschütt gegangenen (revolutionären) Erfahrungen auszugraben, diese verwertbar zu machen und darüber zu diskutieren.
Und nur ganz nebenbei: Die CCC hat das Frontkonzept kritisiert und hatte Kritik an der RAF - unter anderem, dass diese sich zu wenig auf die deutsche Klasse bezogen haben, was sie versucht haben dann umzuetzen...
Nur so viel dazu.