Proyecto Memoria: Milano calling - Centri Sociali in Mailand

nessuna giustizia, nessuna pace - keine Gerechtigkeit, kein Frieden(Murales im Hof des Leoncavallo 1995)

Vor 20 Jahren, am 08. September 1994, wurde das Sozialzentrum CSOA Leoncavallo in der Via Watteau in Mailand besetzt. Diese Besetzung und die große, konfrontative Demonstration am 10. September 1994 läutete für Italien einen Aufschwung der Sozialen Bewegungen und der Besetzungen ein. Paul, ein Mitglied der Bochumer Antifa-Gruppe „die kleinen Strolche“, war in diesen Tagen in Mailand und beteiligte sich an der Besetzung und den Auseinandersetzungen mit den Carabinieri.

 

Hier sein Bericht aus dem Jahr 1994, ein weiterer Rapport von ihm von der Besetzung des „MetropoliX“ im Jahr 1999 und sein Interview aus dem April 2014, was er mit seinem Freund Francesco, einem langjährigen Aktivisten aus den Centri Sociali, führte.

 

(Die Zusammenstellung von zwei alten Berichten und einem persönlichen Interview stellt in keiner Weise eine vollständige Darstellung der Centri Sociali in Mailand dar. Das schaffen mit Sicherheit an anderer Stelle weitere AutorInnen für deutsche Interessierte. Die vorliegende Textsammlung stellt eine Form der individuellen Erinnerungsarbeit dar, die andere Menschen hoffentlich anregt sich mit der Bewegung der Centri Sociali in Mailand und Italien auseinanderzusetzen.)

 

Die Artikel sind zu einer kleinen Broschüre mit Fotos layoutet.

Diese Broschüre hängt als PDF diesem Artikel an.

Ebenso zwei PDFs mit Bildern vom 9. und 10. September 1994.

 

 

 

I - Bericht der Mailänder Ereignisse 1994

 

II - Bericht der Besetzung des MetropoliX von 1998

 

III - Pauls Interview mit Franz

 

 

 

 

 

I - Bericht der Mailänder Ereignisse 1994 in dem Ruhrgebiets-Info, Nr. 32

 

(Erschien 1994 im „Ruhrgebiets-Info, Nr. 32“, der „Interim, Nr. 300“, der holländischen „NN, Nr. 169“, der dänischen „Demos“, dem Schweizer „Widerstands-Info“ und dem österreichischen „Tat-Blatt“)

 


 

Mailand - 8. bis 10. September 1994

Neubesetzung des „Centro Sociale Leoncavallo“ und italienweite Demo in Mailand

(Augenzeugenbericht)

 

Vorgeschichte (stark vereinfacht)

Eines der ältesten, größten und für Norditalien bedeutendsten politischen Zentren ist das „Leoncavallo“ in Mailand. Zentrum ist hier nicht griffig. Das Leoncavallo ist ein „centro sociale“. Die „centri sociali“ entstanden in den 70ziger Jahren als Ausdruck und Organisationsform einer starken linksradikalen Bewegung in Italien, den Autonomen, die stark Basis-, Stadtteil- und ArbeiterInnenbewegung orientiert waren und sich auch heute, trotz niedergegangener Stärke und internen Veränderungen, noch so orientieren.

 

Das Leoncavallo wurde 1975 in einem Stadtteil im Nordosten Mailands besetzt. Dieser Stadtteil war und ist geprägt durch die Traditionen der ArbeiterInnenbewegung, sowie durch starke Arbeitslosigkeit und rücksichtsloser Grundstücksspekulation. Zur praktischen Politik des centro gehörten neben einer Kneipe, Sporträume, Veranstaltungs- und Konzerthalle, Bibliothek und Fotolabor, Theatergruppe, Proberäume und Siebdruckerei, eine Kindertagesstätte für Kleinst- und Kleinkinder, Hausaufgabenhilfe für SchülerInnen, Fort- und Weiterbildungskurse für ungelernte und arbeitslose ArbeiterInnen, eine Gesundheitsstation mit kostenloser Gesundheitsversorgung und eine Gynäkologiestation. Durch die politischen Veränderungen in den 80zigern und den Niedergang der sozialen und autonomen Bewegung (neben einer enormen staatlichen Repression) schliefen Teile der basisiorientierten Praxis (hier ist die Stadtteilorientierte Politik mit Gesundheitsstation, Weiterbildung und Kindertagesstätte im Leoncavallo gemeint - wozu ich Informationen bekam) ein. Zum Bedauern vieler AktivistInnen brach dadurch auch der direkte Kontakt zu den Bewohnern des Stadtteils mehr und mehr ab und somit auch die Solidarität zum centro.

 

1978 wurden zwei Genossen des Leoncavallo, Fausto Tinelli und Iaio Iannucci, in der Nebenstraße des centro von Faschisten erschossen. Darauf hin bildete sich die Gruppe „mamma del Leoncavallo“, die auch heute noch bei der Besetzung und der Demonstration tatkräftig mithalfen. Fausto und Iaio sind Genossen auf die sich das Leoncavallo immer wieder bezieht. Auch heute werden in Italien und Mailand immer wieder centri sociali von Faschisten und Skinheads überfallen. Mittlerweile aber auch von Legisten (Anhänger der Lega Nord). Die häufigste Form neben direkten Angriffen auf die centri, sind das Auflauern und Zusammenschlagen von Leuten, die aus den centri kommen.

 

Das Centro Leoncavallo wurde 1989 das erste Mal geräumt. Viele Leute wurden verhaftet, landeten im Gefängnis und haben bis heute noch Prozesse. Es gibt in Italien ein Gesetz, das einen Menschen zur öffentlichen Gefahr und Staatsfeind definiert. Diese Menschen dürfen die Stadt ohne Erlaubnis nicht verlassen, nicht arbeiten und müssen sich täglich bei der Polizei melden. Dies betrifft auch Leute aus dem Leoncavallo.

