Flagge zeigen gegen Rechts, für ein Pforzheim ohne Naziwahnwache und Geschichtsverfälschung

Flagge zeigen gegen Rechts

Mahnwache des FHD

Seit 1994 veranstaltet der rechtsradikale „Freundeskreis ein Herz für Deutsch-land“(FHD) (fast)[1] jedes Jahr am 23. Februar eine Fackelmahnwache, um der „deutschen Opfer“ [2] des Angriffs auf Pforzheim 1945 und des 2. Weltkriegs zu gedenken. Die Mahnwache ist mittlerweile mit 100 – 200 Teilnehmer/-innen die größte regelmäßige faschistische Veranstaltung in Baden-Württemberg. Das Gedenken an „deutsche Opfer“ ist für die sonst recht zerstrittene Bewegung in Deutschland das Bindeglied zwischen allen Gruppen. Die größten Nazidemonstrationen drehen sich immer um den 2. Weltkrieg, z.B. in Dresden am 13. Februar.[3]

 

Geschichte als Anknüpfungspunkt


Am 23. Februar wird der 17.000 Toten gedacht, die in Pforzheim ums Leben kamen. Meist werden dabei Erlebnisse von Pforzheimer/-innen während und nach dem Luftangriff aufgezeigt. Neben der Trauer um Verwandte, die viele Pforzheimer/-innen durchleben, wird auch gemeinschaftlich aller anderen Opfern des Krieges gedacht.


Es wird aber nur selten von den nationalsozialistischen Täter/-innen gesprochen. So entsteht leicht der Eindruck, dass Pforzheim zufällig kurz vor Kriegsende angegriffen wurde. Nur selten wird klar, dass es die Logik des von Nazi-Deutschland begonnenen und von der Bevölkerung mehrheitlich mitgetragenen Vernichtungskrieges war, die nun auch auf unsere Stadt zurückfiel.


Diese Geschichtsbetrachtung macht es den 100 – 200 Alt- und Neonazis auf dem Wartberg leicht, mitzutrauern. Sie sehen sich und ihre Helden aus der Zeit Nazi-Deutschlands ebenso als Opfer des „Bombenkrieges“, bedienen sich der allgemeinen Trauerstimmung und reihen sich ein. Doch innerhalb ihres Gedenkens klammern sie einfach Gruppen wie Zwangsarbeiter/-innen oder Jüdinnen und Juden aus. Sie gehören ihrem Weltbild nach nicht zu den Opfern 2. Weltkrieges.

 

Warum gibt es so wenig Protest?

Die größte regelmäßige faschistische Veranstaltung in Baden-Württemberg erzeugt in Pforzheim bis jetzt keinen Protest, der auch wirklich breit aus der Bevölkerung heraus getragen wird. Zum einen liegt das am Charakter der Veranstaltung; über Jahre hinweg war nicht bekannt, dass es diese Mahnwache gibt. Zum anderen kann man sie leicht ignorieren, da sie in unbewohntem Gebiet stattfindet.


Gerade dieser Sonderstatus macht die Mahnwache gefährlich. Hier können Rechte aller Strömungen ungestört zusammenkommen, sich austauschen und Gemeinschaft erleben. Auf dem Wartberg herrscht eine beeindruckende Atmosphäre: Um 19:40 Uhr stehen sie dort, entzünden ihre Fackeln, kurz darauf beginnen in der ganzen Stadt für 20 Minuten die Glocken zu läuten, ansonsten herrscht andächtige Stille.


Diese Atmosphäre kann Einsteiger/-innen in die rechte Szene beeindrucken und alte Nazis festigen; es vermittelt allen, dass sie nicht alleine sind; dass an den rechten Parolen schon was dran sein wird, weil es sich richtig anfühlt.

 

Die rechtsradikale Szene in Pforzheim


In Pforzheim gibt es nicht nur am 23. Februar eine aktive Naziszene. Zunehmend fällt eine wachsende, gewaltbereite rechtsradikale Jugendszene auf. So versuchten am 24. Oktober 2008 etwa 15 Neonazis aus dem Umfeld des „Heidnischen Sturmes Pforzheim“[4] ein Konzert der Aktion „Laut gegen Nazis“ anzugreifen. Mit Knüppeln, Pfefferspray und Flaschen begannen sie auf Besucher/-innen des Jugendzentrums Kupferdächle einzuschlagen.
Auch vor direkten gewaltätigen Überfällen auf einzelne Personen schrecken Pforzheimer Neonazis nicht zurück. Am 16. Mai jagten drei Neonazis einen 14jährigen auf Grund seiner Hautfarbe durch die Pforzheimer Nordstadt.


