Heidelberg: 200 Jahre Corps Suevia sind genug!

Das Haus des Corps Suevia - Klingenteichstraße 4

Vom 3. bis zum 6. Juni 2010 feiert das Heidelberger Corps Suevia als älteste deutsche Studentenverbindung mit großem Pomp sein 200. Gründungsjubiläum.
Lautet die Frage: Was gibt es da zu feiern? Die Antwort kann nur lauten: Es gibt nichts zu feiern!
Um das zu untermauern, sollen hier das Corps und seine faschistischen Traditionen sowie seine nationalistischen Seilschaften ein wenig beleuchtet werden.


Die Elite der Untertanen

Die studentischen Verbindungen oder Korporationen haben bei allen Unterschieden eines gemeinsam: In einem hierarchisch gegliederten Männerbund wird mit allerlei traditionellem Brimborium und streng festgelegten Ritualen die Erziehung der künftigen „Eliten der Nation“ betrieben. Saufen und Fechten sind dabei nicht nur Zeugnis von geschmackloser Traditionspflege, sondern dienen der Sozialisation zur „Elite der Untertanen“.

Ausschluss und öffentliche, strukturelle Diskriminierung von Frauen sind feste Bestandteile der verbindungsstudentischen Ideologie. Ganz offen propagieren Verbindungen auch heute noch ihren vorgestrigen patriarchalen Sexismus: „Unser Burschenbrauchtum ist immer auf eine männliche Gruppe abgestimmt. Die menschliche Weltordnung ist auf das männliche ausgerichtet.“ (Burschenschaftliche Blätter 1980) und „Corpsstudenten sind Männer, eine Integration des weiblichen Geschlechts würde als Fremdkörper wirken, einem Freundschaftsbund hinderlich.“ (Deutsche Corpszeitung, 1983) belegt.

Zentraler Bestandteil des korporativen Männlichkeitsideals ist Härte und Gewalt, sowohl gegen sich selbst, als auch gegen andere. Dies zeigt sich nicht nur in der Tradition der Mensur, sondern beispielsweise auch im systematischen Einsatz von Alkohol zum Zwecke der „Erziehung“ sowie in der hierarchischen Durchstrukturierung der Verbindungen.

Darin tun sich die Corps ganz besonders hervor. Ziel ist es, politische und wirtschaftliche Spitzenpositionen mit karriere- und hierarchiebewussten Männern zu besetzen. Programmatisch hat das 1990 der CDU-Rechtsaußen und vorbestrafte Steuerbetrüger Manfred Kanther als Alter Herr des Corps Guestphalia et Suevoborussia Marburg formuliert: „Wir wollen auch weiterhin national gesinnte Menschen in alle führenden Berufe unserer Gesellschaft entsenden.“

Faschistische Traditionen

Teil der Traditionspflege im Corps Suevia ist der vollkommen unkritische Umgang mit der eigenen völkischen und nationalsozialistischen Geschichte. Als verdienter Alter Herr wird bei der Suevia beispielsweise auch heute noch der SS-Mann Hanns Martin Schleyer gefeiert. Der hatte sich allerdings angesichts besserer Karrierechancen 1935 rechtzeitig aus dem Corps abgesetzt. Als Grund führte er seinen Protest darüber an, dass seine Corpsbrüder, die für ihre Verbindung schon lange bevor die Nazis einen Arierparagraphen eingeführt hatten, sich nicht schnell genug von zwei jüdischstämmigen Alten Herren getrennt hatten. Schleyer machte dann eine steile Kariere bei den Nazis:

„Auslese bedingt immer zugleich Ausmerze“, schrieb er 1937 im Hochschulführer der Universität Heidelberg und machte sich ans Werk. Er wurde Beauftragter des SD (Sicherheitsdienst der SS) für den Universitätsbereich in Heidelberg und später in Prag und denunzierte und verfolgte als solcher alle, die er als „Feinde der nationalen Bewegung“ ausmachte.

