Rheinland: Erneut Kohle-Bagger besetzt!

hambach

Nachdem Aktivist_innen der Wald- und Wiesenbesetzung im Hambacher Forst schon am vergangenen Wochenende mehrere Mega-Kohle-Bagger von RWE für 12 Stunden besetzt hatten, haben sie heute im Anschluss an eine Pressekonferenz noch einen drauf gelegt und erneut Bagger zum stehen gebracht. Zur Stunde sind mehrere Gruppen in der Kohlegrube und unterbrechen den Klimawahnsinn dort.

 

Gegen Mittag kletterten 7 Aktivst_innen in den Hambacher Tagebau des Betreibers RWE und blockierten technische Infrastruktur. Erst letzten Samstag gab es eine ähnliche Aktion. Bei dieser wurde durch die Besetzung von vier Schaufelradbaggern ein Großteil des Tagebaubetriebs lahmgelegt. Insgesamt ist es die vierte Blockade in RWEs Tagebauen in diesem Jahr. Das Ziel von der heutigen und den vorherigen Aktion ist es laut Aktivist_innen, dem Großkonzern RWE finanziell zu schaden, um einen schnellstmöglichen Stopp des Kohleabbaus im rheinischen Braunkohlerevier zu erwirken.


3 Aktivist_innen wurden, nachdem sie sich einem Bagger in den Weg gestellt und ihn zum Stehen gebracht hatten, von RWEs Sicherheitsdienst festgesetzt. 4 andere ketteten sich an ein Förderband und legten damit einen weiteren Teil des Tagebaus lahm.

Die Kritik der Aktivisten richtet sich unter anderem gegen den Anteil der Braunkohleverstromung am Klimawandel und der Vertreibung von Menschen und Tieren aus ihrem gewohnten Lebensumfeld, sowohl hier, als auch in Gebieten im globalen Süden, in denen die Auswirkungen des Klimawandels schon deutlich zu spüren sind.

 

Mori, die sich gerade auf dem besetzten Bagger befindet: 

„Es ist ein verdammt gutes Gefühl, die Maschinen anzuhalten, die hier für RWE Geld aus dem Land machen sollen, auch wenn der Kampf für ne weniger menschenverachtende Gesellschaftsstruktur damit noch lange nicht gewonnen ist. Diese riesige Wüste um mich rum macht mich echt wütend, wenn ich dran denke, dass hier mal Wald war und daran, was dieses Loch auf der Welt noch so für Folgen hat. “

 

Die Aktivist_innen haben dazu eine Aktionserklärung veröffentlicht:

Wir haben heute einen von RWE’s Schaufelradbaggern besetzt. Wir wollen RWE damit finanziellen Schaden zufügen und dem Konzern damit einen weiteren Stein in den Weg legen.

Braunkohleabbau ist ein erheblicher Faktor, der den menschengemachten Klimawandel vorantreibt. Während des Abbaus werden Feinstaub und radioaktive Elemente in die Luft gewirbelt, was vor allem die Luft um die Tagebaue herum verpestet. Die weiteren Folgen sind die Vernichtung von Wäldern und Dörfern und die Verdrängung von Tieren und Menschen aus ihrem gewohnten Lebensumfeld – sowohl hier, als auch in Gebieten im globalen Süden, in denen die Auswirkungen des Klimawandels schon jetzt zu spüren sind. Menschen werden gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen und sich auf die Suche nach einem neuen Ort zum Leben zu machen. Die Chancen stehen gut, dass dieser an den Stacheldrahtfestungen von irgendeiner Grenzanlage oder in einem Meer endet.

 

RWE steht damit auch nicht alleine. Alle Unternehmen agieren auf diese Weise, mal mit mehr und mal mit weniger großen Folgen. Die Idee des ewigen Wachstums und die Notwendigkeit den eigenen Profit zu maximieren um am Markt zu bestehen erlaubt es Unternehmen nur erfolgreich zu sein, wenn sie die sozialen und ökologischen Folgen ihres Handelns ignorieren. Das Problem ist ein strukturelles.

 

Auf dem Blog der Waldbesetzung im Hambacher Forst gibt es einen aktuellen Ticker (Stand 15.40):

15:15: Polizei an der Wiese verhält sich ruhig, Bullen-Duo mit Schlagstock und Kamera geht an Wiesengrenze entlang.

