[B] Interview: »Eine Antifagruppe kann in die Gesellschaft hineinwirken«

Hinein in den Antifa-Block!

Das nachfolgende Interview haben wir mit Johannes Supe, Redakteur bei der Jungen Welt, geführt [1].

Liebknecht-Luxemburg-Demonstration:  Block gegen Rassismus soll zeigen, dass Antifaschismus nicht zum alten Eisen gehört.


Ein Gespräch mit Christian Schwartz, Mitglied der North East Antifascists (NEA), die zum Antifa-Block auf der LL-Demonstration aufrufen.

 

Und täglich grüßen Liebknecht und Luxemburg: Ihre Gruppe ruft zu einem Antifa-Block auf der Großdemonstration am Sonntag auf. Ist der neben all den anderen Blöcken noch notwendig?

Gerade jetzt braucht es ihn. Seit einiger Zeit sehen wir Auflösungstendenzen in der antifaschistischen Bewegung. Bekannte Gruppen aus dem Bundesgebiet, etwa die Autonome Antifa Frankfurt, die Antifaschistische Linke Berlin oder die Antifaschistische Revolutionäre Aktion Berlin, ARAB, haben sich aufgelöst oder gehen in bundesweite Strukturen über. Medial wird deswegen behauptet, die Antifa sei ein Relikt aus alter Zeit. Eine Bedrohung durch Nazis soll es angeblich nicht mehr geben.
Doch die Antifa hat sich nicht überlebt. Das Aufkommen des NSU-Komplexes, die rassistischen Aufmärsche und natürlich die AfD zeigen doch: Es gibt eine dringende Notwendigkeit für antifaschistische Praxis und Theorie. Unser Motto »Totgesagte leben länger« haben wir also schon ganz bewusst gewählt.

Ist es unter den Bedingungen "business as usual" gewesen, einen Antifa-Block auf die Beine zu stellen?

Es ist nun das zweite Jahr, in dem wir einen organisiert haben, im letzten Jahr allerdings als Antiautoritären Block. Spannend war das schon beim ersten Mal, doch jetzt merken wir, dass in der Linken bundesweit über die Antifa-Bewegung gesprochen wird. Nicht nur in Berlin wird diskutiert, sondern auch aus Göttingen oder München kamen Reaktion auf das Ende einiger Gruppen. Darin sehen wir auch eine Chance für die Bewegung. Natürlich hoffen wir auch auf noch mehr Beteiligung als zuletzt, wo gut 500 Menschen mit uns liefen.

Auf der anderen Seite der Barrikade sind es zuletzt mehr geworden: Die Dresdner PEGIDA-Aufmärsche konnten zuletzt 18.000 Menschen mobilisieren. Was bedeutet das für den Antifaschismus?

Das Erstarken dieser Bewegung ist natürlich gefährlich. Rassistischen Stimmungen gab es in Deutschland schon immer, doch beispielsweise mit PEGIDA gibt es nun die Möglichkeit, sie fernab von der Parteienpolitik kundzutun. Gleichzeitig bereiten bestimmte Parteien Nährboden dafür vor, dass sich die »Bürger« überhaupt auf die Straße trauen. So etwa in Berlin, wo Frank Henkel, der Innensenator Berlins, zuerst die Proteste von Flüchtlingen diskreditierte. Später kamen dann die rassistischen »Proteste« in Marzahn, Hellersdorf, Köpenick und Falkenberg dazu.
Rosa Luxemburg meinte, nichts sei revolutionärer, als zu erkennen und auszusprechen, was ist. Dem stimmen wir zu, darum sagen wir den Menschen: Es ist falsch, aus rassistischen Gründen auf die Straße zu gehen. Wir wollen nicht die Diskussion mit diesen Leuten suchen, sondern klar aufzeigen, dass sie rassistisch sind. Das haben wir erkannt und das werden wir auch entsprechend äußern.

Dafür müssten Sie zunächst gehört werden, oder, wie es in ihrem Aufruf heißt, aus der »gesellschaftlichen Isolation« der Linken ausbrechen.
Kann die Demonstration dazu beitragen?


