Für ein Umdenken der linksradikalen Interventionspolitik

Seit der Eröffnung der sogenannten Zeltstadt hat sich die mediale Berichterstattung zu Dresden minimiert. Folglich steht ein ganz anderer Ort im Fokus des Interesses: Heidenau. Dort tobt wieder einmal der Volkszorn. Und die Antifa? Ist genauso ahnungslos wie eh und je.

 

Für eine linksradikale Selbstkritik, Reflexion und einen Perspektivwechsel. Und täglich grüßt die Wirklichkeit

 

In der „drittgrößten Stadt im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge“, mit ihren „ca. 16.500 Einwohnern“, in der Stadt, die sich „Familienfreundlichkeit auf die Fahnen geschrieben“ hat, spielt sich Unglaubliches ab. Ein rassistischer Mob wälzt sich durch die Stadt und gröhlt Naziparolen. Ganz normale Bürger_innen blockieren zu Tausend eine Bundesstraße, im Gepäck haben sie Kinderwagen, Reichsfahnen und Transparente. Nachts liefern sich mehrere Hunderte von ihnen, hauptsächlich junge, alleinstehende Männer, Auseinandersetzungen mit der Polizei, die versucht, einen Baumarkt abzusichern. Einen Baumarkt? Was ist es nur, das an einem Obi-, Hornbach- oder Globusbaumarkt den Volkszorn der Sachsen zum Überkochen bringt? Die Antwort liegt auf der Hand: es sollen Asylsuchende in dem leerstehenden Flachbau mit dem großen betonierten Parkplatz untergebracht werden. Der ehemalige Baumarkt wird zu einer Notunterkunft umfunktioniert. Das hat in Sachsen fast schon Tradition. Menschen fliehen vor ihrem sicheren Tod und werden in Zeltstädte, Turnhallen und Container gesteckt, weil die verantwortliche Politik sich ihrer Pflicht entzieht, diese Menschen gerecht unterzubringen. Sie werden weggeschlossen, isoliert und nicht selten, wenn sie es wagen diesen Zuständen zu entkommen, bedroht und körperlich angegriffen. Auch das hat in Sachsen mittlerweile Tradition. Erinnert man sich noch an Schneeberg vor geraumer Zeit, im Herbst 2013, spielte sich dort ähnliches ab. „Wenn hier einer lichtelt, dann wir“ lautete im 14.353 Anwohner_innen großen Ort die Drohung, die gleichsam verniedlicht als auch warnt und ganz nebenbei klarstellen will, wer der Souverän ist. Dort sollte eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylsuchende ausgebaut werden. Allein das Vorhaben reichte aus, um 2000 Menschen mit Fackeln auf die Straße zu bringen. Sie demonstrierten mehrere Wochen lang, Montag für Montag dagegen, Menschen in Not zu helfen. Die Probleme sind also schon seit über mindestens (!) 2 Jahren bekannt. Und linksradikale Versuche, dem etwas entgegenzusetzen, scheitern immer wieder. Dass es in sächsischen Städten ein gewaltiges Problem mit Rassismus gibt, ist nichts neues. Auch dass sich eine konservative Landesregierung, die sich seit 25 Jahren beständig hält, systematisch ihrer Pflicht entzieht, angemessen mit dem Thema Asyl umzugehen, weil sie ideologisch näher an den Wutbürger_innen steht, als an zivilgesellschaftlichen Initiativen und lieber mit PEGIDA diskutiert, statt den Betroffenen zu helfen, sollte spätestens jetzt, da es in Heidenau - der „freundlichen Elbestadt“ - wieder rumort, dem_der letzten klar werden.

 

Für ein Umdenken einer linksradikalen Interventionspolitik

 

Antifaschistische Reaktionen darauf sind, wenn sie überhaupt stattfinden, meist wirkungslos. Die antifaschistischen Strategien, die sich mit der beschriebenen Situation auseinandersetzen, beschränken sich vor allem darauf, (Gegen-)Demonstrationen zu rassistischen Aufmärschen zu organisieren und sich zu hunderten vor die Lager zu setzen, zumindest bis es dunkel und ungemütlich wird. Andere Teile der radikalen Linken organisieren derweil anti-, trans-, oder internationale Kongresse, bei denen ganz andere Dinge Thema der Unterhaltungen sind. Wer sich darin noch nicht verwirklichen konnte, wählt den Besuch von Massenevents, weil man meint, die „Risse im Granit“ gefunden zu haben und diese unbedingt vergrößern zu müssen. Wem das alles nicht passt und wem die Frustration angesichts der medialen Berichterstattung zu sächsischen Zuständen zu groß wird, zieht sich resigniert ins Private zurück. Sieht man von dem letzten beschriebenen Punkt ab, ist all diesen Formen eines gemeinsam: sie sind wirkungslos, dienen lediglich einer Selbstbestätigung endlich mal bei „was großem mitzumachen“ und/oder kanalysieren einen Drang, angesichts einer immer bitterer aufstoßenden Realität doch etwas zum „Guten zu bewegen“. Demonstrationen in Käffern wie Freital, Schneeberg oder Heidenau zu veranstalten - dass muss man nüchtern konstatieren - sind sinnlos. Dort wird man niemanden von den eigenen Positionen überzeugen, weil dort jede Hoffnung verloren ist. Wer dort, wo Gewalt gegen „Nicht-Deutsche“ legitim ist, vermummt oder bunt durch die Straßen zieht und „Refugees Welcome“ skandiert, übersieht, dass sie dort alles andere als willkommen sind. Die Haltungen der lokalen Bevölkerung, und darauf kommt es an, sind festgefahren.

