Erfurt: Völkischer Aufmarsch durch Blockaden aus Innenstadt gedrängt

Braunzonenaufmarsch

AfD-Opas neben anarchistischen Hippies, Menschen mit Islam-Angst neben der Fahne der islamischen Republik Iran, Putin-Fans neben der Fahne der Ukraine, organisierte Nazi-Schläger neben Leuten, die unablässig beteuern keine Nazis zu sein – die Lage am gestrigen Samstag auf dem Bahnhofsvorplatz in Erfurt war unübersichtlich. Hier demonstrierten Verschwörungsantisemiten, Nazi-Hooligans, Reichsbürger und Friedensbewegte einträchtig nebeneinander gegen „Amerikanisierung“, gegen Amerika und Israel.

 

Laut Berichten des MDR sollen es etwa 1.000 Menschen gewesen sein, die Staatsantifa von [ake] spricht dagegen von 600 bis 700 - dieser Einschätzung schließen wir uns an. Die Organisatoren des Braunzonenaufmarsches nennen sich, klug den Hype um PEGIDA nutzend, „Patriotische Europäer gegen die Amerikanisierung des Abendlandes“ (PEGADA). Thematisch ging es also vor allem gegen Amerika. Die alte linke Dummheit, dass der mächtigste Akteur der Welt auch das Übel schlechthin sein müsse, hat sich die Querfront abgeschaut. Ob aber alle Teilnehmer wussten, für oder gegen wen hier demonstriert wurde, ist unwahrscheinlich. Die Nazi-Hooligans aus ganz Thüringen, die schon auf dem Bahnhofsvorplatz politische Gegner angriffen, und AfD-Leute etwa aus dem Ilm-Kreis wähnten sich vielleicht auf der Demo eines PEGIDA-Ablegers. Die Organisatoren aber grenzten sich dezidiert von PEGIDA ab und verstehen sich als Fortsetzung der, über Weihnachten ins Stocken geratenen, Montagsmahnwachen aus Erfurt und der Region.


In der Landeshauptstadt marschierte also die große Querfront samt ihrer rassistischen (PEGIDA) und antisemitischen (PEGADA) Flanke. Die einen kompensieren ihre Abstiegsängste, die Furcht vor der Niederlage in der kapitalistischen Konkurrenz durch Verdrängung und in der Projektion der Negativfolgen auf den Islam, der als Chiffre für die drohende Deklassierung dient. Die anderen suchen die Schuldigen für das Weltübel in Amerika oder in Israel und wollen auf unnötigen Konsum künftig verzichten. Amerika zittert sicher schon vor diesen Leuten, deren Verzicht auf Vernunft allemal schwerer wiegen dürfte. An diesem Samstag kam zusammen, was zusammen gehört – möglich macht das der einigende Glaube an das deutsche Volk. So widersprüchlich wie der Aufmarsch der PEGADA erscheint, ist er nicht. In der aktuellen Ausgabe der Lirabelle sind die Beweggründe und Interessen dieser Bewegung umrissen worden.

 

Diese Demo war ein völkischer Aufmarsch bestehend aus Leuten mit unterschiedlichsten Graden der Verwirrtheit, einer sich in und durch Facebook epidemisch ausbreitenden Seuche der Verblödung. Hunderte Menschen aus der ganzen Bundesrepublik, die vor der Komplexität der bestehenden Verhältnisse, vor der Irrationalität kapitalistischer Vergesellschaftung kapitulieren und in diesen komplexen und irrationalen Abläufen eine steuernde Rationalität erkennen wollen, nämlich handelnde Menschen: die Amerikaner und/oder die Juden.


Dass dieser Aufmarsch von Nazigegnern, wie ein Naziaufmarsch behandelt wurde, ist einerseits konsequent, andererseits Indiz dafür, dass man sich nicht die Mühe machen will, in der Unübersichtlichkeit der neuen Protestbewegungen den Überblick über die vorgebrachten Interessen und Ideologien zu behalten. Eine Auseinandersetzung beispielsweise über den „Volks“-Begriff würde auch einigen Teilnehmenden der Gegenproteste gut anstehen. Wer sich 1989 mit Stolz auf das deutsche Volk bezog, im Jahr 2014 die Wiedervereinigung feierte und sich heute vom vermeintlich „bösen“ Volk der PEGIDA/PEGADA-Anhänger abgrenzen will, sollte hier aufhorchen. Überraschend und erfreulich dagegen ist es, dass es in der antifaschistischen Linken kein Problem mehr darstellt, Fahnen des israelischen Staates und der USA zu tragen, wenn es darum geht, gegen Antisemitismus und Antiamerikanismus zu demonstrieren.

 

Der Braunzonenaufmarsch wurde von Beginn an durch Blockaden gestört. Hier und da knüppelten uniformierte Schläger den Antisemiten den Weg frei. Im Resultat musste der Aufmarsch der Innenstadt, dem eigentlichen Ziel, fern bleiben und zog über den Juri-Gagarin-Ring und die Stauffenbergallee zurück zum Bahnhof. Ab und an liefen organisierte Nazis vorweg und grölten „Hier marschiert der nationale Widerstand!“.


Wie es mit PEGADA weitergeht ist unklar. Da große Teile der Teilnehmer von weit her angereist sind, scheint ein wöchentlicher Aufmarsch unwahrscheinlich, jedoch feiern sie ihren Erfolg, der ihnen mit dem Zusammenschluss unter der völkischen Ideologie gut gelungen ist.

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Ein grauenhafter Artikel... schade.

Ein guter Artikel. Grauenhaft ist eher die Dummheit, die sich in Form von Pegida, Pegada und Konsorten derzeit über die Straßen ergießt.

