Die Inszenierung des Elends. Ein Kommentar

Diskussion

Bei der ganzen Berichterstattung über die Geflüchteten, die momentan in München ankommen, wird mensch fast! schon rührselig. Freiwillige Helfer*innen, die Kindern Teddybären in die Hand drücken und stundenlang an der Essensausgabe stehen, um die immense Menge an gespendeten Nahrungsmitteln zu verteilen. Alles schön und gut, wenn da aber nicht doch ein bitterer Beigeschmack wäre. Der Beigeschmack der Heuchelei.

Die Heuchelei über das „tolle“ Verhalten der Polizei, die sonst aber allzu gerne Menschen aus dem Schlaf weckt, um sie abzuschieben oder Züge nach Schwarzen Menschen absucht, um sie zu kontrollieren. „God bless Germany“ würde ein*e Amerikaner*in rufen, denn es fühlt sich ungewohnt amerikanisch an, wie die „deutschen“ Helfer*innen gelobt werden. Dazu Videobeiträge, die Kinder mit großen Augen zeigen oder Bilder, in denen die Haare des „dreckigen“ Geflüchteten von einer lächelnden Weißen Frau durchgesehen werden. Die Geflüchteten sind natürlich dankbar, denn hier ist es wirklich besser. Sie müssen hier zum Beispiel nicht unter Zäune (facebook.com/ajplusenglish/videos/610978739043637/) durchkriechen, um weiterzukommen.

 

Aber gut ist das Asylsystem trotzdem nicht. Seit 1993 hat sich hier gar nichts strukturell verbessert. Im Gegenteil, dieses Jahr, über 20 Jahre später hat die BRD ein Gesetzespaket verabschiedet. Es sind die härtesten Verschärfungen für Asylbewerber*innen seit damals. Ein Jahr nachdem die Länder Bosnien-Herzegowina, Mazedonien und Serbien als sichere Herkunftsstaaten eingestuft wurden. Damit Menschengruppen wie die Roma leichter abgeschoben werden können. In Bayern gibt es seit jetzt dem 1.September auch das erste „Sonder“abschiebelager, offiziell „Aufnahmelager für Asylbewerber ohne Bleibeperspektive“ genannt. Dabei ist es doch diese Politik, die ihnen die Perspektive zu bleiben, vehement verwehrt. Durch CDU/CSU, aber auch SPD Politiker*innen, die kein Hehl daraus machen, dass Menschen schneller abgeschoben werden sollen, wenn sie nicht schon frühzeitig daran gehindert werden, überhaupt einzureisen. Denn nur so könne diese „Überbelastung“ des deutschen Staates mit den angestiegenen Geflüchtetenzahlen reduziert werden. Nach dem Motto: aus den Augen, aus dem Sinn.

Doch eins wird immer und einmal wieder bewiesen, kein Zaun und kein Lager der Welt lässt Menschen davor „zurückschrecken“, ihre Rechte auf Bewegungsfreiheit und einem guten Leben einzufordern.

 

Deutschland schafft es den Migrationsdiskurs so zu lenken, dass im Grunde genommen Menschen weiterhin nach ihrem wirtschaftlichen Nutzen betrachtet werden.Wir erleben eine Inszenierung des Elends, die in „gute“ und „schlechte“ Flüchtlinge unterscheidet. Also in „Kriegsflüchtlinge“ und „Wirtschaftsflüchtlinge“. Beziehungsweise gerade aktuell in syrische Flüchtlinge und Roma. Eine konstruierte Logik, die nicht existieren müsste. Die aber noch mal bestärkt wird, in dem ein „Abschiebestopp“ nur für Geflüchtete aus Syrien verhängt wird. Die aufzunehmen sind die „Deutschen“ gerne bereit, die müsse mensch ja aufnehmen, denn Deutschland hat ja eine „traurige“ Kriegsvergangenheit. Die „armen“ Deutschen mussten auch mal fliehen. Wer dafür verantwortlich war, das wissen wir nur zu gut. Neben der Inszenierung dieses Elends wird auch noch die Nazi-Vergangenheit mit der heutigen Situation in Syrien verglichen.

 

„It's a german problem“ (facebook.com/Channel4News/videos/10153192961141939/?pnref=story)?!

Das Gutmenschengetue wäre im Falle Münchens gar nicht notwendig, wenn die zuständigen Behörden, sich um eine angemessene Versorgung gekümmert hätten. Ich verurteile nicht die Menschen, die aus Mitleid an den Bahnhof eilten, um nach der ganzen PEGIDA und Heidenau Hetze etwas Gutes zu tun. Etwas, das doch eigentlich selbstverständlich ist, nämlich Menschen aufzufangen, die eine qualvolle Reise durch halb Europa hinter sich haben. Eine Reise, die viel einfacher hätte ausfallen können. Ohne Zäune und prügelnde Polizei. Ohne Übernachtung im Freien. Ist Ungarn daran schuld? Ja und Nein. Ungarn hat eine offen rechts gerichtete Regierung, die Roma und Geflüchtete diskriminiert. Das ist sehr zu verurteilen. Jeder Staat dieser Erde ist dafür verantwortlich sich angebracht um die Menschen zu kümmern, die sich in seinem Land aufhalten. Vergessen wir aber mal trotzdem nicht, wer am längeren Hebel sitzt. Die Aussage des Oberbürgermeisters von München, bezüglich der Züge, die von Ungarn unkonformerweise durchgelassen wurden, machte das allzu deutlich. Ungarns Verhalten sei unsolidarisch und Frau Merkel müsse da was dagegen tun. In Anbetracht der fehlenden „Solidarität“ von Seiten Deutschlands im Rahmen des Griechenlandspardiktats klingt das wie eine Parodie. Was meint er, solle Frau Merkel denn sagen? „Hättet ihr die Zäune nicht früher fertig stellen können?“

 

Der politische Kampf bleibt der um die Bewegungsfreiheit aller Menschen. Um das Leben ohne Grenzen, denn kein Mensch ist illegal. Kein Passprivilegium soll entscheiden, wer ein gutes Leben führen darf. Vergessen wir nicht, wen wir wirklich anklagen müssen, wenn Menschen fliehen. Ein Land wie Deutschland hat kein Recht, überhaupt annäherungsweise , Menschen zu verweigern, hier zu sein.

