Vokü mal mit pädagogischen Zeigefinger - or: Folk kitchen with Nickling & Diming

Am Tag des Gedenkens von Mehmet Turgut musste ich innerhalb unserer Szene eine Erfahrung mit einer Vokü-Crew machen, die den Begriff "Volksküche1" in Frage stellen. Denn die Situation war folgende:

 

Ich begab mich nach einer Podiumsdiskussion zum oben erwähnten Anlass in Richtung Vokü und als ich dran war die Vorspeise alle - was verständlicherweise passieren kann; doch als ich, wie es in der Vergangenheit schon mehrere machten, die "Spende" um einen Euro dafür runter zu handeln, entgegnete mir eine barsche Stimme "nein ist nicht", worauf ich zunächst angenommen hatte, es handelte sich dabei um einen Scherz, doch schockierend musste ich feststellen, dass dem nicht so war. Denn als ich das Argument vorbrachte, dass ich es momentan nicht so Dicke habe, wurde ich mit den Worten in etwa: "dann bist du hier falsch" abgewiesen, was ich bisher in keiner alternativen Szene erlebt habe. Dann sollte ich mich nochmals anstellen ohne das sich die Meinung änderte und somit beim zweiten Versuch ungewollt einen Stau verursachte, bis jemensch anderes von der Vokü-Crew nachgab, denn die Begründung war, dass ich nicht den richtigen Ton getroffen habe und die Einrichtung einen erzieherischen Aspekt verfolge. Diese Belehrung musste ich mit über 30 über mich ergehen lassen.

 

Auch ist der Begriff "Spende" - worunter ein Beitrag nach freiem Ermessen der gebenden Person zu verstehen ist - sehr unglücklich gewählt. Und so etwas nennt sich dann Vokü, wo alle die zumindest die gleichen Ansichten vertreten innerhalb der Szene, eigentlich der Zugang ermöglicht werden sollte. Doch scheint es in einer Zwickmühlen-Situation - Spagat zwischen kreativen Freiraum und Einnahmedruck (hier von Kommunalpolitik verursacht) - anders zu laufen. Wieder einmal ein Beispiel, was Abhängigkeit bedeutet.

 

1) Der Begriff aus ist politischer Sicht falsch gewählt, eigentlich müsste es innerhalb der Szene - zumindest wo es richtig verstanden wird - Alternative Küche lauten. Oder hier eher Vekü, da vegan.

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

also für mich stellt der Name "Volksküche" nur bedingt ein Problem dar. Das Volk ist eine konstruktion, keine Frage, aber der Namensursprung der Volksküche ist mir nicht ganz klar. In älteren Zeitschriften (Radikal aus den 90ern oder so) wird es häufiger Volkxküche geschrieben, auch heute sieht Mensch das noch, obwohl es häufig durch den aktzeptablen Namen Küfa (Küche für alle) ersetzt wurde. 

Eine Idee für den Ursprung des namens könnte für mich auch folgender sein: Das englische Wort "Folks" (Also in etwa Leute) spricht sich so ziemlich gennauso aus wie Volkx. Im Zusammenhang mit den für die 80er und 90er relativ üblichen "übermäßigen" anglizismusgebrauch könnte ich mir vorstellen, dass es gar nicht Volk sondern eine Leuteküche gewesen ist. Aber das nur am rande, Küfa ist auch ok...

ich finde aber auch, dass du mit dreißig mibekommen haben solltest das sich "die" szene heute schon extrem von der von 10-15 Jahren unterscheidet. woran episoden wie von dir erlebt liegen weiß ich nicht, vielleicht die zugenommene irrelevanz, die immer zur überbetonung von formen gegenüber inhalten führt, aber ich kann dir nur empfehlen da nicht mehr hinzugehen und dir dann beim nächsten großen gejammer, dass keiner mehr kommt deinen teil zu denken. whatever ,geh lieber klauen oder containern, das machen viel zu wenige

Das ist mir doch so völlig egal, ob in irgendeiner sch*** Vokü irgendwer blöde Sprüche (waren es ohne Frage) von sich gibt! Soll jetzt der Laden boykottiert werden und die Person aus der Szene ausgeschlossen werden oder brauchst Du jetzt Mitleid?