Der Artikel ist bescheuert geschrieben, Und natürlich ist Pigida Dummheit der Mitläufer.

Ihr mit euren 5 antideutschen Esoterikern habt den Aufmarsch mit Sicherheit nicht aus der Innenstadt versdrängt ;-) Und war die Israelflagge eigentlich von PEGADA oder von euch? Schwer zu unterscheiden, in Leipzig sind sie damit rumgerannt, sollte symbolisieren "jedem Volk sein Land" hat mir einer erklärt. Fehlen nur noch die Zeugen Jehovas und Scientology, dann sind wirklich alle Verwirrten komplett.

dass beim Leipzigiger Rassistenaufmarsch eine Israelflagge gezeigt wurde nutzt "anonym" um gegen vermeintliche Antideutsche zu etzen.

Rochtig ist, Teile der Rechten nennen sich israel -und amerikafreundlich, bspw. ein rassistischer Blog, dessen Namen ich hier nicht erwähne. Mit Israel haben diese Typen nichts zu tun, Israel steht conträr zu deren Weltbild, oder will "anonym" ernsthaft behaupten, die gleichen Rechte für LGBTs wie in Israel entsprächen den Forderungen von Pegida et.al? Israel wird instrumentalisiert für den "Kampf" de Mobs gegen Muslime - Chiffre für Ausländer.

Für Israel einzutreten und gleichzeitig Rassist und Homophob sein geht nicht.   

Von Liebermann hast Du aber schonmal gehört und das sich sog. Linksradikale gegen die israelische Linke stellen um mit Rassisten gemeinsame Sache zu machen spricht einfach für sich selbst.

auch wenn das antisemitische Ressentiment noch so nach Triebemtladung schreit, bevor du einen Text schreibst, erst einmal nachdenken, vohandene Gedanken sortieren und einfach fragen, was will ich zum Ausdruck bringen. Oder hast du schon am frühen Morgen die Birne zugeknallt?

Liebermann als Rassiten zu bezeichnen ist also antisemitisch??

Dein Beitrag suggeriert eine israelische Gesellschaft die frei von Ressentiments wie Rassismus und Homophobie ist. Ich habe mit Liebermann darauf hingewiesen das es diese Problematik, wie überall anders auch, auch in Israel gibt.  Jeden deutschen Politiker der wie Liebermann agiert, würdest Du zurecht politisch bekämpfen. Bei Liebermann unterstellst Du mir antisemitische Motive. Welche antisemitsche Ressentiment habe ich den genau verwendet??

"Für Israel einzutreten und gleichzeitig Rassist und Homophob sein geht nicht"

ich denke, da solltest Du mal n paar Israelis fragen, die werden Dir jede Menge kriegstreiberische, rassistische, homophobe und sonstwie unangenehme Leute zeigen können, die sogar in der israelischen Politik unterwegs sind..

So ein Quark am Morgen, hast wohl schon zuviel Quarkspeise gehabt, wa

..und "in der deutschen Linken" sind also jetzt Nastionalflaggen voll toleriert? wenn nur "antideutsche Linke" anwesend ist, wirds wohl stimmen..

Das Probelm in Erfurt waren Gegner der erot-braunen Querfront mit einer Israelfahne: Erstere waren bloß eine lässliche Verfehlung - sind doch für nicht wenige "Antifas" regressiver Kapitalismuskritik, Antisemitismus und Antiamerikanismus konstitutiv. Eine Israelfahne bei Gegnern des genannten Aufmarsches hingegen stichelt Antifas hingegen sehr. Was sagt uns das?

auch wenn ich kein scientologe oder bibelforscher bin, kann ich mir den hinweis nicht ersparen, dass letztere grupe im 3 reich auch als verwirrt bezeichnet wurde.

vllt solltest du diene nazi-denke mal hinterfragen.

das der Begriff der "Verwirrten" aus eurem Artikel rezitiert wurde, hast du nicht gemerkt ;-)

Zum Antifa-Bild.

Antizionismus ist nichts schlimmes.

Himmelweiter Unterschied zu Antisemitismus.

wie sie mir gefällt. Du hast einen sehr sehr dummen Ausgang gewählt. Antizionismus ist die Chiffre für Antisemitismus. Wie wäre es mit einem Blick in die Antisemitismusforschung?

Was die Trennung/Untercheidung von beidem geht, so befinden wir uns nicht in dem ersten Drittel des XX. Jahrhunderts. Außerdem war diese Unterscheidung eine innerjüdische Debatte, die weitgehend infolge des Holocausts erledigt ist. Israel existiert, auch wenn du und andere gemeinsam mit den "Wächtern der Thora" und Alibijuden es gerne anders hätten.

Zitat:

"...Außerdem war diese Unterscheidung eine innerjüdische Debatte, die weitgehend infolge des Holocausts erledigt ist. ..."

 

Nichts ist erledigt, sogar in Israel selbst wird dazu nach wie vor heftig debattiert.

Ich erinnere auch noch mal an das Zitat von Joe Biden: "You don´t have to be a jew to be a zionist."

Auch Matthias Döpfner, seineszeichens Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG ist nach eigenen Angaben Zionist, ohne dabei jedoch Jude zu sein.

 

Wenn ihr euch selbst die Taschen vollügt, werdet ihr nie zum Kern kommen.

Du weißt schon, dass es Elsässers designierter Job ist Verschwörungstheorien zu verbreiten?

juergenelsaesser.wordpress.com

Ich befürchte du bist so einer aufgesessen...

der angreifer ist btw. chris seelig.