[Berlin] Kurzdemobericht: Mall of Shame – Pay your workers!

Demo an der Mall of Shame

Rund 300 Menschen haben sich heute an einer Demonstration zur Unterstützung der Bauarbeiter, die um ihren Lohn beim Bau der Mall of Berlin gebracht wurden, beteiligt. Aufgerufen dazu hatten die FAU Berlin, in der sich die Arbeiter organisiert haben, sowie weitere Organisationen und Initiativen.

 

Mitten im Vorweihnachtsrummel wurden Passant_innen über die Machenschaften der am Bau beteiligten Subunzternehmen „Metatec Fundus GmbH & Co. KG“ aus Berlin-Kreuzberg sowie der „openmallmaster GmbH“ aus Frankfurt am Main und die Bauleitung „Fettchenhauer Controlling & Logistic GmbH“ informiert. Diese sind verantwortlich, dass die Arbeiter aus Rumänien noch immer keinen Lohn erhalten haben und deshalb obdachlos wurden.

 

In Redebeiträgen wurde außerdem klargemacht, dass dies kein Einzelfall ist, sondern gerade migrantische ArbeiterInnen von Unternehmen systematisch ausgebeutet werden. Der mit schwarz-roten Fahnen dominierte Demonstrationzug führte zweimal um die Mall, immer wieder hallte die Parole „Mall of Shame – Pay your workers!“ durch die Straßen..

 

Die heutige Demonstration war der vorläufige Höhepunkt einer Reihe von täglichen Kundgebungen vor der Mall of Shame. Noch haben sich die Unternehmen nicht bewegt den Arbeitern ihren zustehenden Lohn auszuzuzahlen. Deshalb brauchen sie weiter Unterstützung in Form von Solidarität sowie Spenden.

 

Wir kommen gerne wieder... Fettchenhauer, pay your workers!

 

Weitere Informationen sind auf der Seite der FAU Berlin zu finden:

 

https://berlin.fau.org/kaempfe/mall-of-shame

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Die Erwerbsloseninitiative BASTA hielt folgenden Redebeitrag (http://basta.blogsport.eu/2014/12/07/mall-of-shame-pay-your-workers/):

 

Wir sind empört, weil hier am Leipziger Platz Menschen Häuser bauten und ein Teil dieser Menschen um ihren Lohn geprellt wurden. Bauarbeiter aus aller Herren Länder haben diesen Leipziger Platz erschaffen.

„Wer betrügt, der fliegt“ sagte ein CSU Politiker. Die rumänischen Bauarbeiter des neuen Einkaufszentrums, das hochtrabend Mall of Berlin genannt wird, sind betrogen worden. Fliegen jetzt die hauptverantwortlichen, die Initiatoren dieses Einkaufszentrums am Leipziger Platz wie Herr Huth und der Stadtentwicklungssenator Müller aus Deutschland? CSU Politiker sind Hohlschwätzer.

Berlin ist die Hauptstadt der Armut. Knapp 20% aller Berliner*innen leben von Grundsicherungsleistungen. Bis zu 50% aller Berliner*innen sind verarmt. Auf Berliner Baustellen, der Berliner Gastronomie und Tourismusbranche, den Berliner Jobcentern werden Menschen systematisch von bürgerlichen Rechten ausgeschlossen. Die rumänischen Kollegen bekamen keinen Arbeitsvertrag und wurden abgezockt. Die Behandlung von illegalen Arbeitsmigranten durch Unternehmen legt nahe, dass der beste Lohn fürs Kapital keine Lohnzahlung ist.

Gerade Rumän*innen und Bulgar*innen sind für demagogische Verurteilungen Zielscheibe. Sie seien „Sozialbetrüger“ und von der Zuwanderung in deutsche Sozialsysteme ist die Rede. Selten erfahren wir von ihren miserablen Lebens- und Arbeitsbedingungen. Hier funktioniert die Verbindung von Rassismus und Kapitalismus.

Unsere Großeltern nannten die Menschen aus Europa Zwangsarbeiter, unsere Eltern nannten sie „Gastarbeiter“ und wie nennen wir sie heute? Welche garantierten Rechte haben Menschen aus Osteuropa heute in Deutschland?

