Flyer zum 1. Mai und der verkehrten Forderung nach Arbeit

Der 1. Mai des DGB

„Arbeit für alle“ Eine falsche Losung...

 

Mal im Ernst: Woran fehlt es den Millionen Entlassenen, von denen in diesem Jahr beständig mindestens zweieinhalb Millionen keine neue Anstellung kriegen? Fehlt es ihnen wirklich an „Beschäftigung“? Wissen sie nichts mit sich und ihrer Zeit anzufangen? Fehlt es ihnen wirklich an Arbeit – der lieblichen Pflicht, rechtzeitig vor Schichtbeginn aufzustehen, am Arbeitsplatz Leistung zu bringen, die dazugehörige Langeweile auszuhalten? Fehlen ihnen die Gesichter der lieben Kollegen oder der morgendliche Gruß vom Werkschutz? Oder fehlt es ihnen nicht schlicht und ergreifend am Geld?

 

Na klar: Für Lohnarbeiter ist Arbeit in fremden Diensten das einzige Mittel, um überhaupt an Geld zum Lebensunterhalt heranzukommen. Aber ist das denn schon gleich ein Grund, den wirklichen Zweck vornehm zu verschweigen und alle Überlegungen auf das Mittel – Lohnarbeit zu richten? Wo doch jeder weiß, dass dieses „Mittel“ zu den härtesten und unangenehmsten Methoden gehört, um an Geld zu kommen; noch dazu einer Geldsumme, die doch nie wirklich reicht!

Die moralische Heuchelei, die in der Forderung nach Arbeit – statt nach Lohn – steckt, ist jedenfalls ziemlich verrückt. Denn sie lohnt sich noch nicht einmal, sondern ist für Lohnarbeiter nur schädlich. Genaugenommen ist der Ruf nach „Arbeit!“ ja überhaupt keine Forderung sondern ein doppeltes Angebot: eine Verzichts und eine Bereitschaftserklärung!

 

  • Eine Verzichtserklärung. Denn irgendwelche Vorbehalte mit Bezug auf den Zweck der Arbeit – damit Geld für einen anständigen Lebensunterhalt zu verdienen – werden ja ausdrücklich nicht gemacht. Die Quittung sieht dann gerechterweise ganz entsprechend aus. Für alle Lohnarbeiter, die (noch) Beschäftigten und erst recht die Entlassenen, wird der Lohn gesenkt. Wenn es ihnen doch um Arbeit geht – so wird man von den Arbeitgebern beim Wort genommen – dann geht es ihnen also nicht darum, dass die Arbeit sich für sie lohnt. So etwas lässt ein kalkulierender Geschäftsmann sich doch nicht zweimal anbieten: der greift gleich zu!

  • Eine Erklärung totaler Dienstbereitschaft. Denn so, als wäre das eine Forderung, wird in Wirklichkeit ja bloß ausgedrückt, dass man das vorschriftsmäßige Mittel zum Lebensunterhalt: die Arbeit (für fremde Interessen, als Lohnsoldat einer Firma), über alles respektiert und in Ehren hält. Und das ausgerechnet da, wo die Firmen auf die Dienste ihrer Beschäftigten massenhaft „verzichten“ - also praktisch überdeutlich klarmachen, dass die Lohnarbeit das Mittel ihrer Kalkulation ist und ein für allemal gerade nicht das Lebensmittel der Arbeiter! Untertäniger – und dümmer geht’s wirklich nicht mehr als: die eigene Indienstnahme für fremde Interessen, die eigene Behandlung als Manövriermasse des Profits, einzuklagen, so als ob das der höchste aller Genüsse und das schönste aller Gefühle wäre!

 

… einer falschen Gewerkschaftspolitik...

