[B] Demo nach Angriffen gegen die Lange Woche der Rigaer Straße

Polizei räumt Flohmarkt - 5

Nehmen wir uns die Strasse zurück - Gegen Bullenterror und Verdrängung! Demo am Freitag, 21 Uhr, Dorfplatz

Es wurde bereits angekündigt: im Falle von weiteren Einschüchterungsversuchen, wird sich die gesamte Lange Woche der Rigaer Straße vorbehalten, entsprechend zu reagieren.
Diese Eskalation ist nun eingetreten: die Bullen haben den Umsonstflohmarkt abgeräumt. Die mindestens zwei Hundertschaften haben dabei Gewalt angewendet und unser Fest massiv beeinträchtig.

 

Bereits in den letzten Nächten provozierte die Polizei durch ihr gewalttätiges Auftreten. Aufgrund dessen wurde von den (Haus-)projekten und deren Unterstützer_innen beschlossen, sich auf weitere Eskalationen vorzubereiten.

Die Lange Woche der Rigaer Straße soll ein Fest für alle sein. Der Umsonstflohmarkt mit Siebdruckstand und Kollektivem Kartieren war dazu gedacht, einen offenen, freundlichen Rahmen für nachbarschaftlichen Austausch, Vernetzung und Diskussion zu schaffen.

Eine widerstaendige und solidarische Nachbarschaft scheint jedoch in diesem kapitalistischen System nicht gewünscht zu sein. Die Bullen hatten die Möglichkeit sich zurückzuhalten, entschieden sich aber für Provokation und Eskalation.

Aber wir lassen uns nicht einschüchtern und werden reagieren! Für Freitag rufen wir zu einer entschlossenen und kraftvollen Demo durch Friedrichshain auf.

Die gesamte Problematik um Mieten und Wohnraum, die diese Stadt umtreibt, war schon immer der Grund für unsere Aktivitäten hier in der Gegend und in einem weit größeren Rahmen. Auch die Lange Woche der Rigaer Straße ist geplant als Ausdruck einer rebellischen Stadt, die wir alle mit gestalten koennen. Ebenso haben wir mehr als Probleme mit diesem Bullenstaat, der sich hier mal wieder deutlich zeigt sobald etwas aus den vorgegebenen Mustern fällt.

Die Demo wird sich also nicht nur gegen die neoliberale Stadtpolitik, gegen die Verdrängung und die Zwangsräumungen richten, sondern auch gegen den Staat, der seine Schläger schickt, um unser Leben mit Gewalt zu bestimmen.

Wir wollen ein lautes, kraftvolles und entschlossenes Zeichen setzen. Das bedeutet: die Lange Woche der Rigaer Straße geht weiter, auch gegen den Widerstand der Staatsmacht! Wir fordern alle auf, die diesen Aufruf mittragen, aktiv zu werden. Seid kreativ, helft bei der Durchsetzung der Veranstaltungen, besetzt die Straßen und kommt alle zur Demo!

Wird das der teuerste Umsonstflohmarkt aller Zeiten für Berlin?
Reclaim the streets!
Bullen, haut ab!

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Als Dorfplatz wird die Kreuzung Rigaer Straße/Liebigstraße in Friedrichshain bezeichnet.

 

Anfahrt mit der U5, Station Frankfurter Tor. Oder mit der Tram M10, Station Frankfurter Tor oder Bersarinplatz.

Was sollte die Lärmbelästigung durch den Generator vom Lichtmast der Polizei letzte Nacht vor meinem Fenster? Suche in den Zeitungen vergeblich nach einem Bericht über das Geschehen von gestern. Letzte Woche haben Sie doch täglich berichtet was es für schlimme Krawalle in der Rigaer Straße geben würde, und was war nun letzte Nacht? Die Chaoten haben ihren Müll getauscht zu schlechter Musik, was mich aber als Anwohner nicht beeinträchtigt hat. Gestört hat mich der Lärm der Polizei und ihre Dieselmotoren vor meiner Wohnung. Hätte mich über eine Pressemeldung gefreut. Wer aber schweigt stimmt zu, muss ich mich also mit den Informationen der Linken zufrieden geben. Guck mir eure Demo solidarisch an.

