Redneck Revolt und der John Brown Gun Club

redneck revolt

Redneck Revolt ist ein Netzwerk in den so genannten USA, aus hauptsächlich weißen Leuten aus der Arbeiter_Innenklasse, die sich der Bekämpfung der Ideologie weißer Vorherrschaft verschrieben haben. Sie versuchen unter anderem, die Geschichte von anti-kapitalistischem und anti-rassistischem Widerstand durch weiße Arbeiter_Innen für die weiße Arbeiter_Innenklasse sichtbarer und anknüpfbarer zu machen und aufzuzeigen, dass die weiße Arbeiter_Innenklasse durch die Unterstützung weißer Vorherrschaft zwar relative Privilegien erhält, aber letztendlich ihre eigene unterdrückte Position zementiert. Eine weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit ist das Vorantreiben von Initiativen im Bereich der bewaffneten Selbstverteidigung gegen reaktionäre und faschistische Milizen und Straßenbewegungen.

Es folgen Übersetzungen von zwei Texten: ein Interview mit  einem Mitglied von Redneck Revolt  und ein Aktionsbericht des John Brown Gun Clubs aus Phoenix, Arizona, der Teil des Redneck Revolt Netzwerks ist. Beide Texte sind auf englisch auf itsgoingdown.org lesbar.

Der Kontext, aus dem die Texte stammen, ist natürlich ein anderer als der hier in Schland, doch die Texte werfen Fragen auf, die auch hier von Bedeutung sind. Eine lässt sich direkt aus dem Interview zitieren:

 

"Wie weit war die Linke, insbesondere in den letzten zwanzig Jahren, daran beteiligt, die weiße Arbeiter_Innenklasse den Rechten auf einem Tablett zu servieren?"

 

Zum Begriff "Redneck"

“Der Begriff “Redneck” hat eine lang und komplexe Geschichte. Eine der ersten Erwähnungen findet der Begriff in den 1890ern, wo er folgendes meint: “ärmere Bewohner der ländlichen Regionen...Männer, die im Feld arbeiten, haben üblicherweise durch Sonnenbrand gerötete Haut, speziell im Nacken”.

1921 wurde der Begriff gleichbedeutend mit bewaffnetem Aufstand gegen den Staat, als Mitglieder der United Mine Workers of America während der Schlacht von Blair Mountain rote Halstücher trugen. Die Schlacht von Blair Mountain war ein zweiwöchiger, race-übergreifender Arbeiter_Innenaufstand in den Kohlegebieten von West Virginia.

Heute hat der Begriff eine abwertende Konnotation, speziell unter städtischen Liberalen der Oberschicht, die alles mögliche unternehmen, um weiße Arbeiter_Innenklasse und Arme zu entmenschlichen. Begriffe wie “white-trash” stellen das Bild dar, das sich diese Liberalen aus der Oberschicht von der armen weißen Landbevölkerung machen.”

- redneckrevolt.org


Interview

engl. Fassung mit weiterführenden Links


Was genau hat euch zur Gründung von Redneck Revolt bewegt?

Redneck Revolt entwickelte sich aus der Arbeit des John Brown Gun Club, einer Arbeitsgruppe des Kansas Mutual Aid Collective (Kollektiv für gegenseitige Hilfe), das von 2002-2008 in Lawrence, Kansas aktiv war. Der Fokus des John Brown Gun Club lag darauf, zu versuchen, eine militante und bewaffnete Kultur innerhalb von bereits bestehenden Befreiungs- oder revolutionären Bewegungen zu entwickeln und gleichzeitig dem Ansturm rechter und reaktionärer Rekrutierungsbemühungen in Communities der weißen Arbeiter_Innenklasse etwas entgegenzusetzen. Unsere Arbeit konzentrierte sich dabei hauptsächlich auf zwei Punkte: Erstens, Trainings für bewaffnete Community-Verteidigung und taktische Verteidigung anzubieten, um die Handlungsfähigkeit unserer Bewegungen zu vergrößern und Feuerwaffen zu entmystifizieren. Zweitens, auf sozialen oder wirtschaftlichen Zusammentreffen der weißen Arbeiter_Innenklasse zugegen zu sein, auf denen Gruppen wie der Klan, die Minutemen und weiße reaktionäre Milizen rekrutieren. Über die Jahre haben wir hunderte Menschen aus sozialen Bewegungen aus dem ganzen Land ausgebildet und auch an unzähligen Waffenshows und ähnlichen Events teilgenommen, um rassistische Rekrutierung zu verhindern.

 

Als Kansas Mutual Aid ihre Arbeit 2008 beendeten, zerfiel auch der John Brown Gun Club. Anfang 2009 wurde Redneck Revolt in Colorado gegründet und war begrenzt auf lokalen Waffenshows und auf Tea Party Demos in der Gegend um Denver präsent. Redneck Revolt begann, sich weniger auf bewaffnete Verteidigung innerhalb von bereits bestehenden Organisationen und sozialen Bewegungen zu konzentrieren sondern konzentrierte sich mehr auf das andere Ziel des John Brown Gun Club – den Aufbau einer anti-rassistischen Bewegung in der weißen Arbeiter_Innenklasse.


[Tea Party: rechtskonservative Protestbewegung]


Redneck Revolt nahm Ende 2009 eine Auszeit, bis 2016 entschieden wurde, das Konzept und das Projekt wieder frisch zu machen. Der Grund war, dass die Präsidentschaftskandidatur von Donald Trump die Ausbreitung von reaktionärer Ideologie und das Erstarken der faschistischen Bewegung auf Straßenebene zur Folge hatte.

Einige von uns hatten das Gefühl, dass es allershöchste Zeit war, das Projekt wiederzubeleben. Wir denken, dass die Analyse, die Redneck Revolt bietet, in diesem historischen Moment grundlegende Bedeutung hat, wenn es um eine mehrgleisige Strategie zur Bekämpfung des Aufstiegs reaktionärer Politik geht.