Einer der Täter wurden hier glücklicherweise ermittelt und in erster Instanz zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.


Insgesamt ist es der lokalen Naziszene mit der politschen Einflussnahme ernst. Dafür spricht, dass am 13. Februar 2009 ca. 50 Pforzheimer Neonazis mit einem eigenen Reisebus nach Dresden fuhren, und dort ein Transparent trugen mit der Aufschrift „Alliierter Bombenterror Dresden – Pforzheim“.

 

Fazit


Es geht eine direkte Bedrohung von der Pforzheimer Naziszene aus, die vor allem von Jugendlichen großen Zulauf erfährt. Der 23. Februar hat für die Szene eine große Bedeutung, da er sowohl nach außen ein „Markenzeichen“ ist, als auch nach innen die regionale Vernetzung stärkt.

 

 


 

[1] 2002 konnte die Mahnwache durch antifaschistischen Gegenprotest verhindert werden. 2004 fiel der 23. Februar auf einen Rosenmontag. Die Polizei konnte nicht für die Sicherkeit garantieren; der FHD sagte die Mahnwache im Vorfeld ab.

[2] Nazis verstehen unter Deutschen diejenigen, die sie zu ihrer konstruierten „Volksgemeinschaft“ zählen; so gehören beispielsweise Jüdinnen und Juden, Behinderte oder politische Gegner/-innen nicht zu den Deutschen.

[3] 2009 fand mit 6000 Teilnehmer/-innen einer der größten Naziaufmärsche in der Geschichte der Bundesrepublik statt.

[4] Der Heidnische Sturm Pforzheim ist eine 2005 gegründete, rechtsradikale Kameradschaft.

 

Veranstalter der Demonstration ist die
Initiative gegen Rechts

 

Aktuelle Infos zum 23. Februar gibt’s unter bka.blogsport.de

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Mit dem Aufkommen der Proteste gegen die Fackelmahnwache, wurde es in Pforzheim am 23.02 unruhig. Zuvor versuchten Stadt und Presse die Mahnwache geheim zu halten. Geebnet durch eben diese, formierte sich in der Bürgerschaft das Bild der linken ChaotInnen. Der Fokus wird nicht etwa auf die Tyrannei des Nationalsozialismus und dessen geistigen Nachkommen gelegt, sondern bezieht sich auf die Menschen welche sich gegen die Fackelmahnwache stellen. Problem ist nicht etwa der positive Bezug zum deutschen Faschismus, sondern die geliebte Grünpflanze die von Omas Balkon fallen könnte. Eine inhaltliche Auseinandersetzung fehlt. Die Konfrontation mit den Neonazis wird von Seiten der Stadt und der Mehrheit der BürgerInnen als reiner Lustakt empfunden, welcher sich für sie in einer Hooligan- Gewalt ausdrückt. Unter dem Deckmantel des „Linksextremismus“ sei auch keine inhaltliche Diskussion mehr von Nöten.

Von dieser Situation ausgehend suchen wir nach Wegen, damit die PforzheimerInnen uns nicht weiter in die Schublade „linke Chaoten“ stecken können. So setzen wir auf eine Demonstration am 20. Februar, um das Bild des / der „prügelnden Demonstranten /-in“ zu entschärfen. Da am 20. Februar keine öffentliche Veranstaltung der Neonazis stattfindet, wird es für die BürgerInnen schwieriger sich der Diskussion mit uns zu entziehen, da ihr Hauptargument keinen Bestand mehr hat.

Uns ist bewusst, dass man grundsätzlich keinen Naziaufmarsch gewähren lassen darf. Dementsprechend wird es auch am 23.Februar eine Kundgebung und Aktionen in der Innenstadt geben. Wir sehen jedoch keine Perspektive, isoliert von der Gesellschaft den alltäglichen Wahnsinn zu bestreiten. Wir müssen raus aus der Szene-Ecke, wir müssen raus aus der Schublade. Wenn wir schaffen, als inhaltlich fundiert wahrgenommen zu werden, als Menschen, die für die Menschlichkeit dastehen, dann können wir auch die Bevölkerung dazu bewegen, in Massen dafür zu sorgen, dass die Mahnwache der Nazis nicht mehr stattfindet Wir werden uns allerdings nicht anbiedern in Form von „alle DemokratInnen gegen Extremismus“ oder Abstand von unserer Meinung nehmen, dass der Angriff auf Pforzheim eine logische Konsequenz des „Totalen Kriegs“ war. Wir werden auch in Zukunft darauf drängen, dass TäterInnen und ProfiteurInnen des Naziregimes benannt werden. Wir werden es auch in Zukunft nicht über die 100 Rüstungsbetriebe in Pforzheim während des 2. Weltkrieges schweigen. Wir werden uns auch in Zukunft gegen ein Geschichtsbild wehren, das die Deutschen als Weltmeister der Geschichtsaufarbeitung darstellt, obwohl sich das Geschichtswissen des Guido Knopp auf Hitlers Frauen, Hitlers Generäle und Hitlers Haustiere beschränkt. Wir werden auch in Zukunft nicht akzeptieren, wenn bei dem Geschwätz über „Alle Opfer von Krieg und Diktatur“ die Einmaligkeit der Shoa geleugnet wird. Aber wir werden den Schwerpunkt unserer Arbeit anders ausrichten, damit unser Geschichtsbild in Zukunft auch angehört wird.