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Denn nur so könne diese „Überbelastung“ des deutschen Staates mit den angestiegenen Geflüchtetenzahlen reduziert werden.

Es ist weniger "der Staat", der abgesehen von wie immer schleppender Bearbeitung und überbordender Bürokratie ernsthaft überlastet ist, es sind reale Dinge wie Wohnungs- und Arbeitsmarkt, und irreale Dinge wie das Gefühl der "einheimischen" Menschen, mit zu viel Fremden, deren Kultur und Religion überfordert zu sein. Egal wie irreal das auch sein mag, und anscheinend ist das je nach Dorf sehr verschieden, ignorieren darf mensch das nicht, sonst knallt es, und dann ist grosses Wundern und Entsetzen, wo der Mob nur herkam.

 

Ein Land wie Deutschland hat kein Recht, überhaupt annäherungsweise , Menschen zu verweigern, hier zu sein.

In dieser Frage ausgerechnet mit "Recht" zu argumentieren ist komisch, denn ausgerechnet "das Recht" stellt der Migration Hürden in den Weg.

immer wenn ich im ersten absatz über "mensch" statt "man" stolpere höre ich auf zu lesen

die verantwortlichen für rassistische deportationen angreifen: https://linksunten.indymedia.org/en/node/151639

Ich war selbst die letzten Tage helfend am Hbf. Was du in deinem Artikel im Bezug auf München schilderst ist zum Teil schlicht und einfach falsch. Es ist so, dass die Polizei versucht, die Helfenden so weit wie möglich einzuschränken und ihnen jede Möglichkeit auf Autonomie zu nehmen. So wird nur einer sehr geringen Anzahl Helfern Zugang zur Registrierungshalle gegeben, die Zahl der Helfer von der Polizei kontrolliert und Aufbewahrungsräume für Spenden verweigert, sodass diese durch die ganze Stadt gefahren werden müssen. Leider ist es so, das einzelne Personen, wie die Grünenpolitikerinnen Vaniessa Rashid und Katharina Schulze, lieber auf eine Querfront mit der Polizei setzen und so erreichen wollen, dass die freiwilligen Helfer zu Laufburschen der Polizei werden. Dennoch versucht sich die Mehrheit der Helfer, viele davon aus dem linksradikalen Lager, unabhängig von der Polizei zu helfen, was einigermaße erträglich auch funktioniert. 

Querfront mit der Polizei, so ein Blödsinn. Wie wäre es mit: "mit denen kooperieren, die den Job bei der Polizei nicht aus dem Motiv der Gewaltausübung heraus ausüben. Du rufst die wahrscheinlich zuerst an, wenn Du Dich von vermeintlichen "Gegnern" belästigt fühlst... Dass im nächsten Satz Helfer als "linksradikal" charakterisiert werden, zeigt, woher dieser Post kommt, nämlich aus der eigentlichen Querfront, die alles umstürzen und überall Krawall machen will, sogar da, wo schlicht Hilfe nötig ist. Diese Leute, die nichts besseres zu tun haben, als Linke zu kriminalisieren, indem sie ihren freiflottierenden Hass überall hin versprühen, wo konstruktiv agiert und gearbeitet wird. Das Helfen an sich ist unpolitisch. Wer daraus politischen Nutzen ziehen will, indem da Leute diffamiert werden, sollte sich im Interesse aller Beteiligten besser aus der Diskussion raushalten.

Gutmenschengetue

dis Nazivokabular kannste dir auch mal sparen

Da ich nicht aus München stamme, kann ich zu den Vorgängen am Hauptbahnhof nichts sagen. Ich vermute (aus eigenen Erfahrungen) dass die Polizei das Kommando haben will und die Freiwilligen behindert.

Verkauft wird das ganze Szenario via Medien als "die guten Deutschen", die nicht so barbarisch wie die östlichen Nachbarn sind. (Und das obwohl Deutschland die treibende Kraft in der Selektionsmaschinerie des Fortress Europe ist.)

 

Das Wort "Gutmensch" ist sehr heikel. Eigentlich stammt es aus dem Gedicht "Das Göttliche" von Johann Wolfgang von Goethe:
"Edel sei der Mensch,
hilfreich und gut!
Denn das allein
unterscheidet ihn
von allen Wesen,
die wir kennen."

Das Gedicht steht für die Zeit der Aufklärung und für die aufklärerischen Ideale von Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit. "Gutmensch" ist eine Verhöhnung. Ich kann die Wut angesichts der eklatanten Widersprüchlichkeit am Münchner Hauptbahnhof gut verstehen. Das Wort "Gutmensch" sollte man aber besser nicht benutzen.

 

Ich finde den Text sehr gut. Was mir aber fehlt ist der Bezug auf Kapitalismus. Dieser wird völlig raus gelassen. Dabei geht es, wie schon 1993 bei der Asylgesetzgebung, genau darum. Der Kapitalismus schafft zum großen Anteil die Fluchtursachen und will die entstehenden Flucht- und Migrationsströme wirtschaftlich für sich nutzen. Die Verworfenen dieser Welt zählen dabei nicht. Schon vor 20 Jahren wurde bei vielen AntirassistInnen der Kapitalismus aus den Diskurs genommen. Daraus entwickelte sich alleine eine hilflose moralische Haltung und auf Dauer eine Appell-Politik der Symbole und Gesten. Das materielle und administrative Räderwerk  konnte sich so ungestört in den letzten 20 Jahren in Deutschland und Europa ausbauen und fit machen - fit für die nächsten Aufgaben in der Fluchtregulation.

Großteile der Medien spielen wieder einmal die Rolle, dass sie einerseits eine Katastrophenstimmung erzeugen und damit rassistische Ressentiments fördern, andererseits das Image Deutschlands via der Präsentation von Initiativen antirassistischer Menschen aufpolieren. Die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Gründe fallen allen halbens zurück. Und das ist gewollt so.