 

Habt ihr eine bestimmte politische Ideologie? Wenn ja, was hat euch dazu gebracht? Wenn nicht, warum?

Zum Großteil sind unsere Mitglieder anti-kapitalistische Libertäre oder Anarchist_Innen. Unsere Politik ist hauptsächlich dadurch geprägt, dass wir aus Communities der Arbeiter_Innenklasse kommen und dass wir die Fehler im Kapitalismus sehen und im Nationalstaat der ihn stützt. Wir kommen aus Communities, in denen es schon ein tiefes Misstrauen gegenüber Politiker_Innen, Bossen, Reichen und der Polizei gibt.

Dieser Klassenhintergrund und ein Fokus auf Klasse in unserer Organisierungsarbeit unterscheiden uns insofern deutlich von Gruppen wie SURJ (Standing Up For Racial Justice), dass wir uns aufgrund des Einflusses, den weiße Vorherrschaft auf die weiße Arbeiter_Innenklasse hat, organisieren. Es geht also nicht nur um unsere eigene Rolle bei der Aufrechterhaltung von weißer Vorherrschaft.

Was wir historisch beobachten können, ist, dass die weiße Arbeiter_Innenklasse sich als Fußvolk des Kapitalismus aufstellt, indem sie sich an eine Politik der weißen Vorherrschaft hält. Wir werden letzten Endes zu Handlanger_Innen und Vollstecker_Innen der Herrschaft und des Willens der kapitalistischen und politischen Klassen. Unser Ziel ist es, das Verständnis voranzutreiben, dass dies nicht nur Communities of color schadet, bedroht und zerstört, sondern auch dazu führt, dass weiße aus der Arbeiter_Innenklasse wenig bis keine wirtschaftliche oder politische Macht entwickeln können. Weiße Vorherrschaft ist ein Werkzeug, das gegen uns eingesetzt wird, auch, wenn wir es letztendlich sind, die es gegen people of color einsetzen.

Wir glauben nicht an eine Politik, die auf weißer Schuld oder der Bevormundung durch weiße “Wohltäter” oder “Retter” gründet, oder lediglich darauf, “richtige” oder “gute” Allies [Verbündete] im Verhältnis zu den Kämpfen anderer Menschen zu sein. Wir verstehen unseren Kampf als mit den Kämpfen von Communities der nicht-weißen Arbeiter_Innenklasse verflochten. Wir sehen, dass wir eine Verantwortung in der Abschaffung weißer Vorherrschaft und im Abbau von Kapitalismus und Nationalstaat haben. Und auch darin, an ihrer Stelle ein wirklich befreiendes, soziales, ökonomisches und politisches Projekt entstehen zu lassen.

 

[Verbündete: Zur Debatte um Ally Politics - Verbündetenpolitiken - siehe u.a. “Escalating Identity – Die Politik der Sicherheit, staatliche Aneignung & Aktivismus gegen Unterdrückung”, "Accomplices not Allies" oder "Revolutionary Solidarity".]


Wo wir von weißem Widerstand gegen den Kapitalismus sprechen – das ist keine Sache, über die wir besonders viel lernen, abgesehen vielleicht von ein paar unbedeutenden Annäherungen an die Arbeiterbewegung der Vereinigten Staaten in der Schule.

Weiße Arbeiter_Innen haben seit den Anfängen des Kapitalismus Widerstand gegen ihn geleistet. Genauso wie weiße Arme und Arbeiter_Innen dem Feudalismus und allen anderen Formen politischer und ökonomischer Unterwerfung Widerstand geleistet haben. Immer wenn ein Herrschaftssystem in der vorherrschenden Kultur verfestigt wurde, gab es Widerstand dagegen. Von den Ludditen in Europa, über die Pariser Kommune, die Revolutionen, die in Spanien und Russland stattfanden bis zur riesigen Arbeiter_Innenbewegung hier in den Vereinigten Staaten gab es Widerstand gegen den Kapitalismus.


[Ludditen: Bewegung engl. Textilarbeiter_Innen im 19. Jh., die gezielt Maschinen sabotierte und zerstörte.]


Die Momente, in denen dieser Widerstand in Nordamerika wirklich effektiv war, waren jedoch immer die, in denen die weißen Arbeiter_Innen sich auch in einem gemeinsamen Kampf mit communities of color verstanden und zusammen anfingen Gender-, Race- und Religionsübergreifende Bewegungen aufzubauen – um eine wirklich revolutionäre Arbeiter_Innenbewegung zu schaffen. Solche historischen Momente drücken sich in Kämpfen wie dem Redneck War/der Schlacht von Blair Mountain in West Viginia 1921 aus. Damals führten tausende weiße Arbeiter_Innen zusammen mit schwarzen und italienischstämmigen Minenarbeiter_Innen einen bewaffneten Aufstand gegen die Minenbosse und kämpften neun Tage lang in offenem Krieg.

Die US-Armee wurde eingesetzt, um den Arbeiter_Innenaufstand niederzuschlagen. Letztendlich wurde der Streik durch eine Übermacht besiegt, aber die Lehren daraus bleiben: Die größte Bedrohung für den Kapitalismus ist es, wenn die weiße Arbeiter_Innenklasse merkt, dass sie gemeinsame Interessen mit Arbeiter_Innen of color hat. Wenn weiße Arbeiter_Innen aufhören, das Fußvolk für Repression und Unterdrückung zu sein und stattdessen für die Befreiung aller Menschen kämpfen, ist die kapitalistische Klasse in Schwierigkeiten.

 

Wie haben Sozialist_Innen und Kommunist_Innen im 19. und 20. Jahrhundert versucht, diese durch Race bedingte Lücke zwischen den Arbeiter_Innen zu schließen?

