Ich bin nicht Charlie und du kannst mich mal

Französische Fahnen werden verbrannt

Die Pariser erwachten heute morgen, und durch sie die ganze Welt, mit einem makaberen Pulvergeruch in der Nase. Einige religiöse Fanatiker, es sind nicht die ersten, es werden nicht die letzten sein, eröffneten während der wöchentlichen Sitzung der Satirezeitschrift Charlie Hebdo das Feuer. Ein Dutzend Toter und einige Verletzte, wovon die Mehrheit allseits bekannte und an die Massenmedien gewöhnte Journalisten und Karikaturisten sind, sowie zwei Bullen, die im Gegensatz zu den anderen ihren Lohn dafür erhielten, beschossen zu werden.

 

Ausser vielleicht unter einigen alten Kriegswölfen war die erste Reaktion auf dieses Ereignis Empathie gegenüber dem Schrecken dieses Angriffs. Tatsächlich kann dieses Attentat, welches das tödlichste seit jenem faschistischen gegen den Zug Strassburg-Paris am 18. Juni 1961 während des Algerienkrieges war, nur Entsetzen auslösen in Anbetracht der Bestimmtheit und der Flucht nach vorne der Angreifer. Entsetzen auch in Anbetracht der religiösen Niedertracht, welche mehr als je zuvor einen grossen Teil der Menschheit davon abhält, sich wirklich über die Welt um sie herum Gedanken zu machen. Dazu kommt für uns Anarchisten und Revolutionäre das Entsetzen über die immerwährende nationale Einheit. Jene nationale Einheit, die man uns immer dann wieder serviert, wenn die Staaten proletarisches Kanonenfutter brauchen. Denn es sind immer die gleichen, von welchen man verlangt, sich auf den Wegen zum Ruhm zu opfern für Interessen, welche nicht ihre eigenen sind, wie die Nation, der „Friede“ oder die Republik, während die Entscheidungsträger sich unter den Goldverzierungen ihrer Paläste am Rücken kratzen.

 

Das gleiche Spiel spielte man schon 1914 mit uns, indem man uns zur Einheit gegen die „boches“ [abwertende Bezeichnung für Deutsche] ermahnte, oder vor einigen Jahren während der „Affäre Merah“, und es ist auch heute wieder das gleiche. Chefs und Arbeiter, Gefangene und Aufseher, Bullen und „Straftäter“, Reiche und Arme, alle Hand in Hand vereint für die nationale Trauer. Heute gibt es keine Klassen mehr, keine Schranken zwischen den Leuten, und auch keine Barrikaden, obwohl Hunderttausende auf den Strassen von ganz Frankreich (und sogar woanders) marschieren. Doch wem nützt das eigentlich? Sicher nicht den Unerwünschten, welche die Strassen von Paris und der Welt bewohnen. Plötzlich vergiessen der Staatsterrorismus, der republikanische und demokratische Terrorismus, die Terroristen des Geldes ihre Krokodilstränen und tun so, als ob sie die Guten wären, da die Jihadisten ihnen die Gelegenheit auf einem Silbertablett servieren, welches die Proportionen des Universums annimmt, bis zu einem Punkt, wo heute nur noch der Marschall zuoberst im Organigramm fehlt. Doch heute geht es nicht mehr darum, Elsass-Lothringen zurückzugewinnen, es geht darum, „die Werte der Laizität und der Meinungsäusserungsfreiheit zu verteidigen“. Alles in allem nur Scheisse für uns, wir, die wir alle Religionen zerstören wollen und die Meinungsäusserungsfreiheit all jenen verweigern, welche eine Krawatte, einen Priesterrock oder jegliche andere Uniform oder Adelstitel tragen.

 

Jeder drückt auf seine Tränendrüse, jede Partei, jede Organisation, von allen vorstellbaren und möglichen Strömungen, Libertäre eingeschlossen [1], spuckt uns den vorgekauten Diskurs der „Barbaren“ aus, welche das „Zusammenleben“ angreifen.

