Elend.Besser.Verwalten

Ein Argument im Anflug

Morgen, am 20. Juni, werden Tausende vom Oranienplatz ins Herzen der Bestie am Brandenburger Tor demonstrieren. Angeblich um Europa.Anders.Machen zu wollen. Wer steckt dahinter? Ein Blick auf die Seite des Bündnisses http://europa-anders-machen.net/unterstuetzer_innen verrät, eigentlich fast alle außer CDU und FDP. Und Antiautoritäre sind auch nicht dabei, ihre Rolle in Berlin wirkt marginal gegen den aus Steuergeldern von Parteien mobilisierten Aufmarsch der Krisengewinner.

 

Was sind das für Leute, die morgen mit den Grünen, also den Agressoren gegen die GHS in der Ohlauer Straße, gegen europäische Migrationsabwehr marschieren? Oder mit der SPD gegen die Verarmungspolitik der EU? Und natürlich mit Syriza Berlin. Es müssen Menschen ohne Gedächtnis sein, die heute unter den Fahnen derer laufen, die sie gestern noch verflucht haben. Aber jetzt ist ein Platz am Katzentisch der Macht in Sicht. Thüringer Linkspartei ist dabei, vielleicht ist ein Posten als Gehilfe in einem Abgeordnetenbüro zu ergattern. Und Podemos ist auch dabei, könnte aufregend sein schon mal Kontakte zur nächsten Regierung in Spanien zu knüpfen.

 

Gestern wurde in Athen demonstriert. Gegen NATO und EU und von den meisten auch gegen Syriza, während sich einige gegen Aktionen ausprechen, die Syriza schwächen können. Die Demo richtete sich auch gegen die Abschiebelager in Griechenland, die Syriza versprochen hatte abzuschaffen, die aber weiter existieren. Sie richtete sich gegen das gebrochene Versprechen Nikos Romanos ein Studium außerhalb der Haftanstalt zu ermöglichen. Begleitet wurde die Demo von DELTA Staffeln, die Syriza abschaffen wollte, die aber lustig weiter prügeln.

 

Nach der Demo gings in Exarchia rund, für die einen ein Akt der (Selbst)Befreiung, für die anderen, die morgen unter Parteifahnen in Berlin für Syriza aufmarschieren sicherlich nur Terror. Egal, Schafe werden immer Schafe bleiben und wer frei sein möchte, wird sich immer wehren.

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Tolle radikale Phrasen, aber was bitte ist denn der Inhalt davon? Dass die Demo "Europa.Anders.Machen." reformistischen Charakters ist braucht man ja wohl hoffentlich niemandem erzählen. Und? "Was sind das für Leute, die morgen mit den Grünen, also den Agressoren gegen die GHS in der Ohlauer Straße, gegen europäische Migrationsabwehr marschieren? Oder mit der SPD gegen die Verarmungspolitik der EU?" Zu nem gewissen teil sicher auch Leute denen diese Spalterei zwischen reformistisch und revolutionär am Arsch vorbeigeht. Grüne und SPD? Natürlich gehören die angegriffen und ihre Doppelmoral an den Pranger gestellt. Wo besser als auf so einer Demo? Syriza? Die sind gerade mal seit Anfang diesen Jahres an der Regierung, ihnen vorzuwerfen dass sie seit dem ihre Wahlversprechen nicht erfüllt haben ist daher ziemlich billig. Was erwartest du? Das nach einer Wahl welche eine linke Partei gewinnt die Revolution ausbricht? Bisschen mehr Realitätsbezug wäre vielleicht angebracht.

 

"Gestern wurde in Athen demonstriert. Gegen NATO und EU und von den meisten auch gegen Syriza" Das bezweifle ich mal sehr, nach meiner Erfahrung sind griechische Anarchos da deutlich weiter und pragmatischer als die Anarchos hierzulande: Natürlich wird weiterhin gegen die kapitalistische Politik auch unter Syriza demonstriert, und das ist gut so. Aber es gibt die Einsicht dass unter kapitalistischen Verhältnissen eben nicht mehr drin ist, und unter diesen Umständen Syriza bisher, in den ersten Monaten, eine relativ gute Figur macht. Die derzeitige parlamentarische Alternative wäre Nea Demokratia oder die Goldene Morgenröte.

 

Parlamentarismus und Reformismus kann kein Ersatz für eigenständige revolutionäre Bestrebungen sein, aber mit Syriza und generell linken Parteien im jeweiligen Parlament tut sich die revolutionäre Linke deutlich leichter ihren eigenständigen Aufbau voranzutreiben und gegen die Reaktion vorzugehen. Wer das immernoch nicht verstanden hat ist nichts weiter als ein Spalter, Konterrevolutionär oder ein naiver, vorpupertärer Linksradikalist.