Wenngleich diese Haltungen in sich widersprüchlich und argumentativ widerlegbar sind, verschaffen sie sich dennoch Gehör. Eine radikale Linke, die jedem rechten Aufmarsch hinterhermobilisiert, ist zwar trendy, aber nicht adäquat handlungsfähig. Will man mit den Demonstrationen die „öffentlichen Diskurse beeinflussen“ und „Druck aufbauen“, in dem man „die mediale Berichterstattung beeinflusst“, ist man selbst in Dresden an der falschen Adresse. Ein Großteil der Massenmedien, von Bild bis FAZ oder SZ und MDR, berichtet in extremismustheoretischer Logik verharmlosend über „Asylgegner“ und „Asylbefürworter“. Und sie haben damit Recht und Unrecht zugleich: Falsch liegen sie in der Gleichsetzung von rechter Gewalt und linken Solidaritätsbekundungen. Gewalt gegen Menschen aufgrund von Rassismus oder Antisemitismus ist etwas qualitativ anderes, als sich schützend vor ein Heim zu stellen. Recht haben sie allerdings damit, dass linke öffentliche Mobilisierungen zu Solidaritätsdemonstrationen neonazistische Gewaltexzesse befördern. Das hat man in Dresden zu letzt gesehen. Angezogen von der linken Demonstration „Open your mind – Stop racism“ provozierten immer wieder kleine Nazigrüppchen am Rande der Demo und fanden anschließend in der Dunkelheit antirassistische Personen, an denen sie ihre Gewalt direkt auslassen konnten. Doch nicht die Geflüchteten waren an diesem Tag Ziel des Angriffs, sondern die Antirassist_innen. Neonazigruppen mobilisierten gegen „die Antifa“ und „Gutmenschentum“ statt gegen die Zeltstadt, in der bis zu 1000 Personen unterkommen sollten. Scheinbar wichtig sind Gegendemonstrationen zu Aufmärschen, doch sie sind oft nicht zielbringend, sondern wirken eher entgegensetzt. Der Drang der Linken, unbedingt etwas zu tun, ist die eine Sache. Die andere ist, deswegen eine Demo nach der anderen anzumelden und einem rassistischen Aufmarsch nach dem anderen hinterherzujagen. Da heißt es „wir lassen es im Gegensatz zur Polizei nicht zu, dass ein Heim angegriffen wird“. Als wäre man auch nur ansatzweise in der Lage, in einem über hunderte Kilometer entfernten Ort einem Mob von Hunderten rechten Hools dauerhaft und effektiv etwas entgegenzusetzen. Die Fantasien mancher Aktivist_innen sind hahnebüchen.

Und die aktuellen Reaktionen der radikalen Linken zeigen einmal mehr, dass ein Umdenken der eigenen Praxis notwendig ist. Selbstverständlich ist es schön, sich in den organisierten Reihen gegenseitig zu versichern, man würde das Richtige im Falschen machen und sich gegenseitig zu bestärken. Selbstverständlich ist es wichtig, nicht zu resignieren sondern aktiv und flexibel zu bleiben. Doch von der Flexibilität ist gerade jetzt nichts spürbar. Es laugt aus, Freitags, Samstags und Montags gegen rechte Aufmärsche auf der Straße zu sein. Leute brennen aus und erschöpfen Und wozu? Damit in einem kleinen sächsischen Kaff einmal mehr Rassist_innen beschimpft werden können – dann hat man ihnen wenigstens gesagt was man von ihnen hält (oft auch samt einer ordentlichen Portion Sozialchauvinismus). Und ganz nebenbei sollen dem eigenen Anspruch nach auch noch Unterkünfte geschützt werden. Dass das eigentlich keine außerparlamentarische Aufgabe von engagierten Einzelpersonen ist, sollte einleuchten. Dass die zuständigen Behörden ihre Aufgaben nicht erledigen, ist offensichtlicher. Statt einem solchen Reiz-Reaktions-Schema von „Da passiert etwas, ich muss unbedingt da hin“ nachzugeben, wäre es an der Zeit, grundlegend über Sinn und Unsinn der eigenen politischen Praxis nachzudenken. Es wäre an der Zeit, dass sich die radikale Linke ihre eigene Ohnmacht gegenüber den gewaltvollen Verhältnissen eingesteht. Das tut weh und frustriert, klar. Es ist aber der erste Schritt um zu begreifen, dass man das Utopia von einer Rassismus-freien Welt in nächster Zeit nicht erreichen wird und deshalb das „Druck aufbauen“ an dieser Stelle nicht zielfördernd ist.

