Die eine Hälfte der Welt befindet sich im Krieg, die andere Hälfte wartet auf ihren Zug um den grausamen Ball des Massakers und Blutvergießens zu betreten. Während die Staaten zur totalen Mobilmachung blasen, verschlingt das islamistische Krebsgeschwür Aufstände, welche, zu beginn von einem starken Verlangen nach Freiheit und der Zurückweisung der Ideen der Machteroberung geprägt waren, wie in Ägypten und Syrien. In den Nachbarschaften der immer zahlreicheren Ausgeschlossenen in den europäischen Metropolen, gedeiht die Verwirrung, welche produziert wurde durch Jahrzehnte von Verdummungsprogrammen, Beraubung analytischer Werkzeuge und Zerstörung des Geistes und der Sensibilität durch eine von Technologien überschwemmte Welt.
Eine Verwirrung, die die Kontinuität der kapitalistischen und staatlichen Herrschaft garantiert, aber zur gleichen Zeit die Rekrutierung durch eine Religion, eine Ideologie, eine Nation begünstigt. Das Massaker im Namen der Machtergreifung lauert direkt um die Ecke. Und was die wenigen revolutionären Spannungen betrifft, so scheint es, dass sie eine weitere Verdrängung an die Ränder erwarten müssen, nahe der Vergessenheit und dem Verschwinden von der Bühne des sozialen Krieges.
Nein, es sind keine rosigen Zeiten, für jene, die die soziale Revolution und den Kampf für die Freiheit noch nicht aufgegeben haben. Selbst wenn die paar wenigen Kämpfe in die wir verwickelt sind bestimmt nicht unwichtig sind und die aufständischen und anarchistischen Projektualtitäten immer, meist unerwartet, den Boden des sozialen Krieges fluten können, müssen wir die Dringlichkeit, oder mehr noch die Lebensnotwenigkeit aufzeigen, diese Tendenz umzukehren. Die Pfade um dorthin zu gelangen sind trüb, die repressiven Risiken sind hoch (und werden noch höher sein in den kommen Tagen der totalen Mobilmachung), es ist jedoch oft wenn du mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt bist, dass du den Mut und die Stärke findest es ein letztes Mal zu versuchen – einen letzten Sprung, um der Erstickung zu entkommen.
Wenn die Welt heute in den Krieg zieht, wissen die Anarchistinnen, dass der Frieden auch immer ein Krieg war. Die Massaker sind in Übereinstimmung mit der Logik jener, die eine Macht aufzwingen wollen, sei sie eher unter staatlicher Kontrolle oder unter religiöser, unter stalinistischer oder unter islamistischer. Und das Blutbad findet täglich statt, buchstäblich durch die Waffen-, Sicherheits- und Auslöschungsindustrie und breiter gefasst durch den Kapitalismus, die Ausbeutung und die Umweltzerstörung und -vergiftung. Wenn überall all jene, die mit Freiheit in ihrem Herzen, gegen diesen Krieg und diesen Frieden kämpfen noch weiter an die Ränder gedrängt werden, wie wir gesagt haben, ist es Zeit dies anzuerkennen und dementsprechend zu handeln. An den Rändern – vielleicht – aber nicht ohne Ideen. Eine absolute Minderheit, aber nicht ohne Courage. Nahezu jeder Relevanz beraubt – möglich – aber nicht ohne Projekte.
Lasst uns über diese Projekte reden. Manche gegenwärtige Kämpfe können uns ein paar Hinweise liefern, wie z.B. die Möglichkeit, auf Initiative von Anarchistinnen, spezifische Kämpfe zu starten, welche fähig sind in das sich in Zersetzung befindliche gesellschaftliche Gefüge einzufallen. Andere Erfahrungen, kürzlich oder länger zurückliegend, lehren uns, im Guten wie im Schlechten, wie sich auf die unausweichliche Repression vorbereitet werden kann. Wieder andere Geschichten geben uns eine Gewissheit, dass es in den Tiefen dieser widerlichen Gesellschaft immer einen Weg gibt sich zu bewegen, sich der Kontrolle zu entziehen und Komplizenschaften zu finden. Spezifische Projekte die wir heute entwickeln, jede und jeder von uns in einem bestimmten Kontext, in einer bestimmten Zeitperiode, mit spezifischen Zielen und den dafür benötigten Mitteln, sollten Teil einer breiteren Projektualität sein, die fähig ist Verbindungspunkte zwischen diesen einzelnen Projekten zu schaffen.