Dennoch erklärte der Kösener SC-Verband:„Hanns Martin Schleyers Verdienste um sein Corps Suevia in Heidelberg sind Verdienste um das Corpsstudententum in schwieriger Zeit gewesen! Wo er seine Spuren hinterlassen hat, werden sie unauslöschlich bleiben.“

Kein Wunder, denn allzu groß waren die ideologischen Unterschiede dann doch nicht: Das Corps Suevia rettete seine Traditionen und sein Vermögen, indem es sich in die NS-Kameradschaft „Axel Schaffeld“ umwandelte, benannt nach einem SA-Sturmführer, der 1932 bei einem Angriff auf eine kommunistische Straßenschutztruppe umgekommen war. Nach 1945 wurden die Korporationen durch die Alliierten zurecht als Nachfolgeorganisationen des Nationalsozialismus verboten. Als im Kalten Krieg wieder gegen den alten kommunistischen Feind ging, erlebte die „Elite der Untertanen“ eine erneute Blüte und Schleyer wurde als Ehrenmitglied wieder aufgenommen.

Auch heute noch: Reaktionäre Seilschaften und nationalistischer Klüngel

Unverhohlen pflegt das Corps Suevia auch heute noch Kontakte zur äußersten Rechten. So ist der Rechtsanwalt und „Hobbyhistoriker“ Dr. Dietrich Bahls, der das Stiftungsfest des Corps Suevia organisiert, gern gesehener Gast und Referent bei der Burschenschaft Normannia, bei der sich ansonsten Holocaustleugner, verurteilte Rechtsterroristen und Nazis die Klinke in die Hand geben.

In ihrer Presseerklärung wirbt die Suevia für sich als „leistungsstarkes Netzwerk“ mit „’Alten Herren’ in führenden Positionen in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik“, darunter der Universitätsrektor Professor Dr. Berhard Eitel und Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner. Kein Wunder, dass die beiden bekannt dafür sind, städtische und universitäre Belange jederzeit bereitwillig den Interessen der Wirtschaft unterzuordnen.

Deshalb können unsere Forderungen nur sein:

Studentenverbindungen auflösen! Den reaktionären Konsens brechen!


Die Knoten zwischen Konservatismus und Faschismus zerschlagen!

 

 

Weitere Informationen zur Geschichte und zu den Umtrieben der Heidelberger Studentenverbindungen:

Broschüre des Antifa AK an der Universität Heidelberg:
http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~on8/reader/Heidelberg,%20Du%20Feine...

Broschüre der Antifaschistischen Initiative Heidelberg (AIHD):
http://www.autonomes-zentrum.org/ai/texte/burschenbroschuere_2004.pdf

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Unter dem Motto "Studentenverbindungen abschaffen! 200 Jahre Corps Suevia sind genug!" rufen AntifaschistInnen in Heidelberg zu einer Kundgebung am 4. Juni 2010 auf.

Anlass ist der Empfang des Oberbürgermeisters der Stadt Heidelberg, Eckart Würzner, für das reaktionäre Corps Suevia im Rathaussaal.

Würzner - selbst „Alter Herr der Suevia“ - beteiligt sich damit an dem Versuch seiner Corpsbrüder, diese reaktionäre Männerseilschaft als respektablen Traditionsverein darzustellen. Damit soll versucht werden, die farbentragenden Verbindungen wieder in die Öffentlichkeit zu bringen und zu suggerieren, sie gehörten traditionell zum Bild der Universitätsstadt.

Die Kundgebung findet am Freitag, den 4. Juni 2010, um 14.30 Uhr auf dem Marktplatz in Heidelberg (vor dem Rathaus) statt.

Kommt zahlreich!

Weitere Infromationen gibt es bei der Antifaschistischen Initiative Heidelberg (AIHD):
http://www.autonomes-zentrum.org/ai