Arzt und AfD-Mitglied aus Wiesbaden hetzt im Internet und wirbt für Wehrsportgruppe

Facebook Symbolbild
Erstveröffentlicht: 
19.02.2017

WIESBADEN - Etwa Anfang Februar hat Aleksej B., Mitglied der AfD, damit begonnen, über die sozialen Netzwerke zur Beteiligung an einer Wehrsportgruppe aufzurufen. Aktive Soldaten, Offiziere und körperlich fitte Männer sollten sich bei ihm melden.

 

„Ziel ist Vorbereitung zu den Blutbad, der bald kommt, Schutz der Bevölkerung“, schreibt Aleksej B. auf der Seite des russischen Netzwerkes vk.com. „Der Horror Teutonicus wird furchtbar sein. Die Deutsche sind zweitbeste Kriegervolk der Welt, durch 70 Jahre Gehirnwäsche kann man das nicht austreiben.“ Der Mann, der in fehlerhaftem Deutsch diese martialischen Zeilen verfasst hat, wohnt in Wiesbaden und war nach Angaben der AfD zum Jahreswechsel in die Partei eingetreten.

 

Auf Facebook präsentiert er sich als biederer Kleinbürger am Stammtisch des AfD-Kreisverbandes Wiesbaden. Seinen Internet-Kommentaren ist freilich zu entnehmen, dass er extrem fremdenfeindlich und rassistisch eingestellt ist.

 

Bei der hessischen Landesärztekammer ist Aleksej B. als Mediziner zugelassen. Für sein Facebook-Profil hat er das Motto gewählt: „Toleranz ist medizinisch gesehen ein Versagen des Immunsystems. Die fremden Elemente (Bakterien, Viren, Keime) werden nicht mehr abgewehrt. Führt unweigerlich zum Tod.“

Bild von Wehrmachtssoldaten gepostet

Das Profil, das bis Samstagmittag online war und dann abgeschaltet wurde, zeigte unter anderem ein in Ingelheim entstandenes Foto, auf dem er vor einem Notarztwagen des DRK Rheinhessen-Nahe stand. Der Rettungsdienst hat angekündigt, B. eine Unterlassungserklärung zukommen zu lassen. Das Foto des DRK-Rettungswagens dürfe nicht im Kontext mit dieser Facebook-Seite gezeigt werden.

Aleksej B. stammt aus Tscheljabinsk am Ural und ist nach eigenen Angaben Administrator der bundesweit vernetzten russlanddeutschen Plattform der AfD. Der 54-Jährige beschreibt sich zudem als Offizier. Nach seinen Schilderungen, die auf seiner Seite zu lesen waren, ist zu entnehmen, dass er Offizier der russischen Streitkräfte oder Sicherheitsbehörden war.

Etliche seiner Facebook-Freunde geben an, Anhänger der AfD zu sein oder für sie zu arbeiten. Ein Markus G. etwa schreibt: „Bin seit ca. 2 Monaten AfD Mitglied und versuche Euren Kampf zu unterstützen.“ Auch Günni W. gibt sich als Parteimitglied zu erkennen. „Wir müssen langsam das Sovtmäntelchen ablegen“, so sein Post. Einer der Facebook-Freunde von Aleksej B. ist der Wiesbadener AfD-Stadtverordnete Dimitri Schulz. Ein anderer hat das Bild eines Wehrmachtssoldaten mit einem Maschinengewehr gepostet, dazu den menschenverachtenden Kommentar: „Das schnellste deutsche Asylverfahren lehnt bis zu 1400 Anträge in der Minute ab!“

Hetzattacken gegen Merkel und Schulz

Ziel von Hetz- und Hassattacken sind Angela Merkel und Martin Schulz, zuletzt auch Frauke Petry, die als „Verräterin“ abgestempelt wird, während es zu Björn Höcke heißt, ihm müsse man den Rücken stärken.

Vereinzelt hat es im Chat Versuche gegeben, sich mit Aleksej B.’s Rassismus und Fremdenfeindlichkeit kritisch auseinanderzusetzen. Doch Kommentare, in denen er auf seinen eigenen Migrationshintergrund hingewiesen wurde, hat er nach nur kurzer Zeit gelöscht.
In den Chats auf der Facebook-Seite von Aleksej B. wurde auch über die Wahl der Waffen debattiert, die für den anstehenden Kampf geeignet sind. Er selbst empfiehlt ein „Tierabwehrgerät“: Das Design der Pfefferspraypistole ist dem einer Waffe nachempfunden. Andere raten zu Elektroschockern oder Teleskopschuhlöffeln.

Der AfD-Kreisverband Wiesbaden ist nach eigenen Angaben erst nach Medienanfragen auf die Facebook-Seite von Aleksej B. aufmerksam geworden. Am Samstag war dieser vom Kreisverband aufgefordert worden, von sich aus seinen Parteiaustritt zu erklären. Weil er dem bis Sonntagmorgen nicht nachgekommen war, soll nun ein Parteiausschlussverfahren wegen parteischädigendem Verhalten eingeleitet werden, so der Sprecher des AfD-Kreisverbandes, Robert Lambrou. In einem solchen Verfahren muss ein parteiinternes Schiedsgericht entscheiden.

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Facharzt für Allgemeinmedizin

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