[W] "Erinnerung heißt handeln!" (Esther Bejarano) - Gedenkrundgang durch die Südstadt

Fanias Foto

27.1.2015 17:00 Uhr Gedenkrundgang durch die Südstadt S-Bahnhof Wuppertal-Steinbeck // 70. Jahrestag der Tag der Befreiung von Auschwitz - Holocaust-Gedenktag in Wuppertal 2015 - Gedenktag für alle Opfer des Nationalsozialismus.

Wir treffen uns zum Gedenkrundgang durch die Elberfelder Südstadt um 17:00 Uhr am Deportations-Mahnmal am S-Bahnhof Steinbeck. Mit dabei wird auch die ehemalige Partisanin Fania Branzowskaja sein.

 

Kommt bitte - wenn möglich - in Gruppen! Naziprovokationen werden nicht geduldet...

 

Thematisch geht es u.a um die Wuppertaler Deportationen, die vom Steinbecker Bahnhof abgingen, um den jüdischen Widerstandskämpfer Yzchok Gerzst, der kurz vor der Befreiung von Auschwitz auf dem Todesmarsch Richtung Westen ermordet wurde, um die Sozialdemokratin Maria Runkel, die an der Blumenstraße die Kneipe "Zum Reichsbanner" betrieb und im Kampf gegen die Nazis in der Südstadt breite und militante Bündnisse schloss und zur Not auch ihre Pistole unter der Theke hervorholte. Und wir wollen an Paul Paetzel erinnern, der als Schwuler von den Nazis verfolgt wurde. 1942 wurde er im KZ Sachsenhausen im Alter von 26 Jahren nach nur etwa zwei Monaten ermordet. Zum Abschluss wollen wir zum ehemaligen Wohnhaus von Joseph Goebbels in der Holzerstrasse gehen...

 

Anschl.

 

Zeitzeugenveranstaltung: Begegnung mit der ehemaligen Partisanin Fania Branzowskaja (Vilnius, Litauen)

 

27.1.2015 19:30 Uhr Citykirche Wuppertal-Elberfeld

 

Musikalische Umrahmung mit Roswitha Dasch und Katharina Müther - Die Moderation übernehmen Roswitha Dasch und WIR-gegen das Vergessen

 

Fania Branzowskaja ist eine der letzten noch lebenden Zeug_innen der Shoah in Litauen. Sie war 19 Jahre alt und wollte Lehrerin werden, als die Wehrmacht am 22. Juni 1941 in ihre Heimatstadt Vilnius einfiel, das auf Jiddisch Wilne heißt und bis dahin als „Jerusalem des Nordens“ galt.

Sie wurde Zeugin von Pogromen, der Errichtung der beiden Ghettos und fortlaufenden „Aktionen“, in deren Folge die Deutschen zehntausende jüdische Männer, Frauen und Kinder im nahen Paneriai (jiddisch: Ponar) durch litauische Kollaborateure erschießen ließen.

Unter dem Eindruck der Verbrechen schloss sich Fania Branzowskaja1942 der jüdischen Widerstandsgruppe Fareinikte Partisaner Organisatzije (FPO) an. Sie agitierte für diese, „organisierte“ Lebensmittel und half, Waffen ins Ghetto zu schmuggeln, nachdem die FPO-Führung entschieden hatte, einen Aufstand vorzubereiten. Als Mobilisierungsparole wurde „Liza ruft!“ vereinbart, eine Reminiszenz an Liza Magun, eine Meldegängerin der FPO, die die Deutschen erschossen hatten. Als die Deutschen am 23. September 1943 begannen, auch das sog. große Ghetto zu liquidieren, ließ die Leitung der FPO den Aufstandsplan fallen, um kein Blutbad auszulösen, und wies ihre Mitglieder an, sich zu den Partisan_innen durchzuschlagen, die in den großen Waldgebieten östlich und südlich von Vilnius operierten. Fania Branzowskaja entkam in letzter Minute zusammen mit ihrer Kameradin Doba Develtof. Ihre Eltern und ihre kleine Schwester musste sie zurücklassen – diese wurden von den Deutschen verschleppt und später ermordet.

Bei den Partisan_innen erlernte Fania Branzowskaja den Umgang mit Schusswaffen und Sprengstoff und führte verschiedene Sabotagemissionen aus. Im Juli 1944 beteiligte sie sich mit ihrer Einheit an der Befreiung von Vilnius durch die Rote Armee. Fania Branzowskaja, geborene Jocheles, war die einzige ihrer Familie, die die Shoah überlebt hatte. Sie heiratete Mikhail Branzowski, an dessen Seite sie gekämpft hatte, und engagierte sich beim Wiederaufbau Litauens unter sowjetischer Führung. Nach dem Tod ihres Mannes 1985 und dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde ihr das Gedenken an die Shoah und den Widerstand gegen die deutschen Besatzer zur Lebensaufgabe.

Heute ist Fania Branzowskaja 92 Jahre alt und lebt in einer kleinen Hochhauswohnung. Sie hat zwei Töchter, von denen eine nach Israel ausgewandert ist. Dreimal in der Woche betreut sie die Bibliothek des Jiddischen Instituts der Universität in Vilnius. Drei weitere Tage engagiert sie sich im Zentrum der Jüdischen Gemeinde.

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