Mit der gegenwärtige Situation konfrontiert, scheinen zwei Elemente von höchster Wichtigkeit in dieser Projektualität: nach den Mitteln für den Kampf suchen und der internationalistische Ansatz. Das erste Element ist selbstverständlich, dennoch nicht einfach: Um zu kämpfen, brauchen wir die Mittel die uns das erlauben. Diese Mittel sind jeglicher Art. Die Suche nach diesen Mitteln nimmt heute noch mehr Wichtigkeit ein, da die Verbindungen mit den vergangenen Erfahrungen gekappt sind, durch das Programm der Restrukturierung und der Repression: Die revolutionäre Bewegung insgesamt wurde, zumindest in Europa, entwaffnet. Heute sind wir Waisen dieses Prozesses. Und es ist höchste Zeit das Biest bei den Hörnern zu packen und es in Angriff zu nehmen. Für die Kämpfe die kommen werden, müssen wir die Mittel des Angriffs studieren, müssen wir begreifen wo sich die Zutaten für den Kampf finden, müssen wir die Kapazitäten entwickeln, die wir über die Zeit verloren haben. Die Verwendung des Imperativs ist hier nicht lediglich eine Frage des schlechten Geschmacks, seine Wahl antwortet auf die unvermeidbare Notwendigkeit seiner Bedeutung, wenn die revolutionäre Idee das gegenwärtige und das kommende Schlachten überleben will.
Das zweite Element ist bestimmt nicht neu. Seit Jahren und Jahrzehnten wird es von anarchistischen Gefährten wiederholt und versucht etwas daraus zu machen: Der Bedarf nach einer internationalistischen Perspektive, basierend auf einer geteilten Projektualität. Wenn das Internationale bereits irgendwie existiert, in jedem grenzübergreifenden Treffen, in jeder Zusammenarbeit, die über die Begrenzungen der lokalen Situation hinausgeht, sollten wir auf eine Klärung und Materialiserung dieser Projektualität hinarbeiten. Zu einfache Pfade (wenn man uns erlaubt ein paar zu benennen: allgemein gehaltene internationale Aufrufe dazu, etwas zu tun; die gegenseitige Erkennung in einem Akronym oder durch stagnierende und obsolete Formalisierungen von Verbindungskomittes und Syntheseorganisationskomittes) sprechen uns nicht an: Die Suche danach sollte orientiert sein, internationale Räume der Debatte und Vertiefung zu schaffen; nach der Multiplikation der Refernzpunkte auf einer lokalen Ebene; nach dem Experimentieren mit der informellen Organisation auf der Basis eines spezifischen Projekts; nach der Entwicklung von Analsyen, die über die eigenen Hinterhöfe hinausgehen. Die Internationale von der wir sprechen kann keine präzisen Konturen oder Formen haben, sie materialisiert sich einfach in jedem indivduellen Akt ausgehend von der Projektualität, die sie [die Internationale] belebt; in der Vielfältigkeit von Treffen die nach der Wiederbelebung eines autonomen und kämpferischen Anarchismus trachten; in jedem Projekt dass wir erfolgreich über die Grenzen hinweg entwickeln.
Diese paar Gedanken wären vielleicht wo anders besser aufgehoben, als im Editorial der Avalanche. Wir nehmen die Herausforderung an sie überall dorthin zu tragen, wo Anarchisten oder Kreise von Anarchistinnen die totale Zurückweisung aller Staaten und Autoritäten nicht aufgeben. Möge jede und jeder diese Herausforderung auf ihre oder seine Art und Weise aufnehmen. Kein Zurück.
