Auch an diesem ersten Mai fanden mehrere neonazistische Aufmärsche statt. Der Großteil der Weimarer Naziszene trat öffentlich in Erfurt, bei Michel Fischer's Demonstration von "Die Rechte" in Erscheinung. Einige fanden jedoch auch den Weg ins vogtländische Plauen, zum "III. Weg". Am Nachmittag demonstrierten auch Teile der "Die Rechte" Demonstration aus Erfurt spontan in Weimar.
Der Vorlauf zum
1. Mai 2016
Nachdem Michel
Fischer bereits im letzten Sommer seine Demonstration in Erfurt
angemeldet hatte, probierte er großflächig zu mobilisieren. Dazu
überredete er seine bundesweiten Kontakte Flyer zu verteilen und
postete großspurig in seine Facebook Veranstaltung: "Stadt xy
fährt nach Erfurt". Um die Mobilisierung weiter
anzukurbeln führte Fischer am 26. März 2016 ein
"Antikapitalistisches Osterwochenende" in Weimar und Erfurt
durch. Die Idee kam jedoch nicht von ihm, sondern geht auf eine
Veranstaltungsreihe des "III. Wegs" zurück, der so ihre
Demonstration in Plauen bewarb. An der Kundgebung in Weimar
beteiligten sich rund 30 Menschen. Anschließend ging es nach Erfurt,
wo noch eine Demonstration abgehalten wurde. Neben Holzinger und
Julian Treuse die wie Fischer sehr regelmäßig
an Nazievents teilnehmen, konnten insbesondere Nazis aus
Sachsen-Anhalt, wie zum Beispiel Matthias Kuppe aus Dessau und Ulf
Ringleb aus Ilsenburg nach Weimar mobilisiert werden.
Letzterer ist Kreisvorsitzender von "Die Rechte" Harz und
versuchte sich als Anti-Antifa Fotograf, was aber misslang. Kuppe
hingegen ist dem "Nationalen Kollektiv Anhalt" zuzuordnen.
Neben diesen relativ gefestigten Nazis nahmen auch mehrere
Nachwuchs-Nazis aus Weimar und dem Weimarer Land, insbesondere aus
Mellingen, an der Kundgebung teil. Inhaltlich war die Kundgebung ein
totaler Reinfall, sagte Fischer lediglich drei Sätze und stand sich
sonst die restliche Stunde die Beine in den Bauch. Sie knüpfte damit
mehr oder weniger an die inhaltlich genauso schwachen Kundgebungen
der "Nein zur EU-Diktatur" Reihe von 2013 an. Diese sorgten
dafür, dass sich die NPD-Thüringen von Fischer für kurze Zeit
distanzierte, da er "qualitativ minderwertige Veranstaltungen"
durchgeführt hatte. Auch für seine Demonstration am 1. Mai schien
er keinen Aufruf, außer "Tradition verpflichtet- Kapitalismus
zerschlagen" zu benötigen.
Fischer behält seine Schäfchen zusammen
Bereits vor dem 1.
Mai 2016 war abzusehen, dass sich die Weimarer Nazis in diesem Jahr
entscheiden mussten. In diesem Fall zwischen der Unterstützung von
Michel Fischer's Demonstration in Erfurt und einem aktionsorierten
Tag mit "Black Block" in Plauen. So mobilisierte auch die
Erfurter Gruppe "Kollektiv 56" nach Plauen. Von getrübtem
Verhältnis zwischen Fischer und K56 ist jedoch nicht auszugehen,
nahmen doch Mitglieder am "Antikapitalistischen Osterwochenende"
teil. Schlussendlich kann festgehalten werden, dass die meisten Nazis
doch Fischer nach Erfurt gefolgt sind, einige sich jedoch dem aktionsreicheren Aufruf des "III.Ẃegs" anschlossen. Die
meisten Neonazis aus Weimar trafen sich gegen 10:45 am Weimarer
Hauptbahnhof, um von dort geschlossen mit dem Zug nach Erfurt zu
reisen. So fanden sich neben Thomas Holzinger und Adrian
Grafe, die zusammen den Bahnhof betraten, auch noch weitere Neonazis
am Hauptbahnhof, unter anderem auch Gesine und Ronny Schrader von
"Die Rechte" aus Berlin ein. An der Demonstration in Erfurt
nahmen noch weitere Nachwuchs-Nazis aus Weimar und Umgebung teil. Für
einen detaillierten Bericht checkt diese Links hier http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/brauner-1-mai-in-erfurt und hier http://www.endstation-rechts.de/news/kategorie/die-rechte/artikel/alle-w...