Man muss nicht jedes verbalradikale Muskelzucken / jede insurrektionistische Nervenschwäche als Werk von Spaltern, Kids oder Konterrevolutionären abtun um festzuhalten: Die traurige Perspektivlosigkeit der diversen linksradikalen Geisteswissenschaftler korrumpiert im Hinblick auf die wenigen z.B. im Bereich der politischen Bildung noch offenstehenden Honigtöpfe ihre politische Arbeit. Und: Bevor man einen Begriff wie "generell" bemüht um den Nutzen aufzuzeigen, den die revolutionäre Linke von im Parlament vertretenen linken Parteien hatte, sollte man sich in der Historie umschauen. Mit Bebel wird man Europa nicht kaputt machen. Mit Keynes wird man Europa nicht kaputt machen. Mit Morgenthau auch nicht. Vielleicht wäre Charlie Sheen eine Idee.

"Dass die Demo "Europa.Anders.Machen." reformistischen Charakters ist braucht man ja wohl hoffentlich niemandem erzählen."

 

Oder doch:

https://linksunten.indymedia.org/de/node/146252#comment-148086

"Ist das ein Scherz oder ist das wirklich euer Ernst?

Die Demo morgen ist euch zu reformistisch, warum?"

 

Dein Argument: "Mit linke Partei im Parlament/an der Regierung ist es viel einfacher radikal zu sein" ist einfach nur Schrott und jenseits jeglichen Geschichtsbewusstseins. Es ist ein Rechtfertigungsargument für den eigenen Pragmatismus über alles: "Da hier grad keine Revolution ansteht mache ich auch keine. Dann mach ich halt sozialdemoratisches Zeug. Kontaktiere mich mit den linken Parteien und erzeug so Druck auf sie!" Dieses Argument ist über 110 Jahre alt. (Lenin, Was tun? Es ist als hätte er es für die IL und Konsorten geschrieben.)

 

Also, hier  Parolenvorschläge nochmal reinkopiert:

"Demokratie - jetzt oder nie!"

"SPD und Grüne, IL und Top - hopp hopp hopp - wir machen die Demokratie wieder flott!"

"Demokartie weg? Voll gemein - Der Neoliberale ist ein Schwein!"

"Schulter an Schulter gegen Faschismus! - Demokratie ist ein linkes Muss!"

"Griechenland und Rojava - Der Kommunismus war noch nie so nah!"

 

 

Eine andere Welt wird nicht gewählt. Auch nicht mit der 5-Finger-Taktik!

IL & Konsorten: Linke Wasserträger der "Demokratie"!

Wer nicht mit SPD, Grüne, Linkspartei, Podemos, Syriza, IL und TOP für Demokratie läuft, ist: "nichts weiter als ein Spalter, Konterrevolutionär oder ein naiver, vorpupertärer Linksradikalist."

 

Du bist so politikerfahren, postpubertär, revolutionär, wissend, krass mutig und radikal: In Deutschland mit PArlamemtsparteien für Demokratie zu laufen, manmanman. KAnn nicht jeder. Balls of Steal Award geht auf jeden Fall an dich, du Held!

In Deutschland. Mit Parlamentsparteien. Für Demokratie. Für eine "gute" EU.

Es ist ein freies Land, kannst du gerne machen. Aber lass doch bitte hier keinen Radikalinski raushängen. Das ist lächerlich.

Das Europa für das das ihr morgen laufen wollt, ist ein Dreckseuropa, das einfach nur bekämpf gehört. Es ist eins der Herzen der Bestie, da kannste dran rumwurschteln wie du willst.

 

Nur weil ein paar Grüne oder Jusos mitlaufen, soll das Mitmachen verboten sein? Lächerlich. Es gibt unterschiedliche Blöcke und große politische Differenzen, na und? Solidarität ist gefragt, hast du heute schonmal Nachrichten geguckt? Medial ist Deutschland schon wieder kurz vor Faschismus! Und wo gibt es da eine "radikale" Gegenbewegung? Klar, wahrscheinlich willst du die erst noch aufbauen;-) Meld dich in 15 Jahren nochmal, mal sehen wie weit du gekommen bist...

"Nur weil ein paar Grüne oder Jusos mitlaufen, soll das Mitmachen verboten sein? Lächerlich."

 

Es geht nicht um Verbote, sondern um politisch richtig und falsch.

Es ist falsch, nicht Grüne, SPD und Linke für eine EU-Demokratie zu demostrieren (Und es haben ja durchaus nicht mal nur Einzelpersonen unterschrieben: Unterstützer_innen). Daran ist nichts fortschrittlich. Hier ist linksunten, und nicht taz.de, werde ich also nicht erklären, was daran politisch mehr als problematisch ist. Es geht auch nicht um die Unterschriften, sondern um die poltische Linie der Demo. Und diese durch und durch sozialdemoratische Linie spiegelt sich nur in den Unterschriften wider.

