[Leipzig] Das Imperium kehrt zurück

Logo “Imperium Fighting Championship III”

Am 10. Oktober 2015 soll in Leipzig die dritte “Imperium Fight Championship” ausgetragen werden. Die zweite Auflage der Veranstaltungsreihe hatte am 4. April in der Ernst-Grube-Halle der Universität Leipzig stattfinden sollen, musste schließlich aber kurzfristig in den Eventpalast – auch als “Pantheon” und “Volkspalast” bekannt – umziehen. Die Universität hatte den Vertrag gekündigt, als sie von den Verstrickungen von Veranstalter, Kampfsportlern und Sponsoren ins neonazistische Milieu erfuhr.

 

Nun haben sich die rechten Kampfsportler ins Haus Auensee eingemietet, dessen Vermieter Matthias Winkler sich vor Vertragsabschluss ebensowenig über die Veranstalter informiert hatte wie damals die Sportwissenschaftliche Fakultät. Im Gegensatz zur Universität zeigt Winkler jedoch weniger Mut zu einer möglichen Kündigung des Vertrags, was ihn in Zukunft womöglich andere Mieter kosten wird.

 

Hinter der “Imperium Fight Championship” steht das “Imperium Fight Team“, das Impressum der Veranstaltungswebseite nennt das Wurzner Teammitglied Tom Reiche. Das “Imperium Fight Team” wird durch den Neonazi Benjamin Brinsa trainiert und möchte am 10. Oktober sieben Kämpfer ins Rennen schicken. Der bekannteste von ihnen ist der Neonazi Christopher “Joker” Henze, ein langjähriger Freund Brinsas. Beide waren führende Mitglieder der angeblich im Oktober 2014 aufgelösten rechten Ultragruppe “Scenario Lok“. Diese wurde in den sächsischen Verfassungsschutzberichten 2012, 2013 und 2014 als “rechtsextremistische Fußballfangruppierung” genannt. Der Verfassungsschutz erwähnte auch die beiden “Sachsen kämpft”-Veranstaltungen 2012 und 2013, an deren Organisation Brinsa und Henze beteiligt waren. “Sachsen kämpft II” wurde durch den “Boxclub Lokomotive” veranstaltet, ein damaliger Ansprechpartner des “Boxclubs” war der jetzige “Imperium FC”-Verantwortliche Tom Reiche.

 

Mehrere “Imperium”-Kampfsportler – darunter Reiche sowie die am 10. Oktober antretenden Konrad Dyrschka, Christopher Henze und Marcus Kottke – modeln für die Kleidungsmarke “Eastrebel“, die bis vor wenigen Monaten dem Neonazi Michael Woitag gehörte. Der hat sie mittlerweile an seinen Verwandten Falko Woitag übertragen, welcher nun auch im Impressum des Onlineshops steht. Die dort genannten Telefonnummern sowie die Kontaktanschrift führen jedoch unverändert zum Neonazi Michael Woitag. Dasselbe durchsichtige Ablenkungsmanöver hat dieser ebenfalls mit seinem Onlineshop “Vegan Streetwear” durchgeführt. Auch ebay-Auktionen mit dem Account “shirt-fabrik” führt Michael Woitag bis heute unter Angabe des im neuen “Eastrebel”-Impressum genannten Gewerbes “Woitag Textildruck und Handel” durch.

 

Fast alle Mitglieder des “Imperium Fight Team” sind ehemalige Mitglieder oder Anhänger von “Scenario Lok”. Ihr Team ist durch zahlreiche persönliche Freundschaften tief eingebettet in eine engmaschige Szene aus rechten und rechtsoffenen Fußballfans, zu der auch der Wurzner Neonazi und Unternehmer Thomas Persdorf zählt. Der betrieb bis 2011 den Neonazi-Versandhandel “Front Records“, ist ein langjähriger Geschäftspartner von Brinsa – und seit mehreren Jahren mit Tom Reiche befreundet.