 

Hier ein Text, der die Diskussion in einen historischen Kontext stellt und vielleicht jemanden interessieren könnte:

The Times They Are a-Changin’ ? - von der Kontinuität rassistischer Bilder

https://linksunten.indymedia.org/de/node/98797

Dieser Kommentar wird wahrscheinlich gelöscht werden.

Es wäre deshalb schön, wenn jemand mir bis dahin die Antworten auf folgende Fragen geben könnte. Ich stelle sie nicht um zu provozieren, sondern weil ich selbst vor kurzem noch Positionen wie die im Text genannten vertreten habe, mich aber mittlerweile von ihnen distanziert habe.

 

Also hier die Fragen:

1. Trotz Frontex und Festung Europa kommen allein in diesem Jahr vorraussichtlich 800.000 Menschen nach Deutschland, nicht nur die staatlichen Systeme sondern auch die privaten Akteure wie ProAsyl stehen kurz vor dem Kollaps, es gibt nicht genug Sprachschulen, Arbeitsplätze, Dolmetscher, Wohnungen. Trotzdem fordert die radikale Linke immernoch, dass der Weg nach Deutschland erleichtert werden muss, eine Willkommenskultur etabliert werden muss, was in der Folge mehr Flüchtlinge bedeutet. Angenommen Fähren statt Frontex würde umgesetzt und innerhalb des nächsten Jahres kommen 2Mio Flüchtlinge nach Deutschland, was meint ihr, wie mit diesen verfahren werden soll?

 

2. Die meisten Flüchtlinge haben konservative, traditionelle, autoritäre Familien und Gesellschaftsbilder, welche Auswirkungen erwartet ihr auf die liberalen europäischen Gesellschaften?

 

3. Angenommen die Flüchtlingszahlen bleiben auch in den folgenden Jahren ähnlich hoch und 2020 hat Deutschland 5Mio Flüchtlinge aufgenommen, wie denkt ihr sollen die Sozialsysteme das aushalten? Bzw. was würdet ihr fordern, wenn diese zusammengebrochen sind?

 

4. Der überwiegende Teil der Flüchtlinge sind junge Männer, früher oder später möchten diese Heiraten, Frauen in ähnlicher Anzahl und mit ähnlichen Wertvorstellungen sind allerdings nicht vorhanden. Zu welchen Konflikten könnte dies führen?

 

Sollte jemand diesen Kommentar als rassistisch oder auf sonstige Weise diskriminierend empfinden, so bitte ich das zu entschuldigen. Außerdem würde ich mich freuen wenn auch erläutert wird, warum der Kommentar so aufgefasst wurde.

lies mal ein wenig geschichte, dann verstehst du vielleicht, dass wir es den europäern verdanken, dass unsere familien traditionell und autoritär sind, dass unsere männer die wertvorstellungen haben, die du meinst. gesellschaften, die vom krieg, ausbeutung, diskriminierung, armut und zwangsmigration beherrscht werden, werden zwangläufig konservativ und autoritär, als konsequenz der eroberungen, kolonisierungen und der nationalstaatsbildungszwang. demokratie war und ist noch immer ein freizeitsbetrieb der wohlhabenden. die stütze eurer sozialsysteme sind ausbeutung, ausschließung, wahnhafte sicherheitsbedürfniss und angst vor allen, was euch fremd erscheint. daher kannst du nicht deine vorurteile beiseite legen und dich darum bemühen, menschen, die du so einfach paushalisierst und kategorisierst, wirklich mal kennen zu lernen. dann hättest du vielleicht gemerkt, dass einige von diesen konservativen und autoritären menschen mitdenkende und mitfühlende, herzliche und solidarische menschen sind. wertvorstellungen, die den meisten europäern fremd sind, oder?

Leider bist du nur auf eine von vier Fragen eingegangen, aber immerhin.

Das für Krieg, Armut, Ausbeutung und auch einige Formen von Diskriminierung in den arabischen und afrikanischen Ländern zu einem Großteil die europäischen Staaten verantwortlich sind, ist mir bewusst. Das die Gesellschaften in den besagten Ländern allerdings überwiegend traditionalistisch, patriarchal, konservativ, autoritär konstituiert sind, als Konsequenz der europäischen Eroberungen und Kolonialisierungen, ist mir allerdings neu und ich sehe auch keine Anhaltspunkte für diese Behauptung. So wird zum Beispiel impliziert, dass die Gesellschaften der kolonialisierten Gebiete zuvor weniger religiös, patriachal usw. gewesen seien, das trifft soweit ich weiß nicht zu. Über Quellen die das Gegenteil belegen würde ich mich freuen.

 

"die stütze eurer sozialsysteme sind ausbeutung, ausschließung, wahnhafte sicherheitsbedürfniss und angst vor allen, was euch fremd erscheint."

 

Zumindest der erste Teil ist sicherlich richtig, aber auch keine Antwort auf eine von mir formulierte Frage. Da das deutsche Sozialsystem (warum bezeichnest du es als "meins" ("euer") obwohl ich mich nie als Deutsch identifiziert habe?) also auf einer Vielzahl an Ungerechtigkeiten und Misständen aufgebaut ist, würdest du es also lieber abschaffen? Oder wie darf ich den Satz verstehen?

 

"daher kannst du nicht deine vorurteile beiseite legen und dich darum bemühen, menschen, die du so einfach paushalisierst und kategorisierst, wirklich mal kennen zu lernen. dann hättest du vielleicht gemerkt, dass einige von diesen konservativen und autoritären menschen mitdenkende und mitfühlende, herzliche und solidarische menschen sind."

 

Das empfinde ich als Unterstellung. Wie in meinem vorherigen Kommentar schon angedeutet, habe ich die Positionen der radikalen Linken zum Thema Flüchtlinge noch vor einigen Monaten 100%ig geteilt. Meine Kritik an diesen Positionen speist sich nun auch weniger aus Vorurteilen sondern viel eher aus realen Erfahrungen im Umgang mit Flüchtlingen und den Entwicklungen der letzten Monate.

