[NMS] An die Substanz... Mark Prochs Rückzugsräume, Folge 3: Kleingärten als braune Idylle?

An die Substanz

Bei der Wahl des Oberbürgermeisters von Neumünster gaben nur 2,6% der Wähler_Innen dem NPD-Kandidaten Mark Michael Proch ihre Stimme, selbst in der extrem rechten Szene der Stadt an der Schwale ist Proch alles andere als unumstritten - zu den Wahlkampfveranstaltungen musste er sogar Kräfte aus Nordfriesland, Ostholstein und Hamburg mobilisieren, um nicht alleine dazustehen.

Angesichts von Prochs gewaltverherrlichenden und menschenverachtenden Äußerungen sowie seiner sonstigen Ausfälle haben einige seiner Mitmenschen die Zusammenarbeit mit ihm eingestellt, so reagierte auch sein damaliger beruflicher Auftraggeber mit Kündigung der Verträge.

Nichtsdestotrotz kann sich Proch neben seinem Freundeskreis auf eine Infrastruktur verlassen, die ihm den Rücken stärkt - und die wir als Ergänzung zur Kampagne "An die Substanz" aufdecken wollen.


Folge 1: AVGL

Folge 2: Prochs Kneipen

Folge 3: Kleingärten als braune Idylle?

Der Mikrokosmos Kleingartenkolonie, dessen Parzellen gerade in den Abendstunden in der Regel wenig frequentiert werden, stellt mit seinen weitläufigen Geländen für Nazis einen idealen Rückzugsraum dar. Hier können sie fernab von kritischen Blicken Treffen, Grill- und Liederabende oder Konzerte veranstalten. Hierfür gibt es bundesweit verschiedene Beispiele: 2010 lud der völkische „Tanzkreis Spree-Athen e.V.“ in eine Kleingartenkolonie im Berliner Norden (Quelle). Am 9. Juni 2012 fand in einer Gaststätte eines Braunschweiger Kleingartenvereins ein Rechtsrockkonzert statt, das etwa 80 Nazis besuchten, „zzgl. vieler trinkfester Rentner aus dem angrenzenden Gartenverein, die sich offensichtlich in unserer Gesellschaft pudelwohl gefühlt haben“, wie einer der Nazis hinterher schrieb (Quelle). Dass es durchaus auch noch weitere Kleingartenkolonien gibt, in denen die Nazi-Propaganda auf fruchtbaren Boden fällt, zeigt das Beispiel aus Norderstedt, wo 2011 auf dem Treffen eines ansässigen Kleingartenkolonievereins 59 von 70 Anwesenden für eine Quotenregelung stimmten, um die Zahl der "Ausländer" in ihren Gärten zu limitieren (Quelle).

Auch in Neumünster nutzten Nazis schon mehrfach Kleingärten für ihre Zwecke. In der 16,7 Hektar-großen Gartenkolonie "Heinrich Förster" am Wernershagener Weg fanden in den frühen Jahren des "Club 88" verschiedene Kameradschaftsabende statt. Die Parzelle 96 wurde aber auch von dem ehemaligen NPD-Landesvorsitzenden Peter Borchert, dessen Wohnung mehrfach von der Polizei durchsucht wurde, als Übernachtungsmöglichkeit genutzt. Am 01. Mai 2012 machten Nazis die "Sienknechtschen Gärten" an der Falderastraße unsicher: Ausgehend von der Parzelle der "Sturmabteilung Faldera" machten sie Jagd auf linke Demonstrant_Innen, die den Naziaufmarsch blockieren wollten (Quelle). Zwar ist diese Parzelle einem Brand zum Opfer gefallen, allerdings können sie noch auf Andreas Hans Krügers Gartenhütte in der 1937 gegründeten Kolonie "Heinrich Förster" zurückgreifen. Krügers Parzelle 231 liegt nicht weit von der ehemalig von Borchert genutzten Parzelle 96, die heute brach liegt, und befindet sich in passender Nachbarschaft: Schräg gegenüber weht die Reichskriegsfahne, ein paar Wege weiter die Südstaatenflagge... In dieser Umgebung (sowie der der Titanic) wurde auch Krügers Neffe Leon politisiert, der durch Angriffe auf das Büro der Neumünsteraner "Linken" auf sich aufmerksam machte (Quelle) und inzwischen zu den Nazirockern der "Bruderschaft Nordic 12" gehört, mit denen er z.B. am 28.03.2015 am Neonaziaufmarsch in Dortmund teilnahm. 
Auch die Parzelle von NPD-Ratsherr Mark Michael Proch in den Gärten des Vereins "Bahn - Landwirtschaft Bezirk Hamburg e.V." hinter den Holstenhallen wurde mehrfach für die Zwecke der extremen Rechten genutzt. Als etwa 30 Nazis aus dem NPD-Umfeld am 08.08.2014 von der Polizei am Einfelder See gestört wurden, verlegten sie ihr "kameradschaftliches" Sommerfest kurzerhand in Prochs Garten: Der Kreisvorsitzende Daniel Nordhorn schrieb: "Pech für die Spaßbremsen, denn wir hatten natürlich einen weiteren Platz zum Ausweichen vorgehalten, an dem uns niemand das Feiern und Lustigsein verbieten konnte." Unter den Gästen waren u.a. auch die Szenegrößen Julia Molter (alias "Julchen Obzön"), die schon 2009 in Angeln eine Demo gegen Pädosexuelle angemeldet hatte, und Möchtegernrapper sowie Liedermacher Simon Stanek, der den Abend musikalisch begleitete.