4 – Deutschland – Den Fuß vor die Haustüre der Verantwortlichen setzen
7 – Deutschland – Das Herz gefüllt mit Mitternacht
9 – Bolivien – Wir leben in einem kapitalistischen Regime
11 – Bolivien – 29. Mai, vor drei Jahren
14 – Bolivien – Drei Jahre nach der Repressionswelle
16 – Chile – Über die jüngsten Verhaftungen in Folge von Straßenkämpfen
18 – Chile – Über die aufständische anarchistische Projektualität
20 – Spanien – Gegenüber der Repression... zählt nicht alles!
22 – Spanien – Straferlass und Nachsicht
26 – Spanien – Äußerung der neun anarchistischen Gefährten, die aus der Haft entlassen wurden
29 – Frankreich – Einige Überlegungen für ein Kampfprojekt gegen die Grenzen
33 – Frankreich – Kriegszeit
38 – Frankreich – Gegen diese militarisierte Welt, treten wir aus der Herde!
40 – Frankreich – Weder ihren Krieg, noch ihren Frieden
42 – Griechenland – Analyse eines Hungerstreiks
46 – Italien – Eine antinukleare Sabotage
Für Kontakt oder Anfrage nach mehreren Ausgaben schreibt an: avalanche-de@riseup.net
Einzelexemplare können bei Black Mosquito bezogen werden.
anonym
bevor ich das alles lese... sind alle texte darin insurrektionalistisch oder reicht das spektrum weiter?
..
Ich habe noch einen Koffer in Rojava
Ist auch nicht mein Lieblingstext und etwas verschwurbelt wie vom Coupat.....Aber sie benennnen wenigstens wo jene, die an eine emanzipierte Gesellschaft glauben, gerade stehen: Am Rande der globalen kapitalistischen Totenfeste, die gerade in die Barbarei 2.0 einmünden. Eric Hobsbawm hatte in einem seiner letzten Interviews auf diese Entwicklung hingewiesen.
Auf einer Anti-Gida-Demo schrie mir einer der Peggydisten meinen vollen Namen entgegen, mit dem Hinweis, dass mein Platz im Freizeitlager mit der Aufschrift "Arbeit macht frei" schon reserviert sei.
Hier geht es nicht um Austände, sondern um eine Selbstverteidigung, die in Einsicht ihrer eigenen Schwäche und Marginalität grenzüberschreitende Bündnisse sucht.
Hat eine oder einer bessere Ideen?
Einige Überlegungen für ein Kampfprojekt gegen die Grenzen...
...als broschüre, zum verteilen unter:
https://anarchistischebibliothek.org/library/anonym-einige-uberlegungen-...
Unsere Kameradin ist frei
Neuigkeit zum Artikel "Das Herz gefüllt mit Mitternacht" auf Seite 7 der Avalanche Nr. 6
[Übersetzung von: https://en-contrainfo.espiv.net/2016/01/06/german-prisons-our-comrade-is-free/]
Erhalten am 5. Januar 2016:
Lange Monate sind vergangen seit dem heissen Sommertag am beginn des Juli, an dem unsere Freundin und Kameradin bei einer Passkontrolle an der griechisch-bulgarischen Grenze verhaftet wurde. Der europaweite Haftbefehl wurde von der Staatsanwaltschaft Aachen, Deutschland, am 24 Juni 2015 ausgestellt. Nachdem sie 3 Wochen in bulgarischen Zellen verbrachte, wurde sie den deutschen Bullen am Flughafen von Sofia übergeben.
In Deutschland wurde sie unter dem U-Haft-Regime in Köln eingesperrt, wegen vermuteter Beteiligung an einem bewaffneten Banküberfall der zwei Jahre früher stattfand (2013). Unter diesem Regime werden Häftlinge, die auf ihren Prozess warten, eingesperrt, offiziell für maximal sechs Monate, was in Realität sehr oft auf eine Periode von über einem Jahr verlängert wird. In ihrem Fall bedeuteten die in Kraft gesetzten Beschränkungen, dass bei jedem Besuch (2 Stunden pro Monat) zwei Bullen, ein Wärter und ein Übersetzer anwesend waren, dass es ihr nicht erlaubt war, irgendwelche Telefonanrufe zu machen und dass jegliche Post zuerst an die Staatsanwaltschaft gesendet wurde, wo sie gelesen und ihr dann mit einem Monat Verspätung übergeben wurde.