 

Ich habe jetzt ein starkes Bedürfnis nach Mitleid und Anteilnahme wegen der verschwendeten Zeit hier. Die krieg ichnie wieder zurück

 

Können Mods diesen Unsinn bitte löschen? Sonst schreib ichdas nächste Mal darüber, dass mir das Essen der Vokü nichtgeschmeckt hat und ich mich dadurch ausgeschlossen gefühlt habe. Ich mag nämlich keine Oliven, aber alle haben sichdar über unterhalten, wie gut das Essen schmeckt, ohne dass mal jemand in die RUnde gefragt hat, ob es vielleicht wen gibt, der_die keine Oliven mag und mir damit eine möglichkeit zu geben meine Empfindungen zu äußern ohne die Hürde des selber-ansprechen zu geben.

 

Bla bla, will mich auch nicht zu sehr darüber lustig machen, aber beim nächsten Mal kack den Menschen halt an, geh unter Protest, läster bei bekannten über den Spruch oder mach sonst was innerhalb der Kreise die sich eventuell dafür interessiren könnten

1) Der Begriff aus ist politischer Sicht falsch gewählt, eigentlich müsste es innerhalb der Szene - zumindest wo es richtig verstanden wird - Alternative Küche lauten. Oder hier eher Vekü, da vegan.

 

Als die radikale Linke den Begriff für sich übernommen hat wurde Volksküche auch immer Volxküche geschrieben um eben nicht mit dem Volksbegriff rumzuhantieren und sich entschieden davon abzugrenzen.

 

Diese Wortglauberei stammt einfach nur von Leuten die keine Ahnung haben wovon sie reden.

...da ich ähnliches verhalten selbst schon des öfteren bei voküs/küfas in ganz deutschland erlebt habe.ich denke es geht der person um ein häufiger anzutreffendes verhalten in der linken szene,was anhand eines beispiels beschrieben werden sollte.zunächst mal zur namensgebung.mir persönlich ist es völlig egal ob diese szenetreffpunkte vokü oder küfa heißen,da es in 90 prozent der fälle weder "für alle",noch für das "volk" ist.(dabei ist auch egal ob man (f)volk anglizistisch (einfache leute)oder volk(völkisch)definiert.

und ja;man muss leider von einer linken "szene" sprechen,um eine radikale bewegung handelt es sich momentan eher nicht.diese szene orientiert sich an dresscodes,einer eigenen szenetypischen sprache und und und...

selten trifft man dort den arbeitslosen nachbarn der sich das ganze mal ansehen möchte.das ist in der regel auch gar nicht erwünscht,man bleibt unter sich.inhalte werden so nicht verwässert,aber genauso wenig weitergetragen.selten trifft man die migrantenfamilie die wenig geld hat und dort essen geht.

 

teiweise setzt man gegen spende einem die letzte pampe vor,hauptsache ideologisch und vegan gegessen.bei manchen voküs ist das essen allerdings auch eingermassen lecker und es erscheint angemessen von einem gewissen grundbetrag auszugehen den man dafür haben möchte.

ich sehe es trotzdem als problem das man dort dann so institutionalisiert denkt und keine ausnahmen macht.

 

ich finde es bei den allermeisten voküs bei denen ich zugegen war sehr problematisch das es oftmals nichts mit "feed the poor" zu tun hat.(meinetwegen ja gerne auch für reiche zugänglich aber die wird man wohl eher nicht erREICHen)

wie wärs mit SZKÜ?-szeneküche....

 

leute, das problem was ich hier drin sehe heißt klassismus.

ein groooßer brocken nicht nur in der gesellschaft, auch in der "szene".

weil ich davon auch betroffen bin und wir auch nicht viele in der linken akademiker szene sind fühlt es sich für mich auch nicht safe an auf so ne plattform weiter zu erklären, das ist sooo groß und die meißten hier scheinen das auch nich zu kennen und somit eh nicht nachvollziehen können.

vielleicht bezieht ihr das mal mit in euren denken hinein und informiert euch wie bunt auch der block sein kann und was es mit den leute auf sich hat die zur hauptschule gegangen sind oder hartz bekommen.

die benachteiligung, unterdrückung und diskiminierung die vom staat und der gesellschafft ausgehen müssen aufhören.

hier mal ein bisschen mehr zu dem thema aus von-klassismus-betroffender-perspektive.

auch im generellen ein toller blog zu dem thema:

http://clararosa.blogsport.de/2014/11/11/zum-sliding-scale-und-meinen-pr...