 

Was möglich ist, ist nicht das was Anspruch ist.

 

Gerade deswegen braucht es den organisierten Widerspruch. Nochmal: so wichtig linksradikale Interventionen sind, so zwecklos sind öffentliche Mobilisierungen zu Gegendemonstrationen, an deren Ende man mit hunderten Leuten eine Zeltstadt oder einen Baumarkt belagert, weil das besser sei, als wenn es der rassistische Mob macht – denn man will ja „schützen“. Ein solcher Schutz ist aber kein Schutz, wenn 80% der Solidarischen noch vor 00:00 Uhr wieder fahren, weil man müde ist, einem_r kalt wird oder der letzte Zug bald fährt. Wenn dann noch Neonazigruppen davon angezogen werden, verschlimmert es die Situation noch einmal. Doch die radikale Linke hält weiter fest an ihrer Parole, den „Mob aus der Stadt treiben“ zu wollen.

Es muss also ein Umdenken zu dezentralen, gut organisierten Konzepten geben. Selbstverständlich ist es notwendig, Heime zu schützen wenn das die Polizei nicht macht. Das wird aber nicht mit einer Demonstration erreicht, die im schlimmsten Fall Repression fördert und die Betroffenen des rassistischen Alltags verängstigt, sondern mit Personen, die entschlossen sind und sich überlegen, wie das am besten funktioniert. Das kann erreicht werden, wenn man unsichtbar sichtbar ist, Nebenstraßen im Blick behält und erst im Ernstfall aus dem Dezentralen ins Gemeinsame wechselt. Nicht in dem man nachts mit hunderten auf der Straße vorm Heim rumhängt und so tut, als wäre man eine betrunkene Partymeute. Mal ganz davon abgesehen, wie so etwas für die Betroffenen wirkt. Es muss sich eingestanden werden, wo die eigenen Grenzen liegen und was die realistischen Möglichkeiten sind. Wer sich keine Auseinandersetzung mit Nazis liefern will, findet genügend andere Stellen, an denen man aktiv werden kann.

Den Schutz für Asylsuchendenheime zu organisieren ist bittere Notwendigkeit in dieser Realität, in der jede_r nur an sich denkt. Das kann aber nicht über eine öffentliche Mobilisierung geschehen. Es bedarf anderer Strukturen und Informationskanäle, die entwickelt werden müssen. Was das Erhöhen des öffentlichen Drucks anbelangt, so muss das an anderen Stellen stattfinden. Der Druck auf staatliche Institutionen, adäquat zu reagieren, ist dort sinnvoll, wo Alternativen aufgezeigt werden und Kritik geäußert wird. Nehmen wir das Beispiel Leipzig. Dort sind – ähnlich der Situation in Thüringen, Sachsen-Anhalt oder Hamburg - vor kurzem Turnhallen zu Notunterkünften umfunktioniert wurden. Aus engagierten Kreisen wurde darauf hingewiesen, dass es andere, menschenwürdigere Möglichkeiten gibt, die Geflüchteten unterzubringen. Eine ehemalige Klinik steht leer und befindet sich unter Landesverwaltung. An solchen Stellen muss der öffentliche Druck erhöht werden, müssen Landes- und Stadtpolitik in Zugzwang gebracht werden, muss öffentlich klargestellt werden, dass das Bedrohungsszenario ein selbstgemachtes ist und es nichts daran zu rütteln gibt, Menschen in Not zu helfen. Dort müssen Risse geöffnet werden.