Obwohl er nicht unbedingt Kommunist oder Sozialist gewesen ist, können wir nicht über solche Versuche im 19. Jahrhundert sprechen, ohne John Brown und das etwas beschränkte Erbe des weißen, militanten Widerstands gegen die Sklaverei Anfang und Mitte des 19. Jahrhunderts zu erwähnen. Während John Brown nicht der einzige militante Weiße war der den Kampf gegen die Sklaverei unterstützte, war er vielleicht der effektivste und ist zum Symbol für weißen Widerstand gegen weiße Vorherrschaft geworden.

Brown glaubte, dass Weiße ihre Leben riskieren müssten und einen revolutionären Krieg gegen Sklaverei und Knechtschaft führen sollten. Und genau das hat er getan. Er half dabei, in Kansas und Missouri einen heftigen Krieg für die Abschaffung der Sklaverei zu führen und führte dann eine kleine bewaffnete Bande dabei an, das Bundesarsenal bei Harper's Ferry (im damaligen Virginia, jetzt West Virginia) zu besetzen und kurzzeitig zu halten. Brown und fast alle seiner Mitkämpfer_Innen zahlten den höchsten Preis für ihren versuchten Aufstand. [Anm. d. Übers.: Brown wurde gehängt] Jedoch wurde Harper's Ferry zu einem Wendepunkt, der das Land in die Geschehnisse stürzte, die sich zum Bürgerkrieg entwickeln sollten.

Sozialistische, kommunistische und anarchistische Organisierung war Ende des 19. und Anfang des 20. jahrhunderts außergewöhnlich präsent in migrantischen Communities und mobilisierte die Armen und die migrantische Arbeiter_Innenklasse zu Streiks und anderen Aktionen an der Arbeitsstelle. Emanzipatorische Organizer arbeiteten auf die Abschaffung der Rassentrennung in den Gewerkschaften und die Bildung inklusiver Gewerkschaften wie der IWW hin, die sich darauf konzentrierten, alle Arbeiter_Innen zu organisieren, egal welches Gender, welcher Race, Sprache oder Religion.

Später im 20. Jahrhundert wurde eine der wichtigsten politischen Formationen der jüngeren Geschichte geschaffen, als die Black Panther Party for Self Defense in Chicago sich mit Gruppierungen aus verschiedenen nationalen Befreiungs- und Arbeiter_Innenkämpfen verbündete und die Regenbogenkoalition (Rainbow Coalition, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen reaktionären Gruppe, die von Reverend Jesse Jackson ins Leben gerufen wurde) gründete. Die Regenbogenkoalition war eine Formation der Arbeiter_Innenklasse auf Straßenebene, die unter anderem Gruppen wie die Young Lords, das American Indian Movement, die Brown Berets, I Wor Kuen und die Young Patriots zusammenbrachte, um eine Race-übergreifende Bewegung gegen den Kapitalismus zu bilden.

 

[Young Lords: puertoricanische Unabhängigkeits-/ Befreiungsbewegung, American Indian Movement: Bewegung amerikanischer Indigener, Brown Berets: Chicano-Bewegung, I Wor Kuen: revolutionäre Organisation asiatisch-amerikanischer Menschen, Young Patriots: linke Organisation junger, weißer Arbeiter_Innen]


Diese Aktion von Fred Hampton von der Black Panther Party stellte eine der vielleicht wirksamsten und gefährlichsten Anstrengungen der BPP dar. Sie vereinte die schwarze, braune, weiße und asiatische Jugend der Arbeiter_Innenklasse in einer Straßenbewegung, die in der Lage war, die Grundfesten von weißer Vorherrschaft und Kapitalismus in den Vereinigten Staaten zu erschüttern. Letztendlich sollte Fred Hampton für seine Bemühungen zur Bildung der Regenbogenkoalition und andere Organisierungserfolge in Chicago ermordet werden.


[Fred Hampton: Vorsitzender der Ortsgruppe der BPP in Illinois]


  

Würdet ihr sagen, dass es gegenwärtig eine durch race bedingte Kluft zwischen Arbeiter_Innen gibt – in Anbetracht der Spannungen die das Thema Einwanderung begleiten?

Definitiv. Migration war immer einer der Faktoren, die die Arbeiter_Innenklasse in den Vereinigten Staaten und international gespalten hat. Es war der Konflikt zwischen migrantischen und “einheimischen” Arbeiter_Innen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, der es der organisierten Arbeiter_Innenbewegung an vielen Punkten erschwerte, effektiver zu sein. Dies war einer der Hauptgründe, weshalb die Schlacht von Blair Mountain so eine große Bedrohung hatte. Mitglieder der Vereinigten Minenarbeiter_Innen (United Mine Workers) hatten begonnen, nicht nur mit schwarzen, sondern auch migrantischen Arbeiter_Innen, hauptsächlich Italiener_Innen, zusammenzuarbeiten und deren Gewerkschaftsmitgliedschaft zu unterstützen. Diese waren in die Gegend gebracht worden, um den Zusammenhalt unter den Arbeiter_Innen und die Gewerkschaftsorganisierung zu destabilisieren.

Migrant_Innen und people of color werden leicht zu Sündenböcken für die Fehler des Kapitalismus. Solange man irgendeinen Außenseiter für die Probleme beschuldigen kann, denen man selbst und die eigene Community gegenübersteht, blickt man nicht auf den wirklichen Gegner: die hauptsächlich weiße Klasse der Reichen, die vom Elend under Ausbeutung aller anderen profitieren.

 

Würdet ihr sagen, dass es aufgrund des wirtschaftlichen Klimas der Arbeitslosigkeit, Freihandelsabkommen und ausgelagerter (outsourced) Arbeit einfacher ist, eine antikapitalistische Ideologie zu unterstützen? Dass die Leute empfänglicher dafür sind?

