In Dresden haben gestern Abend mehrere tausend Menschen an einer Demonstration des Bündnisses „Dresden Nazifrei“ teilgenommen und gegen eine zeitgleich stattfindende Kundgebung der so genannten PEGIDA, die ebenfalls mehrere tausend Menschen anzog, protestiert.
Proteste in Hör- und Sichtweite
Das Bündnis „Dresden Nazifrei“ hatte mit seiner Veranstaltung bereits um 17.00 Uhr am Bahnhof Dresden-Neustadt begonnen. Nach einer kurzen Ansprache, formierten sich dann die Anwesenden hinter den Transparenten von „Dresden stellt sich quer“, unter dem Motto „Gegen Rassismus und religiöse Fanatismus“ zu einer Demonstration, welche dann über Hainstraße, Große Meißener Straße, über die Augustusbrücke hin zum Schloßplatz führte. An diesem Aufzug beteiligten sich ungefähr 6.000 Menschen (die Polizei schätzte 4.500 Personen). Am Schloßplatz, in Hör- und Sichtweite der PEGIDA, nur durch eine Polizeiwagensperre getrennt, formierte sich die Demonstration zu einer lautstarken Zwischenkundgebung, bei der auch vielfach Schilder mit der Aufschrift „Refugees Welcome“ gezeigt worden.
Den selben Slogan beinhaltete übrigens auch eine Projektion an der Semperoper, die so unmittelbar neben der PEGIDA Kundgebung zu sehen war. Eine weitere Lichtprojektion des staatlichen Kunstmuseum Dresden forderte zudem eine offene Gesellschaft und mahnte, das Menschenrechte nicht teilbar seien.
Aggressive Stimmung bei PEGIDA
Wie zugänglich diese Mahnungen auf die Veranstaltungsteilnehmer_innen der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (PEGIDA) bleibt unklar. Die Initiative betont immer wieder Gesetze und moralische Werte zu achten und lediglich gegen den radikalen Salafismus bzw. Islamismus stellen zu beziehen. Entsprechende, oft allerdings aber diffuse artikulierte Ängste gegenüber Muslimen wurden auch gestern wieder vorgetragen. Dazu kommt die „Kritik“ an den bundesdeutschen Asylgesetzen.
Am lautesten wurde aber gestern gegen die Presse zu Felde gezogen. Von der Bühne aus wurden bestimmten Zeitungen, Zeitschriften und Magazine genannt, die angeblich falsch über PEGIDA berichteten und so den Unmut der Veranstalter auf sich zogen. Während diese sich aber noch mit Beschimpfungen zurückhielten, riefen Sprechchöre immer wieder lautstark „Lügenpresse“. Eine durchaus bedrohliche Situation für die anwesenden Pressevertreter_innen. Übergriffe durch PEGIDA-Anhänger_innen auf Journalisten wurden jedoch nicht bekannt.
Dafür wurde aber mehrere Antifaschist_innen, die lautstark vor der PEGIDA-Bühne gegen Rassismus protestierten, recht unsanft der Kundgebung verwiesen.
An der Kundgebung der PEGIDA beteiligten sich über 10.000 Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet. Die Polizei schätzte 17.500 Teilnehmer_innen, also 2.500 mehr als in der vergangenen Woche.
Neonazis unter PEGIDA Anhängern
Trotz angeblicher Distanzierung der PEGIDA von allen Parteien, waren auch gestern wieder NPD Funktionäre unter den Versammlungsteilnehmer_innen. Darüber hinaus waren auch zahlreiche Neonazis aus freien Zusammenhängen, u.a. auch aus Brandenburg und Sachsen-Anhalt anwesend.
So war u.a. auch Andy Knape aus Magdeburg war gekommen. Der ehemalige JN Bundesvorsitzende hat zwar offenbar alle Parteiämter niedergelegt und präsentiert sich auf seiner neuen Internetseite betont neutral, kam dafür aber gestern mit einer ganzen Delegation alter „Kampfgefährten“ aus Magdeburg in Dresden an. Möglicherweise um sich Anregungen für seine Heimatstadt zu holen, in der er gemeinsam mit anderen Personen über Jahre jeweils im Januar einen neonazistischen, so genannten „Trauermarsch“ durchführte. Dieser Marsch steht nun in Frage. Stattdessen existiert in Magdeburg aber bereits ein Pendant zu PEGIDA, MAGIDA, das laut Pressemitteilung von „Magdeburg Nazifrei“ Mitte Januar 2015 eine größere Aktion der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt plant.
Fotos:
https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/sets/72157647558069...
Zensieren
Wenn der Presseservice Rathenow schon Bilder machen muss, dann könnten die es wohl wenigstens auf die Reihe kriegen und die Bilder mal ordentlich zensieren!