Berg Heil!

Anmerkungen zum Erreichen des Wachstumsgipfels. - Es ist ja keine neue Erkenntnis, dass Menschen die Zeitzeugen von historischen Entwicklungen werden, im Moment des Erlebens die Bedeutungen und Auswirkungen dieser Entwicklungen oft nicht deuten und einordnen können. Der aktuelle Fall ist dann aber doch speziell. Stell dir vor Peak Wachstum steht in der Tür und keiner nimmt es zur Kenntnis.

Das 3. Quartal 2015 dürfte als der Beginn eines kleinen Plateaus auf dem Gipfel des Wachstumsberges in die Geschichte eingehen. Woher sollte jetzt das Wachstum kommen? Woher soll jetzt ein Wachstum der Nachfrage kommen? Steigende Nachfrage ist die Grundlage für Wachstum. Eine steigende Nachfrage gab es in den letzten Jahren nur mit Hilfe von brachialer Kreditvergabe und Geldschwemme in Form von Niedrigstzins und Billionen der Zentralbanken. Diese einstmals wirksamen Werkzeuge verlieren offensichtlich und eindeutig vor unser aller Augen an Wirksamkeit. Die Abenomics, die bisher gewaltigste Intervention eines Staates in Form von Geldschwemme, Konjunkturprogrammen und Deregulierung haben gerade mal fünf Quartale einen dezent positiven Einfluss auf das Wachstum in Japan gehabt. Nimmt man die letzten fünf Quartale, sind die Wachstumsraten durchschnittlich geringer, als die durchschnittlichen Wachstumsraten in den drei Jahren vor den Abenomics. Ähnlich verhält es sich mit der Inflation, nur für eine kurze Zeit gingen die Raten etwas nach oben. Wohlgemerkt, die Abenomics laufen weiter und das sogar mit Intensivierung. Beim EZBianismus sieht es mit der Bilanz noch magerer aus. Die Milliarden die an jedem Handelstag in den „Markt“ gepumpt werden, unterstützt von permanentem Nullzins, haben die Wachstumsraten nicht einen Millimeter steigen lassen und die Inflationsraten sind noch immer niedriger als 2014. Verpuffung statt Ankurblung der Nachfrage. Umverteilung statt Investition. Das ist die Realität.

 

Und damit kommt Mensch zu dem großen aktuellen Problem. Jetzt muss eine Nachfrage aus einer Zeit gesteigert werden, in der ihre Werkzeuge noch eine Wirksamkeit hatten. Jetzt müsste der Verlust an Wirksamkeit durch etwas kompensiert werden und daran droht es zu scheitern. Diese Welt scheint nichts mehr herzugeben, was für Kompensation sorgen kann. Schulden und Gewalt scheiden auf jeden Fall schon mal aus. Durch die organisierte globale Umverteilung von unten nach oben lässt sich auch nicht wirklich mehr Nachfrage erzeugen. Das Gegenteil ist vehement der Fall. Beim Anblick der Volkswirtschaften rund um den Globus, die im Existenzkampf stecken, ist die Erwartung einer Abkühlung der Nachfrage in diesen Volkswirtschaften keine gewagte These. China, Brasilien, Russland, Japan, Australien usw. Probleme über Probleme. Und gerade ist zu beobachten, wie die Probleme dieser Länder, zu Problemen der Länder werden, bei denen es noch etwas besser zu Laufen scheint. Auch hier stehen die Zeichen klar auf Abkühlung der Nachfrage. Auch der Flächenbrand in Nordafrika und dem Mittlerem Osten, der so fleißig aus aller Welt befeuert wird, dürfte kein Kandidat für ein Anziehen der Nachfrage sein. Mal abgesehen von der Nachfrage nach Waffen. Auch die Länder, die stark von Rohstoffexporten partizipieren werden für eine deutliche Abkühlung der Nachfrage sorgen. Was diese Länder rund um den Globus investieren ist keine Kleinigkeit. Dem könnten nur höhere Rohstoffpreise Abhilfe schaffen. Signifikant höhere Preise gibt es in dem Fall aber nur durch eine höhere Nachfrage (eine Drosselung könnte eine überschaubare Erhöhung bringen, wird aber in Zeiten von starkem Finanzkraftverlust kaum angewendet), womit Mensch wieder zum selben aktuellen Problem gelangt. Woher Nachfrage nehmen, wenn es sie nicht mal mehr zu stehlen gibt?