Wir befinden uns in einem historischen Moment, in dem viele Menschen aus einem breiten Spektrum der Arbeiter_Innenklasse den Kapitalismus wirklich in Frage stellen. Eine anti-kapitalistische Einstellung allein reicht jedoch nicht. Tatsächlich kann es völkermörderische Tendenzen haben, antikapitalistisch aber auch reaktionär zu sein. Da der Faschismus in seinem Wesen auch eine anti-kapitalistische Ideologie ist, müssen wir verstehen, dass in diesem historischen Moment, wo so viele unter dem Kapitalismus leiden und nach anderen Lebensweisen suchen, die Arbeiter_Innenklasse und zwar im speziellen die weiße Arbeiter_Innenklasse sehr viel empfänglicher für reaktionäre und faschistische Ideologien und Einflüsse ist. Exakt aufgrund der Tatsache, dass der Kapitalismus fast alle Menschen im Stich lässt, die weiße Arbeiter_Innenklasse miteinbezogen, hat weiße Vorherrschaft überhaupt ein festes Standbein.

Wir, als Menschen, die eine freiheitliche Welt wollen, müssen in diesem Moment innerhalb der weißen Arbeiter_Innenklasse mit viel Kraft und Durchhaltevemögen daran arbeiten, den Kurs in eine andere Richtung zu verändern, also weg von reaktionären und rassistischen Politiken. Wir müssen mehr tun, als nur in moralischen Phrasen darüber zu sprechen, dass weiße Vorherrschaft “falsch” ist. Wir müssen weißen Arbeiter_Innen zeigen, dass ihr Elend nicht von schwarzen, braunen oder migrantischen Arbeiter_Innen verursacht wird. Wir müssen in der Lage sein, ihnen dabei zu helfen, den tatsächlichen Gegner auszumachen: die reichen, hauptsächlich weißen Leute, die sich auf Kosten unserer Communities bereichern.

Die Menschen werden verzweifelter, je mehr sich die kapitalistische Verelendung ausbreitet. Werden wir zulassen, dass sie die Schocktruppen einer neuen Ausprägung weißer Vorherrschaft werden? Oder werden wir da sein und in der Lage sein, eine Alternative aufzeigen?

 

In Anbetracht der jüngeren Ereignisse in Dallas [Anm. d. Übers.: In Dallas wurde gezielt auf Polizist_Innen geschossen, fünf davon sind gestorben] – welche Effekte werden in der nächsten Zeit sichtbar werden? Wir können bereits beobachten, wie sich Geschichten verbreiten, wie z.B. die, dass es einen Plan gäbe, Polizist_Innen aus Baton Rouge zu töten.

Das hat natürlich Auswirkungen auf unsere Herangehensweisen, vor allem für die, die bewaffnete Verteidigung als eine funktionierende Taktik in unserem Repertoire unterstützen. Nach den Schießereien in Dallas und Baton Rouge ist jedoch etwas bemerkenswertes passiert; etwas, das nach der Tötung von Polizist_Innen in New York 2014 nicht passiert ist: Die Straßenbewegung hat sich verstärkt. Nach den Angriffen in New York City zog sich die Bewegung zurück und erlaubte die Rückkehr eines relativen sozialen Friedens. Das Gegenteil ist nach den Ereignissen in Dallas und Baton Rouge eingetreten. Auf der Straße hat unmittelbar danach fast niemand über Dallas geredet, oder darüber, dass auf die Polizei geschossen wird. Die Energie umzuleiten oder ihre Vereinnahmung durch die politische Klasse war fast unmöglich.

Eine Folge, auf die wir jedoch reagieren müssen, ist das vermehrte Aktivwerden von rechten paramilitärischen Gruppierungen in Bezug auf Straßenaktivitäten wie Demos von z.B. Black Lives Matter. In Phoenix, Oregon, Missouri und an anderen Orten gab es sofort Meldungen, dass Demonstrationen mit beträchtlichen bewaffneten reaktionären Gruppierungen konfrontiert waren.

Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass die bewaffnete Rechte auf unsere Proteste und Demos mit einer vergrößerten Präsenz reagieren wird. Es ist definitiv der falsche Moment, um über die Entwaffnung unserer eigenen sozialen Bewegungen zu sprechen.

 

Was haltet ihr davon, dass, wie im Artikel THIS WAS ALL INEVITABLE (Das war alles unvermeidlich) bemerkt wurde, “die selben rechten Reaktionäre, die dazu aufrufen, dass die Leute sich gegen ihre tyrannische Regierung bewaffnen sollen, jetzt herbeieilen, um Recht und Ordnung, den Staat und die Polizei, die diesem dient, zu verteidigen?”

Die weiße Arbeiter_Innenklasse wurde fortwährend dazu bewegt, mehr Loyalität denen gegenüber zu haben, die das verteidigen, was sie für “weiße Interessen” hält - auch wenn diese weißen Arbeiter_Innen ihren angeblich tiefen Überzeugungen in Bezug auf den Staat widersprechen, indem sie diese Loyalität zeigen. Die reaktionären Elemente der weißen Arbeiter_Innenklasse neigen dazu, sich anti-staatlich zu geben, bis Themen wie Grenzkontrolle und Recht und Ordnung auf den Tisch kommen. Das passiert genau deshalb, weil diese Leute der Idee auf den Leim gegangen sind, dass ihre Interessen von ihrer Race oder den relativen Privilegien bestimmt sind, die ihnen zugestanden werden, weil sie weiß sind oder sich “legal” in diesem Land aufhalten.

Diese Wahl wird jedoch von den meisten dieser Menschen nicht auf so eine berechnende Art getroffen, wie das vielleicht nach außen den Anschein hat.

 

Wie wird die weiße Arbeiter_Innenklasse von Trump manipuliert ? Denkt ihr, die Situation wird sich verschlechtern, wenn Trump nicht gewählt wird?