 

Doch was ist eigentlich ein Barbar?

 

Verweilen wir einen Moment beim Begriff. Vom griechischen bárbaros („Fremder“) kommend, wurde das Wort von den alten Griechen für jene Bevölkerungen benutzt, welche nicht Teil ihrer durch die griechische Sprache und Religion definierten Zivilisation waren. Der Barbar ist also der Andere, jener, welcher nicht die gleiche Suppe teilt, oder eben jener, der nicht am gleichen Tisch isst. Montaigne sagte: „Wir nennen Barbarei, was nicht mit den heimischen Verhältnissen übereinstimmt.“ Wie wir es schon woanders gesagt hatten, kennen wir keine Barbaren, wir kennen nur Individuen, welche innerhalb dieser morbiden Zivilisation überleben. Wir kennen kein ausserhalb, wir kennen Ausgeschlossene, ja, doch sie könnten nicht mehr innerhalb sein, als sie es schon sind.

 

Die heutigen „Barbaren“ sind weit davon entfernt, ausserhalb der Zivilisation zu stehen, obwohl es für die Verfechter dieser These beruhigend sein mag, dies zu glauben. Genau wie die berühmte „Gang der Barbaren“ damals sind sie reine Produkte der Zivilisation. Sie kennen deren Codes, benutzen deren Werkzeuge und sind nicht so weit von jenen entfernt, welche sie heuchlerisch anprangern. Denn es macht grundsätzlich nur einen geringen Unterschied, ob die Mörder grüne oder schwarze Uniformen tragen, ob sie „es lebe die Demokratie“ oder „Allahu akbar“ schreien, ob sie eine dreifarbige oder jihadistische Fahne tragen, ob sie von der öffentlichen Meinung gebilligt werden oder nicht, ob ihre Massaker legal oder illegal sind, ob sie uns massakrieren, um uns die Aufklärung oder die Dunkelheit zu bringen. Indem sie ihre makaberen Übergriffe begehen, begeben sie sich alle auf das gleiche Niveau, von jenem Moment an, wo sie dem Individuum verweigern, sich zu verwirklichen, wie es will.

 

Der Terrorismus ist keine barbarische Praxis, sondern eine höchst zivilisierte, ist die Demokratie nicht ein Kind des Terrors? Deshalb muss der Terror genauso bekämpft werden wie die Zivilisation, welche ihn hervorbringt und braucht, von den „septembriseurs“ 1792 bis zu den zerstörerischen Gefängnisstrafen oder Daesh heute. Wer sind sie, diese Schweine mit Krawatte, welche ihre Armeen zum Angriff auf die Bevölkerungen von Zentralafrika, Afghanistan oder woanders losschicken, und die uns heute Lektionen des Pazifismus erteilen, wenn in Paris zwölf Personen ermordet werden? Es sind genau die gleichen, wie jene, welche im Moment im Fernsehen erscheinen, um einige billige Tränen zu vergiessen, um einige elende Punkte in ihren genauso elenden Meinungsumfragen zu gewinnen oder nicht zu verlieren.

 

Wir sind heute genauso wenig Charlie wie gestern und der Tod verwandelt unsere Gegner oder Feinde von gestern nicht in Freunde von heute, wir überlassen dieses Verhältnis zur Welt den Hyänen und den Geiern. Es ist nicht eine unserer Gewohnheiten, vor den Gräbern der (sogar vage alternativen oder libertären) Journalisten und der Bullen zu weinen, denn wir haben die Medien und die Polizei schon lange als wesentliche Waffen dieses Zivilisationsterrorismus erkannt, basierend auf der Konsensfabrik einerseits, der Repression und Einsperrung andererseits. Deshalb weigern wir uns, Wölfe mit anderen Wölfen zu beweinen, oder sogar mit Schafen.