Die Vertreibung von einigen Mieter_innen aus Altbauwohnungen in Friedrichshain hat keine Relevanz für das Stadtgeschehen in Berlin, zumindest aus Sicht des Senats. Deshalb ist der "Dorfplatz" nur ein Medienevent in Verbindung mit Randale, wie es auch das "Horrorhaus" in Schöneberg oder das Columbiabad sind. Einen Tag wird mit dem Finger drauf gezeigt, am nächsten Tag die nächste Sau durchs Dorf getrieben.

Heist das jetz der Müll wird von denen jetzt jeden Tach weggeräumt? Gut zu wissen, dann kann ich ja den Biomüll um meine Tonne nicht überzustrapazieren auch auf die Strasse kippen.

Lustige Anekdote: Sogar die Cops selbst sprechen mittlerweile vom "Dorfplatz". Des öfteren gehört in den letzten Tagen dass sie bei Funksprüchen Dinge gesagt haben wie "Gerade 100 Leute aufm Dorfplatz". 

Von Peter Nowak

10.07.2015

Berlin / Brandenburg

Polizei umstellt Protest Der »Dorfplatz« in Friedrichshain ist Zentrum einer Aktionswoche

Linke Hausprojekte wollen in einer »Langen Woche der Rigaer Straße« Vernetzung von Anwohnern und Protest gegen Gentrifizierung vorantreiben.

Weiterlesen hier:

http://www.neues-deutschland.de/artikel/977377.polizei-umstellt-protest.html

Flohmarkt ruft Ordnungshüter auf den Plan

10. Juli 2015

GENTRIFIZIERUNG Die „Lange Nacht der Rigaer Straße“ will den Kiez fürs Thema Verdrängung sensibilisieren. Spontane Mitternachts-Demo nach Polizeieinsatz


BRD-Bullenstaat – wir haben dich zum Kotzen statt“. Diese Parole war am Mittwochabend am „Dorfplatz“ im Friedrichshain zu hören. So wird die Kreuzung Rigaer Straße/Liebigstraße von den BewohnerInnen und FreundInnen
der zahlreichen linken und alternativen Hausprojekte in der Umgebung genannt. Seit dem 6. Juli veranstalten diese die „Lange Woche der Rigaer Straße“ mit Konzerten, Ausstelllungen und politischen Veranstaltungen. In diesem Rahmen wurde am Mittwochnachmittag ein Umsonst-Flohmarkt auf dem Dorfplatz aufgebaut, auf Tischen lagen Bücher und Klamotten aus. Die friedliche Straßenfeststimmung endete abrupt, als ein Polizeitrupp in voller Montur die Flohmarktartikel beschlagnahmte. Den Versuch, den Flohmarkt vor den Häusern erneut aufzubauen, vereitelte die Polizei mit einem erneuten Einsatz. Es habe keine Genehmigung für den Umsonst-Flohmarkt vorgelegen, begründete Polizeieinsatzleiter Thomas Böttcher den Einsatz. „Wir warten erst mal ab, lassen aber keine rechtsfreien Räume zu“, beschrieb er die Einsatztaktik rund um das Straßenfest. Bereits am vergangenen Dienstag war ein großer Polizeipulk angerückt, um mit Kreide auf das Straßenpflaster gemalte Parolen mit einem Reinigungstrupp zu entfernen. „Der Flohmarkt war ein Versuch, mit den NachbarInnen in Kontakt zu kommen. Und das sollte mit dem Polizeieinsatz
verhindert werden,“ erklärte eine Mitorganisatorin der Aktionswoche. Vor allem gegen die  zunehmende Gentrifizierung im Kiez wolle man sich mit den Nachbarn gemeinsam wehren. In der letzten Zeit mussten mehrere
Läden in der Umgebung nach Ankündigungen von Mieterhöhungen schließen. Der Besitzer eines T-Shirt-Ladens verübte nach der Kündigung Selbstmord. „Das repressive Vorgehen gegen unser Straßenfest nehmen wir nicht hin“,  erklärte eine Frau kurz nach Mitternacht auf einer improvisierten Kundgebung am  Dorfplatz und kündigte für den
10. Juli um 21 Uhr eine Demonstration gegen „Polizeigewalt und Verdrängung“ an, die ebenfalls am Dorfplatz beginnen soll. Während vom Dach eines der exbesetzen Häuser noch einige Böller abgefeuert wurden, leerte sich der Platz. Dafür waren die zahlreichen Kneipen gut gefüllt,  die in der Rigaer Straße und der unmittelbaren Umgebung zu den MitveranstalterInnen der Langen Woche gehören. Manche AnwohnerInnen befürchten, dass bei der Demonstration
am Freitagabend doch noch die Bilder geliefert werden, die Boulevardmedien seit Wochen herbeizuschreiben versuchen. Besonders die BZ aus dem Hause Springer warnte schon vor Wochen vor einem bundesweiten „Chaotentreffen in Friedrichshain“. Dabei musste als Beweis ein Plakat zur Aktionswoche herhalten, das von Kindern
aus den Hausprojekten gestaltet wurde und vermummte Personen zeigte. Am 8. Juli war die Onlinepräsenz der BZ nicht zu erreichen. In dem Bekennerschreiben einer anonymen Hackergruppe heißt es: „Die BZ beteiligte sich, ähnlich wie die Schwesterzeitung Bild an vorhergehender Hetze rund um die Lange Woche der Rigaer Straße“.