Ihre Haft basierte auf einem einzigen Indiz: Eine DNA-Spur, gefunden auf zwei Gaspistolen (Druckluftpistole), die auf dem Klo der Bank 11 Tage später von einem/einer Angestellten gefunden wurden. Vor ein paar Wochen, am 2. Dezember, nach Monaten der Untersuchung klagten die Kläger sie formell mit Bankraub, Geiselnahme und Waffenbesitz an. Diese Anklagepunkte wurden bei drei Richtern vorgebracht, die zu entscheiden hatten ob diese vor Gericht weiterverfolgt werden oder nicht. Am 16. Dezember, rief das Gericht das Gefängnis an, mit dem Auftrag unsere Kameradin freizulassen weil alle Anklagepunkte fallen gelassen wurden, da die „Beweise“ die fünf Monate der Untersuchung ergaben, nicht ausreichend genug waren, um diesen Fall vor Gericht zu bringen.
Jetzt ist unser Kameradin zurück mit uns. Wie auch immer, die Freude die das bereitet ersetzt nicht, noch lässt sie uns vergessen, unsere Wut gegen die isolierenden Beschränkungen, die Lächerlichkeit des Uniformen-Zirkus' und gegen jedes autoritäre System das auf solche Art und Weise mit den Leben der Leute spielt. Die grösste Kraft-Quelle kam von der kompromisslosen und unkooperativen Haltung die unsere Kameradin einnahm: Sie behielt immer ihren Kopf hoch und ihren abweichenden Geist am Leben.
Wie die meisten Rebellen und Anarchisten wissen, kann uns die Repression in jedem Moment treffen, weil der Staat sehr weit gehen wird, um sein Gesetz und seine Ordnung aufrechtzuerhalten und die Verbreitung unserer Ideen zu verhindern. In diesen Momenten ist es einfach, sich in einem Spiel der Strategie und Angst geködert und eingeschlossen zu fühlen, die genaue Wesen unserer Feinde.
In diesen Momenten müssen wir uns erinnern, dass wir andere Werkzeuge und Praxen haben um diese Erstickung zu bekämpfen. Nur wenn wir ihre Strategie mit unserer eigenen rebellischen Intelligenz und verankerten Ethik bekämpfen, und Angst mit Zuversicht in unsere Komplizenschaften, Affinitäten und Kämpfe, können diese Momente zu mehr werden als uns nur dem technischen und juridischen Aspekt des Staates, der eine von uns einsperrt, hinzugeben.
Genau in diesen Momenten von Stress, Groll und Traurigkeit ist es wichtig uns nicht einschüchtern zu lassen oder versucht zu werden, unsere eigenen Ideen, Beziehungen und Kämpfe anzuzweifeln. Auch wenn mit beiden Füssen am Boden, den Geist wach und unsere herzen brennend zu halten in diesen Momenten anspruchsvoll sein kann, sind vielmehr wir diejenigen, die uns diese wegnehmen lassen, und nicht die Freiheit einer Kameradin; wir sind die einzigen die ihre Logik, die sich in uns einnistet, bekämpfen können.
Unsere Ideen und Kämpfe sind schmieden sich im Hass gegen Gefängnisse und die Welt die sie braucht. Der Kampf gegen diese Strukturen und die, die sie möglich machen, beinhaltet, unser Verlangen, all ihre Türen zu öffnen und diese Säulen dieser autoritären und kapitalistischen Gesellschaft zu zerstören, auszudrücken und zu erweitern. Konfrontiert mit irgendeinem repressiven Angriff, ist es entscheidend, diese Ideen weder zu vergessen, noch zur Seite zu legen; wir können eine Perspektive nur durch aktive Solidarität aufbauen, in der Fortsetzung unserer Kampfprojekte gegen alle Manifestationen dieser Gefängnis-Gesellschaft.