 

Jene Räuber, welche uns heute ermahnen, herzhaft mit ihnen zu weinen, zu deklarieren „Ich bin Charlie“, diese gleichen Räuber in Anzügen sind verantwortlich für das Aufkommen von schrecklichen Gruppen und Bewegungen wie Al-Qaida oder Daesh, ehemalige Verbündete der westlichen Demokratien gegen die vorhergehenden Gefahren, bevor sie einen zentralen Platz auf dem Podium der geostrategischen Gefahren von heute einnahmen. Diese gleichen Drecksäcke, welche jeden Tag in ihren Gerichten, ihren Kommissariaten, ihren Gefängnissen jene ermorden, einsperren, verstümmeln und in Beschlag nehmen, welche nicht den klar aufgezeichneten Weg verfolgen, welchen man uns durch Knüppelschläge und Bildung auferlegt. Diese gleichen zivilisierten Wesen, welche jeden Tag jene an ihren Grenzen krepieren lassen, welche versuchen, dem durch sie oder ihren Feinden des Tages, Salafisten und Konsorten, ausgelösten Elend und den Kriegen zu entfliehen.

 

Wir haben überhaupt keine Lust, dass genau diese Drecksäcke uns weiterhin zivilisieren und beseitigen, und noch weniger, mit ihnen Schulter an Schulter zu stehen. Denn wir wollen gegen sie Schulter an Schulter stehen, gegen sie und gegen all jene, welche uns unter diversen religiösen, politischen, kommunitaristischen, interklassistischen, zivilisierenden und nationalistischen Vorwänden nur als zu platzierende Bauern betrachten, zur Aufopferung auf einem ekelhaften und absurden Schachbrett. Es ist angebracht, heute wie morgen, sich an diese Worte von Rudolf Rocker zu erinnern, als er sagte, dass „nationale Staaten politische Kirchengebilde [sind]. Das sogenannte Nationalbewußtsein, das dem Menschen nicht angeboren, sondern anerzogen wird, ist eine religiöse Vorstellung; man ist Deutscher, Franzose oder Italiener, wie man Katholik, Protestant oder Jude ist.“

 

Es geht jedoch nicht darum, die Gefahr zu minimieren, welche diese Verrückten von Allah, diese Liebhaber der Selbst-Unterwerfung und des moralischen Masochismus repräsentieren. Und obwohl wir heutzutage von ihrer Fähigkeit komplett überfordert sind, überall zu rekrutieren, um sich hier und da in die Luft zu jagen, werden wir uns diesbezüglich Fragen stellen müssen, um aus dem Unverständnis herauszukommen. Dabei sollten wir uns allerdings nicht den Sirenen jener ergeben, welche uns nur noch ein bisschen mehr spalten möchten, indem sie aufgrund eines verschwindend kleinen Teils der Muslime die Stigmatisierung auf eine ganze Bevölkerung ausdehnen möchten, um den angeblichen „Kampf der Kulturen“ zu erreichen, von dem sie so sehr träumen, was eigentlich Bürgerkrieg bedeutet, dessen Konsequenzen für uns alle sie sich wohl nicht bewusst sind.

 

Und was soll man von diesem Angehörigen des Reinigungspersonals sagen, der von Kugeln zerfetzt, kaltblütig exekutiert wurde, ohne dass er irgendwas verlangt hätte? Wer kümmert sich darum? Er hatte wahrscheinlich kein Twitterkonto, kein Eintrittsticket zum modernen Spektakel, keinen Namen, kein Gesicht, keinen Freund, der im Fernsehen weinen gehen kann. Er war nicht Charlie. Er war nur ein Kollateralschaden einiger Gottesverrückter mit einem erleuchteten Abzug, genau wie so viele im Moment, genau wie die Millionen von Kollateralopfern der Staaten auf der ganzen Welt. Unsere Gedanken sind heute Abend bei ihm.