 

Wenn einzelne Arbeiter sich über ihre Arbeit wie über ihre Arbeitslosigkeit solchen moralischen Unsinn einbilden würden; wenn sie im Kirchenchor auf den Refrain kämen „Komm, Herr Jesus, und gib uns Arbeit für alle!“ - das wäre ein harmloser Privatquatsch und höchstens für das Buch der absonderlichen Rekorde gut. Bei uns, in der BRD, ist diese verrückte Kunst, Verzichts und Dienstbereitschaft wie eine Forderung vorzutragen, allerdings nichts geringeres als die offizielle Gewerkschaftslinie. - Das Arbeitgeber und Wirtschaftspolitiker sich nichts schöneres denken und wünschen können als ein Arbeitsvolk, das nur eine „radikale“ Forderung kennt, nämlich die, benutzt zu werden: Das ist leicht zu verstehen. Bei uns in der BRD ist es aber (außerdem) die offizielle Gewerkschaft, die dem Arbeitsvolk ein einziges „Rezept“, speziell in „schweren Zeiten“, und als einzig zulässigen „Anspruch“ die „Forderung“ nach Arbeit verordnet. Ausgerechnet der DGB steht in all seinen Gliederungen und mit all seinen Mitgliedsgewerkschaften für die Lüge ein, Arbeit wäre eine Wohltat für den Lohnarbeiter, deswegen sein höchster Wunsch, und ein Dasein als nützlicher Knecht sein Lebensmittel und größtes Recht. Und in ihrer Tarifpolitik handelt sie gemäß dieser Lüge. Da macht die Gewerkschaft die moralische Heuchelei, die in der Parole „Arbeit für alle!“ steckt, zur prozentweise verordneten Schädigung des Arbeitsvolks. Wie kommt sie darauf?

 

… Aus nationaler Gesinnung!

 

Denn nützlich will sie schon sein, diese Gewerkschaft. Aber nicht für ihre Mitglieder oder überhaupt für die arbeitende Menschheit, für die sie zuständig sein will und spricht. Sondern dafür, dass das Arbeitsvolk auch Gelegenheit erhält, sich nützlich zu machen. Für wen? Wiederum: nicht für sich selbst, sondern für das Wohlergehen „Der“ Wirtschaft. Denn dieses brutale Ding, das Leute entweder benutzt und verschleißt oder nicht benutzt und damit auch schon zu überflüssigen Essern erklärt und macht: „die Wirtschaft“, sieht der DGB in all seiner Vornehmheit nicht als den Großverbraucher an Menschen, der sie ist. Der DGB hat voller Stolz einen Gesichtspunkt entdeckt, unter dem „die Wirtschaft“ nicht einfach als das erscheint, was sie ist: Reichtumsproduktion mit und auf Kosten von Lohnarbeitern, sondern als „unser aller“ Angelegenheit und als Herzensanliegen ausgerechnet der Benutzten und Ausgenutzten: Es ist die deutsche Wirtschaft. Für den DGB kommt Pass vor Interesse, also nationale Einheit vor Interessengegensatz und deswegen die zweckdienliche Benutzung der Lohnarbeiter weit, weit vor deren Lohn! Dass da wahrhaftig Leute faulenzen, statt in irgendeiner Firma mitwirken zu „dürfen“ an der Mehrung des nationalen Reichtums, am Fortschritt der deutschen Wirtschaft: Das kann der DGB überhaupt nicht leiden. Und in diesem Sinne macht er mit seiner Parole „Arbeit für alle!“ den 1. Mai – ganz ohne Zwang und Terror – zu genau dem Feiertag der nationalen Arbeit, als welchen die Nazis in vor ungefähr 80 Jahren eingerichtet haben!

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Orientiert ihr euch an den maoistischen Organisationen Revolutionärer Aufbau Schweiz und Revolutionärer Aufbau Österreich?
Oder warum der Name?

Was baut denn der Revolutionäre Aufbau auf?

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Nein sind keine Maoisten. Ist die Nachfolgeorganisation der Kommunistischen Jugendgruppe Bremen. Ich denk mal die bauen die revolutionäre Bewegung auf (Also Ziel ist diese Bewegung).

der revolutionäre aufbau schweiz ist keine maoistische gruppe, sondern eher übergreifend...