Jährlich zum 23.02. verabschiedet der Pforzheimer Stadtrat eine Resolution zum Umgang mit "Rechts- und Linksextremisten".

Auf Antrag der "Grünen Liste Pforzheim" und der Fraktion "Wir in Pforzheim" wurde die Resolution dieses Jahr abgeändert, So wurden die "gewaltbereiten Linksextremisten" entfernt und in "gewaltbereite Extremisten" geändert.

 

Darauf regierte die CDU Fraktion durch Florentin Goldmann welcher eine Erklärung im nachhinein abgab.


Die Fraktion der grünen Liste befürchtet daraufhin eine Beschädigung des Gedenktages

 

Am heutigen Abend reagierte nun auch der Oberbürgermeister Gerd Hager in einem Video auf PZ-news.de und "bezieht klar Stellung" zum Extremismus Thema:

 

Video:

"23. Februar: Klare Worte gegen Rechts- und Linksextremisten"

 

Das Stadtblatt "Pforzheimer Zeitung" hat nun auch eine Sonderseite auf ihrer Internetpräsenz eingerichtet:


Sonderseiten zum 23.02 in Pforzheim

 

Es handelt sich um eine vielseitige Sammlung geschichtsrevisionistischer Dokumente welche in den letzten Jahren in Pforzheim entstanden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pforzheimer CDU fordert nach der Änderung der Resolution zum 23.02.2010 die jährlich vom Stadtrat kurz vor dem 23.02, dem Tag der Bombardierung Pforzheims, den Extremismus zu ächten.

 

Extremismus ächten - links wie rechts

Erklärung zur Diskussion um die Resolution des Gemeinderats zum 23. Februar

Nach einer grundsätzlichen Diskussion, innerhalb der CDU-Fraktion, über die Resolution des Gemeinderats der Stadt Pforzheim zum 23. Februar 2010 in der Sitzung des Gemeinderats am 02.02.2010 erklärt der Fraktionsvorsitzende der CDU, Florentin Goldmann:

Der Gemeinderat hat am Dienstag, den 02.02.2010, mit einer Enthaltung, eine Resolution zum Pforzheimer Gedenktag verabschiedet. Dies ist allerdings nur auf den ersten Blick ein Schulterschluss der demokratischen Kräfte. Denn die von der Gruppierung ?Wir in Pforzheim? begonnene Diskussion, ob der Gemeinderat nun  rechtsextreme und linksextreme Gewalt ächtet oder eben nur rechtsextrem motivierte und sonstige Gewalt führt unweigerlich zu dem Schluss, dass Teile des Pforzheimer Gemeinderats eben doch links und rechts mit zweierlei Maß messen. Für die CDU-Fraktion gilt, dass wir ohne Frage die Mahnwache des rechtsextremistischen ?Freundeskreis Ein Herz für Deutschland? verabscheuen. Ebenso unerträglich ist es für uns aber auch, dass linke gewaltbereite Gruppen den Pforzheimer Gedenktag nutzen, um die Konfrontation nicht nur mit den ?Rechten?, sondern auch mit der Polizei zu suchen. Das eine wie das andere instrumentalisiert und verhöhnt die Opfer des Bombenangriffs vom 23. Februar 1945. Die Pforzheimer Bevölkerung darf zu Recht erwarten, dass sich der Gemeinderat hier ganz klar positioniert.

Wenn nun der Stadtrat der Partei ?Die Linke? erklärt, er könne schon allein des Namens wegen linksextremistische Gewalttäter nicht verurteilen, so spricht dies Bände über das Grundverständnis seiner Partei. Die Tatsache aber, dass die Grüne Liste linke Gewalttäter offenbar zu ihrer Klientel zählt, deren Interessen sie wahren möchte, ist uns neu. Denn nur so können wir die Aussage des Stadtrates Axel Baumbusch verstehen,  wonach so genannte gewaltbereite Autonome unpolitisch und nicht mit ?Linksextremisten? gleichzusetzen seien. Wir bezweifeln dies stark. Selbstverständlich zählen sich die so genannten Autonomen zum linken Spektrum. Es ist unseres Wissens kein Fall dokumentiert, bei dem sich die Aggression der ?Autonomen? gegen linke Demonstranten richtete. Diese Gruppe führt mit falschen, entschieden zu verurteilenden Mitteln den Kampf gegen Rechts.