 

Der „positive“ Effekt der niedrigen Rohstoffpreise scheint sich in Grenzen zu halten. Deutschland zeigt das Dilemma deutlich auf. Vom Papier her ein Schlaraffenland für Wachstum. Niedrige Rohstoffpreise, Agenda 10, hohe Produktivität, bombige Infrastruktur, permanenter Nullzins, Milliarden der Zentralbank, eine Währung die gemessen an der Wirtschaftskraft stark unterbewertet ist und eine Poleposition in dem Konstrukt Europa, was hunderte Milliarden einbringt. Dazu kommt viel Beschäftigung, auch viel prekäre Beschäftigung und hohe Steuereinnahmen (bei moderaten teilweise niedrigen Sätzen). Was sich nach einem Paradies für Wachstum mit zweistelligen Wachstumsraten anhört, reicht in dieser Welt nur noch für lumpige 0,3% bzw. 0,4% in den letzten beiden Quartalen. Im jetzigen 3. Quartal machen sich die veränderten Rahmenbedingungen bemerkbar, im 4. Quartal dürften sie voll durchschlagen. Es wäre schon ein überraschender Erfolg, wenn die relativ schwächlichen Wachstumsraten der vorherigen Quartale gehalten werden, eher läuft es in Richtung Stagnation. Im 4. Quartal könnte auch Rezession ein Thema werden.

 

Nun ist es nicht so, dass sich ein Peak Wachstum nur durch eine Situationsbeschreibung ausfindig machen lässt. Die Zahlen zum Welthandel untermauern den Befund. Schon seit drei Jahren kriecht das Wachstum nur leicht über der Wachstumsgrenze und das trotz der gewaltigsten Unterstützungsmaßnahmen von Zentralbanken und Staaten die die Menschheitsgeschichte hergibt. Die astronomischen Summen waren nicht in der Lage einen Anstieg der Importe und Exporte auf diesem Planeten herbeizuführen. Im Gegenteil, seit 2014 geht es in Richtung Schrumpfung. Die neusten Zahlen zum Welthandel lassen vermuten, dass wir in diesem Sommer in Richtung Nullwachstumslinie driften. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Weltwirtschaft eine Kontraktion erlebt. Es ist aber das erste Mal, dass die Welt so etwas erlebt und es dafür keine spezielle Krise oder spezielles Ereignis gibt. Zum ersten Mal erlischt das Wachstum aus einer generellen Schwäche der Weltwirtschaft heraus. Überraschend ist das nicht, ein Blick in die Langzeitcharts der Wachstumsraten der einzelnen Länder macht es deutlich. So gut wie alle relevanten Länder zeigen ein über viele Jahre stetig schrumpfendes Wachstum auf. Die Wachstumsspitzen werden kontinuierlich kürzer. Dabei ist mal wieder zu bedenken, dass in den letzten Jahren Zentralbanken und Kredite dafür verantwortlich waren, dass es überhaupt noch Spitzen gab. Wie gesagt, mit zunehmenden Verlust an Wirksamkeit. Es ist eindeutig, das Wachstum läuft aus. Wer es leugnet, soll im Detail erläutern woher die Nachfrage kommen soll. Kandidaten wie Indien, Iran und Kuba können kaum mehr als der Tropfen auf den heißen Stein sein. Und wer es leugnet, der soll mal im Detail einen Ausweg aus dem Dilemma aufzeichnen. Wer meint durch Ignorieren, Schweigen und Leugnen der Thematik gerecht zu werden, macht sich zum Handlanger der Destruktion.

 

