hagida-aufmarsch am 26.1.2015 von tausenden Bullen durchgesetzt

Symbolbild Polizei

Montag, den 26.1. 2015 kam es nach nach 2 Wochen zum zweiten Mal zu einem Aufmarsch des hannoverschen Pegida-Ablegers.

Trotz suboptimalen Demowetters fanden sich mehrere tausend Menschen heute in hannovers Innenstadt ein, um gegen den "Spaziergang", für den hagida 500-1000 TeilnehmerIinnen angemeldet hatte, zu protestieren oder aktiv vorzugehen. Die Pressestelle der Polizei gibt TeilnehmerInnenzahlen von 240 auf Seiten von hagida und insgesamt 3000 Gegner/innen an, wobei letzteres sich aufgrund der zeitweise unübersichtlichen Situation und deren Verteilung auf verschiedene Orte schwer veri- oder falsifizieren liess, es könnten durchaus (subjektiver Eindruck) noch Einige mehr gewesen sein. 


Die hannoversche Polizeiführung, der beim ersten hagida-Demonstrationsversuch am 12.1 die Kontrolle über die Situation erkennbar entglitten war, fuhren diesmal das Konzept, Anfangs- und Endkundgebungsorte der RassistInnen sowie deren nur 300 bis 400 Meter lange Marschroute komplett abzusperren, "Hamburger Gitter", bewacht von mehreren tausend Beamten aus ganz Niedersachen. (Genaue Zahlen sind noch nicht genannt worden, aber es waren gefühlt ganz schön viele) . Im Vorfeld hatten die Bullen angekündigt, jeden Versuch, den Opernplatz, wo die rechte Auftaktkundgebung stattfand, zu besetzen oder den Marsch zu blockieren sowie ein "Aufeinandertreffen gegnerischer Gruppen", zu unterbinden. Punkt Eins und Zwei ist ihnen dabei aufgrund ihrer technischen Vorbereitung und Personalstärke vollständig gelungen, Punkt Drei bis auf vereinzelte kleinere Vorfälle auch weitgehend.

 

Von SDAJ und Grünen waren mehrere stationäre Kundgebungen in räumlicher Nähe angemeldet worden von denen die meisten TeilnehmerInnen sich zunächst zum Opernplatz begaben, wo sich bereits vor Beginn der hagida-Kundgebung hunderte AntifaschistInnen gesammelt hatten; dort kam es zu einzelnen Rangeleien zwischen Bullen und GegendemonstrantInnen an den Schleusungspunkten, wo hagida-AnhängerInnen in den abgesperrten Bereich eingelassen wurden. Zumindest einige hooliganeske Gestalten wurden dabei nach "verbotenen Gegenständen" durchsucht. Aufgrund dessen und besonders der Einkreisung durch GegendemonstrantInnen erreichten die hagida-"SpaziergängerInnen" nur langsam ihre letzliche Anzahl. Als diese sich dann in Bewegung setzten, begab sich der grösste Teil der GegnerInnen zum Endpunkt von deren Route, um vor der Polizeiabsperrung lautstark zu protestieren.

 

Da die Bullen uns in weiter Distanz zu hagida hielt, bekamen wir nicht allzuviel davon zu hören und zu sehen, hin und wieder scholl ein "Wir sind das Volk" zu uns herüber, nach Angaben der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" sollen von einer angeblich 60-köpfigen Gruppe von Neonazis und Hooligans innerhalb des Aufmarsches auch Sprechchöre "Hier marschiert der nationale Widerstand" zu hören gewesen sein. Während der hagida-Abschlusskundgebung zogen vor der Absperrung Trupps von BFE-Bullen auf, die sofort begannen, sich Leute zur Festnahme auszugucken, wegen "Vermummung" und Mitführens von Glasflaschen. Vereinzelt flogen Feuerwerkskörper in Richtung hagida und Gruppen von BFE-Bullen drangen einige Male in die Menge der hagida-GegnerInnen vor, um einzelne Personen abzugreifen, was ihnen in den allermeisten Fällen leider gelang. Nach Auflösung der hagida-Kundgebung zogen etliche hundert AntifaschistInnen dann zum Hauptbahnhof, um die dort abreisenden Nazis gebührend zu verabschieden, Hundertschaften der Polizei liefen ebenfalls in den Bahnhof, um die unbeschadete Rückreise der Rechten zu gewährleisten, wo es zu  chaotischen Rennereien und weiteren Festnahmen kam. Eine Gesamtzahl der Festnahmen ist von Bullenseite bisher nicht bekanntgegeben worden, nach meiner Beobachtung dürfte sie insgesamt im deutlich zweistelligen Bereich liegen.

 

Fazit: hagida konnte diesmal nur wenig mehr AnhängerInnen als bei dem für sie desaströsen Event vor zwei Wochen mobilisieren, die Zusammensetzung war in etwa dieselbe, eine Melange von AfD-SympathisantInnen, bekannten Nazis, Hooligans und nationalkonservativen Wutbürgerinnen und pi-news-FreundInnen plus einige politisch eher wirre Gestalten vom obligatorischen christlichen Holzkreuzträger bis zu GEZ-Gegnern.

 

Das politische und personelle Spektrum, das am 12.1. den hagida-Marsch erfolgreich blockiert hatte, war ebenfalls weitestgehend vollzählig wieder vertreten,

wie an den daher schon bekannten und jetzt wieder präsenten Transparenten zu erkennen war.

 

Die "bürgerliche Mitte", die vor zwei Wochen zur Gegendemo mobilisiert hatte, beschränkte sich diesmal auf einen "interreligiösen Friedensgottesdienst" in der Marktkirche.

 

Nur mit Hilfe eines massiven und martialischen Polizeiaufgebots konnte hagida über eine stationäre Kundgebung hinaus ein paar symbolische Meter latschen, ich kann noch nicht einschätzen, ob sie diesen Auftritt als Erfolg bewerten werden, fest steht, daß für die nächsten Montage weitere Aufmärsche angekündigt sind und die Auseinandersetzung um eine dauerhafte Etablierung dieses Spuks noch nicht entschieden ist.

 

P.S.: Grüsse an die kurdischen GenossInnen, die auch diesmal wieder zahlreich dabei waren. Biji YPG/YPJ!

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Wie die Pressestelle der Bullerei am Dienstagmorgen angab, soll es am Montagabend 29 Verletzte gegeben haben, darunter 24 Beamte und 5 Anti-hagida-DemonstrantInnen. Dieses Zahlenverhältnis erscheint bei dem beobachteten Verlauf nicht sonderlich realistisch, wie bei Verlautbarungen von dieser Seite gewohnt. Es sei von "beiden Seiten" Pfefferspray eingesetzt worden, Böller und Flaschen seien geflogen.

Die Bullen sprechen von 42 Festnahmen, davon etwa die Hälfte aus den Reihen von hagida (angeblich zumeist wg. Böllerwürfen).   

Hier n Bericht plus Pics zur Aktion auf der Hauptwache.

Pegida im Polizeigehege