Es ist keineswegs so, dass sich die Resolution in der ursprünglichen Fassung gegen jene ausgesprochen hätte, die friedlich gegen die Mahnwache auf dem Wartberg demonstrieren wollen. Es muss an dieser Stelle festgehalten werden, dass es die Stadträte der Grünen Liste waren, die in der Debatte im Gemeinderat die friedlichen Demonstranten und die gewaltbereiten linken Extremisten in einen Topf geworfen haben, indem sie die weitere Differenzierung strikt abgelehnt haben. Hier betont die CDU-Fraktion ganz klar: Alle, die sich in friedlichem Protest gegen die Mahnwache versammeln, sind uns willkommen. Denn sie unterstützen ein Anliegen unserer Stadt und ihrer Bürger: Das Gedenken an die Opfer des Bombenangriffs in Würde.

 

Quelle:

 

http://www.cdu-fraktion-pforzheim.de/Meldung-anzeigen.816.0.html?&no_cache=1&tx_ttnews[tt_news]=632

 

Als zehn Tage vor Pforzheim meine wunderschöne Heimatstadt Dresden weitestgehend eingeäschert wurde hatte ich als knapp Zweijähriger das Glück, das Inferno von Dresden ohne körperlichen Schaden zu überstehen. Ich habe dann bis August 1956 in der Nähe von Dresden gelebt und bin in 1956 nach Westdeutschland emigriert. Während ich in der Heimat keine Freunde für rechte Politik kennen lernen konnte, wurde ich bald nach dem Grenzübertritt von rechtem Gedankengut regelrecht erschrocken. Denn leider ist ein großer Teil derer die sich zum demokratischen Politikstil bekennen  lagern sich auch extrem rechts. Es ist für mich schon extremistisch, wenn ich links denkende Mitbürger als politisch negativ abtue. Sicher war das politische System in der ExDDR so eingestellt, sich als links denkend zu bezeichnen, tatsächlich waren die, die die Führung dort hatten denen die im dritten Reich führten sehr nahe. Allerdings ist es ein falscher Fehler die heute aktiven Linken mit den Pseudolinken in einen Korb zu werfen. Das ist Sache der modernen Rechten, die die moderne Linke nicht als Mitbewerber akzeptieren will. Als in der Vergangenheit die Linke in meiner Heimatstadt Dresden, gegen die Aufmärsche der Neonazis protestierten, wurden sie im modernen Sachsen politisch verfolgt. Das tun mir als echten Sachsen weh. Und ich habe den Eindruck gewonnen, daß man auch in Pforzheim gegen die Linken spricht, nur um sie zu diskriminieren. Sicher war das Linkssein während meiner DDR Zeit nichts tolles, es ähnelte doch zu sehr der Nazidiktatur und das kann man den aktuellen Linken wahrlich nicht vorwefen. Ich kenne einige von Ihnen und die sind es alle nicht wert in den DDR Topf geworfen zu werden. Linkes Denken hat auch die sPD für sich reklamiert, doch dann haben Parteichefs das gute schnellstens vernichtet und der Ruck nach Rechts ward fällig. Armes Deutschland.

 

Übrigens mir kommen die Tränen, wenn ich daran denke daß Pforzheim fast komplett eingeäschert worden ist, doch der Wiederaufbau geschah  in einer sehr unsozialen Denkweise. Ein jeder Deutsche wußte nach ende des zweiten Weltkrieges, daß kleine Heerschaaren von Kriegsbeschädigten nach Hause zurückkehrten, aber niemand dachte damals daran, weniger Barrieren aus der Vergangenheit für die Zukunft zu übernehmen. Das beste Negativbeispiel ist der Pforzheimer Hbf, der heute noch eine einzige Barriere ist.

 

Last uns das Diskriminieren links denkender Menschen vergessen, laßt uns lieber darauf achten, daß Rechts Denkende nicht an der Übermacht sind.

Auch dieses Jahren waren die feinen Herren vom Heidnischen Sturm in Dresden:

http://www.flickr.com/photos/rassloff/4354625022/in/set-72157623427770524/

Kennt jemmand einen von den Nasen?

Interview zur Demo und zur Stimmung in Pforzheim...