Es bedarf der ständigen Reflexion, was Ziel ist und was dafür geeignete Mittel sind. Man kann nicht pauschal eine breite Bündnisarbeit ablehnen oder immer befürworten. So kann man breite Bündnisse kritisieren, die geschlossen werden, um „das Herz der Bestie“ des Kapitalismus zu treffen. Man kann kritisieren, dass dort mit reaktionären Gruppen paktiert wird, deren Utopia das Lynchen von bösen Bankstern und Managern ist und dass der Zweck des Bündnisses vollkommen realitätsfern ist. Auf zivilgesellschaftliche Gruppen und Initiativen in Orten wie Schneeberg, Freital oder Heidenau einzugehen und diese in ihrer Arbeit zu bestärken, ist etwas anderes. Sicher mögen die Differenzen einer Antifagruppe aus der Großstadt und einem bürgerlichen Bündnis der Provinz riesig sein, doch muss man diesen Widerspruch aushalten, will man wirklich etwas zum besseren bewegen. Es bedarf aber nicht nur der Reflexion von Anspruch und Wirklichkeit, von Potential und Mittel, sondern auch der multidimensionalen Praxis. Herauszufinden, wer dort demonstriert, aus welchem Spektrum diese Rassist_innen kommen und zu was sie bereit sind, ist genauso wichtig, wie das Kritisieren des Staates und seines Verhaltens. Einen Schutz für Betroffene rechter Gewalt zu organisieren, der seinen Namen verdient, ist so unabdingbar wie das Unterstützen jener im Alltag, bei Behördengängen, Aufklärung über Anlaufstellen oder schlicht Freizeitbeschäftigung. Der Tristesse und dem Wahn muss etwas entgegengesetzt werden. Doch das funktioniert nicht, wenn man einfach nur irgendwo hinfährt, weil da grad irgendwas passiert. Wer immer nur hinterher rennt, entwickelt keine neuen Ideen. Gerade die braucht es aber jetzt mehr denn je.

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Leider ein etwas schwacher Text zu einem wichtigen Thema. Das fängt schon dabei an, das Antifas die Schuld an Neonazi-Angriffen auf dieselben tragen. Gehts noch?

Sind die Polen Schuld, weil sie von Deutschland überfallen wurden, nur weil sie als Land dem deutschen Kapital im Weg waren? 

Die linksradikale Szene muss sich aber tatsächlich fragen, wie man mit den Progromen des Otto-Normalbürgers umgeht. War und Ist es sinnvoll, Adressen von Nazi-Kadern zu sammeln und sich dann mit diesen Feden zu liefern? Hinter der aktuellen Gewaltwelle stehen keine Nazi-Kader, sondern der normale Deutsche mit seinem völkische und sozialdarwinistischen Rassismus. Es sind nicht die 2% die bei Wahlen ihr Kreuz bei der NPD, DER RECHTEN oder sonstigen machen, sondern die 50 bis 60% bei denen die Studien der Unis Leipzig und Bielefeld faschistische Denkweisen erkennen, die Flüchtlingsheime anzünden etc. Ich kann diesen rassistischen Normalzustand nicht bekämpfen indem ich mich mit der CSU zum antifaschistischen Protest auf den Rathausplatz stelle um gegen eine Kundgebung der NPD zu demonstrieren. Das ist die Frage, die dieser Text hätte aufwerfen müssen: Wie sieht antifaschistischer Protest aus, wenn der Feind nicht 5 Verwirrte Neonazis sind, sondern wenn mehr als die Mehrheit der Gesellschaft diesen Feind darstellt?

Nach Rostock, Mölln und Solingen haben wir keine Antwort darauf gefunden, langsam wird es wenigstens Zeit mal einen Vorschlag zu machen!!  

also erstmal finde ich dass bestimmtes auftreten und Verhalten eben auch Nazi-Aktionen provozieren kann. Stichwort: Gewaltspirale.

auch ist es wichtig nazi-Kader bekanntzumachen und ihnen ihre Aktionen zu erschweren. Gerade völkische und neonazistische bewegungen sind ja oft sehr führerfixiert, gerne auch auf mehrere Anführer. Insofern hängt oftmals der Organisierungs- und ideologisierungsgrad einer Gruppe mit diesen Anführern zusammen.

Jetzt zu den Normalbürgern(was ist das überhaupt?). Hier wurde ja nicht nur allein durch die Frankfurter schule (Adorno, Horkheimer,..) aufgezeigt, wie und warum autoritäre persönlickeitsstrukturen in Gesellschaften entstehen und warum sich das deutsche Kleinbürgertum faschistischen Bewegungen, gerade in Krisenzeiten, dazu tendiert sich diesen anzuschließen. Das LCM hat eine sehr probate lösungsstrategie benannt, nämlich Linke, antifaschistische Strukturen, Kulturen und kämpfe auf regionaler Ebene führen und eine hohe Vernetzung mit den Anwohner.innen erreichen. Wenn ich Angst habe im Alter prekär Leben zu müssen oder nicht gut genug für den Arbeitsmarkt zu sein, wenn ich so sehr gestresst bin, dass mich jede Veränderung in der nachbarschafft überfordert, tja dann...
Deswegen ist es wichtig nicht die Kritik ums Ganze bei antifa/ra-Themen aus dem Blick zu verlieren, sondern im Gegenteil, heute mehr noch als jemals zuvor Kapitalismus und Leistungsgesellschaft gesellschaftlich zu diskreditieren und konkrete lebensalternativen den Menschen anzubieten.