Nun stellt sich die Frage, wie wirkt sich eine dauerhafte Kontraktion des Welthandels aus? Schon in der Theorie gibt es für diesen Fall (in diesem System) keine Möglichkeiten für ein Gelingen. Selbst in einer Welt (mit diesem System) mit intakten Rahmenbedingungen führt solch ein Zustand zwangsläufig nach einiger Zeit zum Kollaps. Und wer jetzt sagt, 2008/09 gab es auch eine Kontraktion des Welthandels und das Ganze hat es überstanden, dem hier nochmal die Unterschiede vor Augen geführt. Vor dem Beginn der Krise 2008 gab es einige Jahre lang ein gutes Umfeld für Staaten und Unternehmen, bei relativ hohen Wachstumsraten. Große Volkswirtschaften im Existenzkampf gab es nicht, viele Unternehmen expandierten und die Schuldenlast war erheblich geringer. Dadurch hatten Staaten und Unternehmen wesentlich mehr Kapazitäten, um der drohenden Pleite etwas Entgegenzusetzen. Was auch nicht unerheblich war, waren die prosperierenden BRICS-Staaten. Dieses Mal sind die BRICS-Staaten weit davon entfernt stabilisierend zu wirken, das Gegenteil ist der Fall (mit Ausnahme von Indien). Und dann gab es da noch einen großen Unterschied, der Ein oder Andere mag sich noch daran erinnern. Es gab einen Gewaltpegel auf diesem Planeten, der aus heutiger Sicht geradezu romantisch anmutet. Was sich da entwickelt hat (besonders in den letzten 5 Jahren) ist schlicht und ergreifend eine gigantische Katastrophe. So vergleichsweise toll die Situation vor der Krise 2008/09 auch war, die bessere Beschaffenheit damals hätte alleine keine Chance gegen die Abwärtsspirale gehabt. Auch wenn es in der Wiederholung vielleicht langweilig wird, ohne Geldschwemme und weitere Schulden hätte es den Kollaps gegeben. Und ja, diese Instrumente zur Abwehr haben nur noch eingeschränkte Funktionsfähigkeit.

 

Der komplette Verlust an „positiver“ Wachstumsdynamik wird dieses Mal zu gravierenden Veränderungen führen. Um diese Problematik zu erfassen braucht es ein Bewusstsein dafür, was sich in diesen höchst komplexen Strukturen bedingt, wer/was für wen/was haftet und wer/was von wem/was Abhängig ist. Wobei es auch Bereiche gibt, die sich seit je her bedingen, sich aber in der aktuellen Situation noch signifikanter auswirken. Gewalt und ökonomische Zersetzung sind zwei solche Bereiche. Ökonomische Zersetzung führt zu Gewalt, die Gewalt führt dann wiederum zu weiterer ökonomischer Zersetzung usw.. Eine Abwärtsspirale, die in der Geschichte der Menschheit in der Regel erst durch gründliche Zerstörung beendet wurde.

 

Etliche der „Marktteilnehmer“, die sich schon seit einiger Zeit im Existenzkampf befinden, werden im Laufe der kommenden Kontraktion in Konkurs gehen. Kandidaten hierfür sind Staaten, Unternehmen, Banken und Versicherungen. In der aktuellen Situation, die auch von massiven Haftungen und Abhängigkeiten gekennzeichnet ist, werden durch diese Konkurse weitere Marktteilnehmer in den Abgrund gerissen. Welche dann wiederum einen Sog auslösen. Fragilität spielt bei solchen Prozessen eine entscheidende Rolle. Ästchen für Ästchen bricht es weg. Bei diesem Vorgang gibt es einen Schwellwert und wenn der überschritten wird, folgt die Implosion. Wenige Tage dürften reichen und all das, was dieser großen Anzahl an Menschen als Grundlage dient, ist nicht mehr da.

 

Was für ein unglaublich bizarres Trauerspiel. Da hocken wir nun auf diesem kleinen Plateau auf dem Gipfel des riesigen Berges. Die ganze Menschheit durch das drohende gemeinsame Schicksal so nah zusammen wie noch nie und irgendwie doch so weit von einander entfernt. Stehen bleiben können wir nicht, dafür müssten wir die Zeit anhalten. Schon bald müssen wir runter, wofür es nur die Optionen Abstieg oder Fall gibt. Das Votum ist klar gegen die Option Abstieg gefallen. Das Rüstzeug für einen Abstieg hat nur die Wenigsten interessiert. Die Mehrheit hat sich Höhen herbei phantasiert, die es nicht gibt. So konnte man sich den Blick in den Abgrund ersparen.

 

Wie man es dreht und wendet, die Situation ist komplett beschissen. Und wenn man es dann immer wieder dreht und wendet, schaut dann ab und zu ein einziges kleines Srohhälmchen raus. Eine Minimalchance scheint da zu erscheinen. Die Möglichkeit doch nochmal für eine gewisse Zeit Nachfrage und Wachstum zu generieren. Doch noch ein paar Jahre rauszuholen, um sich möglichst viel Rüstzeug zu zulegen.