Nazisponti in Weimar
Im Anschluss an die
Demonstration von "Die Rechte" in Erfurt fuhren circa 60
Neonazis von Erfurt nach Weimar und führten eine
Spontandemonstration durch. Damit wurden die Gerüchte des BgRs
bewahrheitet, dass die Nazis am ersten Mai durch Weimar demonstrieren
wollen. Weit sind sie aber auch hier nicht gekommen, war die
Thüringer Polizei nicht gewillt den Nazis eine längere Strecke, als
die Schopenhauerstraße bis zur Ecke Kuhlmannstraße und wieder
zurück zu ermöglichen. Da half auch eine 20-minütige Diskussion
Fischers mit den Beamt*innen nicht weiter. Wenig produktiv auf die
Koorparationsbereitschaft der Beamt*innen haben sich auch die Parolen
der Neonazis ausgewirkt, so wurde mehrmals "Die ganze Welt hasst
die Polizei!" skandiert. Nach der Hälfte der Demonstration
hielt Fischer des weiteren eine Ansprache in der er unter anderem
sagte: "Heute demonstrieren wir hier in Weimar ohne
Gegenprotest". Leider stimmte auch das nicht ganz, fanden sich
doch am Hauptbahnhof einige versprengte Gegendemonstrant*innen ein.
Diese wurden von den Nazis sofort bepöbelt. Danach ging
es wieder zurück in den Bahnhof. Dort zog die Polizei noch eine Frau
aus der Menge, da sie in Erfurt durch das tragen von
Verfassungsfeindlicher Kleidung
aufgefallen war. Es kam also hier nochmal zu Rangeleien und
angeblich soll die Polizei noch einmal ausgeteilt haben. Auch hier
beteiligten sich die Nazis, welche am Morgen mit dem Zug nach Erfurt
gefahren sind.
Mit der europäischen Aktion nach Plauen
Am bundesweiten größten Naziaufmarsch nahm unter anderem K56 als Teil des "Antikapitalistischen Kollektivs" teil. Drei Seitentransparente des nationalen "schwarzen Blocks" wurden von K56 gestellt. Unter anderem nahm Julian Treuse an der Demonstration teil. Der bekennende Nationalsozialist Treuse ist ein guter Freund Weimarer Neonazis, insbesondere von Thomas Holzinger und Kevin Armstroff. Neben ihm nahmen auch Alex Köhler und Tobias Pendt an der Demonstration teil. In diesem Jahr nicht, wie 2014 im Block der Weißen Wölfe Terrorcrew Thüringen (Die Kamereadschaft wurde verboten), sondern sie liefen zusammen unter der Fahne der "Europäischen Aktion", welche von Martin Gärtlein getragen wurde. Daneben nahm Kevin Armstroff am Aufmarsch teil und marschierte zusammen mit Marco Zint und anderen KameradInnen des Bündnis Zukunft Gotha vor dem "schwarzen Block" her. Hier ist zu beobachten, dass Armstroff zwar den Trauermarsch oder das "Antikapitalistische Osterwochenende" in Weimar mied, gleichzeitig aber an Demonstrationen in Gotha teilnahm, zum Beispiel am 02. April 2016.
Ein Ausblick in die
Tristesse
Abschließend bleibt festzuhalten, dass sich Neonazis
gesamtgesellschaftlich im Aufwind sehen. Diese Entwicklung macht auch
vor Weimar nicht Halt. Festzumachen ist das zum Einen daran, dass
Fischer wieder regelmäßiger in Weimar demonstriert. Das nächste
Mal wird am 21. Mai 2016 stattfinden. Auch hier rufen wir zum Protest
auf. Weitere Infos werden folgen. Noch dazu konnte auch eine neue
Generation Neonazis anpolitisiert werden. Insbesondere die Dörfer
des Weimarer Landes, in denen viele Nazis zuhause sind, können
getrost als Rekrutierungsumfeld einer neuen Nazigeneration betrachtet
werden. Langfristig sollten diese Dorfgemeinschaften von
antifaschistischen und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen im Auge
behalten werden. Da hilft es auch nicht weiter, daran zu glauben,
dass z.B. Apolda "bunt" sei, sondern es müssen Realitäten
anerkannt werden. Es muss eingesehen werden, dass hier Nazis zwischen
Bratwurst essen und Kirmes ungestört auftreten und ihren Müll in
die Gesellschaft herausposaunen können, ohne sich jeglicher
Gegenwehr bewusst zu werden. Wie langfristige Interventionen aussehen
können bleibt auszuloten. In unserem, nach wie vor
unerschütterlichen Optimismus, rufen wir alle Menschen auf, welche
ein ernsthaftes Problem mit Nazis auf dem Dorf haben, sich mit uns in
Verbindung zu setzen, um über Handlungsoptionen nachzudenken.
Auf dass das Hinterland bald nicht mehr sei!
Die Demos unter Fischer
gleichen irgendwie immer einem "Führer befiehl ! , wir folgen Dir"
Würde mich absolut nicht wundern, wenn Fischer auch auf irgendeiner Gehaltsliste von VS & Co steht, um den braunen Bodensatz zu sammeln und zusammenzuhalten. Für schlechte Zeiten, sozusagen. Sein Aktionismus gleicht ja schon einem/r Beruf(ung). Auffällig ist das geringe Durschschnittsalter "seiner" Demoteilnehmer.