15:00: Helikopter wieder abgehoben.

14:55: 1 Wanne und ein Streifenwagen Polizei am Hangar, nahe der Wiesenbesetzung!! Helikopter ist am Hangar gelandet.

14:45: Ein Helikopter kreist über der Wiesenbesetzung.

14:30 Ein Polizeistreifenwagen und eine Wanne verlassen den Tagebau.

13:13 Eine 4-köpfige Aktionsgruppe blockiert einen Braunkohlebagger, indem sie sich vor die Schaufel stellt. Der Bagger steht. 2 von ihnen werden von Security’s festgehalten. 4 Personen haben sich am Förderband festgekettet. Polizei und Feuerwehr sind vor Ort.

 

12:10 erreicht uns die Nachricht, dass ein Förderband besetzt wird.

 

Die Aktionen vom letzten Samstag die von der Presse größtenteils ignoriert wurden (Interessant ist dazu der Druck auf die Kohleberichterstattung des Kölner Stadtanzeigers: http://www.taz.de/!5207499/ ) stand im Zusammenhang mit den Zeitgleich in Asterdam stattfindenen Klimatgames. In ihrer Erklärung bezogen sich die Aktivistinnen außerdem positiv auf die geplanten Kohleblockaden im August und kündigen unter der Hand an das Aktionsgebiet dann auf mehrere Braunkohlegruben auzuweiten. Vom 14.-16. August ruft das Bündnis "Ende Gelände" ebenfalls zur besetzung der Braunkohlebagger im Rheinland auf. Hunderte Leute sollen sich in einer Aktion Zivilem Ungehorsam der größten CO2-Produktionsstätte Europas in der Weg stellen.

 

Weitere Infos:

http://hambacherforst.blogsport.de/

 

Ende Gelände:

http://www.ende-gelände.org

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Einer der wenigen Zeitungsartikel zur Aktion am Samstag:

Rettungseinsatz: Tagebaugegner ketten sich an Bagger

http://www.aachener-zeitung.de/lokales/kreis-dueren/rettungseinsatz-tage...

 

HAMBACH. In der Nacht zum Samstag haben Braunkohlegegner drei Schaufelradbagger im Tagebau Hambach besetzt, um gegen die Braunkohleförderung und -verstromung zu protestieren. Jeweils zwei bis vier Aktivisten waren zum Teil bis in die Spitze der Großgeräte geklettert und hatten sich in 70 bis 90 Metern Höhe festgekettet.

 

Auf Transparenten forderten sie den sofortigen Kohleausstieg und einen Rodungsstopp im Hambacher Forst. Zwei weitere Aktivisten wurden bei der versuchten Besetzung eines vierten Baggers in Gewahrsam genommen.

 

Tagebaubetreiber RWE Power hatte die Bagger, einer davon förderte Kohle, umgehend außer Betrieb genommen. „Sicherheit hat oberste Priorität“, betonte RWE-Sprecher Lothar Lambertz, der von einem nicht akzeptablen Eingriff in die Produktionsabläufe sprach, gegen „den wir mit allen Mitteln vorgehen werden“. Die Aktivisten hätten nicht nur ihre eigene Gesundheit fahrlässig gefährdet, sondern auch die der Tagebaumitarbeiter und Rettungskräfte.

 

Angesichts der extremen Hitze, die von der metallischen Wärmeabstrahlung der Bagger noch einmal verstärkt wurde, der Gefahr aufziehender Gewitter und der Höhe entwickelte sich über Stunden ein komplizierter Rettungseinsatz. Um ernste Gefahren für Leben und Gesundheit auszuschließen, habe akuter Handlungsbedarf bestanden, teilte die Polizei mit. Ärzte und Rettungskräfte wurden vorsorglich alarmiert. Nur dank enger Zusammenarbeit mit anderen Rettungsdiensten konnten bis 18 Uhr die letzten Besetzer aus ihrer demonstrativ gefährlichen Lage befreit werden.

 

 

Eine Frau und ein Mann leisteten nach Polizeiangaben beim Abseilen aus 90 Metern Höhe erheblichen Widerstand. Sie hätten damit auch die Rettungskräfte in Gefahr gebracht. Polizei und RWE erstatteten Anzeige. Insgesamt wurden zwölf Personen zur Identitätsfeststellung vorübergehend festgenommen, später aber wieder entlassen.

wir lieben Euch!