Black Pigeon (DO) : Eine Chronologie

Black Pigeon

Noch während der Renovierungsarbeiten warfen bislang unbekannte Täter die Schaufensterscheibe des geplanten anarchistischen Buch- und Kulturzentrum Black Pigeon ein. Kurz darauf beginnt die kleine Neonazi-Partei „Die Rechte" ihre Hetzkampagne. Auf ihrer „Nachrichtenseite" berichten die Neonazis über die angeblich „gemeingefährlichen Linksextremisten“, die künftig für Unruhe und Krawall im Dortmunder Norden sorgen würden—wenn man sie denn nicht stoppe.


Dann folgte schnell der nächste Schritt: Die Neonazis wollen Druck auf den Vermieter ausüben und starten einen Shitstorm auf der Facebook-Seite des Unternehmens. „Kritische" Kommentare und so viele negative Bewertungen, dass das Unternehmen die Bewertungsfunktion rasch abstellt. Auch per Mail und am Telefon wird Druck ausgeübt.

Ein paar Tage darauf sieht es so aus, als seien die Rechten damit erfolgreich: Auf der Facebook-Seite kündigt der Vermieter an, die Vorwürfe der Neonazis prüfen und dann „das rechtlich Mögliche veranlassen" zu wollen.

Dann folgte nämlich eine breite Welle der Solidarität aus der Öffentlichkeit. Der Oberbürgermeister lässt durchblicken, dass es ihm gar nicht gefallen würde, wenn der Vermieter dem Druck der Rechtsradikalen nachgibt,

Nun mobilisieren die Neonazis zu einer Kundgebung vor dem Firmensitz des Vermieters. Ein Erfolg ist das allerdings nicht: Noch bevor sich nur knapp zehn Neonazis bei schlechtem Wetter mit einer beschriebenen Tapete in einer Hauseinfahrt versammeln, kündigt der Vermieter an, den Mietvertrag nicht aufzulösen. Der sei nämlich rechtsgültig und nicht anfechtbar.

 

Gut drei Wochen (und zwei weitere eingeschmissene Schaufensterscheiben) später wird der Buchladen endlich eröffnet. „Wir sind ein anarchistisches Buch- und Kulturzentrum", sagt Mitgründer Sascha Bender. „Das heißt, wir verkaufen anarchistische und linke politische Literatur, aber auch vegane Produkte. Der Laden soll aber auch als Nachbarschaftstreff dienen und für Vorträge und Diskussionsabende genutzt werden." Die Räumlichkeiten teilen sich sie mit einem Fotokünstler.


Am Eröffnungsnachmittag kurven Dutzende Polizeifahrzeuge durch das Viertel. „Die Rechte" hat eine Kundgebung vor dem Buchladen angemeldet. Gegen „rechtsfreie Räume" in Dortmund. Und um ihre Einstellung zum geltenden Recht zu zeigen, haben mehrere Rechtsradikale ein paar Stunden vorher gleich noch eine Gruppe junger Grüner bedroht und bestohlen.


Um den anarchistischen Buchladen herum  mehrere hundert Menschen im Nieselregen. Anarchisten, Autonome, Antifas, aber auch Grüne, Sozialdemokraten und Kirchenvertreter. Vor ihnen steht eine Polizeikette.

Etwa 35 kommen von den Neonazis. Nach der wochenlangen Kampagne wirkt die Mini-Kundgebung allerdings sehr kläglich. In Redebeiträgen beklagen die Neonazis, dass die Anarchisten „gewaltbereite Linksextremisten“ seien. Dabei wurde einer der beiden Redner erst Tage zuvor zu einer Haftstrafe von 22 Monaten verurteilt—wegen Körperverletzung.

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