Rund 2000 Demonstranten haben am Montagabend in Freiburg mehr als
dreieinhalb Stunden lang gegen die Nato protestiert. Die Demonstration,
die von einem großen Aufgebot der Polizei begleitet wurde, verlief
weitgehend friedlich.
Es kam lediglich zu kleineren Zwischenfällen bei der nichtangemeldeten
Demonstration. Sechs Nato-Gegner wurden vorübergehend festgenommen,
fünf setzte die Polizei wieder auf freien Fuß. Den sechs Demonstranten
wird unter anderem vorgeworfen, illegal Waffen besessen und
Polizeibeamte angegriffen zu haben – dies war der Grund, weshalb die
Polizei einige Personen während der Demonstration aus dem Protestzug
herauszog.
Der Zug hatte die Freiburger Innenstadt am frühen Abend lahmgelegt,
viele Geschäfte hatten früher geschlossen. Schon den ganzen Nachmittag
über hatte die Polizei alle Zufahrtsstraßen nach Freiburg kontrolliert.
Verstärkt wurde die baden-württembergische Polizei auch durch Einheiten
aus Hessen.
Auffallend war, dass viele Passanten den dreieinhalbstündigen
Demonstrationszug begleiteten. Harry Hochuli, Chef des Polizeireviers
Freiburg-Nord, führte dies auch auf einen Artikel in der "Bild"-Zeitung
im Vorfeld der Demonstration zurück, wo von 3000 erwarteten
gewaltbereiten Gipfelgegnern und erwarteten Krawallen berichtet worden
war.
Unter den 2000 Demonstranten waren laut Einsatzleiter Hochuli rund 200
Mitglieder des Schwarzen Blocks, viele davon vermummt. Der habe sich
aber als "halbwegs handelbar" erwiesen, so Hochuli. Sein Fazit: "Ich
bin mit dem Verlauf im Großen und Ganzen zufrieden." Die Polizei habe
stets wechselnde Ansprechpartner unter den Demonstranten gehabt, so
dass für die Streckenführung des Demonstrationszuges Kompromisse
gefunden werden konnten. Besorgt zeigte sich Hochuli darüber, dass eine
Reihe von Protestlern alkoholisiert waren und Bierflaschen bei sich
hatten.
Ein paar brenzlige Situation gab es jedoch – beispielsweise am
Siegesdenkmal, als die Demonstranten eigentlich die Habsburgerstraße
über die Hermann-Herder-Straße zum Kreiswehrersatzamt, zur
Justizvollzugsanstalt und zum Ernst-Mach-Institut des
Fraunhofer-Instituts ziehen wollten, wo in der Ballistik geforscht
wird. Dies ließ die Polizei nicht zu, stattdessen führte sie die
Demonstranten über den Friedrich- und den Rotteckring zum Hauptbahnhof,
wo es zu kleinen Rangeleien kam, als laut Augenzeugen einzelne
Gegenstände flogen, die eingesetzten Polizisten allesamt ihre Helmen
aufsetzten und die Demonstranten "Helme ab" und "Die Bullen sollen sich
verpissen" skandierten.
Mehrfach war unterwegs über den Demo-Weg verhandelt worden – die
Polizei bekam es dabei mit wechselnden Ansprechpartnern zu tun. Heraus
kam ein Kompromiss: "Am Ende hat bei der Route keiner seine
Idealvorstellung durchsetzen können", meinte Hochuli.
Als Beobachter war auch Dieter Schneider, der Generalinspekteur der
Polizei Baden-Württemberg, während des ganzen Protestzuges mit dabei.
"Es war gottseidank nicht der befürchtete Auftakt mit Krawallen hier in
der Stadt", meinte er. Die Polizei, so der Generalinspekteur, habe sich
gut auf die Demo eingestellt: "Nicht durch starke Kräfte, sondern auch
durch Anti-Konflikt-Teams, die überall sichtbar waren und das Gespräch
gesucht haben. Sie haben zur Deesakalation mit beigetragen."
Coinneach McCabe, Stadtrat der Grünen Alternative Freiburg, meinte, die
Demo sei gut gelaufen. Er kritisierte das Polizeiaufgebot als
übertrieben. Auch das Helmaufsetzen am Hauptbahnhof während des
Protestzuges habe die Teilnehmer unnötig provoziert: "Ich habe keinen
wirklichen Anlass dafür gesehen", sagt er am späten Abend der Badischen
Zeitung.
Demonstranten?
Übrigens waren etwa die Hälfte der Demo-TeilnehmerInnen weiblich...