Wer ist denn "der normale Deutsche"? Das ist doch ein Abziehbild im mit Bier verkleckerten Nationalmannschaftstrikot, aber für eine taugliche Untersuchung der Vorgänge wie in Heidenau völlig ungeeignet. Dort müßte man die Frage stellen, warum so viele Menschen, von Alten über Frauen bis Kinder, hinter den rechten Rattenfängern herlaufen, hier haben alle, von konservativ über mittig bis links versagt.

 

Es sind auch keine 50 bis 60%, die "faschistische Denkweisen erkennen, die Flüchtlingsheime anzünden", da wurde entweder die Studie nicht richtig gemacht oder falsch interpretiert - wenn dem so wäre stünde das ganze Land im Flammen. Kommt vom dem Trip runter, daß - auf den bundesweiten Schnitt gesehen - die Mehrheit der Gesellschaft der "Feind" wäre, wenn es um Refugees geht. Die Hilfsbereitschaft und das Entgegenkommen ist noch relativ groß, eine gute Antifa-Arbeit sollte hier unterstützen und nicht Feindkulissen aufbauen.

Sind wir doch mal ehrlich, die Mehrheit der Bevölkerung kann nicht mehr durch die Medien beeinflusst werden, diese haben ihren schlechten Ruf weg und ihnen traut keiner mehr. Die neutrale Presseberichterstattung ist schon lange passe`. Auch die Politik hat geschlafen! Schon vor über 30 Jahren warnten Zukunftsforscher in verteidigungspolitischen Seminaren vor den Flüchtlingsströmen denen wir jetzt ausgesetzt sind, die Regierungen hätten also genug Zeit gehabt einige Dutzend leere Großstädte mit Infrastruktur der Größe Frankfurts in weiser Voraussicht für das jetzige Scenario zu erstellen. Leider brauchte man die Finanzen um sie den Banken und dem Großkapital in deren unersättlichen Rachen zu Versenken! "Es geht in der westlichen Politik nie um Menschenrechte und Menschlichkeit, sondern nur um Wirtschaftsinteressen der Staaten"

Was für ein destruktiver Text! Wenn bekannt wird, dass die Revolution in einem Zug statt findet, dann werdet ihr wohl erst ein Ticket kaufen und fragen ob im Bordrestaurant veganes Essen serviert wird. Die Krönung ist dann der Teil:

"Als wäre man auch nur ansatzweise in der Lage, in einem über hunderte Kilometer entfernten Ort einem Mob von Hunderten rechten Hools dauerhaft und effektiv etwas entgegenzusetzen. Die Fantasien mancher Aktivist_innen sind hahnebüchen."

Antifas in Warszwa standen im November 2010 einem Mob von tausenden Faschos und Hools gegenüber. Wenn die so gehandelt hätten wie ihr schreibt wäre das in einem Desaster geendet. Die mit dem Bus angereisten Genossinen waren zu dem Zeitpunkt schon in der GESA. Von denen polnischen Antifas wurden vier Angriffe abgewehrt und da ging es hart zur Sache. Über fehlenden Realitätssinn brauchst da nicht zu reden. Die Realität kannst auf der Straße erleben. Ja und wenn es dumm läuft geht es halt scheiße aus. Doch wer nicht kämpft hat schon verloren. Das hat die Genossin Rosa Luxemburg schon erkannt. Gestorben ist sie zwar. Aber verloren hat sie trotzdem nicht. Denn wer mutig für seine Ideal kämpft kann langfristig nur siegen! Was glaubst du was die Leute in der Resitenza oder spanischen Bürgerkrieg gemacht haben? Gewaltbereite Faschos verstehen nur eine Sprache. Das sehen auch die spießigen Brandstifter. Wenn es brennt brauche ich mir auch keine Gedanken um die Brandstifter machen sondern wie ich schnell effektiv löschen kann. Da brauche ich mich dann auch nicht über den Bulleneinsatz ausheuelen. Was mich mehr nervt ist diese Pseudomilitanz und der Verbalradikalismus und dieser versteckt oder direkte Ruf nach staatlichem Durchgreifen. Wenn tatsächlich Bulleneinheiten was gegen Faschos machen ist es nice to have Doch die Bulleneinheiten sind eben oft Teil des Problems und nicht Teil der Lösung. Von einem Bullen in der BRD Einsatz gegen Faschos zu erwarten ist aus meiner sicht so naiv wie von einem Türsteher konsequntes Einschreiten gegen Sexismus zu erwarten. Beschweren geht immer. Klingt auch nett so ein Statement. Doch das da was passiert ist wohl eher die Ausnahme. Die verteidigen ein System dessen Bestandteil patriarchele Ausübung von Gewalt ist. Ach ja und wenn alles nicht hilft dann einfach mal beim FSF Konzi ein Antifa T-Shirt anziehen und fleißig allerta rufen oder besser bei los fastidios "antifa hooligans" grölen.