Die weiße Arbeiter_Innenklasse wird von allen Seiten manipuliert, darüber sollten wir uns im Klaren sein. Wenn es um institutionalisierte Organisation und politische Parteien geht, werden wir von der Rechten manipuliert und definitiv auch von der Linken. Weder Demokraten noch Republikaner vertreten die Interessen der Arbeiter_Innenklasse.

Trump jedoch spricht eine Sprache, die die weiße Arbeiter_Innenklasse versteht und auf die sie Bezug nehmen kann. Er nutzt sogar Sprache aus emanzipatorischeren Teilen der Linken, wenn er über die Wirtschaft und Zustände in Communities der Arbeiter_Innenklasse spricht. Er steht zum Beispiel gegen den Freihandel, ein Markenzeichen des globalisierten Kapitalismus. Er spricht davon, Arbeitsplätze zurück in die vereinigten Staaten zu holen. Und dann mischt er Angriffe auf Migrant_Innen und andere fremdenfeindliche Bemerkungen darunter, die Ängste der weißen bedienen. Er spricht in klaren und einfach zu verstehenden Häppchen. Obwohl er ein Milliardär ist, hat er Millionen Menschen überzeugt, dass er für sie und ihre Bedingungen spricht.

Das Problem ist, dass wir, als Teil der emanzipatorischen Linken, seit Jahrzehnten die weiße Arbeiter_Innenklasse aufgegeben und den Rechten überlassen haben. Wir gehen nicht rein in diese Communities und machen die schwierige Organisierungsarbeit. Wir haben weiße Arbeiter_Innen als rückständig und von Grund auf rassistisch abgestempelt. Während Gruppen wie SURJ und andere “anti-rassistische” weiße Gruppen sich der gleichen Sprache der weißen Vorherrschaft bedienen, um festzulegen, dass Weiße alle die gleichen Privilegien und die gleiche Macht in unserer Gesellschaft genießen, ohne Berücksichtigung von Klasse oder tatsächlichem ökonomischen oder politischen Einfluss, stellen sich Liberale aus der Oberschicht durchweg als besser und der weißen Arbeiter_Innenklasse überlegen dar. Im speziellen gegenüber der ländlich geprägten. Wir alle haben eine Situation geschaffen, in der weiße aus der Arbeiter_Innenklasse zurückgewiesen und nach rechts gedrängt werden, wo die Reaktionäre sie mit offenen Armen willkommen heißen.

Das soll nicht heißen, dass die weiße Arbeiter_Innenklasse nicht auch einen Teil dieser Ablehnung und Verspottung geschichtlich verdient hat. Sie hat sich schließlich hauptsächlich auf der falschen Seite der Geschichte und auf der falschen Seite der Kämpfe von anderen Arbeiter_Innen positioniert. Aber wir könnten schon die Frage stellen, wie die Tätigkeit der Linken die Festigung dieses Verhältnisses unterstützt hat. Wie weit war die Linke, insbesondere in den letzten zwanzig Jahren, daran beteiligt, die weiße Arbeiter_Innenklasse den Rechten auf einem Tablett zu servieren?

Egal ob Trump gewinnt oder verliert, das Terrain auf dem wir uns bewegen, ist in diesem gegenwärtigen Moment gefährlich und potenziell tödlich. Was uns zurückführt zu einem der anderen Tätigkeitsschwerpunkte unserer vergangenen Arbeit mit dem John Brown Gun Club, den wir neu durchdenken und wiederbeleben wollen. Wir brauchen wirklich ausgearbeitete Handlungsoptionen gegenüber dem Aufschwung reaktionärer und rassistischer Gewalt. Wir bauchen Modelle zur bewaffneten Verteidigung in jeder . Wir müssen in der Lage sein, auf Angriffe auf unsere en durch Rechte schnell reagieren zu können. Wir müssen aufhören, reaktionär zu sein, wenn es um bewaffnete Verteidigung geht. Es kommen gefährliche Zeiten auf uns zu. Werden wir bereit sein?

 

Wie können weiße Leute Black Lives Matter unterstützen?

Nochmal, es ist wichtig, sich ein Verständnis des Kämpfens zu machen, das nicht auf moralischen Phrasen und Aufrufen zu weißer Schuldigkeit basiert. Es ist fast unmöglich, die meisten weißen Arbeiter_Innen dazu zu bringen, zuzugeben, dass sie relative Privilegien in der Gesellschaft genießen und das Rassismus tatsächlich existiert, wenn sie damit beschäftigt sind über die Runden zu kommen und nicht aus ihrem verfallenden Haus zwangsgeräumt zu werden. Wir müssen also zuerst verstehen, dass sich weiße Arbeiter_Innen weiterhin auf der falschen Seite der sozialen Kämpfe inklusive Black Lives Matter befinden werden, bis wir anfangen unsere Bewegungen so zu gestalten, dass weiße Arbeiter_Innen verstehen, dass ihre Interessen auch mit der Beendigung von weißer Vorherrschaft zusammengehen.

Es ist also an uns, als weiße, in Communities der weißen Arbeiter_Innen zu organisieren, mit den Bedingungen vor Ort umzugehen und auf die reichhaltige Geschichte und Kultur von weißen Arbeiter_Innen aufzubauen, die mit Armen und Arbeiter_Innen of color in Solidarität verbunden waren, um die Macht von Staat, Kapital und weißer Vorherrschaft in Frage zu stellen. Verbündeten-Checklisten zu veröffentlichen und endlose Workshops zu weißen Privilegien zu veranstalten wird nie genug sein, und hat dabei geholfen, die Situation zu erhalten, in der wir uns jetzt befinden. Wir brauchen Leute vor Ort, auf dem Boden. Bei Waffenshows, NASCAR-Rennen, auf Tauschtreffen und Flohmärkten. Wir brauchen Leute in den Communities der weißen Arbeiter_Innen, die deren Sprache sprechen und sie hin zu einer emanzipatorischen politischen Orientierung verändern. Wir müssen in der Lage sein, die Bedingungen, denen sich weiße Arbeiter_Innen gegenüber sehen mit den Bedingungen, die vor Ort in Communities of color herrschen, ins Verhältnis zu setzen.

