Nachtrag zum Naziangriff in Connewitz

Solidaritäts-Demonstration am 12. Januar 2016. Foto: Caruso Pinguin, Flickr.

Am 11. Januar griffen bis zu 250 Neonazis auf der Wolfgang-Heinze-Straße Geschäfte, Kneipen und Häuser an. Noch sind nicht alle vorhandenen Informationen zusammengetragen, daher der Aufruf alle weiteren Informationen (Bilder, Videos, Kennzeichen von Naziautos usw.) antifaschistischen Strukturen zukommen zu lassen. Am Besten gleich hier.

 

Die Leipziger Polizei hat abermals gezeigt wie eng sie mit der Neonaziszene verknüpft ist, daher ist dringend davon abzuraten Informationen der Polizei zu übergeben. Die Chance das personenbezogene Daten von der Polizei an die Neonazis weitergeleitet werden ist gegeben. Ihr könnt euch sicherlich auch an den Leipziger Ermittlungsausschuss wenden, damit für mögliche Nebenklagen der Gewerbetreibenden auf der Wolfgang-Heinze-Straße Informationen für mögliche Prozesse zur Verfügung gestellt werden können.

 

Der Montag aus antifaschistischer Perspektive


Viele AntifaschistInnen befanden sich in der Innenstadt und versuchten gegen den Legida-Aufmarsch aktiv zu werden als die Information vom Angriff in Connwitz bekannt wurde. AntifaschistInnen begaben sich nach Connewitz oder zu anderen Projekten um diese vor weiteren Angriffen zu schützen. Andere schützten eine Flüchtlingsunterkunft in der Innenstadt in der Nähe des Hauptbahnhofs, auch hier kamen Nazis vom Legida-Aufmarsch vorbei, Angriffe waren durch die Präsenz vor der Unterkunft jedoch nicht möglich.

 

In Connewitz sperrte die Polizei die Wolfgang-Heinze-Straße und die Auerbachstraße ab, später auch viele Straßen, die aus der Südvorstadt nach Connewitz führen um weitere AntifaschistInnen nicht nach Connewitz zu lassen. Nachdem die Neonazis von der Polizei in der Auberbachstraße festgesetzt wurden und immer mehr AntifaschistInnen aus der Innenstadt und im Stadtteil auf der Straße waren kam es zu Auseinandersetzungen mit verlaufenden Neonazis und der Polizei.

 

Ein Teil der AntifaschistInnen suchte in Connewitz nach Nazis und deren Autos, bauten im Stadtteil Barrikaden und erschwerten die Flucht von Neonzis und das Nachrücken weiterer Polizeikräfte oder versuchten über alle möglichen Zugänge an den Polizeikessel zu gelangen. Nazis, die aus dem Bereich Wolfgang-Heinze-Straße kamen, wurden wieder nonverbal hinter die Polizeiketten getrieben. Die Polizei versuchte die Neonazis mit einem Bus der Leipziger Verkehrsbetriebe weg zu schaffen, dieser wurde jedoch angegriffen und musste abgezogen werden.

 

Die Polizei organisierte dann eigene große Gefangenenbusse. Es kam zu einem größeren Angriff von AntifaschistInnen auf den Polizeikessel, diese setzte wie am 12.Dezember CS-Gas, Pfefferspray und Tonfa ein um den Weg für den Gefangenenbus frei zu bekommen. Dennoch wurde der Bus mit den Neonazis mit Steinen, Flaschen und Pyro angegriffen werden. Es folgte ein Angriff auf den Kessel mit den Nazis von einem Dach aus, die Polizei setzte daraufhin einen der zwei Wasserwerfer auf der Wolfgang-Heinze-Straße gegen die AntifaschistInnen auf den Dächern ein. Der Polizei gelang es nach den Auseinandersetzung in den Nebenstraße größere Gruppen von AntifaschistInnen zu zerstreuen.

 

Mehrmals ging die Polizei gegen Menschen vor, die sich dem Autotreffpunkt der Neonazis näherten. Dennoch wurden mehrere Autos von Neonazis entglast und angezündet. Die Polizei sicherte den späteren Abend die Autos der Neonazis ab und kontrollierte Menschen die sich im Stadtteil bewegten. Ein flächendeckender Schutz für Neonazis gelang ihn jedoch nicht.

 

Selbstkritik


Trotz der späteren Gegenwehr gegen Faschisten und Polizei muss festgehalten werden, dass sich noch viele Menschen passiv verhalten haben. Die Strukturen im Stadtteil waren nicht ausreichend auf einen Angriff einer größeren Neonazigruppe vorbereitet, dabei war nach dem Angriff in Berlin und der Aktion der Nazis am 26. September in Connewitz ein größerer Angriff eine reale Bedrohung.

 

Für die Zukunft muss der antifaschistische Selbstschutz, nicht nur in Connewitz, wieder besser organisiert werden. Neonazistrukturen und rassistischen Organisationen wie Legida müssen in Leipzig und überall noch konsequenter bekämpft werden. Das Motto der Demonstration am Dienstag mit mehr als 2000 Menschen darf nicht nur eine Phrase sein:

 

Fight Back! Rechte Strukturen zerschlagen!



Text zugesandt von: AntifaschistInnen aus Connewitz

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Danke für die Ergänzung.

Zu lange sollte mensch sich nicht Zeit lassen für die Selbstriktik.

Neben diversen jährlich stattfinden "Trauermärschen" steht am 06.02 ein europaweiter Aktionstag der PegidaBewegung ins Haus. Da wird es in einigen Städten wieder besonders eklig.

Für Dresden und andere Städte gibt es schon enstprechende "gegen"aufrufe: actionday.noblogs.org/call/german/

 

- solidarity without limits -

Was können Dresden Neustadt und andere Orte vorbeugend tun. Leipzig hat ja die Leute zur Abwehr gehabt, andere nicht! Es macht einem schon Sorgen.

Korrektur der Info "Es folgte ein Angriff auf den Kessel mit den Nazis von einem Dach aus, die Polizei setzte daraufhin einen der zwei Wasserwerfer auf der Wolfgang-Heinze-Straße gegen die AntifaschistInnen auf den Dächern ein."

Richtig: Es fand ein Angriff auf Nazis vom Dach aus statt - dabei wurden Feuerwerkskörper aus einem Dachfenster auf den Nazikessel geschossen. Ca. 20 Polizisten verschafften sich daraufhin Zutritt zu dem Haus.

Nicht ganz richtig ist, dass die Polizei mit dem Wasserwerfer AngreiferInnen auf dem Dach abgewehrt hat: Der Wasserwerfer spritzte tatsächlich zeitnah auf dieses Haus - jedoch nicht, um Angreifer abzuwehren, sondern um ein Bengalo, dass oben auf dem Dachabsatz lag, zu löschen. Der Wasserwerfer fuhr dabei im Rückwärtsgang geräuschvoll auf einen Polizeibus auf. Wahrscheinlich hat der Wasserwerfer so nervös auf das Bengalo reagiert, weil kurz vorher ein Haus gegenüber Feuer gefangen hat, nachdem ein Bengalo auf einem Dachabsatz lag. Das Feuer zwar ziemlich klein (ca. 2 Handflächen groß), musste aber von der Feuerwehr gelöscht werden.