Ich sehe nur eine Möglichkeit: Empowerment! Was machen und möglichst viele Leute mitreissen. Ich sehe nur einen Weg: Sprecht den Leuten Mut zu sprechen und was auf der Straße machen!  

In den letzten Jahren gab es genügend Texte wie diesen in denen die sinnlose Feuerwerhpolitik kritisiert wurde. Doch keiner war bisher so Fehl am Platz wie eurer. Da ist aus meiner Sicht die geforderte schonunglose Selbstkritik wirklich angebracht. Denn nun sind wir an einem Punkt angelangt an dem es vielerorts lichterloh brennt und plötzlich sollen die Bullen die Feuerwehrpolitik machen oder was? Die antifaschistische Feuerwehr müssen wir nun aufbauen bzw. stärken. Das ist die Herausforderung.

Da will ich doch mal als humorvolle Anregung das Lied der Feuerwehr aus Italia einbringen:

https://www.youtube.com/watch?v=wpfX_OaF7lw

... il pompiere paura non ne ha
portiamo il soccorso a chi ci chiede aiuto
un giorno senza rischio per noi e' non vissuto
il pompiere paura non ne ha ...

Die Feuerwehr hat vor nichts Angst

Sie hilft dort wo ihre Hilfe erbeten ist

Ein Tag ohne Gefahr ist kein Leben

Die Feuerwehr hat vor nichts Angst!

 

Ohne Ansgst auf die Straße!

il pompiere paura non ne ha

il pompiere paura non ne ha
portiamo il soccorso a chi ci chiede aiuto
un giorno senza rischio per noi e' non vissuto

portiamo il soccorso a chi ci chiede aiuto
un giorno senza rischio per noi e' non vissuto

Liebe Genossinnen und Genossen mit den Bahntickets für die Revolution,

Ich habe den Text gerade ein zweites Mal gelesen und muss echt sagen, dass die schonungslose Selbstkritik realistisch und ehrlich ist und die von mir beim ersten Lesen erkannte Destruktivität eigentlich die erwartete schonungslose Selbstritik ist und im letzten Teil echt coole konstruktive Sachen drin sind. Ich nehme die Vorwürfe gegen den Text zurück und bitte alle wirklich das genau zu lesen und durch den Kopf gehen zu lassen! Das echt viel Klares, Wahres und Richtiges drin in dem Text. Es ist nicht nur Entschlossenheit und Mut wichtig sondern auch wenn es brennt einen kühlen Kopf zu bewahren und die Dinge zu hinterfragen. Der Text passt genau. Dafür Grazie.

"... werden in Zeltstädte, Turnhallen und Container gesteckt, weil die verantwortliche Politik sich ihrer Pflicht entzieht, diese Menschen gerecht unterzubringen."

"...eine konservative Landesregierung, die sich seit 25 Jahren beständig hält, systematisch ihrer Pflicht entzieht, angemessen mit dem Thema Asyl umzugehen, weil sie ..."

"...lieber mit PEGIDA diskutiert, statt den Betroffenen zu helfen ..."

 

die fixierung auf den staat hilf nicht weiter, liebe antifa. forderungen nach angemessener unterbringung, maßvollerem umgang der behörden, beherzterem eingreifen der polizei verkennen die ursachen für die misere völlig. so sind es doch eben der staat und seine organe, die primär die unterscheidung in inländer und ausländer, nützlich und unnütz aufrecht erhalten und mit ihnen den daraus folgenden menschenfeindlichen umgang praktizieren. neonazis und wutbürger unterscheiden sich dahingehend lediglich in dem punkt, dass ihnen das maß an brutalität und unmenschlichkeit nicht ausreicht, welches der staat an den tag legt. diesem wiederum ist nur wichtig, sein gewaltmonopol wieder herzustellen. die menschen interessieren nicht.

dieses faktum gilt es zunächt einmal zu begreifen, bevor die frage aufgeworfen wird, was zu tun sei.