Das einige, vermutlich sogar etwas mehr als nur "einige" von diesen Menschen herzlich, mitdenkend und mitfühlend sind, glaube ich auch und habe ich auch so erlebt. Du schreibst dies allerdings wohl nur um von den unangenehmen Implikationen abzulenken, die es hätte wenn die radikale Linke bei politischen Forderungen nicht nur diese "einige" berücksichtigen würden.

 

 

"dass einige von diesen konservativen und autoritären menschen mitdenkende und mitfühlende, herzliche und solidarische menschen sind. wertvorstellungen, die den meisten europäern fremd sind, oder?

"

Das Mitdenken, Mitfühlen, Solidarität und Herzlichkeit den meisten Europäern fremd sein sollen, halte ich für eine unzulässige, rassistische Pauschalisierung.

Also hier die Fragen:

1. Trotz Frontex und Festung Europa kommen allein in diesem Jahr vorraussichtlich 800.000 Menschen nach Deutschland, nicht nur die staatlichen Systeme sondern auch die privaten Akteure wie ProAsyl stehen kurz vor dem Kollaps, es gibt nicht genug Sprachschulen, Arbeitsplätze, Dolmetscher, Wohnungen. Trotzdem fordert die radikale Linke immernoch, dass der Weg nach Deutschland erleichtert werden muss, eine Willkommenskultur etabliert werden muss, was in der Folge mehr Flüchtlinge bedeutet. Angenommen Fähren statt Frontex würde umgesetzt und innerhalb des nächsten Jahres kommen 2Mio Flüchtlinge nach Deutschland, was meint ihr, wie mit diesen verfahren werden soll?

 

-> So gut wie möglich! Mehr kann ich dazu nicht sagen. Eine Aufgabe bleibt eine Aufgabe bleibt eine Aufgabe. Egal, ob 1 oder 10 Millionen.

 

2. Die meisten Flüchtlinge haben konservative, traditionelle, autoritäre Familien und Gesellschaftsbilder, welche Auswirkungen erwartet ihr auf die liberalen europäischen Gesellschaften?

 

-> Belege für konservative Einstellungen? Schützt Konservatismus vor Vertreibung? Müssen Flüchtlinge einen Gesinnungstest am Zielort ablegen? Müssen Neugeborene deutsche Kinder einen Gesinnungstest ablegen? Oder ihre Eltern? Gibt es in Deutschland eine Leitkultur oder viele Subkulturen und welche Auswirkungen hat das auf die liberalen europäischen Gesellschaften? ;-) Unter Umständen flüchten ja auch viele liberale Menschen, eben weil sie liberal(er) sind als die Menschen, die dort, wo sie herkommen, zur Zeit das Sagen haben. Auch Flucht und das erleben von Hilfslosigkeit sowie Mitgefühl wird Menschen die dies erleben hoffentlich nicht kälter machen.

 

3. Angenommen die Flüchtlingszahlen bleiben auch in den folgenden Jahren ähnlich hoch und 2020 hat Deutschland 5Mio Flüchtlinge aufgenommen, wie denkt ihr sollen die Sozialsysteme das aushalten? Bzw. was würdet ihr fordern, wenn diese zusammengebrochen sind?

 

--> Das Sozialsystem gehört generell umgebaut, Flüchtlinge hin oder her. Demographisch und langfristig werden hier kapitalistisch gesehen (who cares?!) die Bedingungen für die Krankenkassen etc. besser.

 

4. Der überwiegende Teil der Flüchtlinge sind junge Männer, früher oder später möchten diese Heiraten, Frauen in ähnlicher Anzahl und mit ähnlichen Wertvorstellungen sind allerdings nicht vorhanden. Zu welchen Konflikten könnte dies führen?

 

--> Belege? Sind nicht auch häufig die Männer als erste auf die Flucht gegangen, um nach Sondierung der Lage die Frau etc. nach zu holen?

Belege für einheitliche Wertvorstellungen der männlichen Flüchtlinge aus Syrien, Irak, Libanon, Erithrea, Afgahnistan? Wenn alle Menschen dort gleiche Wertvorstellungen hätten, dann müsste von dort ja niemand vor Krieg, Gewalt und Terror fliehen...

Dieser Absatz ist zu schwurbelig, um ihn zu beantworten. Wenn du denkst, in 20 Jahren prügeln sich 4 Männer um eine Frau... Das denke ich nicht.

Zu 1. "-> So gut wie möglich! Mehr kann ich dazu nicht sagen. Eine Aufgabe bleibt eine Aufgabe bleibt eine Aufgabe. Egal, ob 1 oder 10 Millionen."

 

Dann habe ich eine Folgefrage, wann gilt die Aufgabe als gescheitert? "So gut wie möglich", interpretiere ich als "Mit allen uns zur Verfügung stehenden Ressourcen", was wenn diese Ressourcen ausgeschöpft sind und immer noch neue Flüchtlinge kommen? Was wenn eine weitere Aufnahme von Flüchtlingen nur möglich wäre, wenn damit eine drastische Senkung des Lebensstandarts von allen in Deutschland geborenen und allen nach Deutschland eingewanderten Menschen einher ginge?

 

Zu 2. "-> Belege für konservative Einstellungen?" Ich nehme an, du weißt so gut wie ich, dass das BAMF keine Statistiken über die religiösen und politischen Einstellungen von Asylbewerbern veröffentlicht. Ich nehme weiterhin an, dass du ebenfalls weißt, dass der überwiegende Teil der Flüchtlinge aus Ländern kommt, die patriarchal, konservativ, islamisch-religiös, traditionell geprägt sind. Es ist daher legitim anzunehmen, dass die Menschen die aus diesen Ländern kommen, dort auch entsprechend der gesellschaftlichen Vorstellungen sozialisiert worden sind.

 

"Schützt Konservatismus vor Vertreibung? Müssen Flüchtlinge einen Gesinnungstest am Zielort ablegen? Müssen Neugeborene deutsche Kinder einen Gesinnungstest ablegen? Oder ihre Eltern?" Konservatismus schützt nicht vor Vertreibung (habe ich mal was anderes behauptet?). Weder Flüchtlinge noch deutsche Kinder oder deren Eltern müssen Gesinnungsteste ablegen.