Auch solche Rückzugsorte ermöglichen eine faschistische Kontinuität in Neumünster, die sich in rassistischer Hetze gegen Flüchtlinge und Gewalt gegen z.B. Andersdenkende entlädt. Dass solch extrem rechten Umtriebe in den Kleingärten nicht überall unbemerkt bleiben, zeigte sich im Mai 2015, als das Flensburger Tageblatt von den Beschwerden über "ausländerfeindliche Äußerungen" eines älteren Manns berichtete, der - ebenso wie Mark Michael Proch in den Eisenbahnergärten in Neumünster - in der "Kolonie am Wasserturm" den Posten des Obmanns innehat: "der Obmann [habe] mit seinen Freunden in seiner Parzelle Parolen gegen Juden skandiert [...]. Die Gruppe soll [...] wiederholt mit Bier gefeiert haben, die Flaschen seien mit dem Konterfei Adolf Hitlers und dem Schriftzug „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“ bedruckt gewesen. „Sie haben sogar eine Hakenkreuz-Flagge drappiert und wollten hier das Vierte Reich ausrufen“ (Quelle). Zu Reaktionen des Kleingartenverein-Vorstands hatten diese Beschwerden zumindest damals noch nicht geführt, wohl auch aufgrund solcher Erfahrungen ließen sich Antifaschist_Innen in Kiel nicht auf Formalitäten ein, sondern machten kurzen Prozess mit der Gartenlaube des dortigen braunen Ratsherrn: "wir Haben den Npd treffpunkt Am drachensee Im kleingarten (inkl. dort gelagerten transpis, fahnen, indizierten cds, klamotten, aktenordner, plakaten, usw.) Von hermann Gutsche zerlegt", hieß es im Bekennerschreiben (Quelle).

Wer freundlich beim "Kreisverein Neumünster der Kleingärtner" nachfragen möchte, warum Nazis wie Krüger ihre Parzellen für rassistische Hetze und Gewalt nutzen dürfen, obwohl "die Integration verschiedener sozialer und ethnischer Gruppierungen" zu den Werten des Dachverbands zählen (vgl. http://www.kleingarten-sh.de/der_verband/unserewerte), wende sich bitte per eMail an kleingarten-neumuenster@t-online.de oder nutze das Kontaktformular unter http://www.kleingarten-sh.de/kontakt. Wer dem Vorstand der Eisenbahnerkolonie vorschlagen will, Mark Michael Proch als Pächter und erst recht als Obmann rauszuschmeißen, um dem in der Satzung verankerten Zweck, dem "Eintreten für eine saubere und gesunde Umwelt" (vgl. http://www.blw-aktuell.de/sites/default/files/berlin/Satzung_30.11.2012.pdf), nachzukommen, wende sich an den Vorsitzenden des Unterbezirks Neumünster, Manfred Boesselmann (per eMail an manfred.boesselmann@t-online.de). In diesem Sinne: Halte deine Umwelt sauber!

Über die Kampagne "An die Substanz - rechte Infrastruktur aufdecken - Nazis in die Pleite treiben":
Verschiedene antifaschistische Gruppen rufen im Rahmen dieser Kampagne dazu auf, rechte Rückzugsräume und Geschäftswelten aus der Deckung zu holen und anzugehen. Aktuelle Informationen zu der Kampagne gibt es regelmäßig auf dem Blog andiesubstanz.noblogs.org. Dort gibt es auch eine Übersicht über rechte Geschäftswelten in Kiel, Plön und Neumünster.

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Schade, dass die Linke hier wieder versagt: Die Schrebergartenbewegung (s. Wikipedia) ist eigentlich eine urlinke und emanzipatorische Strömung. Es muss eher heußen, Kleingärten wieder zur Linke. Und damit meine ich nicht nur die SPD ... ;)

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Auch in Lübeck gibts zahlreiche Kleingärten die von Nazis als Rückzugsort genutzt werden.

Das betrifft organisierte Nazis wie Jörn Lemke oder auch Saufnazis wie wie Matthias Gebhardt , die beide in HL-Eichholz ihre

Gärten haben .

Gerade in den Nachtstunden können solchen Gärten mit ihren Lauben doch mal besucht werden ;)