Am 1. Januar 2015 ist das unter dem Kürzel “Hartz IV” bekannte vierte Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt zehn Jahre in Kraft. Es hat diese Gesellschaft tief gespalten.

In den Gesetzesentwürfen der Bundesregierung findet sich kein Wort zu dieser Praxis, kein Schutz für ausgebeutet  Menschen. Vielmehr droht  nach einem halben Jahr die Ausreisepflicht, bei sogenannten „Erschleichung“ von Sozialleistungen mit einer Einreisesperre von bis zu 5 Jahren. Wie immer gehen Gesetze am Kern der Lebenswirklichkeit von Menschen und hier Wanderarbeiterinnen vorbei.

Mit Hilfe von Gesetzen ist der Druck auf die Beschäftigten gestiegen und das bei Dumpinglöhnen und gleichzeitig steigender Arbeitshetze und Rentenkürzung.

Schildern ausgebeutete Wanderarbeiter*innen ihre Leid dem Jobcenter reagieren die Mitarbeiter*innen abweisend: „Warum arbeiten sie denn für so wenig Geld? Wo ist ihr Arbeitsvertrag?“, ohne Nachweis kein Geld. Gehen sie doch in ihr Heimatland: Schafft man den ersten Schritt die benötigten Antragspapiere vom Jobcenter zu erhalten, wird man letztendlich wegen vermeintlich fehlender Mitwirkung abgewiesen. Die hier anwesenden Bauarbeiter haben weder Lohnabrechnungen noch Quittungen.  

Weltweit ist das kapitalistische Wirtschaftssystem nicht in der Lage Menschen satt zu machen. Dieses System hat versagt. 57000 Menschen sterben pro Tag an Hunger und eine Milliarde Menschen sind permanent schwerst unterernährt. Auch in Europa steigt die Zahl Mangel ernährter Menschen.  

Ist es zu viel verlangt, einen existenzsichernden Lohn, Arbeitszeitverkürzungen, eine Grundsicherung für jede und jeden und ein Gesundheitssystem zu fordern, das alle finanzieren und alle mit der bestmöglichen Medizin versorgt? Überfordern wir damit den Kapitalismus?

Wenn ja sollten wir ihn gemeinsam abschaffen. Es ist Zeit für eine konkrete Alternative. Entweder wir ändern diese Welt, oder es tut niemand.

Bauen wir eine Union, eine Gemeinschaft aller Ausgebeuteten und Entrechteten und stärken unseren Anspruch auf Würde und Brot.

Verbinden wir unsere Energien mit denjenigen, die den Weg zu uns suchen. Basta

...dass auf eine Demo für geflüchtete Menschen immer mehr Menschen kommen, als zum Beispiel, auf eine Demo für rumänische Arbeiter. Die Linke hat es anscheinend nicht mehr so mit der Unterschicht und Arbeiter(innen)klasse. 

Wie im Videotext des RBB vom 9.12.14 und 10.12.14 zu lesen ist, ist der Generalunternehmer der "Mall of Berlin"pleite.

Der Generalunternehmer "Fettchenhauer Controlling & Logistics  GmbH" soll offenbar jede Kreditwürdigkeit verloren haben, und Zahlungsunfähig sein.

Über das Vermögen soll schon ein Insolvensverfahren bein Amtsgericht Charlottenburg eröffnet worden sein. Ein Insolvensverwalter soll eingesetzt worden sein.

Vor der Zuständigen Staatsanwaltschaft ist offenbar eine Klage wegen Insolvensverschleppung eingereicht worden. Ende November warteten offenbar noch

Neun Unternehmen auf die Zahlung offener Rechnungen in Höhe von mehr als 4 Millionen Euro.

 

Wie es nun mit der "Mall of Berlin" weitergehen soll ist offenbar unklar, zumal die in diesem Zusammenhang geplanten Luxuswohnungen, und ein geplantes Hotel noch gar nicht gebaut wurden. Die in der "Mall of Berlin" festgestellten Brandschutzmängel warten ebenfalls noch auf Beseitigung.

 

Für die um ihren Lohn geprellten Rumänischen Bauarbeiter wird es nun noch schwieriger, ihren ausstehenden Lohn einzufordern, da im Zweifel von der

Insolvensmasse für die Löhne nichts mehr übrig bleiben wird.