 

Etwas ist sicher, es gibt nichts zu wählen zwischen der Pest und der Cholera, zwischen irgendeinem Gott mit seinen schlachtenden, kreuzigenden oder massakrierenden Propheten oder irgendeinem Scheissstaat mit seinen mordenden Bullen und Soldaten. Wir verweigern immer noch die Aufforderung, zwischen verschiedenen Formen der Sklaverei und der Unterwerfung zu wählen. Unsere Wahl kann nur von uns selbst kommen, es ist jene der Freiheit.

 

In dieser hoffnungslosen Epoche, gegenüber der vermeintlichen „nationalen Einheit“, dem Bürgerkrieg, dem Jihad der Fanatiker und den „sauberen Kriegen“ der Staaten, müssen wir den sozialen Krieg wieder in den Vordergrund stellen, und zwar bis es brennt.

 

Einige AnarchistInnen,
am 7. Januar 2015.

 

Übersetzt aus dem Französischen von Kommunisierung.net

 

Quelle

 


[1Kleines Ratespiel, sind diese Aussagen aus dem Communiqué der Gruppe J.B. Botul der anarchistischen Föderation oder aus der Rede von François Hollande? „Unsere Genossen von Charlie Hebdo haben ein schweres Tribut für die Meinungsäusserungsfreiheit gezahlt. Mehrere Polizisten sind auch unter den Opfern. Wir erweisen all diesen Opfern die letzte Ehre. […] die Anarchisten respektieren die Glaubensfreiheit im Rahmen einer laizistischen Republik.“

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"was soll man von diesem Angehörigen des Reinigungspersonals sagen, der von Kugeln zerfetzt, kaltblütig exekutiert wurde, ohne dass er irgendwas verlangt hätte? Wer kümmert sich darum? Er hatte wahrscheinlich kein Twitterkonto, kein Eintrittsticket zum modernen Spektakel, keinen Namen"

 

Von wegen, der Name des Sodexo-Mitarbeiters, den die Islamisten als ersten abschlachteten, lautet Frédéric Boisseau. Das war bereits unmittelbar nach dem Attentat bekannt und ist lang und breit durch die Medien gegangen. Wer sich tatsächlich nicht die Bohne für seine Person interessiert dürfte auf der Hand liegen. Seine Chefs haben diesem Menschen mehr Anteilnahme erwiesen als diese "einige AnarchistInnen" (hoffentlich sind es nicht ganz so viele), denen sein Tod gerade recht kam, um blind ihre Glaubenssätze abzuspulen.

 

"Etwas ist sicher, es gibt nichts zu wählen zwischen der Pest und der Cholera, zwischen irgendeinem Gott mit seinen schlachtenden, kreuzigenden oder massakrierenden Propheten oder irgendeinem Scheissstaat mit seinen mordenden Bullen und Soldaten"

 

Wer das ernsthaft glaubt könnte seinen nächsten Urlaub doch mal beim IS verbringen. Das Wetter soll spitze sein. Der Imam von Drancy hat sich sinnvoller geäußert und ist ein geeigneterer Bündnispartner gegen reaktionäre Fanatiker als diese "AnarchistInnen" mit ihrer Gleichmacherei.

 

"Ein Dutzend Toter und einige Verletzte, wovon die Mehrheit allseits bekannte und an die Massenmedien gewöhnte Journalisten und Karikaturisten sind, sowie zwei Bullen, die im Gegensatz zu den anderen ihren Lohn dafür erhielten"

 

Lasst mich raten: um "allseits bekannte und an die Massenmedien gewöhnte Journalisten und Karikaturisten" ist es aber auch nicht wirklich schade, oder? Ihr steht den Leuten, die da den "Lohn" ausgeteilt haben näher als mir oder irgendeinem anderen denkenden und fühlenden Menschen.

Heuchelei der ranzigsten Sorte ist es wohl einfach zu sagen das was Geschehen ist in dein Freund-Feind Schema einzupassen. Fakt ist doch, dass die bis jetzt 17 Tote Menschen im Endeffekt wieder für ein reaktionäres politisches Schauspiel missbraucht werden. Seh den Text doch mal mit einen weiteren Horizont als "Wir wurden angegriffen und ich hab Angst". Wer finanziert manchmal Terror oder Regime, wer bildet sie aus um sie zu benutzen? Ich denke die westlichen Staaten haben eine Menge Dreck am laufen bei Al kaida und IS. Erst finanzieren und ausbilden wenn es strategisch sinnvoll erscheint und dann bekämpfen??