Der Text spricht vieles an, was unnötig vielleicht sogar falsch ist, im Sinne antirassistischer und antifaschistischer Intervention. Nur sollte die Pfadabhängigkeit im Bezug auf das "sich schützend vor Heime stellen" betrachtet werden. Als in Lichtenhagen nur vereinzelte Antifagruppen hinkamen und noch weniger von ihnen sich dem Schutz des belagerten Gebäudes widmeten (s. Indy-Artikel und Kommentar: https://linksunten.indymedia.org/de/node/151374), war eine Lehre, wie es der Autor des Textes zu Lichtenhagen formuliert, eine Pflicht als individuelles Schuldeingeständnis, nie wieder Asylsuchende, Flüchtlinge oder sonstwie marginalisierte Menschen, allein und sich selbst zu überlassen gegenüber einem rassistischen Mob. Dies ist sicherlich ein Grund, warum heute Flüchtlingsheime mit physischer Präsenz "beschützt" werden.

Auch mag der Text Recht damit haben, dass eine breitere Intervention nötig ist, ein Einigeln und eine Art gedankliche Trutzburg gegenüber allem was nicht links-radikal daher kommt, ist sicherlich ein Problem. Jedoch wird dabei übersehen, dass jede Bewegung und jeder Aktivismus Abgrenzung braucht. Dieser ist nicht nur identitätsstiftend, sondern wirkt auch solidarisierend. "Wir die kritische radikale Linke - dort alle anderen. Auch die Antifa ist vor Wir-Sie-Dichotomien nicht gefeit! Wesentlich gewichtiger ist aber, dass ein Grundmerkmal der radikalen Linken ist, eben nicht mit bürgerlichen und womöglich konservativen Kreisen und Gruppen zu paktieren. Von der daher ist der Vorschlag ein wenig realitätsfern. Ich verstehe ihn, aber wenn ich mir vortstelle ich müsste mit CDU-Bratzen irgendwo doof in der Gegend rumstehen und ihnen dabei zusehen, wie das antirassistische Engement dieser Typen darin besteht, Bratwürste in sich rein zu stopfen, vergeht mir schon rein gedanklich die Lust auf derartige Bündnisse. Ganz zu schweigen davon, dass "das Bürgertum" die radikale Linke sehr schnell fallen lässt, wenn es mal nicht so läuft oder der Spuk vermeintlich vorbei ist.

Nichtsdestotrotz muss die Auseinandersetzung mit Strategien, wie die derzeitige rechte Hetze hier in D und in ganz Europa effektiv und vorallen Dingen nachhaltig bekämpft und dezimiert werden kann weitergehen!

Gruß...

Zweck dieses und ähnlicher Artikel ist ausschließlich das unbelegte AntiFabashing aus dem diese Art Machwerke zu 90 % bestehen.

Ein Analyse ist dort nicht zu entdecken sondern ausschließlich die, wie schon gesagt, unbelegten Vorwürfe wie Scheiße doch alles läuft.

Auch werden die realen Machtverhältnisse völlig ausgeblendet.

Erfolge der AntiFa-arbeit sowieso.

Statt dann eigen erarbeitete Rezepte vorzutragen, wird bloß repetiert das sich alles ändern und besser werden muß .Eigene glaubhafte Konzepte = Null !

Nun, wer produziert solchen Müll und warum ?

Klar, die „radikale Linke“™ agiert gerade ohne Strategie und viele Aktionen und Organisationsversuche sind sowohl strategisch als auch taktisch unklug. Etwa eine Retro-Antifa Demo nach Heidenau, die prompt von der Polizei verprügelt wird. So erreicht man, dass langfristig nur Menschen dabei bleiben, die sich gerne prügeln. Auch der Verzicht darauf radikale (und durchdachte) Positionen in eher bürgerliche Bündnisse zu tragen ist einer nachhaltigen Politik sehr abträglich; Es sollte ein Ziel sein Menschen einzubinden, die die persönlichen Vorraussetzungen mitbringen eine radikale Gesellschaftskritik zu verstehen und auch für sich anzunehmen. Auf der anderen Seiten ist es auch notwendig Bündnisse mit weniger privilegierte Menschen zu schmieden und dabei die anderen Hintergründe („Szene-Inkopatibilität“) auszuhalten und diese Menschen gleichzeitig als Mitkämpfer auch politisch ernstzunehmen. Was das angeht gibt es zumindest Ansätze. Also immer im Hinterkopf behalten, dass wir nur gewinnen wenn wir sowohl quantitativ als auch qualitativ wachsen und dabei eine höhere Dynamik entwickeln als die gesellschaftlichen Zustände, die wir änder wollen. Soviel zur „Bewegung“.