 

Die einzige Möglichkeit die jetzt noch bleibt, ist ein Umlenken der Geldschwemme in Richtung Mensch. Finanzindustrie und Wirtschaft mit Geld bzw. Krediten zu fluten erzielt kaum noch den gewünschten Effekt, das dürfte Konsens sein. Die Menschen mit Geld zu fluten hätte einen sehr starken Effekt, das dürfte auch unstrittig sein. Die Nachfrage würde rapide ansteigen und damit würde ganz bestimmt die Deflationsspirale gebrochen (zumindest da wo es sie gibt). Alle anderen Konjunkturprogramme kann Mensch sich dann sparen. Ein besseres Konjunkturprogramm, als ein Umleiten der Geldschwemme in Richtung Mensch, gibt es nicht.

 

Einfach dürfte es nicht werden, so etwas in dieser Welt durchzusetzen. Dafür müssten die, die so etwas umsetzen könnten, überhaupt erst mal das gleiche Interesse haben. Das Interesse die Menschheit vor dem Fall zu bewahren. Man könnte auf die Idee kommen, dass sich der Ein oder Andere im Besitz eines Fallschirmes wähnt. Positionieren sich da etwa einige für den großen Knall, kalkulieren ihn ein und meinem im Wahn, dass sie als Sieger hervorgehen? Wer ist da eigentlich ein Agent der Umverteilung? Und wer nicht? Auch für die Menschen in prägenden Positionen, denen zu Unrecht böse Motive unterstellt werden, ist diese Option ein Glücksfall. Sie können zeigen, auf welcher Seite sie stehen. Mensch könnte diese Situation auch wie folgt deuten: Jetzt haben die Entscheidungsträger den Schalter in der Hand, sie können den Hebel in Richtung Fallen oder Richtung möglichen Abstieg stellen. Aber ganz allein sollten wir unsere Entscheidungsträger nicht lassen. Es wäre jetzt für die gesamte Menschheit angebracht, da Meinungsunterstützende Hilfe zu leisten. Die wirksamste Form dürfte da der gemeinsame Weg auf die Straße sein.

 

Besser könnten die Vorzeichen nicht sein, um viele Menschen zu mobilisieren. Bei so einer konkreten Meinungsunterstützenden Hilfe spielen Politik und Religion erst mal keine Rolle. Wobei natürlich allen klar sein sollte, dass es einen Abstieg nur in einem friedlichen Miteinander geben kann. Was auch für eine hohe Beteiligung sorgen könnte, ist die Alternativlosigkeit. Jetzt einfach nichts zu machen und Chaos, Elend und Tot apathisch über sich ergehen zu lassen, ist nicht so richtig die tolle Option. Dann kommt vielleicht auch noch der, der so an das neue I-Phone kommen will. Oder ein paar Punks, die sich mal gerne von der Zentralbank ein paar Paletten Bier sponsern lassen würden. Denen könnte man dann eventuell nebenbei stecken, dass es sich bei I-Phone und Bier nicht um klassisches Rüstzeug für den Abstieg handelt.

 

Gut wäre erst mal ein finanzielles Starterset für jeden Menschen auf der Welt, da würde die Nachfrage schlagartig in Gang kommen. Dann wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen für jeden Menschen eine feine Sache. Das könnte für manch einen Menschen ein Argument gegen Waffenbenutzung und Flucht sein. Natürlich sind auch andere Formen des Umleitens und Ausweitens der Geldschwemme möglich. Das Bedarf dann im Detail noch der Ausarbeitung. Auch die Definition des Rüstzeugs könnte ein Update vertragen.

 

Also, wir sehen uns auf der Straße :-)

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

In Griechenland z.b. werden alle Zahlen, egal ob zu "Wachstum" oder zur Arbeitslosigkeit immer erst drei Monate später veröffentlicht, aber selbst diese Tatsache ist nie wahrgenommen worden oder hätte irgendwem Lügen gestraft, der behauptete Hellas wäre es Ende 2014 besser gegangen und genau die zugrunde liegenden Zahlen benutzte, die die Troika im November 2014 anzweifelte und was zu Neuwahlen führte, denn mit diesen falschen Zahlen wollte die alte Regierung zurück zum Markt und das "Rettungs"-Programm 2014 beenden.

Derzeit dürfen in Griechenland aufgrund der Kapitalkontrollen bestimmte Sachen nicht veröffentlicht werden, z.b. wer zum 17.7. die Lizensen zum Erdölgasbohren in der Libyschen und Ionischen See erworben hat.