Nach Attacke auf Polizisten: 28-Jähriger in U-Haft

Erstveröffentlicht: 
03.08.2016

Nachdem am vergangenen Wochenende drei Polizisten in einer Emder Diskothek angegriffen und dabei zum Teil schwer verletzt wurden, ist einer der mutmaßlichen Täter festgenommen worden. Laut Staatsanwaltschaft sitzt der 28-jährige Mann in Untersuchungshaft. Er habe bereits in der Vergangenheit Polizeibeamte bei Einsätzen beleidigt und bedroht. Gegen mehrere andere mutmaßliche Täter wird wegen des Verdachts der gemeinschaftlichen gefährlichen Körperverletzung weiterhin ermittelt.

 

"Wir mögen hier keine Bullen"

Die Polizisten im Alter zwischen 22 und 26 Jahren waren in der Nacht zu Sonntag privat in einer Emder Diskothek am Neumarkt. Sie wurden aber offenbar als Polizisten erkannt. Nach Angaben der Ermittler wurde zunächst ein 22-jähriger Beamter "plötzlich und unvermittelt" von einem der mutmaßlichen Täter mit dem Ausruf "Wir mögen hier keine Bullen" auf der Tanzfläche angerempelt. Einem Schlag mit einer leeren Flasche in Richtung Kopf konnte der Polizist ausweichen, er wurde jedoch an der Schulter getroffen. Durch einen Tritt ins Gesicht ging er aber schließlich zu Boden, dann kamen weitere Personen hinzu und traten auf den 22-Jährigen ein.


Alle Polizisten sind dienstunfähig

Als ihm seine beiden Kollegen zu Hilfe eilen wollten, seien auch sie von der Gruppe angegriffen worden, so Polizeisprecherin Annika Zempel. Sie seien ebenfalls zu Boden gebracht, mit Füßen getreten und an den Köpfen verletzt worden. Personen, die den drei Polizisten helfen wollten, kamen der Polizei zufolge auch zu Schaden. Vor der Disko ging die Schlägerei weiter: Dort schlug ein 17-Jähriger von hinten einem der verletzten Polizisten mit der Faust gegen den Kopf. Alle drei Beamten seien dienstunfähig, so Zempel. Einer sei so schwer am Kopf verletzt worden, dass er zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus gebracht wurde.


Personen behindern Polizeieinsatz

Die von Zeugen alarmierte Polizei hatte es offenbar nicht einfach, die Situation am Neumarkt zu bewältigen. Zwischen 80 und 100 Menschen behinderten die Arbeit der Beamten. Darunter seien Schaulustige und Gäste der umliegenden Lokale gewesen, aber auch alkoholisierte Personen, so Zempel. "Aus der Menge heraus wurde versucht, die Einsatzkräfte an der Feststellung von Personalien von unbeteiligten Zeugen zu hindern und polizeiliche Maßnahmen zu erschweren oder gar zu verhindern." Gegen diese Personen werde nun ebenfalls ermittelt. Diese Situation ermöglichte es den Tätern, zu entkommen.


Mehrere Täter ermittelt - drei sind polizeibekannt

In Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Aurich wurde ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der gefährlichen gemeinschaftlichen Körperverletzung gegen die Tätergruppe eingeleitet. Mehrere Tatverdächtige konnten nach Angaben der Polizei bereits ermittelt werden. Sie seien Bekannte und Verwandte des Mannes, der die Schlägerei auf der Tanzfläche begonnen hatte, so Sprecherin Zempel. Einem bestimmten Milieu seien sie nicht zuzuordnen. Drei von ihnen seien der Polizei bekannt, darunter der 28 Jahre alte Mann, der nun in Untersuchungshaft sitzt. Im Oktober hatte er bereits gemeinsam mit einem 20-Jährigen, der ebenfalls Teil der Gruppe war, einen Polizeieinsatz am Neumarkt erheblich behindert, wie es hieß.

 

Polizeidirektor ist "fassungslos und entsetzt"

Bereits unmittelbar nach dem Vorfall am Wochenende äußerte sich Polizeidirektor Johannes Lind: "Die Vorstellung, dass meine Kollegen aufgrund ihres Berufes in ihrem Privatleben solch brutalen Angriffen ausgesetzt sind, entsetzt mich." Dass dann noch polizeiliche Ermittlungen durch umstehende Personen vereitelt worden seien, statt Hilfe zu leisten, mache ihn fassungslos. "Wir werden alle Möglichkeiten ausschöpfen, um zu verhindern, dass sich ein solcher Vorfall wiederholt."


Pistorius: "Polizei ist kein Freiwild"

Auch Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) zeigt sich betroffen von den Vorkommnissen: "Es ist nicht zu akzeptieren, dass die Hemmschwelle bei Gewalt gegen Polizeibeamte, aber auch zum Beispiel gegen Rettungskräfte, immer weiter sinkt und die Angriffe immer roher werden." Polizisten seien kein Freiwild - "sie halten für uns alle immer wieder ihren Kopf hin". Es brauche ein gesellschaftliches Klima, dass der Polizei besonderen Respekt für ihren Job entgegenbringe, "denn sie schützt unsere Demokratie und unser zumeist friedliches Leben". In seinem Statement verwies der Politiker auch auf die zurückliegende Innenministerkonferenz, bei der die zunehmenden Angriffe auf Polizei, Justiz, Soldaten, aber auch etwa auf Feuerwehr, Rettungsdienste und Katastrophenschutz scharf verurteilt wurden.


Sicherheit am Neumarkt

In der Vergangenheit hat es am Neumarkt - wo sich gerade an den Wochenende viele Feiernde, darunter viele Betrunkene, aufhalten - immer wieder Vorfälle mit körperlichen Auseinandersetzungen gegeben. Um dem entgegenzuwirken, riefen die Stadt Emden, die Polizei und die Wirte am Platz im vergangenen Frühjahr eine sogenannte Sicherheitspartnerschaft ins Leben. Ihr Kern sei die engere Vernetzung aller Beteiligten durch einen noch besseren Informationsaustausch, so die Polizei im Frühjahr. Konkret geht es dabei auch um Hausverbote für Personen, die in den Lokalen negativ aufgefallen sind.

Zum Vorfall am Wochenende sucht die Polizei Zeugen, die weitere Informationen geben können. Sie werden gebeten, sich unter der Telefonnummer XXXXX melden.

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Laut der Gewerkschaft der Polizei sind die Beamten doch total überfordert und unterbesetzt. Aber beim feiern wieder mal Schlägereien provozieren.

A.C.A.B.