Mit der Liebknecht-Luxemburg-Demo sehen wir die Möglichkeit, uns zumindest an einem Tag Gehör zu verschaffen und unsere antiautoritären Inhalte einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. Am Ende wird es aber darum gehen, nicht nur an dem Wochenende aktiv zu sein, sondern in den aktuellen sozialen Kämpfen mitzustreiten.

Welche haben Sie da im Sinn? Momentan beläuft sich der Antifaschismus ja häufig auf Abwehrschlachten gegen rechte Tendenzen.

Die müssen auch geführt werden, schon um eine Basis zu schaffen, die für andere Kämpfe notwendig ist. Aber wir sind auch in stadtpolitischen Bündnissen aktiv. Da sehen wir die Chance, den Kiez, die Stadt zu organisieren. Und wenn wir vermitteln zu können, dass Zwangsräumungen oder rassistische Kontrollen nicht hingenommen werden müssen, dann lassen sich auch die Leute zusammenbringen. Denn gerade bei diesen Themen zeigt sich, dass unterschiedliche Initiativen doch miteinander in Kontakt treten können, etwa um eine Zwangsräumung zu verhindern – und plötzlich lassen sich Perspektiven für eine solidarische Gesellschaft aufzeigen. So kann auch eine Antifagruppe in die Gesellschaft hineinwirken.

Das beste denkbare Ergebnis des 11. Januar?

Ein großer, kräftiger, lautstarker, entschlossener Antifa-Block, irgendetwas mit vielen Adjektiven, Hauptsache wir bekommen einen Beitrag in der Abendschau! (lacht) Das beste  Resultat wäre sicher wieder ein Block mit großer Ausstrahlungskraft, der zeigt: Die Antifaschistische Aktion ist nicht tot.

[Ende des Interviews]

 


 


#merkt euch folgende Termine:

11.01.2015
10:00 Uhr
U-Bhf. Frankfurter Tor, Berlin-Friedrichshain
Hinein in den Antifa-Block auf der LL-Gedenkdemonstration!
 
12:00 Uhr
Friedhof der Sozialisten, Berlin-Lichtenberg
Kostenlose Führung zum ehem. Standort des Revolutionsdenkmals!
Die Liebknecht-Luxemburg-Demonstration geht auf eine Gedenkveranstaltung von USPD und KPD für Gefallene des Januaraufstandes 1919 in Berlin zurück. 32 Tote wurden am 25.1.1919 auf dem Friedhof Friedrichsfelde beerdigt. Darunter auch Karl Liebknecht und – bis zur Auffindung ihrer Leiche zunächst symbolisch – Rosa Luxemburg. 1926 ließ die KPD an diesem Ort ein Revolutionsdenkmal errichten, um damit ihren Alleinvertretungsanspruch auf die revolutionäre Bewegung zu manifestieren. Von den Nazis abgerissen, wurde das Denkmal nicht wieder aufgebaut. Eine Führung sowie ein kurzer Input-Vortrag zum/ über den „Friedhof der Sozialisten“.
Referent: Bernd Langer von der Initiative “Kunst und Kampf (KuK)”
Wir treffen uns am Gedenktransparent, links vor dem Eingang zur Gedenkstätte!

weitere Infos: http://antifa-nordost.org/1523/luxemburg-liebknecht-gedenkdemonstration-...

[1]: www.jungewelt.de/2015/01-08/011.php

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Seht Ihr, die Ihr Euch als antiautoritär bezeichnet, eine Abgrenzung zu Stalin-, Mao-, Leninismus als notwendig an? Wenn ja, wie wollt Ihr Euch aus einer Demo heraus in Reihe mit Anhänger_innen jener Ideologien abgrenzen? Zumal viele jener Autoritären ja ein Problem mit Dissident_innen haben und selbst auf vergangenen Demos das auch demonstieren. Siehe auch: http://geigerzaehler.blogsport.de/2012/01/15/nein-neiu-das-ist-nicht-der...

Ich glaub die Mühe kannst du die sparen diese NEA, dass sind Reaktionäre Linke, um die sollte man einen Bogen gehen, die versuchen Politneulinge in Berlin mit schlagwörtern wir Antiautoritär oder Libertär einzufangen um ihre stalinistendemo Zahlenmäßig aufzublähen.