[LE] Solidarität ist unsere Waffe

Symbolbild Polizei

Am 15.01.2014 zog eine Spontandemonstration mit bis zu 1000 Menschen durch die Leipziger Innenstadt. Ihr Thema: Der Mord an Khaled Idris und die Aufmärsche von Pegida und Legida. Noch am Abend überschlagen sich die Meldungen über die Spur der Verwüstung, die die Demonstration hinter sich zurück gelassen haben soll; Dementis folgen auf Falschmeldungen, derweil stehen 200 Menschen bis spät in die Nacht im Kessel, werden ihrer Handys beraubt und von der Polizei drangsaliert.

 

Solidarität ist unsere Waffe


Angesichts dessen, was auf der Demonstration passierte, und angesichts der Berichterstattung scheinen viele, die bei der Demonstration dabei waren, verunsichert. Es ist fraglich, ob eine ähnliche Mobilisierung noch ein weiteres mal möglich ist, ob nicht viele zu hause bleiben, aus Angst vor Sachbeschädigung, Polizeikessel, Gewalt. Im Internet, an der Uni, den Szenetreffs laufen die Diskussionen über Sinn und Unsinn der einzelnen Aktionen. Und das ist gut so.

 

Wer Verunsichert ist, wütend, verängstigt, enttäuscht, eine andere Ansicht vertritt, der muss es aussprechen. Und er muss zuhören, wenn andere antworten. Alle Auseinandersetzung hat einen Sinn, wenn sie das, worum sie kreist, nicht aus den Augen verliert. Denn im Zentrum von allem steht nicht die Presse, nicht die Rezeption der Öffentlichkeit, nicht die Position der politischen Parteien und Entscheidungsträger. Im Zentrum unserer Diskussionen stehen die anhaltenden rassistischen Demonstrationen von Pegida und Legida und ihren Folgen für Menschen mit Migrationshintergrund, wie am Mord an Khaled zu sehen ist. Unser Unwille, diesen einfach so hin zu nehmen. Unser Unwille, sich auf jene zu verlassen, die diese Stadt und diesen Staat regieren. Der Unwille ohnmächtig jenen gegenüber zu bleiben, die auf der anderen Seite versuchen, den Staat nach rechts hin umzugestalten.

 

Im Zentrum unserer Diskussion steht unser gemeinsamer Widerstand, der in Leipzig erfreulich stark ist. Und diese Stärke beziehen wir nicht daraus, das wir alle gleich sind in unseren Handlungs- und Ausdrucksformen. Sie erwächst aus unserer solidarischen Differenz.

 

Es mag sein, dass wir uns gegenseitig alle manchmal unerträglich finden und vielleicht war gestern Abend nach der Demonstration dieser Punkt für manche erreicht. Ja, es mag sein, dass nicht die ganze Demo die Polizei angriff, sondern nur wenige. Es stimmt, dass mit dem Entglasen der verschiedenen Gebäude nicht alle einverstanden waren. Es ist ärgerlich, dass die Presse unser Anliegen herunter spielt und die Politik sich gegen uns stellt.

 

Fakt ist aber: Unsere Demonstration war bis zum Ende eine der lautesten und kräftigsten Demonstrationen der letzten Zeit, und das ohne Anmeldung, Lautsprecherwagen und ohne großen Aufruf. Wir alle kamen wegen unserem gemeinsamen Anliegen. Bis zum Ende hin wuchs unsere Demonstration an, anstatt kleiner zu werden. Unser Auftritt war entschlossen und stark. Das kam nicht daher, dass wir alle gleich sind, sondern das wir alle, trotz unserer Unterschiede, bis zum Ende solidarisch zusammen blieben.

 

Solidarität ist nicht immer einfach. Im Gegensatz dazu ist es in bestimmten Situationen ein leichtes, einen Keil zwischen uns zu treiben. Genau das versucht die Stadt mithilfe mancher Medien nun. Denn unsere Kritik ist unerwünscht – egal in welcher Form sie sich äußert. Sobald wir die Spielregeln der Macht verlassen, versucht man uns einzuschüchtern. Und dieser Einschüchterung müssen wir nun begegnen. Denn zusammen gehören wir so oder so und das zu erkennen, darin sind unsere Gegner besser als wir. Sie jedenfalls haben es oft leicht, uns als einen einzigen Feind auszumachen, den sie bekämpfen wollen.

 

Solidarität ist die Praxis, sich gemeinsam zu unterstützen, gerade dann, wenn es Schwierigkeiten gibt. In bedrohlichen Zeiten ist sie unser stärkster Schild.

 

Mittwoch Abend Legida solidarisch und entschlossen das Handwerk legen!

 

(Und wir wollen unsere Telefone wieder haben)

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Danke!

es gibt doch noch Statements, welche in der Unterschiedlichkeit von Menschen was Gutes erkennen.

 

Ich bin absolut für Solidarität, aus den verschiedensten Bereichen und Strömungen einer antirassistischen Bewegung heraus.

 

Ich bin absolut für weitere Aktionen, die das zum Ausdruck bringen und auf Unzumutbarkeiten - wie dieses Faschopack jeden beschissenen Montag und bald auch Mittwoch oder die Ignoranz, die nach Khaleds Mord abermals deutlich wurde - aufmerksam zu machen.

 

Ich bin absolut dafür, alles zu unternehmen, damit die Hetze - der #%-gida und deren Folgen - zumindest weniger wird.

 

Ich bin absolut dagegen, eine starke Bewegung durch Selbstbeweihräuchungen, wer nu weshalb geiler is, zu spalten. Und klar ist es Kacke, wenn jemandem das Telefon von den Bullen gezockt wird und die dadurch noch mehr Daten kriegen. Aber das ist nun mal passiert. Und nach dieser Aktion, machen dieselben Menschen das das nächste Mal doch eh nicht mehr. Und alle anderen sprechen ja eh schon irgendwie drüber...

 

Also, kommt doch mal näher zusammen. Alerta!

Feiner Text!

Ich würde manchmal gern mehr Logik in solchen Aktionen erkennen wollen. Aber Logik scheint irgendwie nicht postmodern genug zu sein...

Solidarität bedeutet meiner Meinung nach nicht, jede schwachsinnige gewalttätige (und es ist hierbei völlig egal, ob gegen Gegenstände oder Menschen, denn jeder kennt Heines berühmtes und leider historisch belegtes Zitat: "Wer Bücher verbrennt, verbrennt am Ende auch Menschen.") Tat unreflektiert zu unterstützen. Hinterfragt euch doch bitte endlich mal!

Ich muss sagen, ich finde es eine Schande, wenn Linke Glasscheiben (!) einwerfen und dabei total gedankenlos und hirnverbrannt mit historischen Motiven der Nazis spielen. Ist euch das eigentlich bewusst? Oder soll das eine Persiflage auf die Reichpogromnacht sein? Mit Sicherheit nicht. Ich finde auch der linkspolitischen Seite könnte Bildung durchaus gut tun. Und eigentlich tut mir das persönlich im Herzen weh, da ich mich sehr wohl selbst als links definiere. Aber ich sehe mich eben in der Tradition der wahren Antifaschisten- nämlich jener, die deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager überlebt haben und gesagt haben "Nie wieder!", denn damit meinten sie nicht nur "Nie wieder Krieg!", sondern auch "Nie wieder Gewalt!". Frieden ist schließlich nicht nur die Abwesenheit von Krieg...