Mobstimmung im Supermarkt

Haben grade folgende Situation zufällig bei der täglichen Alltagsbewältigung mitbekommen:

Ein junger Geflüchteter im Supermarkt versucht mit einer Tüte voller Glitzer-Konsumgüter-Scheiße aus besagten Supermarkt herauszugehen. Wird "erwischt" und im ersten Schritt von den Kassierer_innen festgehalten. Soweit so  "normal" (aber deshalb nicht weniger kontrovers).

 

Im zweiten Schritt kommen Aktivbürger Nr. 1 und Nr. 2 (Typus: Fleischgermane/Ufokörpermensch) hinzu, stellen sich dem Geflüchteten in den Weg, der Geflüchtete geht das erste mal zu Boden, die Kassierer_innen stürzen sich nun in großer Zahl auf den vermeintlichen Dieb, verdrehen ihm den Arm, drücken ihn wieder in den Supermarkt hinein.

Im dritten Schritt versucht der Geflüchtete nun zu fliehen, sich hindurchzuwinden und zu befreien wendet aber selbst keine Gewalt an, wird allerdings  von Aktivbürger_in Nr. 3, 4, und 5 daran gehindert, geht erneut zu Boden.

Im vierten Schritt versuchen wir (2 Menschen) zu intervenieren, müssen aber feststellen, dass nun ca 10 Menschen den Geflüchteten entweder blockieren, schubsen oder mittlerweile sogar offen attackieren (diesesmal vom Typus Fußballhool). Das gruselige daran, sogar der Atze mit Hund, welcher mehr Zeit vor als in dem Supermarkt verbringt, schließt sich der Situation an. Die nunmehr ca 15 Kartoffeln, welche sich direkt oder indirekt an der Aktion beteiligen, fangen an, sich über den Geflüchteten auf Grundlage der "Volksgemeinschaft" zu empören: "Dem muss man's zeigen", "Der gehört bestraft, "Scheiß Kanacke, Mistvieh", "Wenn du als Deutscher klaust, dann sperren die dich ein, und den Kanacken lasst ihr laufen", usw.

Im fünften Schritt konnten wir zusammen mit einem besonnenen Kassierer es ermöglichen, dass der Geflüchtete laufen gelassen wurde, aber erst, nachdem wir selbst körperlich angegangen wurden.

 

Eine wirklich gruselige Situation, zumal der/die "kleine Mann/Frau" sich innerhalb von Sekunden aufgrund des gemeinsamen Deutsch-seins zusammenrauft und aus dem Nichts einen geifernden Mob entstehen lässt. Es wird nicht das erste mal sein, dass derartige Übergriffe passieren, sogar ganz im Gegenteil: der umsichgreifende Rassismus der Mehrheitsgesellschaft bricht sich hier Bahn und latenter Hass schlägt in offene Feindschaft um; es findet ein "Empowerment von rechts" statt, welches es dem/der oben genannten "kleine/n Mann/Frau" ermöglicht, dem eigenen Chauvinismus ungestraft, ja sogar beklatscht Taten, folgen zu lassen.

 

Wir haben versucht, zu intervenieren und haben es vom Endresultat her auch geschafft (der vermeintliche Dieb ist ohne Bullereikontakt weggekommen), allerdings wurden wir auch komplett von der Situation überrumpelt. Passiert ist die ganze Geschichte nämlich in Leipzig, in unmittelbarer Nachtbarschaft zum vermeintlich sicheren Szenekiz Connewitz. Es hat uns schockiert zu sehen, dass praktische Solidarität allen  Anschein nach in keinster Weise vorrausgesetzt werden kann und dass selbst bei den banalsten Alltagssachen eine politsch widerständige Haltung an den Tag gelegt werden muss (das ist zwar keine neue Erkenntnis, aber eine neue Erfahrung).

 

Die Frage ist nun, ob es mit derartigen Situationen bereits gemachte Erfahrungen gibt, ob sich Dinge bewährt haben, ob es Vorschläge gibt, wie damit umzugehen ist? Wir können grade nur sagen, dass wir jeden linkspolitschen Menschen auffordern, keine "comfort zone"  mehr als gegeben anzusehen, sich nicht mehr das Privileg zu gönnen, einfach mal anzuschalten und Alltag Alltag sein zu lassen. Damit erfinden wir hier nicht das Rad neu, allerdings wissen wir grade auch nicht besser mit dieser Situation umzugehen.

 

Viva la liberta, bis die Scheiße aufhört!

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allerdings wissen wir grade auch nicht besser mit dieser Situation umzugehen.