Wir müssen bevormundende Verbündetenpolitiken (ally politics) hinter uns lassen, die von der weißen Arbeiter_Innenklasse in den selben Begriffen weißer Vorherrschaft sprechen. Weiße Arbeiter_Innen haben nicht mehr mit weißen reichen Leuten gemein, nur weil wir weiß sind. Wir haben mehr gemeinsam mit Menschen der Arbeiter_Innenklasse aller Races und Religionen. Wenn wir als anti-rassistische weiße Arbeiter_Innen nicht die Energie aufbringen, diese Arbeit zu machen, und ein Verständnis für diese Realität bei den anderen Leuten in unserer zu schaffen, dann machen wir was falsch.

Black Lives Matter und people of color brauchen nicht mehr weiße Verbündete, die sich dann besser fühlen, weil sie Verbündete sind, sondern weiße Kompliz_Innen, die andere weiße davon abhalten, das Fußvolk von Völkermord und kolonialem Kapitalismus zu sein, und versuchen diese weißen auf unsere Seite zu bringen. Die eigentliche Frage ist, ob weitere weiße Leute bereit sind, diesen Schritt zu gehen. Denn es gibt jede Menge zu tun und die gegenwärtigen Bemühungen von weißen “Anti-Rassist_Innen” sind eher kontraproduktiv, als dass sie irgendwie helfen würden, die Realität in dieser Richtung zu verändern.

 

 

Aktionsbericht des John Brown Gun Club aus Phoenix vom 25. März 2017

englische Fassung

 

[open carry bezeichnet die Praxis, in der Öffentlichkeit Feuerwaffen zu tragen. Der Begriff ist hier teilweise mit offen tragen und tragen übersetzt worden.]

[Die Fotos sind von der Facebookseite des John Brown Gun Club Phoenix]

 

Am 25. März schickte der John Brown Gun Club Phoenix ein offen tragendes Community- Verteidigungskontingent zur Make America Great Again Demo (Macht Amerika wieder groß) am Arizona State Capitol. Wir trugen in Formation mit einem bewaffneten Kontingent der Arizona Brown Berets und in in Solidarität mit der Antifaschistischen Aktion Phoenix.

Der John Brown Gun Club Phoenix ist eine Ortsgruppe des landesweiten Netzwerks Redneck Revolt. Als Gun Club trainieren wir zusammen Community-Verteidigung, und bieten vor Ort Feuerwaffen- und Sicherheitsausbildung an. Unsere Mitgliedschaft besteht aus Menschen verschiedener Identitäten und unterschiedlicher kultureller und politischer Hintergründe, aber wir arbeiten unter gemeinsamen Zielen zusammen. Diese Ziele sind das Verhindern von Rekrutierung durch Verfechter_Innen weißer Vorherrschaft in unseren Communities, das Schaffen von Einigkeit in der Arbeiter_Innenklasse und der Aufbau von Netzwerken zur Community-Verteidigung.

Am Morgen der MAGA Demo kamen wir ungefähr eine halbe Stunde früher am Capitol an und formierten uns auf der anderen Straßenseite des geplanten Kundgebungsortes. Wir bildeten eine open ranks Formation mit den Brown Berets und unseren Leuten, während die Antifa Phoenix sich auf unserer linken Flanke hielt.

Wir waren in Position, bevor die MAGA Demo das Capitol erreichte und als die 60-70 Demoteilnehmer_Innen sich dem Rasen vor dem Capitol näherten, versuchten viele von ihnen, us zu provozieren, indem sie über die Straße brüllten. Wir hielten unsere Position für mehr als zwei Stunden ohne Zwischenfälle, interagierten respektvoll, aber minimal mit Menschen, die sich unserer Formation näherten, hauptsächlich durch unsere vorher bestimmte Community-Kontaktperson. Währenddessen hielten wir gut sichtbar ein großes Banner hoch, das klar unsere Botschaft ausdrückte: Freiheit für ALLE Arbeiter_Innen.

Die MAGA Veranstaltung hatte weniger Teilnehmer_Innen als erwartet und die meisten verließen das Capitol um 13:30, früher als sie angekündigt hatten. Mehrere Vertreter der Medien und Journalisten kamen nach Ende der Demo an und waren schockiert, dass sie die ganze Veranstaltung verpasst hatten. Im Einklang mit unserem Umgang mit den Medien über den Tag hinweg, übergab unsere Presseperson ihnen unsere Erklärung und forderte sie auf, sich doch per Mail bei uns zu melden, um direkte Aussagen über unsere Aktion zu erhalten. Unsere Koalition hatte bereits vorher entschieden pünktlich um zwei Uhr den Ort zu verlassen. Wir formierten us und verließen den Park in einer Kolonnenformation und gingen auf dem Gehsteig zurück zu unserem Parkplatz. Dies war nicht als Demo oder Protest gedacht, sondern als organisierter Abzug unserer Teilnehmer_Innen.