 

Unterschiedliche Blöcke und gut ist? Was für ein Scheißkonzept. Die einen Abschieber - die anderen dagegen. Die einen gegen deutsches Großmachtstreben - die anderen dafür. Aber alle gemeinsam für Griechenland!

"Medial ist Deutschland schon wieder kurz vor Faschismus!"

Oh man, bist auch so ein Postantifa, oder. Die haben auch immer diese Keule rausgeholt, um die Diskussion argumentativ zu versiegeln. Weißt du, wenn man wirklcih etwas radikal ist, braucht man keinen "Faschismus" um dagegen zu sein. Ihre "Demokratei" ist schlimm genug. Und wenn du hier schon den Faschismus rausholst, dann würde ich ja eher eine Demo gegen Deutschland machen und nicht für Griechenland.

 

"Meld dich in 15 Jahren nochmal,..."

Danke für deine hätchelnde Hand, Papa IL. Bitte zeig mir den Weg. Denn du weißt bescheid. Radikale Sozialdemokratie - ganz neuartiges Konzept, noch nie vorher gesehen.

Aber ich gib dir ein Tipp: Du wirst es nicht glauben, aber man kann selbst noch Ü30, mit Arbeit und Kind, radikal gegen den Kapitalismus sein.

Ich habe gehört, es sind nicht mal alle 68er zu Grüne gegangen sein.


Offenbar hast du weder den Kommentar noch Lenins "Was tun?" richtig gelesen. Du hebst das wieder auf eine "entweder-x-oder-y"-Ebene. Genau das geht an der Intention vorbei. Man soll nicht den Parlamentarismus gut finden, mit SPD und Grüne laufen und sich von revolutionären Bestrebungen lossagen. Im Gegenteil: Man kann eben Parlamentarismus weiterhin ablehnen, man kann auch dieser Demo fernbleiben ohne ein Spalter zu sein. Eine Berücksichtigung parlamentarischer Akteure und punktuelle Zusammenarbeit sei geschichtsvergessen meinst du? Erzähl das mal den Kämpfern im spanischen Bürgerkrieg oder auch Luxemburg und Liebknecht. Was durchaus geschichtsvergessen ist: Die Auswirkungen von parlamentarischer Politik komplett negieren, nichtmehr zwischen einzelnen parlamentarischen Akteuren zu differenzieren. Da gilt es einen angemessenen, pragmatischen (ich wieß, du magst das Wort nicht) und zielführenden Umgang mit finden. Das KANN je nach Umständen und Rahmenbedingungen durchaus das komplette Negieren des Parlamentarismus sein. Derzeitig wäre das aber utopisch.

 

"Aber lass doch bitte hier keinen Radikalinski raushängen."

Genau das tu ich nicht, ich lass lieber den Revolutionär raushängen.

 

"Das Europa für das das ihr morgen laufen wollt, ist ein Dreckseuropa, das einfach nur bekämpf gehört."

Ja, aber ALLEIN durch militanten Aktionismus wird man das nicht schaffen, so notwendig er auch ist. Genausowenig kann man das durch breite Bündnissdemos unter Beteiligung von Reformisten. Man kann aber zum Glück das Eine tun ohne das Andere sein zu lassen.

Du postest ein paar riot-pics, von Kämpfen, an denen du wahrscheinlich nie teilgenommen hast. wahrscheinlich bist du sogar zu blöd einen Molli zu bauen, geschweige denn ihn richtig zu werfen. Stattdessen blubberst du in blödester Querfrontmanier von der vermeintlichen Dichotomie >>falsche Syriza versus echte Straße<< - was nur eines zeigt: du bist nicht in der lage Widersprüche zu denken. Du kannst dir nicht vorstellen, wie man als Anarchist und Antiparlamentarist trotzdem Syriza wählen kann, weil es dafür im Augenblick ein paar gute Gründe gibt. Du kannst dir auch nicht vorstellen, dass in der Syriza die unterschiedlichsten Gestalten herumwerkeln, vom Nazi bis zum Anarcho-Hippie. Du kannst dir offensichtlich auch garnicht vorstellen, in welchen gesellschaftlichen Zwängen sich die Syriza gerade befindet, wenn sie es irgendwie allen recht machen muss, um nicht gleich wieder aus dem Parlament zu fliegen. Ein Spagat zwischen Sozialisten, Kommunisten, Anarchisten, Eliten, Militär, Polizei und einer unpolitischen Masse, die einzig und alleine Angst um ihren Status quo hat. Gerade in letzteren brodelt die permanente Gefahr, hart nach rechts abzudriften. Syriza ist kein Kinderspielplatz sondern Realpolitik und dafür gehen wir morgen auf die Straße!