 

"Gibt es in Deutschland eine Leitkultur oder viele Subkulturen und welche Auswirkungen hat das auf die liberalen europäischen Gesellschaften?"

Die Frage spießt sich selber, es gibt in Deutschland eine liberale Leitkultur und daneben und teilweise darin noch einige Subkulturen. Die Auswirkungen auf die anderen europäischen Gesellschaften kann ich nicht abschätzen, festzuhalten ist aber, dass sich diese in wesentlichen Punkten nicht von den in Deutschland verbreiteten Vorstellungen unterscheiden, zum Beispiel was das Verhältnis Mann/Frau, Kirche/Staat, Eltern/Kinder, Religion/Wissenschaft anbelangt.

 

" Unter Umständen flüchten ja auch viele liberale Menschen, eben weil sie liberal(er) sind als die Menschen, die dort, wo sie herkommen, zur Zeit das Sagen haben." Das ist ein Wunschtraum. Erstens gibt es in den meisten Gesellschaften in den Herkunftsländern der Flüchtlinge überhaupt keine nennenswerten liberalen Gruppen, zweitens sind politische Überzeugungen i.R. kein Fluchtgrund, bei einzelnen sicherlich aber nicht bei Hunderttausenden. Oder meinst du, dass gerade 200.000 Albanern und Kosovaren und ähnlich vielen Syrern aufgefallen ist, dass sie ihre marxistisch-emanzipatorischen Ideale wohl doch nur in Deutschland verwirklichen können?

 

Zu 3. "--> Das Sozialsystem gehört generell umgebaut, Flüchtlinge hin oder her. Demographisch und langfristig werden hier kapitalistisch gesehen (who cares?!) die Bedingungen für die Krankenkassen etc. besser."

Die Bedingungen für das Sozialsystem werden in den nächsten Jahren nicht besser sondern eher schlechter. Es wird mehr alte Menschen geben und daher höhere Ausgaben für Renten und Gesundheitsversorgung.

 

Zu 4. "Belege?" Hier Statistiken von 2014: http://www.sueddeutsche.de/politik/fluechtlinge-in-europa-warum-vor-alle...

Sicherlich gibt es viele die von ihren Familien losgeschickt werden um diese später nachzuholen. Da geht es dann aber um die eigene Familie, nicht um die zukünftige Ehefrau, dass ein Syrer seine Frau alleine in einem türkischen Flüchtlingslager lässt, glaubst du wohl auch nicht.

 

"Belege für einheitliche Wertvorstellungen der männlichen Flüchtlinge aus Syrien, Irak, Libanon, Erithrea, Afgahnistan? Wenn alle Menschen dort gleiche Wertvorstellungen hätten, dann müsste von dort ja niemand vor Krieg, Gewalt und Terror fliehen..."

 

Meinst du das Menschen mit ähnlichen Wertvorstellungen keinen Grund finden können sich gegenseitig zu bekriegen? Mal ganz abgesehen davon, dass wohl nur ein sehr geringer Teil der dortigen Konflikte von den Menschen selber ausgelöst wurde.

Im übrigen haben sowohl jüdische, als auch christliche, hinduistische, sunnitische oder schiitische Strenggläubige alle patriarchale, konservative Wertvorstellungen, kommen deshalb aber noch lange nicht gut miteinander aus.

 

"Wenn du denkst, in 20 Jahren prügeln sich 4 Männer um eine Frau... Das denke ich nicht."

Das denke ich auch nicht, aber wenn nur einer von 10 oder einer von 20 "leer ausgeht" kann das zu beträchtlichen sozialen Verwerfungen führen, ich empfehle dir, dich mal mit den Folgen der hohen Abtreibunsgraten weiblicher Föten in Indien und China zu beschäftigen.

Ich mache eine kommunistische Übersetzung dieser punkten :

 

1. Die Arbeiteklasse hat Angst für ihre tägliche Realität.

 

2. Die meisten Flüchtlinge bzw. alle kommen aus Ländern die halb kolonial halb feudal sind, mit also gewisse Ideologien im Kopf und es bleibt als Überbau.

 

3. Die Kapitalisten sind für diese Migration, da sie wissen es macht das soziale Netz kaputt - kein sozialstaat mehr.

 

4. Die Flüchtlinge sind auch sehr oft nicht Flüchtlinge, sondern Migrante, junge Männer die ein besseres Leben leben wollen, ohne irgendeine Verantwortung zu nehmen weder für das Land das sie verlassen haben, noch für das Neue. Einfach American Dream.

 

Zusammenfassung: es is sehr schön mit dem Papst und Merkel sich für die Migration einzustellen, aber ohne materielle basis dient das nur die Herrschenden hier und dort, indem es das American Dream verteidigt und die Arbeiterklasse hier sektorisch zerbricht.

Könntest du das vielleicht noch ein wenig erläutern? Was genau ist daran kommunistisch, außer dass du die Begriffe Arbeiterklasse und Überbau verwendest?

Der Zusammenhang zum vorherigen Kommentar erschließt sich mir auch nicht auf den ersten Blick.

Stalinisten verstehen sich nun mal als Kommunisten, obwohl sie das nicht sind. Die stalinistische Position ist die Verteidigung der nationalen Arbeiterklasse gegen die eingewanderten Proletarier. Es muss jedoch gesagt werden, dass dieser Antagonismus sehr wohl real ist, zusätzliche Proletarier bedeuten immer erhöhte Konkurrenz und somit Druck auf die Löhne. Der einheimische Proletarier will seinen einigermassen gut bezahlten Job behalten, statt eine prekäre Anstellung, wie sehr viele Einwanderer. Der 4. Punkt suggeriert wohl, dass sie Assad gegen die "Imperialisten" hätten verteidigen müssen, anstatt zu gehen.