 

Irgendwann fing ein Mann an uns zu folgen und uns mit seinem Handy zu filmen. Ohne die Absichten der Person zu kennen, bot unser Pressekontakt ihm einen Flyer mit unserer Erklärung und Kontaktinformationen an, und erklärte sich bereit, Fragen per email zu beantworten. Der Mann schien anfangs freundlich, folgte uns aber weiterhin. Zu diesem Zeitpunkt waren wir mehr als einen Block von dem Ort weg, an dem die Demo stattgefunden hatte, und seine Absichten wurden unklarer. Die MAGA Demo war bereits seit mehr als einer halben Stunde vorbei und wir waren dabei zu gehen, wie alle anderen. Unser Pressekontakt bat ihn respektvoll, uns nicht zu unseren Autos zu folgen und er fing an aggressiv zu werden. Der Mann sagte, er sei Journalist, wollte aber weder seinen Namen angeben, noch seinen Presseausweis zeigen, um diese Behauptung zu stützen. Sein Verhalten und sein feindseliger Ton waren mit dem einiger Demoteilnehmer_Innen vergleichbar, mit denen wir vorher am selben Tag zu tun gehabt hatten. Er kam einigen unserer Mitglieder_Innen sehr nahe und drang dann in einem Moment in unsere Formation ein und trat einer Person aufs Bein. Er pochte wiederholt auf sein Recht, uns in der Öffentlichkeit zu filmen, was wir nicht anzweifeln. Wir erwarten Dokumentation unserer Aktionen, aber wir verstehen seltsame Leute, die uns folgen nicht als freundlich, und sehen es auch nicht als Kleinigkeit an, wenn irgendeine uns fremde Person in unsere Formation eindringt, während wir offen tragen.

Zu dieser Zeit mussten wir uns einen Abzugsplan überlegen, um die Sicherheit unserer Mitglieder_Innen und der Leute in unserer Koalition zu gewährleisten. Wir bewegten einige unserer Leute nach vorne, um den Mann gezielt abzulenken, während alle anderen die Situation verließen, da er sich weigerte sich zu erkennen zu geben und aufzuhören, uns zu unseren Autos zu folgen. Wir finden es höchst unprofessionell für einen Journalisten, uns auf die Art und Weise zu begegnen, wie dieser Mann es getan hat, die Nicht-Nennung seines Namens und das Nichtzeigen seines Presseausweises eingeschlossen. In Anbetracht des politischen Klimas, in dem wir uns befinden und dem Maß an Risiko, das mit unserer Arbeit einhergeht, hatten wir guten Grund, besorgt zu sein. Wir eskalieren nicht hin zur Gewaltanwendung, ohne zuvor alle anderen Mittel erschöpft zu haben, also entschieden wir, die aggressive Person abzulenken und unsere Mitglieder_Innen sicher zu rauszubringen, was ohne weitere Zwischenfälle getan wurde.

Seit der MAGA Aktion haben wir eine Menge Reaktionen von Leuten überall auf der Welt und quer durch das politische Spektrum bekommen. Einige Angehörige von Milizen sind mit uns in Kontakt getreten, um in einen offenen Dialog über Politik und das, wo für wir stehen, zu gehen. Andere haben uns auf sozialen Medien und Websites angegriffen und bedroht. Es ist offensichtlich, dass die Rechte die Realität spürt, dass sie nicht die einzigen bewaffneten Kontingente in den Straßen sind. Es ist zu hunderten von persönlichen Angriffen auf uns gekommen, von Vorwürfen, wir hätten durch unsere schwere Bewaffnung Kinder bedroht, bis zu Behauptungen, dass wir nur Soft-Air Waffen gehabt hätten.

Insgesamt werten wir die Aktion als extrem erfolgreich. Wir haben Wochen damit vebracht, für diese open carry Operation zu trainieren. Es war unsere erste in Formation, und wir sind stolz auf das Auftreten unserer Mitglieder_Innen und ihre Zurückhaltung während der Aktion. Auch wenn wir bereits vorher an open carry Protesten teilgenommen haben, hatte davon die Größenordnung der jetzigen Aktion. Wir sind auch stolz darauf, an der Seite der Brown Berets gewesen zu sein und wir haben für ihre Disziplin nichts als Respekt und Bewunderung übrig. Als John Brown Gun Club Phoenix steht uns viel Arbeit und Training bevor, es gilt Ausrüstung und Waffen zu sammeln. Wir werden aber mit unserer Haupttätigkeit fortfahren: Community-Mobilisierung zur Verteidigung derjenigen, die den Angriffen des Trump Regimes und seiner reaktionären Unterstützer_Innen ausgesetzt sind.

Unsere Absichtserklärung, die wir an alle verteilt haben, die Fragen hatten, liest sich wie folgt:

 

Wir stehen für die Freiheit aller Menschen.

Wir sind arme Menschen und Menschen aus der Arbeiter_Innenklasse. Wir sind heute nicht als eure Feinde hier. Aber Jüd_Innen, Muslim_Innen, Geflüchtete, Menschen of color, Eingeborene, queere und Transmenschen, Alte, oder andere, die jetzt von der Trump Regierung angegriffen werden, sind auch nicht eure Feinde. Wir sind von den Politiker_Innen jeglicher Richtung lang genug getäuscht und betrogen worden. Wir laufen weiterhin den gleichen Politiker_Innen hinterher, während sie Versprechen auf Versprechen brechen und hart arbeitende und um ihre Existenz kämpfende Menschen im Stich lassen. Ob Demokrat_In oder Republikaner_In, es sind immer die gleichen: Reiche Politiker_Innen, die sich auf unser aller Kosten bereichern. Egal welche Lügen sie uns darüber erzählen, dass sie Verfechter_Innen der Rechte des “ganz normalen Bürgers” oder des “kleinen Mannes” sind, letztendlich verhalten sie sich alle gleich.