Oh, eigentlich wollte ich schlafen gehen, aber dann kam der "Idiot".

 

Wow, du scheinst ein echt krass erfahrener Kämpfer zu sein. Im Gegensatz zum Poster kennst du dich mit Mollis aus. Argumentativ 1:0 für dich.

"Du kannst dir nicht vorstellen, wie man als Anarchist und Antiparlamentarist trotzdem Syriza wählen kann,..."

Ja, ja, ja. Ich bin nicht mal Anarchist, und kann Anarchisten hier voll verstehen. Und man muss kein Anarchist sein, um den Widerspruch hier zu sehen: "Antiparlamentarist trotzdem Syriza wählen".

 

"Syriza ist kein Kinderspielplatz sondern Realpolitik und dafür gehen wir morgen auf die Straße!"

 

Dankedankedanke. Ich werde mir das einrahmen. Das werfe ich euch doch seit hunder Jahren vor, und dann eiert ihr immer rum: "Nee, nur Taktik, wir sind voll radikal, sieht grad nur nicht so aus!" Kannst du das bitte noch mit deinem Gruppennamen unterschreiben.

"Wir gehen für Realpolitik auf die Straße!" Wahrscheinlich merkst du es gar nicht.

Und an den Klassisten hier drunter - hoffentlich kommst du noch mal in den Genuss auf dem Feld oder der Fabrik zu arbeiten. Nichts gegen Wissen und Wissenschaft - aber du bist einfach nur ein dreckiger Mittelschichtswichser.

"Geh mal Uni von innen angucken." Geh mal mit deiner Scheiß-IL gleich ins Abgeordnetenbüro. Chauvinist.

 

besser als der Artikel selbst zeigt dein Kommentar die unterschiedlichen Strömungen auf, die sowohl hier als auch in Griechenland aufeinander treffen. Magst du uns verraten woher du weisst, dass bei Syriza auch Nazis herumwerkeln und wie damit der permanenten Gefahr begegnet wird nach rechts abzudriften? Was die mögliche Teilnahme des oder der Verfasser_innen des Artikels an den Riots dort betrifft, kannst du aus deiner Sicht mehr über den Verlauf solcher Kämpfe dort berichten? Gerne kannst du für diese Realpolitik auf die Straße gehen, aber mir wäre es zu gruselig mit dir auf einer Demo zu sein.

Ihr seid mir tolle Anarchisten: in breite Bündnisse intervenieren ist euch zu konformistisch, aber gleichzeitig 'nen Studienplatz für euren Anführer fordern. Nicht dass etwas dagegen einzuwenden wäre, wenn ein paar mehr von euch mal eine Uni von innen sehen: vielleicht gibt's da sogar mal Denkanstöße, die die Erkenntnis fördern, dass/warum euer radikalistisch-nihilistischer Ansatz keinerlei Veränderung herbeiführt und nie herbeiführen wird, aber lustig ist's schon. :-)

Erst jahrelang in Szenenischen zurückziehen, idiotische Debatten über Critical Whiteness, Definitionsmacht und Nackte auf dem A-Kongress führen, mit schlecht vorbereiteten Aktionen unerfahrene Leute den Bullen ans Messer liefern - und die entstandene politische Bedeutungslosigkeit dann mit Gegeifer gegen iL, RLB, TOP und UG versuchen, wettzumachen. Die Berliner Szene ist ein Witz, sitzt entweder leise "Reformismus!" schluchzend in der Schmollecke, hat sich ins Privatleben zurückgezogen oder ist bei den allseits bekannten Großgruppen untergekommen.

Ihr "Antiautoritären", "Autonomen", oder wie auch immer ihr euch gerade bezeichnet, bekommt nichts gebacken. Das letzte Mal, als eine Aufwertungs- und Entmietungswelle wie derzeit durch die Kieze rollte, gab es nicht eine oder zwei, sondern dutzende Besetzungen, unterstützt von Tausenden Sympathisant_innen - heute schreibt ihr beleidigte Texte über das Mietenvolksbegehren auf Indymedia. Als letztes Jahr die NPD (!) durch Kreuzberg (!!!) marschieren wollte, war der Protest alles mögliche, aber sicher nicht geeignet, Faschos und Bullen davon zu überzeugen, sowas in Zukunft lieber zu lassen. Es ist nicht die iL, die euch daran hindert, euren Protest auf andere Weise, anderen Orten oder auch zu anderen Themen auszudrücken. Ihr seid es selbst.

Ich finde die iL auch lame, das Gekuschel mit Linkspartei, Grünen und ganz besonders der SPD zum Kotzen. Aber vom radikaleren Spektrum kommt nunmal nichts, außer beleidigte Einwürfe von der Seitenlinie und mal mehr, mal weniger wirre Erklärungsschreiben, warum nun gerade DIESES Auto angezündet werden musste.