Mit einem Brief wehren sich Schüler gegen einen Lehrer, der in einer rechten Burschenschaft ist. Die Schulleitung soll einem Schüler gedroht haben.
HAMBURG taz | „Nazi oder Lehrer?“ – Diese Frage stellen Schüler der Fachoberstufe 12 und 13 des Robert-Wetzlar-Berufskollegs in Bonn in einem offenen Brief an ihren Politiklehrer Gerald K. Nicht ohne Grund: Er ist aktives Mitglied bei der extrem rechten „Alten Breslauer Burschenschaft der Raczek zu Bonn“.
Der Schulleitung werfen sie sogleich vor, ihrem Mitschüler M., der diese Verbindung thematisierte, mit dem Rauswurf gedroht zu haben, wenn dieses „Mobbing“ nicht unterbliebe. „Wir nehmen diesen Brief sehr ernst“, sagt Barbara Löcherbach, Pressesprecherin des Bildungsministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen, der taz. Die Schulaufsicht in Köln sei eingeschaltet.
Auf Facebook haben die Schüler den Brief gepostet. Darin schildern sie, dass ihrem Mitschüler M., der einen migrantischen Hintergrund habe, am 7. September 2014 Lehrer K. bei einer Buchmesse im Hause der Burschenschaft auffiel. In einer „Art militärischer Uniform“ habe er am Eingang die „feinen Gäste“ begrüßt.
Schon öfters fand diese Messe statt, die in Bonn auch schon mal vom extrem-rechten Online-Magazin „Blaue Narzisse“ ausgerichtet wurde. 2014 hatten Vermieter Vereinbarungen zurückgezogen, nachdem sie erfahren hatten, wer zu ihnen kommen wollte. Solch einen Rückzug brauchten die Veranstalter bei den Raczeks nicht zu befürchten – die Burschenschaft steht äußerst rechts.
Burschenschaften „total einseitig“ dargestellt
In dem Brief halten die Schüler K. auch vor, dass gerade seine Burschenschaft im Dachverband „Deutsche Burschenschaft“ einen „Arierantrag“ einführen wollte, damit nur bestimmte Deutsche Burschenschafter werden können. Sie erinnerten zudem daran, dass der Raczek-Bundesbruder Norbert Weidner den NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer als „Landesverräter“ bezeichnete. In einer Doppelstunde, schreiben die Schüler, hätte K. „total einseitig“ Burschenschaften dargestellt, die Raczeks verharmlost und gesagt, dass er nur wegen seines Vater bei den Raczeks sei.
Nach Recherchen, schreiben die Schüler weiter, stellten sie fest, K. habe sie „nach Strich und Faden belogen“. Ihnen sei aufgefallen, dass ihr Lehrer auch bei der „Burschenschaft Dresdensia-Rugia zu Gießen“ sei , die ebenfalls als äußerst rechts zu bewerten sei. Ihnen liege zudem eine E-Mail von K. an Weidner mit der Bitte vor, „den Bund“ niemals zu verlassen.
„Die Aktivitäten von Herrn K. sind uns lange bekannt“, sagt Schulleiterin Birgit Hufnagel der taz. Sie streitet aber ab, dem Schüler M. mit einem Rauswurf gedroht zu haben. Die Schüler glauben aber M. und schreiben, dass ihr Mitschüler Zivilcourage gezeigt habe, die auf „autoritäre Methoden“ getroffen sei.
„Schämen Sie sich nicht mal ein bisschen?“, fragen sie nun Hufnagel und K. Und zu K. merken sie an, ihm kein „einziges Wort“ mehr zu glauben. „Wir sind zwar jung, aber nicht blöd“. Mit den Schülern und dem Kollegium, sagt Hufnagel, werde das alles nun „intern“ diskutiert.
Gerald Ksyk ist nicht der einzige
Mit Joachim Paul ist ein weiterer Raczek Lehrer. Hier eine Pressemitteilung des Jungen Aktionsbündnis Neuwied vom 05. Februar 2015:
Quelle: facebook.com/JAN.Neuwied/posts/403183063181751