Wir sind mit den Worten unserer Kameradin einverstanden und weigern uns in Begriffen von „Unschuld“ und „Schuld“ zu sprechen. Diese Worte gehören zur Sprache der Staatsanwälte und Richter im Dienste der Politiker und Bosse. Worte die ihr System der Ausbeutung und Kontrolle unterstützen. Als Anarchisten ist das für uns eine Sprache, die wir uns weigern, zu sprechen – wir spucken auf sie.
Der Grund, wieso wir ihren Namen nicht publiziert haben, auch hier nicht publizieren, ist um nicht die oft ablenkende und verzerrende Rolle der Heldin oder des Opfers, der anarchistische Gefangene oft unterworfen sind, mit Brennstoff zu versorgen. Sie war eine gefangene anarchistische Kameradin unter vielen anderen, die niemals vergessen noch bejubelt werden, sondern präsent sind in der Fortsetzung unserer Kämpfe und Projekte, und in unseren subversiven Taten gegen diese etablierte Ordnung.
Solidarität mit all denen, die gegen Gefängnisse kämpfen, drinnen und draussen.
Solidarität denen, die Angesichts repressiver Schläge noch immer das Bedürfnis und den Mut fühlen, weiterhin für ihre Ideen und Projekte zu leben und zu kämpfen.
Korrigierte Version...
Deutsche Knäste: Unsere Kameradin ist frei
Neuigkeit zum Artikel "Das Herz gefüllt mit Mitternacht" auf Seite 7 der Avalanche Nr. 6
[Übersetzung von: https://en-contrainfo.espiv.net/2016/01/06/german-prisons-our-comrade-is-free/]
Erhalten am 5. Januar 2016:
Lange Monate sind vergangen seit dem heissen Sommertag am beginn des Juli, an dem unsere Freundin und Kameradin bei einer Passkontrolle an der griechisch-bulgarischen Grenze verhaftet wurde. Der europaweite Haftbefehl wurde von der Staatsanwaltschaft Aachen, Deutschland, am 24 Juni 2015 ausgestellt. Nachdem sie 3 Wochen in bulgarischen Zellen verbrachte, wurde sie den deutschen Bullen am Flughafen von Sofia übergeben.
In Deutschland wurde sie unter dem U-Haft-Regime in Köln eingesperrt, wegen vermuteter Beteiligung an einem bewaffneten Banküberfall der zwei Jahre früher stattfand (2013). Unter diesem Regime werden Häftlinge, die auf ihren Prozess warten, eingesperrt, offiziell für maximal sechs Monate, was in Realität sehr oft auf eine Periode von über einem Jahr verlängert wird. In ihrem Fall bedeuteten die in Kraft gesetzten Beschränkungen, dass bei jedem Besuch (2 Stunden pro Monat) zwei Bullen, ein Wärter und ein Übersetzer anwesend waren, dass es ihr nicht erlaubt war, irgendwelche Telefonanrufe zu machen und dass jegliche Post zuerst an die Staatsanwaltschaft gesendet wurde, wo sie gelesen und ihr dann mit einem Monat Verspätung übergeben wurde.
Ihre Haft basierte auf einem einzigen Indiz: Eine DNA-Spur, gefunden auf zwei Gaspistolen (Druckluftpistolen), die auf dem Klo der Bank 11 Tage später von einem/einer Angestellten gefunden wurden. Vor ein paar Wochen, am 2. Dezember, nach Monaten der Untersuchung klagten die Kläger sie formell mit Bankraub, Geiselnahme und Waffenbesitz an. Diese Anklagepunkte wurden bei drei Richtern vorgebracht, die zu entscheiden hatten ob diese vor Gericht weiterverfolgt werden oder nicht. Am 16. Dezember, rief das Gericht das Gefängnis an, mit dem Auftrag unsere Kameradin freizulassen, weil alle Anklagepunkte fallen gelassen wurden, da die „Beweise“, die fünf Monate der Untersuchung ergaben, nicht ausreichend genug waren, um diesen Fall vor Gericht zu bringen.