1. Das Kapital (natürlich nicht als Akteur, sondern durch seine Herrschaftsapparate wie z.B. der Staat) wird selbst entscheiden, wie es mit diesen Flüchtlingen verfährt, wir haben darauf keinen oder nur einen sehr geringen Einfluss. Von einem kommunistischen Standpunkt bin ich mit Flüchtlingen solidarisch, weil ich allen Proletariern ein besseres Leben wünsche. Fähren statt Frontex wird wohl nie umgesetzt werden, aber in einem gewissen Sinn haben wir im Moment Züge statt Frontex. Auch Ungarn wird die Flüchtlinge wohl früher oder später weiterziehen lassen, denn es ist schwer zu begreifen, wieso Ungarn sie in Lager steckt und keinen Aufwand scheut, sie zu "betreuen" (v.a. mit "staatlichen Sicherheitsdienstleistungen"), obwohl die alle so schnell wie möglich weg wollen. Die Sicherheitsdispositive Mazedoniens und Serbiens sind zuvor wie ein Kartenhaus zusammengefallen, in Ungarn wird wohl das gleiche geschehen.

 

2. Auch die "europäischen Gesellschaften" sind nicht dermassen "liberal", die meisten Leute hier haben auch "konservative, traditionelle, autoritäre Familien und Gesellschaftsbilder". Ihre Söhne und Töchter werden wohl eines Tages Hip Hop hören und sich vielleicht sogar einer kommunistischen oder anarchistischen Gruppe in ihrem Quartier anschliessen. Falls Du also suggerierst, dass "unsere liberale Gesellschaft" wegen den Flüchtlingen zusammenbricht, hast Du sowohl von dieser Gesellschaft als auch den Flüchtlingen ein höchst mystifiziertes Bild.

 

3. Gerade durch die Flüchtlinge wird der Überalterung europäischer Gesellschaften etwas entgegengesetzt, für die Sozialwerke sind also zusätliche junge ausgebeutete Proletarier alles andere als ein Problem. Wenn diese Flüchtlinge mal "integriert" sind (d.h. wenn sie sich den hiesigen Ausbeutungsmodalitäten angepasst haben), werden sie für die deutsche Bourgeoisie fleissig Mehrwert produzieren und dadurch den deutschen Handelsüberschuss noch vergrössern.

 

4. Womöglich zur einen oder anderen Schlägerei am Quartierfest, wobei der Nachweis schwierig sein dürfte, dass genau das der Grund dafür war.

 

Ich würde Deine Haltung grundsätzlich nicht als rassistisch bezeichnen, doch ich finde, Frage 2 und 4 zeigen schon, dass die bürgerliche Propaganda bei Dir eine gewisse Wirkung entfaltet. Du gehst implizit davon aus, dass alle Muslime eine Steinzeitmentalität haben, dass die europäischen Gesellschaften viel "liberaler" (sprich aufgeklärter, offener, fortgeschrittener, oder?) sind als die anderen und dass "diese Fremden uns unsere Frauen wegnehmen". Doch auch die gegenteilige Haltung nährt sich von Stereotypen. Wer davon ausgeht, dass diese Flüchtlinge alles super nette Leute sind, denen man helfen muss, weil sie sich selbst nicht helfen können, dessen Haltung nährt sich letztendlich ebenfalls von rassistischen Stereotypen. Es geht darum, dass diese Leute, obwohl sie eine andere Kultur haben, anderes Brot essen, andere Musik hören usw., nicht grundsätzlich anders sind. Sie sind ebenfalls Proletarier, welche vom Kapital ausgebeutet werden (oder sie waren es vielleicht vorher in Syrien nicht, werden es in ihrem neuen Leben aber wohl sein). Und genau diese Ausbeutung gilt es zu zerstören.

Zu 1. "Das Kapital (natürlich nicht als Akteur, sondern durch seine Herrschaftsapparate wie z.B. der Staat) wird selbst entscheiden, wie es mit diesen Flüchtlingen verfährt, wir haben darauf keinen oder nur einen sehr geringen Einfluss."

Wie sich in den letzten Monaten beobachten ließ, stimmt das nicht wirklich. Viele linke Positionen sind in den Mainstream übergeschwappt und Spiegel oder SZ veröffentlichen Artikel, die noch vor einem Jahr undenkbar gewesen wären (kritisieren z.B. die Unterscheidung von Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlingen).

Natürlich gibt es auch für das Kapital Gründe für Zuwanderung zusein, z.B. eine stärkere Konkurrenz der Arbeitenden im Niedriglohnsektor, dennoch wollten diese Kräfte eine Zuwanderung wie sie sich im Moment vollzieht (d.h. eine Zuwanderung die nicht nach ökonomischen Gesichtspunkten gesteuert wird), bislang immer verhindern, haben aufgrund des hohen moralischen Drucks der von der radikalen Linken und teilen der Medien aufgebaut wurde, mittlerweile jedoch kaum noch Möglichkeiten dazu.

Ich sehe das nicht unbedingt Negativ, möchte es nur erwähnt haben als Beleg, dass eine Einflussnahme von uns aus sehr wohl möglich ist, geschehen ist und auch weiterhin geschieht. Insofern ist die radikale Linke im Moment ganz klar ein realer Akteur und sollte sich als solcher auch selber die Frage nach eventuellen Konsequenzen der eigenen Forderungen stellen.

Durch die Ereignisse der letzten Jahre ist ein gesellschaftliches Experiment angestoßen worden, dessen Ausgang nun ungewiss ist. Sich dann wegzuducken mit der Begründung, dass letztlich das Kapital entscheiden würde, geht an den Realitäten vorbei.

 

"Die Sicherheitsdispositive Mazedoniens und Serbiens sind zuvor wie ein Kartenhaus zusammengefallen, in Ungarn wird wohl das gleiche geschehen"

Genau. Vermutlich folgt dann noch Österreich.

 

Zu 2. "Auch die "europäischen Gesellschaften" sind nicht dermassen "liberal", die meisten Leute hier haben auch "konservative, traditionelle, autoritäre Familien und Gesellschaftsbilder". Ihre Söhne und Töchter werden wohl eines Tages Hip Hop hören und sich vielleicht sogar einer kommunistischen oder anarchistischen Gruppe in ihrem Quartier anschliessen. Falls Du also suggerierst, dass "unsere liberale Gesellschaft" wegen den Flüchtlingen zusammenbricht, hast Du sowohl von dieser Gesellschaft als auch den Flüchtlingen ein höchst mystifiziertes Bild."