 

Einfach bisschen mehr Sport machen/Hilfsmittel einstecken und Aktivbürger_innen konsequent aufs Maul hauen!

Unterstützung bei Umstehenden suchen, ggf. örtliche Antifa anrufen.

 

Fotos machen. Fotos nur wen Du keine couragierten Menschen gefährdest.

Gedächtnisprotokoll anfertigen. Beides in Kopie an die Antifa.

(Die kann das dann bedacht bei Indy hochladen)

 

Bei der roten/schwarzen Hilfe melden!(direkt danach mit Fotos/Gedächtnisprotokoll)

 

Ggf. Anzeige erstatten und Videomaterial (könnte morgen noch gespeichert sein)

von der Staatsanwaltschaft sichern lassen? Könnten sich Richter*innen um Rechte kümmern.

 

Ich weiß das eine Krähe der Anderen kein Auge aushackt, aber so lange wie die sich

balgen hat der Wurm ein bisschen mehr Zeit und vielleicht entsteht Öfftentlichkeit.

 

Und hinterher drüber reden was mensch alles hätte machen können.

 

Dokumentieren und öffentlich machen, mit Ort, Datum, (anonymisierten) Bildern.

 

Danke das ihr eingegriffen habt, das war wohl das mutigste und wichtigste in dem Moment.

 

 

 

erstmal respekt für euer handeln und viel kraft beim verarbeiten ich denk in zeiten wo das klima rauher ist ist es wichtiger denje sich zu vernetzen...bildet banden!!

gegen den deutschen mob hilft mittelfristig nur handfestes eingreifen, dazu sind sport und prakitsche hilfsmittel unabdingbar. außerdem eine gute vernetzung, denn allein machen sie dich ein. die kartoffeln können nur in ihre schranken gewiesen werden, wenn sie merken das ihr rassistisches handeln praktische konsequenzen hat.

Wenn ich eine/n Italiener*in als "Spaghetti" bezeichne, ist dies dann als rassistische Äußerung zu werten? Ganz klar: Ja.

 

Wenn ich eine/n Deutsche/n als "Kartoffel" bezeichne, ist dies ebenso rassistisch motiviert - unabhängig davon, ob ich dies wegen der vermeintlichen Herkunft oder der Geisteshaltung tue. Wie kann es denn sein, dass wir gegen den Rassismus gegen Geflüchtete auf die Straße gegen, aber uns gleichzeitig exakt der gleichen Stereotype bedienen? Oder ist Rassismus nur dann Rassismus, wenn die "Adressaten" in irgendeiner Form einer besonderen Solidarität oder Unterstützung bedürfen, weil sie zum Beispiel geflüchtet sind? Und wäre diese Haltung nicht gleichzeitig das, was mensch gewöhnlich als "positiven Rassismus" bezeichnet?

 

 

Du nix begriffen haben!

 

Wenn jemand einen Italiener "Spaghetti" nennt, dann tut er dies für gewöhnlich nur wegen seiner Herkunft. Es geht nur um die Nationalität der Person, nicht um ihre Einstellungen, Verhaltensweisen etc. D.h. ein Italiener wird beleidigt, nur weil er Italiener bzw. vermeindlicher "Ausländer" ist. Das ist rassistisch bzw. ausländerfeindlich!

 

Wohl fast niemand nennt einen Deutschen "Kartoffel" nur um ihn als Deutschen zu kennzeichen bzw. zu beleidigen. Ein Deutscher wird dann als "Kartoffel" bezeichnet, wenn er kartoffelige Verhaltensweisen, Einstellungen etc. zeigt. Mit kartoffeligen Einstellungen ist gemeint: platter Nationalismus, ignoranter Wohlstandchauvismus, dummer Rassimus, pseudiintellektueller Ethnopluralismus etc.

 

Siehst du den Unterschied?

 

(Falls jemand einen Deutschen als "Kartoffel" bezeichnet, nur weil er Vorurteile gegen alle Deutschen an sich hat, so wäre dies tatsächlich wohl rassistisch)

 

 

 

 

ich war gespannt auf die diskussion, die sich daraus entwickelt. dein beitrag bzw. du selbst disqualifizierst dich gleich im ersten satz.

warum diese arroganz? warum eine aggressive reaktion auf eine durchaus angebrachte frage? 

hast du genausoviel arsch in der hose, in dieser art und weise auch auf plena aufzutreten? eher nicht, nee? war klar. internet-maulheld.

Viel schlimmer finde ich, dass mit "Du nix begriffen haben" nicht Joda zitiert wird, sondern das rassistisches Sprach-Stereotyp bedient wird. Wer so schreibt, hätte den Geflüchteten aus dem Ausgangsbeitrag ebenfalls festzuhalten versucht. 