Auf der individuellen Ebene ist niemanden damit gedient, dass Anstelle einer Analyse des Systems Gesellschaft/Individuum die vernichtende Feststellung tritt, dass alles was im Moment passiert sinnlos ist. Diese Feststellung ist sicher sehr nah an der Wahrheit. Trotzdem sollten wir vielleicht besser darüber reden, welche der derzeitigen Ansätze am wenigsten weit von einer nachhaltigen Praxis entfernt sind und welche objektiven Möglichkeiten noch gar nicht genutzt werden, weil sie im blinden Fleck der gemeinsamen Wahrnehmung liegen. Was im Artikel nur anklingt ist die Analyse der individuellen und kollektiven Beweggründe, die Menschen dazu bringen sich erst von Nazis mit Steinen bewerfen und dann noch von der Polizei verprügeln zu lassen, ohne das dem ein politischer Nutzen gegenübersteht. Diese ungenügende Perspektive auf die Individuen (und die eigene Befindlichkeit) zeigt sich meines Erachtens auch im Vorschlag dezentraler und „besserer“ Organisation zum Schutz von Geflüchtetenunterkünften. Grundsätzlich ist das eine gute Idee, aber es sollte sich jeder fragen was eigene Ohnmacht, das Bedürfnis sich in kontrollierbare Räume zurückzuziehen und der Wunsch sich einer Gruppe „besserer Menschen“ anzuschließen (bzw. auf der richtigen Seite zu stehen) sowie dort selbst Schutz zu genießen mit den angesprochenen Vorstellungen von Organisation zu tun haben. Und auch darüber nachdenken warum man so sauer auf die Antifa-Party-Meute ist, man selbst hat schließlich auch noch viel Entwicklungsspielraum.

In diesen Sinne: bleibt mal zu Hause, tut was gutes für euch und andere, denkt nach (um?) und haut dann rein.

dummer Kommentar.

Staaten als wichtige Ursache von Zwangsmigration zu benennen, sei es in Kriegen innerhalb eines Landes oder in der Konkurenz zwischen Nationalstaaten, dadrauf kommt dieser scheiss Text nicht, und leider viele deutsche Linke ebenfalls nicht. Im Endeffekt fehlt die Frage was nun Staat, was nun Faschismus ausmacht immer wieder, und es nervt mich, dass wir BEwegungslinken dann immer wieder rumorakeln, was "man" denn nun "müsste", weil uns die gemeinsamen Perspektiven fehlen, die es logischer Erscheinen lassen, sich gegen lauter Bullshit einzubringen.


Wer von Rassismus redet, sollte überlegen wo die Bildungslücke anfängt, wenn angenommen wird, dass monokausale Erklärungen für Diskriminierungen reichen.

 

Sicherlich stimmt es, dass zu Queerpride Paraden in Osteuropa die Strassenkampferfahreneren unterwegs waren, aber grad is Sommer, ein Festival jagt das nächste - noch Fragen? Je größer die Stadt ist, um so verlorener ist die Position, Gewalttätigen Widerstand gegen das Leben 2. und 3. Klasse geltend zu machen. Brecht schrieb sinngemäß, die Bürger wollen den Krieg nicht, aber sie müssen ihn wollen um fortzubestehen. Leider ist da viel dran, dieses sich winden in x Formulierungen, wie sich Linke Bewegungen pazifistisch selbst optimieren können, vielleicht zivilen Ungehorsam leisten (huuuuuuuu!) sind doch Ausdruck dessen, dass es ihnen gut geht und weiter der Horizont kaum reicht, politische Bildung ist doch ne prima Deko. 

 

In der öffentlichen Wahrnehmung gibt es eine massive Grenze zwischen der humanitären Versorgung Griechenlands und der meinetwegen von Togo, als ob ein syrisches, algerisches oder ukrainisches Krankenhaus so viel besser versorgt sind... vermutlich.

 

Ich find's auch echt bitter, was wir brauchen sind mehr Staatskritik, mehr Kampfsporttraining, mehr offene Konfrontation mit Grünen - mit der Mittelschicht die sich nur selbst sieht und einen risikominimierten Kapitalismus will. Die wollen Reinheit, in der nichtdiskriminierende Ansätze gegeneinander in Stellung gebracht werden.

 

 

Wer von Nachhaltigkeit labert, den muss man sagen dass sie Scheisse erzählen, wir müssen mit dem Restrisiko, dass immer wieder im Kapitalismus auftritt offener Umgehen und das zum Thema machen, Refugees können eine Systemfrage sein, und die gilt es zu stellen! Das darf nicht den Bürgern überlassen werden, "Kriege, Vertreibung, Massenverarmung sind alle ok, nur bitte hier nich, wo ich praktisch agieren kann, da sollen die sein, um so abgefuckt später leben zu können wie ich"...

 

oder so