Was denkst wird in nächster Zeit passieren? Ich denke es wird ungefähr so ablaufen:

 

1. Es werden Mängel in der Sicherheitsdienste, Gehimdienste und Polizei festgestellt.

2. Die Gesetzeslage wird verschärft.

(In Paris haben übrigens schon vor dem Anschlag Soldaten mit Maschinengewehren an öffentlichen Plätzen patroulliert. Was hat es gebracht das sie an Bahnhöfen und öffentlichen Plätzen in schwerbewaffneten 10er Gruppen Städtekampf proben??)  

3. Der allgewärtige transnationale Terrorismus wird der Krieg "erklärt".

4. Weil ein Kampf gegen so einen asymetrischen (Militärjargon) Gegner nicht zu gewinnen ist, dauert der "Krieg" ewig und der Feind kann jeder sein. -Vielleicht dein unauffällig lebender Nachbar??

 

Von den rassistischen Auswirkungen des Anschlags darf man in nächster Zeit sicher noch überrascht werden-Pegida und CO.

In diesem Sinne Allerta Antifachista (A)

Arschlöcher müßen nicht von geheimen Mächten ausgebildet werden. Auf die Idee Scheiße zu produzieren kommen die ganz alleine.

 

Aber schön, dass gleich ein paar Verschwörungstheorien aus dem Hut gezaubert werden. Ohne die geheimen, bösen Verschwörer müßte Leute ja ihre Blümchen-Welt verlassen und einsehen, dass es einen ganzen Haufen komplizierter Dynamiken und richtig viele Arschlöcher gibt.

 

Das nun viele Leute ein Interesse an einer Instrumentalisierung haben steht dabei allerdings außer Frage.

ja klar alles Verschwörung oder was. Also das Al Qaida von der CIA ausgebildet (zum Teil in der USA) und bewaffnet wurde weisst du schon? Ebenfalls wurden im Bürgerkrig gegen Assad in Syrien die "Rebellen" unterstützt. Der IS ist eine von vielen Strömungen und Gruppen gegen Assad kämpfen. Von Syrien aus expandierte der IS. Der einzige der mit irgendwelchen Theorien ankommt bist du.

Informier dich.

!

Das ist alles nicht falsch, vieleicht sogar komplett richtig!

 

trotzdem sende ich meine solidarität den opfern und ihrer hinerbliebenen, wer von faschisten ermordet wird, wird immer mein beileid haben!

Ich denke die Autoren sehen nur die vorherschende Manipulierung durch den allgemeinen "Aufschrei" kritisch. Die Frage bleibt wie es nun weitergeht. Der Anschlag wird von den Rechten und reaktionären Teilen der Gesellschaft nun ausgeschlachtet.

!

juta ditfurth:

 

Charlie Hebdo: Neben ehrlicher und ernst gemeinter Solidarität auch
ein Meer von Krokodilstränen
Charlie Hebdo hat in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich mehr kritische Karikaturen gegen die Katholiken veröffentlicht als gegen den Islam. Darunter waren ziemlich gute Sachen. Am besten sollten alle ihre Arbeiten jetzt veröffentlicht werden. Das wäre praktizierte Solidarität: Die Veröffentlichung aller Satiren oder einer von Freunden ausgesuchten Auswahl der härtesten und bissigsten.
Stattdessen sehen wir neben ernst gemeinter Solidarität ein Meer von Krokodilstränen. Mit wem man alles in einer Reihe zur Verteidigung der Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und der "westlichen Werte" stehen soll, ist schon abstoßend. Wie oft war Charlie Hebdo verboten und mit Prozessen überzogen? Da brüsten sich jetzt auch in Deutschland genau die Politiker und "Fachleute", welche die Freiheit unserer Meinung als linke, linksradikale und kritisch denkende Minderheit, unsere Presse- und unsere Versammlungsfreiheit andauernd beschädigen.

