Die AfD-Jugendorganisation "Junge Alternative" (JA) lädt für Samstag, den 22. Juli, zum großen AfD-Sommerfest ins PIRATES direkt an der Spree. Neben Livemusik und Bufett soll Alice Weidel, die Spitzenkandidatin zur Bundestagswahl 2017, auftreten. Los gehts um 15 Uhr, Kostenbeitrag 10 Euro. Offensichtlich ist aber nicht die JA für das Sommerfest verantwortlich, sondern der Landesvorstand der AfD. Anmeldungen sollen direkt an die Berliner Geschäftsstelle gehen. Bisher ist die Veranstaltung dort noch nicht als Termin gelistet. Wahrscheinlich wollen die RassistInnen unter sich bleiben.
In letzter Zeit häufen sich wieder die Veranstaltungen der AfD/JA in Berlin, weil das eigene Spektrum für den Wahlkampf motiviert und mobilisiert werden muss. Bisher fanden diese Veranstaltungen aber eher am Wannsee (BonVerde), in Zehlendorf (bei der Gothia), in Charlottenburg (Ratskeller), in Reinickendorf (Maestral), in Heinersdorf oder in Mahlsdorf (Restaurant "Mittelpunkt der Erde") statt. Dass sie sich nun außgerechnet für ihr wichtigste Wahlkampfevent den Grenzstreifen zwischen Friedrichshain und Kreuzberg ausgesucht haben, dürfte politisches Kalkül sein. Wie schon Pro Deutschland, die NPD oder Bärgida liegt auch der AfD viel daran in politisch eher linke Gebiete einzufallen um Stärke zu demonstrieren.
Bisher hat der örtliche Kreisverband nicht viel auf die Reihe gekriegt. Die letzten (nachweisbaren) Aktivitäten waren zu Wahlkampfzeiten 2016. Größere Veranstaltungen fanden schon gar nicht statt. Zu gefährlich. Zu provokativ. Der kleine Haufen um Frank Scheermesser hat genug zu tun um sich selbst über Wasser zu halten. Sybille Schmidt, die ehemalige SPDlerin, die für die AfD in der Bezirksverordnetenversammlung sitzt, hat nicht viele Kapazitäten. Sie arbeitet mittlerweile für die AfD-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Ihr BVV-Kollege Christof Meuren (Versicherungsvertreter für die Allianz) ist mit der Arbeit im Regionalparlament völlig überfordert. Der dritte AfDler, der in Friedrichshain-Kreuzberg einen Sitz in der BVV errungen hat, ist seit seiner Wahl, aus Altersgründen (ist gerade 90 geworden), nicht aufgetaucht. Lediglich zwei aktive Wahlkämpfer hat die Partei: Dieter Böhm (Rentner) und Ralf Ziegler. Im letzten Jahr kamen AfDler aus anderen Bezirken (v.a. aus Stegliz) um Unterschriften zum Wahlantritt zu sammeln. Mit dem Sommerfest wollen sie den schwachen Strukturen wieder ein Geschenk machen.
Und die Junge Alternative? Nach dem Desaster mit dem Identitären-Aufmarsch am 17. Juni müssen auch die JungfaschistInnen wieder Aufbauarbeit nach innen betreiben, um wieder handlungsfähig zu werden. Einer ihrer wichtigsten Kader, Jannik Brämer, wurde wegen versuchter Körperverletzung an einem Bullen bundesweit durch den Pressekakao gezogen. Er musste von allen Ämtern zurücktreten. Auch Jörg Sobolewski, Burschenschafter und im JA-Vorstand, steht in der Kritik bei Identitären Aktionen dabeigewesen zu sein. Jetzt will er in den Bundestag (steht auf der AfD-Landesliste) und muss sich distanzieren. Bei Joel Bußmann (ebenfalls im Vorstand JA) ist es ähnlich. Er arbeitet im Abgeordnetenhaus für den AfDler Thorsten Weiß, war bei Identitären-Aktionen dabei und muss sich nun entscheiden zwischen Parteikarriere und "Jugendrevolte". Das Sommerfest am 22. Juli soll der JA dazu dienen die Wogen zu glätten und um den politischen Nachwuchs zu binden.
Ob das PIRATES (Mühlenstr. 78 - 80, 10243 Berlin, +49 30 97002414, reservierung@piratesberlin.com) der richtige Ort dafür ist...
Abgesagt
Absage für AfD-Jugendorganisation Kein BBQ für die junge AfD
In Friedrichshain-Kreuzberg wollte die Junge Alternative am Samstag ihr Sommerfest feiern. Doch daraus wird nichts: Das Restaurant hat abgesagt.
„Livemusik und ein tolles Beach BBQ Buffet“, hatte der Landesverband der Jungen Alternative (JA), die Jugendorganisation der AfD, seinen Fans versprochen. Im Restaurant Pirates, direkt an der Spree zwischen Friedrichshain und Kreuzberg, wollte die Gruppe an diesem Samstag ihr Sommerfest feiern. Als besonderer Gast war die AfD-Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl, Alice Weidel, angekündigt.
Doch daraus wird nichts: „Nachdem wir erfahren haben, dass es sich bei den Gästen um die Junge Alternative handelt, haben wir heute die Veranstaltung abgesagt“, sagte ein Mitarbeiter des Pirates am Montag der taz. Die Buchung sei über eine Einzelperson gelaufen. Bisher habe das Restaurant nicht gewusst, dass dort ein JA-Sommerfest geplant war.
Thorsten Weiß, AfD-Abgeordneter, Vorsitzender der Jungen Alternativen und nach eigenen Angaben im „verantwortlichen Organisationsteam“ des Festes, sagte auf Anfrage, die JA sei gerade dabei, den „Sachverhalt zu prüfen“. Sollte es tatsächlich eine Absage geben, werde es aber sicher nicht möglich sein, auf die Schnelle einen Ersatzort zu finden. Das Fest müsse dann abgesagt werden.
Protest in Alt-Glienicke
Die AfD und ihre Ableger haben sich schon vielfach darüber beschwert, in Berlin kaum Räume für ihre Veranstaltungen zu finden. Fündig wird die Partei meist nur am Stadtrand; für größere Veranstaltungen musste sie auch schon nach Brandenburg ausweichen. Ein Sommerfest direkt an der Oberbaumbrücke wäre auch deswegen ein Coup gewesen für die Junge Alternative: Der AfD wäre diese Demonstration von Stärke im Wahlkampf gerade recht gekommen.
In Alt-Glienicke soll es am Dienstagabend eine Demonstration gegen die AfD geben: Das Bündnis Uffmucken ruft dazu auf, gegen eine Veranstaltung der Partei im Bürgerhaus zu protestieren, wo die AfD einen „Bürgerdialog“ veranstalten will. Das Bürgerhaus befindet sich direkt neben einer Flüchtlingsunterkunft, gegen die in Alt-Glienicke immer wieder protestiert wurde. Die Gegendemonstration soll um 18 Uhr am S-Bahnhof Grünallee beginnen.
https://taz.de/Absage-fuer-AfD-Jugendorganisation/!5427114/