 

ich fänds cool wenn die ganzen leute die küche machn inner szene, dass selbstverständnis und warum-machen-wir-das-eigentlich mehr besprechen und transparenter machen.

 

auszerdem sollte es finde ich immer ein spendenEMPFEHLUNG geben, am besten als spannpreis "von-bis" und die möglichkeit das geld anonym zu geben, sodass kein sozialer druck oder ein blödes gefühl dabei entsteht.

 

aber meistens sind die leute ja nicht ganz scheisze die in "vokü's" / "küfa's" mitkochen,vllt einfach mal drauf aufmerksam machen in nem persönlichen gespräch oder aufs plenum tragen, denn nicht alle denken über klassismus viel nach oder kennen alle coolen-linken-praktiken bis aufs letzte.

 

ich fände übrigens "sokü" cool, für solidarische küche. volx is bessa als volk, wird auch meist so verwendet, aber nja beim sprechen kommt das x nicht rüba. küche für alle is einfach nicht wahr, is ja nicht für nazis z.B.

gehe da ziemlich mit dir konform, auch mit dieser bescheuerten ständigen neubenennung von allem möglichen scheiß, welche wohl unbestritten fast ausschließlich auf eben jenem schon erwähnten akademischem klugscheißermist wächst, dessen produzenten zwar zu geizig sind, bei konzerten oder voküs nen anständigen obulus abzudrücken, auf der anderen seite aber genügend schotter haben, um ständig in urlaub zu fahren- oft genug in billigländer wie thailand, um es sich dort natürlich wie kolonialprinz_essin auf kosten der armen gut gehen zu lassen- oder überteuerte sweatshopmarkenklamotten wie zb. carhartt u.ä. zur schau zu tragen. ich fände zb. mal den ansatz gut, einfach mal zu taxieren, was die person am leibe trägt- incl. tattoos, die kosten ab ner bestimmten qualität nämlich geradezu unverschämt viel geld- und daran eintritt/speisenentgelt festzumachen.

 

und bitte, um nochmal auf die ständige neubenennerei zurückzukommen:

 

es ist gut und richtig, eine beschissene, repressive oder anderweitig diskriminierende bezeichnung für was auch immer durch eine vernünftige und konsensfähige zu ersetzen. aber dabei sollten bescheuerte schnellschüsse vermieden werden, wie man sie z.b. wunderbar beim thema 'behinderung' bzw. 'soziale devianz' seit jahrzehnten exemplarisch erleben kann: da wird alle paar jahre ne neue sau durchs dorf getrieben, weil wieder irgendn naseweis rausgefunden hat, daß der zuletzt eingeführte begriff auch nicht recht viel besser war: da ging das über u.a.  'behindert', 'minderbemittelt', 'andersbefähigt', 'verhaltensauffällig' bis 'verhaltensoriginell' (kein witz!) bis hin zu 'erhöhtem assistenzbedarf' (m.w. aktueller stand, der aber so idiotisch neutral gehalten ist, daß man damit auch mich umschreiben könnte, wäre ich z.b. gezwungen einen röhrenverstärker zu reparieren). ich halte jede wette, daß in 1 oder 2 jahren ein neuer begriffswust fällig sein wird, der auch wieder nur ein paar jahre halten wird.

so etwas ist einfach mal total idiotisch und führt zu nix- außer zu massiver verwirrung und eingeredeten schuldgefühlen bei den leuten, die den jeweilig letzten kurswechsel nicht mitgekriegt haben. angefangen haben wir in kreuzberg seinerzeit mit 'kiezküche', was von ein paar klugscheißern zu verbal korrekteren 'volxküche' umgebaut würde. im seit jahren anhaltend innerhalb der linken grassierenden 'aküfi' (abkürzfimmel) mußte die nächste klugscheißergeneration das 'x' opfern um ne 'vokü' draus zu machen, was jetzt wieder nach hinten losgeht- liegt das eigentlich jetzt an soner art inklusionsbewegung für gescheiterte und frustrierte (ex-)anti-d, die ausschlag bei der nennung des begriffes 'volk' kriegen? egal, 'küfa' ist so ziemlich das dümmste, was mir je untergekommen ist, denn ich persönlich koche nicht für alle, sondern explizit für eine doch eher handverlesene community.

auch und erst recht nicht für die zuletzt erwähnten. so gesehen könnte speziell unsere küche auch bei 'vokü' bleiben- wenn uns letztere erspart bleiben, umso besser...