 

Wenn ich in Italien geboren bin und ständig mit italienischen Nationalisten 

und Mussolini-Revisionisten umgeben bin, die ich "Spaghetti" nenne, dann

ist das vllt. Galgenhumor und wenn der*die Nationalist*in meint er*sie wäre

eine Kartoffel, dann nennt sie*ihn doch Kartoffel.

 

Ist es nicht auch rassisitisch/nationalistisch einen Deutschen einen Deutschen 

zu nennen. Erkennt mensch damit nicht auch das Konstrukt "Nation" an?

 

In meinem Beispiel hab ich Italien gewählt, weil ich die Erfahrung gemacht hab,

dass dort weniger über theoretische Konstrukte und Lippenbekenntnisse geredet wird,

und mehr so Motorradhelm aufgesetzt wird und mensch was macht. Aber es ist

ja richtig über die Konstrukte zu reden die die Unfreiheit des Helme aufsetzens erst

erzwingen.

 

Die Begriff "Kartoffel" ist eine Reaktion auf Alltagsrassismus und hat durch die

migrantische*Jugendkultur mittlerweile enorme Verbreitung gefunden. Entstanden

als eine Auflehnung gegen die eigene ständige Diskriminierung durch "Deutsche".

Statt die rassistisch-platt als die Deutschen zu titulieren, wird abstrahiert, und über

Humor eine neue Kategorie aufgemacht die "Kartoffel". Zu der wirst Du nicht durch

Geburt, sondern durch Verhalten.

 

Es stimmt

das dieser Begriff durchaus auch rassistisch-platt verwendet wird.

das das "Kartoffel-Ohr" hier aber auch gerne Deutschen-Hass raushört.

das der Begriff auch in Macker/Männerbünden/Gangsterkreisen gern verwendet wird.

 

Vergelicht mensch die Begriffe Bro*Sis, Brother, Sister, mit dem der Kartoffel,

müssten wir sagen, dass die damit verbundene Überhöhung der (Bluts)verwandschaft

auch folgenschwer ist, Vetternwirtschaft Vorschub leistet und rassistisch ist.

 

Die Adaption des Begriffs "Kartoffel" durch Antifaschist*innen zeugt von einer Öffnung

und Verbundenheit zur migrantischen Jugendkultur und die ist oft nur Objekt von Anti-

faschismus. "Kartoffel" ist hier unbewusst als Begriff des Klassenkampfes verwendet worden.

Er entspringt in diesem Text der Solidarität und der supranationalen Verbundenheit.

 

Die Anteile von Rassismus, Chauvinismus und was da noch an reaktionärem Gedankengut

mitschwingt, sind auch Teile der migrantischen und antifaschistischen Jugendbewegungen,

weshalb die auch immer nur sporadisch ein und die selbe Bewegung sind/waren.

Die Anteile werden aber nicht geringer in der Gesammtgesellschaft wenn wir sie aus

unserer Wahrnehmung und Gemeinschaft verbannen, statt sie zu finden und gemeinsam

aufzuarbeiten.

 

Daneben will ich den Begriff "Kartoffel" auch als Herrschaftskritisch gegen den "guten

Diktator" verstanden wissen. "Der alte Fritz" ist die Ikone für Obrigkeitsfans, erst dessen

Liberalismus und Kooperation mit den imperialistischen Wirtschaftsflüchtlingen der 

europäischen Kronen, hat die Kartoffel zum "Nationalgericht" gemacht.

 

Eine aufgezwängte Nahrungsumstellung des gesammten (noch nicht nationalen)

deutschen Landes. Damals gabs die PreuGeKa - Preußen gegen die Kartoffelisierung

der good old world. Hat alles nichts gebracht. Damit war unsere indigene Küche tot

noch bevor die Paulskirche von diesem rot-grün versifften Pack besetzt wurde.

War das jetzt auch afd-rassistisch? Oder spiegelt es meine Ratlosigkeit, Resignation

und Galgenhumor. Vielleicht ist "Kartoffel" doch eine Verschwörung, eines 

kapitalistisch-osmanischen Dönerimperiums gegen den Hauptkonkurenten Pommes?

Kartoffeln müssen aber keine Deutschen sein. Ich kann z.B. einen Deutsche nicht von einem Schweden, Niederländer oder Polen unterscheiden. ODer wurden in dem Fall die Ausweise kontrolliert? 

bei gruppen hilft es gelegentlich einfach direkt den_die rädelsführer_innen umzumachen.