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Berlin: Erneut gewaltsame Konfrontation zwischen Autonomen und Polizei

In Berlin-Friedrichshain gibt es seit Wochen Krawalle. Grund ist die Teilräumung eines Hauses, das von Linksautonomen bewohnt wird. Brandanschläge auf Autos, Angriffe auf die Polizei häufen sich.

Von Kemal Hür

Krawalle bei Linksautonomen-Demo in Berlin (dpa / picture alliance / Maurizio Gambarini)

"Bullenschweine raus aus der Rigaer…"

Die Botschaft ist von Anfang an klar. Die Demonstration richtet sich eindeutig gegen die Polizei. Kaum setzt sich der Demonstrationszug in Bewegung, skandiert die Menge polizeifeindliche Sprüche. Auf der acht Kilometer langen Strecke werden Polizisten als Bullenschweine beschimpft, fast drei Stunden lang. Es dauert nicht lange, und die Aggression kippt um in Krawalle. Polizeisprecher Winfried Wenzel ist nicht überrascht.

"Insgesamt ist die Demo leider sehr zügig schon nach dem Start am Wismarplatz aggressiv geworden. Es gab deutlich polizeifeindliche Äußerungen. Es gab sehr früh schon nach dem Start Angriffe auf Polizeibeamte, Steinwürfe, Flaschenwürfe. Es kam dann auch zu Zerstörungen einiger Scheiben von Autos. Das war eine Phase in dem Aufzug, wo dann Böller, Pyrotechnik, Feuerkörper abgebrannt wurde."

Die Demonstration wurde für 200 Personen angemeldet. Aber die Polizei war darauf vorbereitet, dass viel mehr Teilnehmer kommen würden. Es waren am Ende mehr als 2000 Personen. Ihnen gegenüber standen 1800 Beamte, darunter auch Polizisten aus anderen Bundesländern. Eine Stunde nach Beginn wurde die Polizei mit Flaschen und Pflastersteinen beworfen. Sie setzte Tränengas und Schlagstöcke ein.

Die Veranstalter erklärten nach der ersten großen Auseinandersetzung die Demonstration zunächst für beendet, setzten sie aber dann doch fort. Die meisten Teilnehmer waren schwarz gekleidet, trugen dunkle Sonnenbrillen und Kapuzen, so dass sie nicht zu erkennen waren. Kaum einer von ihnen wollte mit der Presse sprechen. Die Botschaften der nicht vermummten Teilnehmer gingen vollständig unter.

"Uns geht es im Wesentlichen um die Meinungsfreiheit, die jedem zusteht und darum, alternative Zentren zu schaffen, die ein friedliches Miteinander propagieren und leben wollen. Gerade in Zeiten, wo rechte Gruppierungen wie AfD und Pegida auf dem Vormarsch sind, muss man deutlich Flagge zeigen, dass nicht alle Idioten sind. "

"Weil neue Luxusbauten Gentrifizierung bedeuten und bedeuten, dass die Miete steigt und bedeuten, dass es Berlin, wie es ist, und die Leute, die hier leben, bald keinen Platz mehr haben."

Gentrifizierung, Verdrängung, alternative Lebensformen – das sind Themen, die seit Jahren in Berlin diskutiert werden. Vielerorts schließen sich Gewerbetreibende und Anwohner zu Bürgerinitiativen zusammen und wehren sich gegen steigende Mieten und Verdrängung aus ihren Wohngegenden. In der Rigaer Straße 94 wird ein Haus von Linksautonomen bewohnt. Der Eigentümer ließ am 22. Juni Teile des Hauses von der Polizei räumen, weil sie illegal genutzt würden.  Die Bewohner und ihre Unterstützer werfen der Polizei unverhältnismäßige Härte vor. Die gestrige Demonstration der linksradikalen Szene richtete sich daher gegen die Polizei.

Kurz vor dem Ziel der Veranstaltung nahm die Polizei gezielt Personen aus der Menge fest, die vorher Straftaten begangen haben sollen. Die Situation eskalierte hier, es kam zu Straßenschlachten. Die Demonstranten versuchten die Festnahmen zu verhindern. Die Polizei ging sehr robust und brutal vor. Auch unbeteiligte Teilnehmer wurden von Polizisten geschlagen, ein älterer Mann wurde von seinem Fahrrad gestoßen. Es gab viele Verletzte auf beiden Seiten. Zahlen lagen bis heute Mittag aber noch nicht vor. Im Laufe der Nacht wurden in mehreren Bezirken auch Autos in Brand gesteckt.