 

Dass die europäischen Gesellschaften "dermassen liberal" [sic!] sind, habe ich nicht behauptet. Dass sie weitaus liberaler sind als die große Mehrheit der Flüchtlinge halte ich nach vielfältigen Erfahrungen mit Flüchtlingen für gesichert.

Falls du also suggerierst, dass die deutsche Gesellschaft weniger liberale Positionen vertritt als die Mehrheit der Flüchtlinge, schlage ich vor dass du einmal an einem Montagmorgen mit einer Kippa auf dem Kopf in den Wartesaal der ZAB in Dortmund/München/Berlin gehst, oder mit einem Minirock, oder mit einem T-Shirt auf dem "No Gods, No Masters" steht.

 

Zu 3. Ja, durch die Flüchtlinge wird der Überalterung der europäischen Gesellschaften etwas entgegengesetzt. Ob die Sozialsysteme unterm Strich davon profitieren - ich weiß es nicht. Die Kosten für die Unterbringung eines minderjährigen Flüchtlings belaufen sich auf ca. 4.000 monatl. Ein 16 jähriger Analphabet der nur einen afrikanischen Dialekt spricht wird leicht mehrere hunderttausend Euro kosten verursachen bevor er dem Sozialsystem irgendeinen Nutzen bringt. Das ist natürlich kein ausschlaggebendes Kriterium und auch ein sehr spezieller Fall, dennoch sollte sich niemand der Illusion hingeben, dass Menschen die vollkommen anders sozialisiert wurden sich nur mit etwas gutem Willen und ein bisschen Geld in die deutsche Gesellschaft einfügen werden/können. Ob dies wünscheswert ist, sei dahin gestellt.

 

Ein viel wesentlicherer Punkt auf den mich deine Antwort allerdings wieder gestoßen hat, ist, dass es in der Perspektive der radikalen Linken eine Trennung der Realitäten gibt. Ihr seht, dass eine Einwanderung im derzeitigen Stil zu gesellschaftlichen Problemen führend wird und reagiert darauf mit Feststellungen nach dem Motto "wenn wir auch unsere anderen Vorstellungen umsetzen könnten (z.B. weltweiter Kommunismus), gäbe es diese Probleme nicht". Nun ist es aber so, dass es äußerst unwahrscheinlich ist, dass diese Vorstellungen in naher Zukunft umgesetzt werden.

Daher lohnt es zu fragen, was passiert wenn es in Deutschland den ersten großen islamistischen Terroranschlag gibt? Was passiert wenn die hier lebenden Muslime politisch mobilisiert werden? Was passiert wenn es Kürzungen bei Sozialleistungen gibt, mit der Begründung das das Geld für Asylbewerberheime gebraucht wird (das es natürlich nicht wirklich dafür gebraucht wird ist bekannt, aber das es als Begründung angeführt wird, dürfte reichen)? Was wenn der globale Kapitalismus an seine Grenzen gerät und auch die westlichen Staaten aufeinmal mit Rezession und Rohstoffknappheit zu kämpfen haben? Dann gibt es gesellschaftliche Bruchlinien. Es ist weder der deutschen Leitkultur noch dem linken Internationalismus gelungen, diese Bruchlinien zwischen deutscher Mehrheitsgesellschaft und z.B. türkischer Mindehreit in den letzten Jahrzehnten zuzuschütten, im Gegenteil. Bei den jetzt kommenden Flüchtlingen wird dies noch viel weniger gelingen und in einigen Jahren gibt es ausreichend sozialen Sprengstoff und Ansatzpunkte für Populisten jeder Coloeur.

 

Aber ihr werdet dann Transparente an Autobahnbrücken aufhängen und sagen dass ihr dass doch alles nicht gewollt habt und dass es nicht so hätte kommen müssen, wenn doch nur auch noch eure anderen Forderungen umgesetzt worden wären.

da kommen auf einen Deutschen mindestens 2 Ausländer und von mir aus könnten es noch mehr sein, denn es sind die Deutschen, die mir hier auf den Sack gehen und ihre Hunde überall hinkacken lassen oder morgens mit der Bierflasche blöd an der Ecke rumsetehn. Und die Sozialsysteme sind ohnehin ungerecht und nur Mittel zum Zweck, die kapitalistische Maschine am laufen zu halten. Wenn die also Zusammenbrechen, umso besser, dann kann man endlich was vernünftiges aufbauen. Abgesehen davon werden täglich Milliarden an den Börsen verheizt oder gutgeschrieben, davon könnte man locker was abzwacken und die "5 Mio." Flüchtlinge bezahlen. Und nochwas: So viele werden sowieso nicht kommen, denn spätestens wenn die erste Million merkt, dass es hier keine Jobs und auch sonst nicht viel zu holen gibt (zudem ist es im Winter schweinekalt, dunkel und die Leute werden depressiv) dann spricht sich das schnell rum und aus ist der Traum vom Paradies Deutschland. Also, alles in allem ist deine komplette Fragestellung ziemlich realitätsfern.

Ein politisches Konzept ist das jedenfalls nicht, scheint mir sogar eher zufällig das du auf der linken Seite gelandet bist.

Das Konzept lautet Grenzen auf für ALLE. Und wenn es Probleme mit der Finanzierung gibt, wäre eine höhere Besteuerung der Finanzspekulationen das einfachste und schnellste Mittel. Auf das rassistische Geschwafel im Posting, mit den 4 islamischen Männern die (deutsche?) Frauen wollen und andere "Werte" mitbringen usw. brauche ich wohl nicht eingehen. Und du wirst sehen, weder Christ-Soial-Demokraten noch Antifa werden etwas besseres vorschlagen ;-)

...ist also der Total(Büger-)krieg? Denn nichts anderes ist die Konsequenz aus Grenzen auf für alle. Probleme mit der Finazierung? Dein Ernst Herzchen, die paar hundert Milliarden könnt ihr der Natur sicherlich noch abpressen, hat ja bislang schon immer prima funktioniert.