Ja, alles richtig, offenbar lässt "der Westen" im Zweifel alle Hemmungen fallen - mit Nazis gegen die gewählte Parlamentsmehrheit und den Präsidenten in der Ukraine, mit Islamfaschisten gegen Assad in Syrien, mit Al Kaida gegen anderen Islamfaschisten, mit saudischen absolutistisch-monarchistischen Islamfaschisten gegen... Schwule? Ehebrecher? Frauen, die Auto fahren?... Und natürlich besteht für emanzipatoriscch gesonnene Menschen keinerlei Anlass, die immer wieder anlässliche jeden Schwenks der Kolalitionen (gähn) verlangte Empörung über Assad, die PKK, die Israelis, die Islamisten, welche gegen die wie auch immer zustandegekommenen Regierungen in Syrien und Irak kämpfen, und: ups, nicht die Saudis zu liefern. Aber, jenseits von politisch-korrekter Wohlerzogenheit, wir alle schätzen und praktizieren sie, diese Althippies aus der Redaktion von CH -  das waren schon unsere Leute-

Schade, dass die Mörder nicht die nächsten 90 Jahre im Knast verschimmeln, sonderen in dem Gefühl sterben durften, Blutzeugen einer guten Sache zu sein. Verdient haben sie es nicht, so billig davon zu kommen. Sollte es einen Gott geben, mögen sie jetzt in der Hölle schmoren - inschallah (wie mensch bei uns im Ruhrgebiet sagt).

!

Zustimmung!

Der Tod ist für mich nicht „billig davonkommen“.

Archaische Konzepte wie Schuld, Rache oder Bestrafung werden uns nicht helfen, die Welt besser zumachen.

 

Nichtsdestotrotz stimme ich dir zu, dass das Vorhandensein eines Gefühls von Im-Recht-Stehen, das die Täter vermutlich hatten schwer ertragbar ist.

Hallo, ich würde mich selbst wohl noch mal selbst relativieren wollen. So sehr es richtig ist, das die Althippies von CH unsere Leute waren, bezüglich der - mutmasslich frommen- Leute in dem Koscher-Laden... also, ich kenn mich da nicht so aus. Voll peinlich, is nich so, als ob wir im Ruhrgebiet nicht auch Jüdinnen und Juden hätten. Jedenfalls können wir nicht nur einzig an unsere alt-linken-hippie-Ermordeten denken. Deshalb poste ich hilfloserweise jetzt einfach nen link. Und ach ja, mein Kumpel Y meint, Koscherfleisch sei auch halal. Also, die Morde in dem Laden hätten auch Muslime treffen können.

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Kaddisch

 

Ja sorry, mir fällt nix besseres ein, als der link...

Hallo, ich würde mich selbst wohl noch mal selbst relativieren wollen. So sehr es richtig ist, das die Althippies von CH unsere Leute waren, bezüglich der - mutmasslich frommen- Leute in dem Koscher-Laden... also, ich kenn mich da nicht so aus. Voll peinlich, is nich so, als ob wir im Ruhrgebiet nicht auch Jüdinnen und Juden hätten. Jedenfalls können wir nicht nur einzig an unsere alt-linken-hippie-Ermordeten denken. Deshalb poste ich hilfloserweise jetzt einfach nen link. Und ach ja, mein Kumpel Y meint, Koscherfleisch sei auch halal. Also, die Morde in dem Laden hätten auch Muslime treffen können.

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Kaddisch

 

Ja sorry, mir fällt nix besseres ein, als der link...

http://www.huffingtonpost.com/matthew-hoh/i-stand-with-charlie-hebd_b_6440540.html

"Those in the West who proclaim the defense of democracy, freedom and liberty as justification for our bombings in the Middle East are of the same ilk, cloth and substance as those whose corrupted interpretations of Islam leads to slaughter on Western streets and genocide in Muslim lands. Stand with Charlie Hebdo, stand with our Muslim brothers, sisters and their children, and stand against the purveyors of hate and war in all societies."

