Positive Sozialprognose für Neonazi

Erstveröffentlicht: 
31.07.2015

Aachen – Das Amtsgericht Aachen hat den Neonazi und Musiker Timm M. am Donnerstag wegen Sachbeschädigung und versuchter gefährlicher Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

 

M., Sohn eines bekannten Neonazi-Kaders aus Nordrhein-Westfalen und einer zeitweise in Hessen und nunmehr in Ostdeutschland lebenden Neonazi-Aktivistin, war jahrelang im engsten Umfeld der 2012 verbotenen „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL) aktiv. M. fungiert sporadisch als Liedermacher und Musiker der Szene, zudem unterstützt er den HipHop-Musiker „MaKss Damage“. Im März 2014 trat M. auch als Paroleneinpeitscher am Lautsprecherwagen eines Neonazi-Aufmarsches in Aachen in Erscheinung und nimmt seit Jahren regelmäßig an rechtsextremen Aufmärschen teil.

Angeklagt war der 32-Jährige, weil er im Januar 2014 mit einem Pflasterstein eine Scheibe an einer kurz vor der Eröffnung stehenden Bar in Aachen eingeworfen haben soll. Der Betreiber stammt aus Russland, der sich selbst ironisch als „KGB-Bar“ bezeichnende Club heißt „Hotel Lux“ und spielt überzeichnet mit teils traditionell kommunistisch und sowjetisch geprägter Symbolik.

Als der Betreiber M. nach dem Steinwurf verfolgte und ihn stellen wollte, soll M. diesen zudem mit einem als Lagerarbeiter mitgeführten Teppichmesser bedroht haben. Im April 2013 soll der 32-Jährige zudem einer Gruppe von drei Neonazis angehört haben, die ein antifaschistisches Plakat und ebensolche Flyer im Büro der Piraten-Partei gestohlen, teils zerstört und in einen nahe gelegenen Mülleimer geworfen haben sollen.

Letztgenannte Tat konnte M. nicht nachgewiesen werden. Bei dem Vorfall mit der Scheibe und dem Messer zeigte er sich geständig, bestritt jedoch, dass er seinen Verfolger habe verletzen wollen, obschon er mit dem Messer vor dem Gesichts des Mannes aggressiv herumgefuchtelt und ausgeholt haben soll. Zur Tatzeit stand M. unter Bewährung, die Tat selbst sei aus einer privaten Frustsituation heraus geschehen, hieß es. Das Gericht schloss aus, dass es sich um eine politisch motivierte Tat gehandelt haben könnte und befand, dass M. bei dieser Tat teilweise vermindert schuldfähig gewesen sei.

Trotz erheblicher strafrechtlicher Vorbelastungen, darunter Auffälligkeiten wegen Diebstahls, Körperverletzung, Betrugs, Beleidigung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Erschleichung von Leistungen, sah das Gericht angesichts eines Lebenswandels eine positive Sozialprognose. Es verurteilte M. zu vier Monaten Haft, ausgesetzt drei Jahre zur Bewährung unter der Auflage, dass er den im „Hotel Lux“ entstandenen Schaden von fast 700 Euro begleichen muss. Das Urteil ist rechtskräftig.

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Timm Malcoci, Julian Fritsch

Makss Damage Konzert, 03.04.15

 

Julian Fritsch, Timm Malcoci, Makss Damage Konzert, 03.04.15

 

Melanie Dittmer, Timm Malcoci, Julian Fritsch

 

Melanie Dittmer, Timm Malcoci, Julian Fritsch

 

Timm Malcoci, Julian Fritsch, Melanie Dittmer

 

Timm Malcoci, Julian Fritsch, Melanie Dittmer