 

Was den zweiten Teil deines Kommentars anbelangt, da geht einiges durcheinander, von 4 islamischen Männern die (deutsche?) Frauen wollen habe ich jedenfalls nie etwas geschrieben.

Aber was soll man auch von Menschen erwarten deren politisches Konzept bei "Grenzen auf für Alle" bzw "das Geld holen wir uns einfach von den Reichen", endet.

Alle diese "offenen Fragen" sprengen bei weitem jeden linken Diskurs und entsprechen bürgerlich konservativen bis rechten Gedankenmustern.
Auch wenn das in diesem Fall nicht die Intension des/der Fragenden gewesen sein muss, es fällt schon auf, wie neben Beschimpfungen, "Kommentaren" und sogar "Artikeln" versucht wird, auf Indymedia Gedankengut einzubringen, das alles andere als progressiv ist.

Auf die so gestellten Fragen Antworten jenseits offener Feindschaft zu erwarten, ist hier eigentlich zu viel verlangt, da die Fragestellungen einserseits reine Statements darstellen, die die entsprechenden rechtskonservativen Antworten schon in sich tragen, andererseits von einer Geisteshaltung zeugen, die von Angst vor "dem Anderen" und kleinbürgerlichen Besitz- und Existenzängsten geradezu durchsetzt ist. Erstaunlich, dass der/die FragestellerIn von sich behauptet einmal linke Positionen vertreten zu haben. Denn hätte er/sie sich mit ihnen auch nur ein wenig auseinandergesetzt, müsste er/sie die Antworten auf seine/ihre Fragen eigentlich nicht nur wissen, sondern er/sie hätte sie so nie gestellt.

zu Frage 1:
Statement: Es kommen zu viele Flüchtlinge nach Europa.
Rechtskonservative Antwort: Grenzregime, Frontex, Selektion der Flüchtlinge, zuletzt offener Angriff auf Flüchtlinge.

zu Frage 2:
Statement: die Flüchtlinge sind anders, passen nicht in "unsere" Gesellschaft.
Rechtskonservative Antwort: Selektion nach Gesinnung und wirtschaftlichem Nutzen.

zu Frage 3:
Statement: die Flüchtlinge sprengen "unsere" Sozialsysteme.
Rechtskonservative Antwort: Einsperrung der Flüchtlinge in Lager, kein Geld, nur Nahrung und Kleidung, danach Abschiebung.

zu Frage 4:
Statement: Sie nehmen uns "unsere" Frauen weg, misshandeln und zwingen sie zur Heirat (und zwar früher). (also bei dieser "offenen Frage" musste ich fast kotzen).
Rechtskonservative Antwort: lasst sie um Himmels willen nicht ins Land.


Und auf diese Fragen werden hier Antworten erwartet? Und sie werden dann auch noch gegeben, damit er/sie seine/ihre verkorksten Vorstellungen auch noch weiter ausbreiten kann - na herzlichen Glückwunsch! Ensthafte und mitfühlende Diskussionen zu allen Aspekten des Themas werden in linken und sogar auch bürgerlichen Foren und Medien in umfangreichem Maße geführt. Ein linksradikales Forum hat ein so mieses Frage- und Antwortspiel wie das hier nicht nötig!

"Ensthafte und mitfühlende Diskussionen zu allen Aspekten des Themas werden in linken und sogar auch bürgerlichen Foren und Medien in umfangreichem Maße geführt."

 

Ich habe noch keine gefunden. Aber vielleicht hast du ein paar Links für mich? Die sollten dann aber auch Antworten auf die gestellten Fragen beinhalten, von Träumereien a la "einfach Grenzen auf und alles wird bunter und besser" gibt es - da muss ich dir Recht geben - schon mehr als genug.

Gutmenschengetue

 

Bei dieser Nazisprache höre ich auf zu lesen. Was hat dieser Dreck hier verloren? 

Ich finde, dass du überreagierst. Der*die Autor*in ist sicher kein*e Nazi, auch wenn ein eher unpassender Begriff verwendet wird: das gibt der Text nicht her. Zudem wurde der Begriff jetzt schon zweimal in den Kommentaren aufgegriffen.

 

Meinst du mit "Dreck" den einen Begriff oder den ganzen Text?

Nein, es ist echte Menschlichkeit, nicht Gutmenschengetue.

Seien wir so ehrlich: linke Gruppen können zwar immer wieder öffentliche Diskussionen anregen, aber sie sind oft marginal, marginalisiert.

 

Tatsächlich war die Empörung über das massenhafte Ertrinken im Mittelmeer seit April sehr groß, es kamen in mehreren Städten zu Kundgebungen unerwartet viele Menschen.

Das ist doch schön.

 

Es ist allen klar: in Syrien ist es grausam, in den Lagern rund um Syrien nicht auszuhalten.

Es gibt dann doch noch ein paar tausend Menschen, die einfach praktisch ihre Erste Hilfe anbieten. In München, per Spendensammlung, mit einer Plattform für Arbeitsplätze, workeer.

Und es sind ja immer noch diese scheiß Zelte, in die es reinregnet und windet.

 

Ich freue mich über diese Initiativen, und sehe keinen Grund die Motivation zu kritisieren.

Wenn wir eine viel weitergehende antirassistische Veränderung und soziale Umwälzung der Gesellschaft wollen, dann müssen wir genau bei diesen Aktivitäten anknüpfen.

"Das Gutmenschengetue wäre im Falle Münchens gar nicht notwendig, wenn die zuständigen Behörden, sich um eine angemessene Versorgung gekümmert hätten."

Wenn der Staat, wenn die Stadt ___?

Warum nicht weiter Forderungen stellen?

Warum außerdem so staatsfixiert? Es ist doch schön, wenn einiges ohne Behörden geht. Schlimm, wenn die überhaupt dominieren.

 

sozialisieren - egalisieren - kooperieren.