Taz-Berlin,  10-7.2015

Peter Nowak

ein starkes Zeichen wäre es auf Polizeigewalt ruhig und besonnen zu reagieren, Probleme unserer Gesellschaft (Einschüchterungsversuche und Gewalt von Seiten der Polizei gehören garantiert auch dazu) zu bennen und Lösungsansätze zu liefern. Wenn die Lange Woche der Rigaerstr sich das Ziel gesetzt hat politische Inhalte in den Vordergrund zu stellen, dann sollte dies auch auf der heutigen Demo der Fall sein. Gegengewalt würde die gute Arbeit der gesamten Woche zunichte machen, nichts ändern und dem Anliegen schaden.

Ein Auge für ein Auge und so...

Ein konstruktiver Beitrag ! Danke

hört sich für mich so an: "ja, wenn der bulle mir auf die rechte wange schlägt, ja dann halt ich ihm auch noch die andere hin"

es ist ein absoluter irrtum zu glauben, dass die polizei irgendwie friedlicher und kooperativer ist, wenn wir auf polizeigewalt nicht reagieren. eher im gegenteil (siehe vergleich 18.märz frankfurt und diese woche in der rigaer/..).

 

politische inhalte, die so marginal sind wie unsere zur zeit können wenn überhaupt, nur "platziert" werden (voll die profi-bewegungssprache), wenn sich das alltägliche gefüge an die inhalte anpassen muss, und nicht andersrum. krawall funktioniert da sehr gut, birgt aber die gefahr der verengung auf den krawall.

 

"Gegengewalt würde die gute Arbeit der gesamten Woche zunichte machen, nichts ändern und dem Anliegen schaden." - dem anliegen das ganze leben unterwürfig zumzuschlurfen? darauf hab ich keinen bock mehr, viel zu häufig in berlin gesehn  die letzten jahre. was kümmert mich der gewaltdiskurs der herrschenden, wenn mir morgen wieder kontrolletis und bullen das leben zur hölle machen?

Wir alle sollten doch inzwischen seit über 200 Jahren wissen, dass friedlicher Protest meißt im Sande verläuft und keine tiefgreifenden Ergebnisse erzielt. Darum sind sie aber keinesfalls weniger unterstützenswert. Also Leute "Zwischen Bullenstirn und Nasenbein passt immernoch ein Ziegelstein", oder wie war das gleich!

 

Allen trotzdem einen friedlichen und erfolgreichen tag 

So beeindruckend eine machtvolle Demonstration ist, die Erfahrung der letzten Zeit hat gezeigt, dass die zentrale Aktionen von Bullen mit jedem Gewalteinsatz gestoppt weden können und wurden.

Deshalb wird es auch heute die bessere Strategie sein, flexibel zu agieren, vorher mal die Straßen checken mit einem Stadtplan, damit man abends nicht in Sackgassen rennt, ruhig mal einen Haken schlagen und Polizeisperren umlaufen ... das Konzept umlaufen hat eindrucksvoll auf dem vorletzten G 8 Gipfel in Heiligendamm funktioniert!