No one should be killed for drawing a cartoon. Nor for writing an article, or for editing or publishing one.
It doesn't matter whether you live in Paris or Sydney, New York or Baghdad - expressing an opinion shouldn't be a death sentence.
That's all that needs to be said about free speech and the awful murders in France.Or at least it should be.But in the wake of the Charlie Hebdo massacre, it's being argued that, rather than merely condemning the killers, we should, in the name of free speech, republish the magazine's work.
And that's something quite different.

http://tlaxcala-int.blogspot.de/2015/01/we-can-defend-charlie-hebdo-with...

Dann kann man sich auch das eklige "Jude löscht gemütlich Stadt vom Wohnzimmersessel aus aus"-Schmierbild ersparen.

jetzt bricht es wieder überall heraus, das "kollektive WIR", vor allem von denen die sich sonst einen Scheißdreck um Meinungsfreiheit, Satire oder den Frieden in der Welt kümmern. Aber wenn es dem Gruppenzusammenhalt gut tut, vor allem in Kriesenzeiten, dann gibt's Solidarität mit allem möglichen. Auch nicht wenige "Linke" werden zum "je suis..."-Trauer-Event ziehen, vor allem wenn es irgendwie gegen den "Islam" geht. Da trifft sich dann die Schnittmenge von PEGIDA und antideutschtümelnder Linkskultur...

Gegen Religionen bin ich sehr gerne dabei. Das ein paar Leute meinen sich reflexhaft immer auf die andere Seite der Mehrheitsgesellschaft stellen zu müßen, ist zwar irgendwie ganz sympathisch (zumindest sympathischer als das Gegenteil), aber auch nicht gerade Ausdruck einer freien, reflektierten Überzeugung.

Ich weiß zwar nicht um was es geht, aber ich bin dagegen. Das ist die Haltung vieler Linker. Demo der Grande Nation? Da kann ich als Linker nur dagegen sein. Irgendwie infantil aber wahr. Die Mehrheit der Franzosen scheint diese Haltung nicht zu teilen.

Danke Kommunisierung.net, ein sehr guter Text.

Was für ein kalter, arroganter, menschenverachtender Text!

[quote]"Charlie Hebdo"-Zeichner distanziert sich von neuen "Freunden"

"Charlie Hebdo"-Zeichner Willem weist die Solidaritätsbekundungen einiger "neuer Freunde" der Zeitschrift zurück. "Wir haben viele neue Freunde wie den Papst, Königin Elizabeth oder Putin. Da muss ich lachen", sagt der Karikaturist der niederländischen Zeitung "Volkskrant". Mit Blick auf Unterstützungsbekundungen des niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders sagte Willem: "wir kotzen auf all die Leute, die plötzlich sagen, unsere Freunde zu sein".[/quote]

Sagt Alles!

Da dürfen wir uns ja freuen, dass es Willem immerhin erspart bleibt, Solidaritätsbekundungen dieser "AnarchistInnen" zurückzuweisen, die erklärtermaßen nicht um die "sogar vage alternativen oder libertären" Journalisten trauern mögen und sich um den toten Reinigungsmann, den sie geifernd vorschieben, wie bereits dargelegt auch einen Scheiss scheren.

 

Sagt auch eine ganze Menge.

hier für dich ein Song zum Thema:

https://www.youtube.com/watch?v=vlfBNs-0r74

Ihr scheint nicht mal die Geschichte der Zeitung zu kennen um die es geht. Schande!

dass zeiten und kontexte sich ändern, sollte eigentlich bewusst sein. die taz, die grünen, kreuzberger bezirkspolitiker usw kamen auch mal aus nem radikalen milieu, sind aber trotzdem nicht mehr freunde der revolution