Wir könne jetzt zusehen, wie sie Vorbereitungen treffen, das Budget für Essen auf Rädern zu kürzen, und damit zehntausenden alten Bürger_Innen das Essen verweigern, dass sie zum überleben brauchen. Wir sehen weiter, wie die neue Regierung Menschen allein für die Religion, die sie ausüben, angreift oder zu Zielen erklärt. Wir schaudern, während der der Sumpf nicht trockengelegt wird, sondern durch weitere korrupte Wall Street Betrüger immer tiefer wird. Wir sind schockiert, dass die Regierung Kleinbäuer_Innen und Hausbesitzer_Innen enteignet um eine riesige Grenzmauer zu bauen. Jeden Tag wird ein neuer executive order unterschrieben, durch die unser “Präsident des kleinen Mannes” mit einzigen Federstrich regiert und jeglichen Glauben, den wir an unsere demokratischen Prozess hatten, ad absurdum führt.

Gleichzeitig sind wir so beschäftigt damit, uns gegenseitig anzugreifen, dass wir überhaupt nicht in der Lage sind, uns gegen die Leute zu wehren, die tatsächlich Ton angeben. Wir, die lieber den mexikanischen Tagelöhner angreifen, als den reichen Vorstand eines Unternehmens. Wir, die gegen die Errichtung neuer Moscheen auf die Straße gegangen sind, statt sicherzustellen, dass alle Kinder in unserer Stadt sauberes Trinkwasser haben. Wir, die öffentlich dazu aufgerufen haben, Black Lives Matter Aktivist_Innen anzugreifen und festzunehmen, statt dazu, Milliardäre zu bestrafen, die unsere Krankenversicherung und Rente aushöhlen. Wir haben nach denen getreten, mit denen wir viel mehr gemeinsam haben, Leute, die eigentlich unsere Verbündeten sein sollten, statt nach denen, die das gesamte System ausnützen und von unserem Elend profitieren.

Die einzigen Menschen, die daraus Gewinn ziehen sind die Politiker_Innen und die wirtschaftliche Elite, die sie schützen. Während wir damit beschäftigt sind, gegen Schwarze, Migrant_Innen, queere Menschen und Muslime zu kämpfen, zerfallen unsere Gemeinschaften. Während wir Wutanfälle kriegen, weil syrische Kriegswaisen vielleicht in unsere Stadt ziehen, haben unsere eignen Kinder nicht genug zu essen. Während wir andere marginalisierte und ausgebeutete Leute angreifen, schauen die Reichen und die Politiker_Innen zu und lachen drüber.

Alle Menschen, die wirkliche Freiheit und eine bessere Zukunft wollen, stehen vor einer Entscheidung. Wir können uns dafür entscheiden, Leute allein dafür anzugreifen, dass sie eine andere Hautfarbe, Religion, sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität, oder ein anderes Geburtsland als wir haben. Oder wir können uns entscheiden, für die Freiheit aller Menschen zu kämpfen. Wir müssen eine Seite wählen, und wir müssen es jetzt tun.

Wir müssen die Communities, auf die gerade losgegangen wird, um jeden Preis verteidigen. Wir werden nicht einfach zusehen, wie unsere Arbeitskolleg_Innen, Nachbar_Innen, Freund_Innen und Familien uns weggenommen, ermordet, deportiert, ohne Grund eingesperrt werden, sie “verschwinden” und ihnen Gewalt angetan wird. Wir haben weit mehr mit einem migrantischen, geflüchteten oder schwarzen Arbeitskollegen gemeinsam, als wir es jemals mit einem milliardenschweren Politiker haben werden, und wir werden wie die Hölle kämpfen, um sie zu schützen.

Heute stehen wir nicht als eure Feinde hier. Wir stehen hier, um euch zu zeigen, dass es andere Möglichkeiten gibt. Wir stehen hier, um euch zu zeigen, dass die Leute nicht einfach dabei zusehen werden, wie ihre Communities zerstört werden. Wir stehen hier mit Hoffnung auf eine bessere Zukunft, eine, für deren Verteidigung wir alle zusammenarbeiten müssen.

 

[Eine schönere Version dieses Artikels, mit mehr Bildern und angenehmer zu lesen, gibt es auf breach.noblogs.org 

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dieser überwiegend rassisch heterogenen Comunity von männlichen, Hetrosexuellen,  Waffenfetischisten vermutlich aus dem christlichen Kulturkreis die stolze White Trash Rednecks sind?

Ich verstehe nicht was daran jetzt Links , Progressiv oder sonstwie antifaschistisch ist. Da sind keine Queeren, Schwarzen, Behinderten, Muslime, orthodoxe Juden oder ähnliche Anzahl an Frauen dabei.

Was unterscheidet diese Leute von rechtsgerichteten Milizen? Das schöne Halstuch?

Warum brauchen Andersfarbige, Queere oder religiöse Minderheiten eine weiße Miliz aus Rednecks die größtenteils unter sich bleiben?

... den Text überhaupt gelesen? Wohl eher nicht. In wie vielen Antifa- oder Autonomen Gruppen sind hauptsächlich weiße heterosexuelle Männer dabei? Ihre Arbeit wird dadurch nicht weniger antifaschistisch oder weniger links. Im wesentlichen unterscheidet diese Leute von rechtsgerichteten Milizen wahrscheinlich wenig bis auf das komplette Weltbild, die politische Einstellung und natürlich das schöne Halstuch. Zur letzten Frage: Im Kampf gegen die reaktionäre Mobilmachung und den allgegenwertigen Kapitalismus ist jedeR der/die es ernst meint willkommen und muss nicht direkt von einzelnen Bestandteilen dieser Scheiße betroffen sein und vom Kapitalismus ist jedeR ArbeiterIn betroffen, schonmal was von Solidarität gehört? 

Auf dem Foto im Artikel ist auch das Transpi sehen. Einfach mal lesen, liebe/r erste/r Kommentator_in. Da steht ja schon alles drauf wofür die Gruppe einsteht.

"race-übergreifender Arbeiter_Innenaufstand"? Warum schreibst du nicht "rassen-übergreifender"? Ich habe das Gefühl das Wort "Rasse" stößt dir übel auf, aber eigentlich findest du es ganz nützlich.