Jetzt ist unser Kameradin zurück mit uns. Wie auch immer, die Freude die das bereitet ersetzt nicht, noch lässt sie uns vergessen, unsere Wut gegen die isolierenden Beschränkungen, die Lächerlichkeit des Uniformen-Zirkus' und gegen jedes autoritäre System das auf solche Art und Weise mit den Leben der Leute spielt. Die grösste Kraft-Quelle kam von der kompromisslosen und unkooperativen Haltung die unsere Kameradin einnahm: Sie behielt immer ihren Kopf hoch und ihren abweichenden Geist am Leben.
Wie die meisten Rebellen und Anarchisten wissen, kann uns die Repression in jedem Moment treffen, weil der Staat sehr weit gehen wird, um sein Gesetz und seine Ordnung aufrechtzuerhalten und die Verbreitung unserer Ideen zu verhindern. In diesen Momenten ist es einfach, sich in einem Spiel der Strategie und Angst geködert und eingeschlossen zu fühlen, das genaue Wesen unserer Feinde.
In diesen Momenten müssen wir uns erinnern, dass wir andere Werkzeuge und Praxen haben um diese Erstickung zu bekämpfen. Nur wenn wir ihre Strategie mit unserer eigenen rebellischen Intelligenz und verankerten Ethik bekämpfen, und Angst mit Zuversicht in unsere Komplizenschaften, Affinitäten und Kämpfe, können diese Momente zu mehr werden, als das wir uns nur dem technischen und juridischen Aspekt des Staates, der eine von uns einsperrt, hergeben.
Genau in diesen Momenten von Stress, Groll und Traurigkeit ist es wichtig uns nicht einschüchtern zu lassen oder versucht zu werden, unsere eigenen Ideen, Beziehungen und Kämpfe anzuzweifeln. Auch wenn mit beiden Füssen am Boden, den Geist wach und unsere herzen brennend zu halten in diesen Momenten anspruchsvoll sein kann, sind vielmehr wir diejenigen, die uns diese wegnehmen lassen, und nicht die Freiheit einer Kameradin; wir sind die einzigen die ihre Logik, die sich in uns einnistet, bekämpfen können.
Unsere Ideen und Kämpfe schmieden sich im Hass gegen Gefängnisse und die Welt die sie braucht. Der Kampf gegen diese Strukturen und die, die sie möglich machen, beinhaltet, unser Verlangen, all ihre Türen zu öffnen und diese Säulen dieser autoritären und kapitalistischen Gesellschaft zu zerstören, auszudrücken und zu erweitern. Konfrontiert mit irgendeinem repressiven Angriff, ist es entscheidend, diese Ideen weder zu vergessen, noch zur Seite zu legen; wir können eine Perspektive nur durch aktive Solidarität aufbauen, in der Fortsetzung unserer Kampfprojekte gegen alle Manifestationen dieser Gefängnis-Gesellschaft.
Wir sind mit den Worten unserer Kameradin einverstanden und weigern uns in Begriffen von „Unschuld“ und „Schuld“ zu sprechen. Diese Worte gehören zur Sprache der Staatsanwälte und Richter im Dienste der Politiker und Bosse. Worte die ihr System der Ausbeutung und Kontrolle unterstützen. Als Anarchisten ist das für uns eine Sprache, die wir uns weigern, zu sprechen – wir spucken auf sie.
Der Grund, wieso wir ihren Namen nicht publiziert haben, auch hier nicht publizieren, ist um nicht die oft ablenkende und verzerrende Rolle der Heldin oder des Opfers, der anarchistische Gefangene oft unterworfen sind, mit Brennstoff zu versorgen. Sie war eine gefangene anarchistische Kameradin unter vielen anderen, die niemals vergessen noch bejubelt werden, sondern präsent sind in der Fortsetzung unserer Kämpfe und Projekte, und in unseren subversiven Taten gegen diese etablierte Ordnung.
Solidarität mit all denen, die gegen Gefängnisse kämpfen, drinnen und draussen.
Solidarität denen, die Angesichts repressiver Schläge noch immer das Bedürfnis und den Mut fühlen, weiterhin für ihre Ideen und Projekte zu leben und zu kämpfen.