[MD] Kurzauswertung zu Aktionen um den Nazi-Aufmarsch in Magdeburg

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Kurzauswertung von Rote Aktion zu Aktionen um den Nazi-Aufmarsch in Magdeburg

Zum 70. Mal jährte sich am Wochenende die Bombardierung Magdeburgs im Zweiten Weltkrieg durch die alliierten Truppen. Und schon wieder versuchen Faschisten, dies für ihre völkisch-nationalistische Propaganda zu nutzen und sich selbst als Opfer darstellend die Geschichte umzuschreiben…

 

 Bis wenige Tage vor diesem Wochenende war allerdings überhaupt nicht klar, welche Faschisten wann wohin mobilisieren; zum Schluss wurde jedoch bekannt: Freitag Abend soll es einen Fackelmarsch geben, quasi zeitgleich mit der traditionellen linksradikalen Vorabenddemo. Von dieser aus versuchten auch neben verschiedenen Kräften aus dem bürgerlichen Spektrum mehrere hundert AntifaschistInnen, sich den ca. 300 Nazis effektiver in den Weg zu stellen – was ihnen auch einige Male für kurze Zeit gelang. Verhindert werden konnte eine vollständige Blockade des Fackelmarsches nur durch den massiven Einsatz der Bullen, die mit Einkesselung, Pfefferspray und Schlagstock die AntifaschistInnen zurück halten konnte.

 

Nichtsdestotrotz konnte durch die unangemeldete Demonstration ein kämpferischer Ausdruck auf die Straße getragen werden – Antifaschismus bleibt legitim und notwendig! (den Aufruf der Antifa Burg zur Vorabend-Demonstration könnt ihr hier nochmal nachlesen!)

 

Auch am Samstag, dem eigentlich traditionell von den Nazis genutzten Demonstrationstag, versammelten sich mindestens 1000 AntifaschistInnen, um durch antifaschistische Demonstrationen und Aktionen die Parole auf die Straße zu tragen: es gibt kein Recht auf Nazipropaganda!

 

Vereinzelte Nazigrüppchen sammelten sich ebenfalls – unbehelligt von den Bullen – in Magdeburg und griffen einzelne Gruppen von AntifaschistInnen an. Massiv trat die Polizei lieber der antifaschistischen Demonstration gegenüber auf. Spontan musste die Anfangskundgebung örtlich verschoben werden, da die TeilnehmerInnen der Demonstration nicht ohne individuelle Vorkontrolle zum Kundgebungsplatz gelassen werden sollten.

 

Betrachtet man die beiden Tage allein kann man sagen: der antifaschistische Ausdruck überwog, der Aufmarsch fiel kleiner aus als die Jahre zuvor, konnte zumindest gestört und behindert werden, und Angriffe durch Faschisten konnten weitestgehend verhindert werden.

 

Die Nazis konnten somit Magdeburg nicht als “neue” Alternative zum ehemals größten Neonazi-Aufmarsch Europas in Dresden etablieren, der über mehrere Jahre durch entschlossene Massenblockaden in Verbindung mit militanten Aktionen vorerst  gestoppt wurde.

 

Gleichzeitig zeigt uns gerade das Beispiel Dresden, dass die reine Blockade von Aufmärschen offener Neonazis bei weitem nicht für eine antifaschistische Politik ausreicht. Seit Wochen marschieren hier erneut viele tausend Personen unter rassistischem Banner, was vor kurzem in der Ermordung des 20-Jährige Khaled Idris Bahray nach einer “Pegida”-Demonstration gipfelte. Auch in NRW sehen wir massive Versuche der Faschisten, sich die Straßen zu nehmen und ihre menschenfeindlichen Positionen unter die Massen zu bringen. Letzteres gelingt ihnen nicht, da sich ebenso massenhafte Gegenbewegungen formieren, die ihren spontanen Unmut gegenüber Rassismus und Menschenfeindlichkeit kundtun – beispielsweise konnten in München, Köln, Düsseldorf, Berlin, Frankfurt und weiteren Städten tausende Menschen gegen “Pegida”-Ableger auf die Straße gebracht werden. Dennoch gelingt es den “Pegida”-Ablegern immer wieder durch massive Polizeieinsätze Demonstrationen und Kundgebungen durchzuführen.

 

Es ist klar: alle paar Monate einen Aufmarsch irgendwo im Osten oder in Dortmund zu blockieren kann nicht ausreichen – auch wenn es absolut wichtig ist, ihnen jede Möglichkeit zu nehmen und jeden ihrer geplanten Aufmärsche zum Desaster zu machen. Antifaschismus ist kontinuierliche, tägliche Aufklärungs- und Organisierungsarbeit im Stadtteil, in der Schule, der Uni und im Betrieb, ist die Unterstützung der Betroffenen von rassistischer Gewalt, und ist die Organisierung unseres Selbstschutzes.

Nur in diesem Kontext können wir die Blockade von einzelnen Aufmärschen wirklich als Erfolg feiern. Antifaschismus bleibt legitim und notwendig!

 

http://rote-aktion.org/?p=1561

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Die Weltkriegs-Themen haben zur Mobilisierung der extremen Rechten ausgedient und das wissen immer mehr von denen... Leute wie Riefling und Co. mögen sich einer Neuausrichtung verweigern, die jüngere Generation sieht das anders.

 

Mit Magdeburg ist dieses Jahr der letzte Grossaufmarsch der Nazis gefallen... aber die "gemässigtere" Rechte feiert dafür ungekannte Erfolge, für die Antifa gibt es also kein Grund sich zu freuen. Mit den Nazis war es weitaus einfacher fertig zu werden, auch wenn sie im einzelnen gefährlicher sind.