 

Für das “Imperium Fight Team” soll am 10. Oktober auch Chris Püchner antreten. Der Boxer kämpfte zuletzt 2008 für die von Neonazis durchsetzte und von Thomas Persdorf gesponsorte Kampfsportgruppe “Fighting Fellas Wurzen”.

 

Rassistische Politik und Geschäfte Hand in Hand

 

Im Mai 2015 verkündete Benjamin Brinsa, seine “Geschäftsanteile an der Modemarke Streetwar​ bereits zum 01.02.2015 abgegeben” zu haben. An wen, verrät er nicht – aber es ist offensichtlich. Auf seinem Server “streetwar.eu” liegt der vor einigen Monaten eröffnete Onlineshop “Patriotenversand“, betrieben von der Persdorf-Vertrauten Anita Dögnitz, die bis Ende 2013 Gesellschafterin der “Front Records”-Betreiberfirma war und auf zahlreichen Wegen in das von Neonazis durchsetzte Firmengeflecht rund um Persdorf verwickelt ist. Der “Patriotenversand” bietet T-Shirts mit allen Motiven an, die das rassistische Legida-Herz begehrt – sei es die Reichskriegsflagge, “Lügenpresse” oder “Volk steh auf”.

 

Einige dieser Produkte bietet auch die anonyme Facebook-Seite “Edler Stoff” an. “Mit dem Gewinn unterstützt ihr LEGIDA“, bewirbt der mit Persdorf bekannte Legida-Chef Markus Johnke die Seite. Mehrere dieser Shirts hat auch “Front Records” im Angebot – und nicht nur die Motive sind allesamt identisch, auch die T-Shirt-Vorlage der digital montierten Produktfotos ist gleich. Wo die T-Shirts gedruckt werden und wer damit Legida unterstützt, verrät “Edler Stoff” auch: Bei “Druckerei über 10 Jahre am Markt” kann es sich nur um die Druckmaschinen von “Front Records” handeln.

 

Zwischen der “Imperium Fighting Championship”, Persdorfs Umfeld und Legida gibt es zahlreiche weitere Schnittmengen. Zu den Sponsoren der Kampfsportveranstaltung zählen das einschlägig bekannte Tattoostudio “Tattoo Royal” in der Wurzner Kantstraße 7, die bereits erwähnte Kleidungsmarke “Eastrebel”, die “Metropolis Table Dance Lounge” und “Pro GSL”. Das “Metropolis”, deren Betriebsleiter Kevin Kral mit Persdorf bekannt ist, befindet sich in der Großen Fleischergasse 4 in Leipzig.

 

Diese Adresse war an Legida-Montagen mehrfach Anlaufpunkt für rechte Hooligans – und bis vor einem Jahr Sitz der Sicherheitsfirma “Pro GSL”, deren Geschäftsführer Oliver Riedel als “Sicherheitschef” des ersten Legida-Aufmarschs aufgetreten war. Eintrittskarten für die “Imperium Fighting Championship III” können u.a. bei “Tattoo Royal Wurzen” und in der Großen Fleischergasse 4 erworben werden – dort allerdings nicht bei “Metropolis”, sondern in der “Haifischbar”, dessen Betreiber mit Thomas Persdorf, Tom Reiche und mehreren neonazistischen Lok-Leipzig-Fans befreundet ist.

 

Für ihr unternehmerisches Talent mussten Brinsa, der zeitweilig im damaligen Leipziger NPD-Büro Odermannstraße 8 gemeldet war, und Persdorf übrigens vergangene Woche bezahlen. Das Amtsgericht Leipzig verurteilte die beiden Geschäftsführer der “A&B Service UG” wegen Insolvenzverschleppung zu Geldstrafen. Die Firma hatte die 2012 abgeschaltete Webseite der “Aryan Brotherhood Germany” betrieben und sitzt an der selben Adresse wie “Front Records”. Für Brinsa ist es die zweite Verurteilung in diesem Jahr, bereits im Juli hatte das Leipziger Amtsgericht ihn der üblen Nachrede schuldig gesprochen.

 

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