 

Nach der Räumung und dem Abriss des „Leonka“ wurde das Gebäude von den „BesetzerInnen“ aus den Ruinen wieder von Grund auf aufgebaut. Auch die zerstörte Bibliothek und Einrichtungsgegenstände wurden von ihnen wieder angeschafft. Gesundheitseinrichtung, Kindertagesstätte und Gynäkologiestation gab es leider, wie schon erwähnt, nicht mehr.

 

Im Januar 1994 wurde das Leonca das zweite mal geräumt. Der für das Bürgermeisteramt kandidierende Legist Marco Formentini, der unter anderem mit dem Wahlversprechen, das Leoncavallo zu räumen, angetreten war, hatte die Wahl im Dezember 1993 gewonnen und sein Versprechen umgehend im Januar umgesetzt. Dort wo das Leoncavallo stand ist nun eine riesige „Baulücke“.

Nach zähen Verhandlungen bekamen die LeocavallistInnen ein Gebäude an der Peripherie Mailands bis zum November diesen Jahres zugesprochen. Trotz diesen Versprechens ließ die Stadt Mailand das Gebäude, das Krupp gehört, am 10. August räumen. Zu einer Zeit, wo in Italien die Menschen die Städte verlassen, um am Meer oder auf dem Land Urlaub zu machen und die Städte, wie auch die centris, leer sind. So traf die Polizei auch nur wenige Leute des Leonka an und konnte

mühelos räumen.

 

In der ersten Woche nach der Räumung trafen sich die Leute aus dem Leoncavallo in einem Park, dann in einem anderen centro und in der dritten Woche in einem Amphitheater, das in einem Park an der Via Bertelli liegt. Dort hatten sie sich mit Planen, Zelten und einem Generator eingerichtet, der für den nötigen Strom für Licht, Kühlschränke, Musik, Kocheinrichtung, sowie den Videobeamer für Filmvorführungen sorgte.

In der Zwischenzeit waren sie aber auf der Suche nach einem neuen Objekt zum Besetzen. Dies Objekt war schnell ausgemacht. Eine riesige leerstehende Großdruckerei an der via Lucini, in dem selben Stadtteil ihres letzten centro, in dem sie weiterhin bleiben und Politik machen wollen. Sie gehört einer Erbengemeinschaft, die das Gebäude seit vier Jahren leerstehen lässt. Das Hauptgebäude besteht aus zwei riesigen fußballfeldgroßen Hallen und mehreren Hallen in den Obergeschossen. Daran schließt sich ein wunderschöner Innenhof mit angrenzenden

Werkschuppen und Garagen an.

 

 

8. September - Die Besetzung

 

 

Um drei Uhr Nachmittags drangen auf verschiedenen wegen BesetzerInnen in das Gebäude ein, stellten umgehend Wachen auf, erkundeten das Gebäude, brachen die Stahltüren zum Flachdach auf und schafften pyrotechnisches Material und Unmengen Steine zur Verteidigung auf das Dach. Nachdem ein Haufen JournalistInnen auf und wieder abgezogen waren, ließen sich nach zwei Stunden einige Hundertschaften Carabinieris sehen. Die BesetzerInnen ( 30 -40 Frauen und 60 - 70 Männer) verschanzten sich umgehend auf dem Flachdach. Die Carabinieris postierten sich an beiden Seiten der Straße unter Unterführungen und der Polizeisprecher forderte die BesetzerInnen auf, sich innerhalb einer halben Stunde zu ergeben. Würde dies nicht erfolgen, würde die italienweite Demonstration am Samstag nicht stattfinden dürfen. Die BesetzerInnen erwiderten darauf, er sei wohl falsch gewickelt und solle erstmal Pizza und Bier ranschaffen. Das Ultimatum verstrich und die Polizei drängte die JournalistInnen ab, die sich aber sofort an anderer Stelle wieder mit ihren Kameras aufbauten. Die Polizei postierte sich gut sichtbar mit Schildern und Gewehren mit Gaskartuschen. Kurz darauf preschte ein Räumpanzer durch die Straße. Dieser wurde sofort mit Steinen beschmissen und mit Raketen beschossen. Die Leute auf dem Flachdach schrien den Carabinieris und ihrem Panzer Parolen nach, deren Intensität, Lautstärke und Hass ich in Deutschland selten gehört habe. In der darauf folgenden Stunde des Abwartens wurde das Gefühl der bevorstehenden Eskalation immer stärker. Aber ebenso war die Lage auf dem Dach geprägt von Solidarität, Entschlossenheit und Mut. Um so verblüffender war es, dass die Carabinieris nach einer Stunde abrückten. Gerade zu einem Zeitpunkt als einige Häuserzeilen weiter sich eine riesige Rauchsäule erhob. Hier eröffnete die italienische Wagensportliga, aus gegebenem Anlass, ihre Herbstsaison. Wie sich später herausstellte hatte der Polizeipräsident Roms diesen Rückzug angeordnet, da sein ihm unterstellter Mailänder Kollege erst drei Wochen im Amt ist. Nachdem sich die Polizei zurückgezogen hatte, strömten die SympathisantInnen, die sich vor einem anderen centro versammelt hatten, zum Leoncavallo und beglückwünschten die total durchgefrorenen und durchnässten BesetzerInnen. Bis zum Abend strömten 200 bis 300 SympathisantInnen ins neue Leoncavallo und es wurde umgehend mit Aufräumarbeiten begonnen.

 

                            Giornale 09.09.1994, Milano(Foto: Azzoncao Archiv)                             Giornale 09.09.1994, Milano(Foto: Azzoncao Archiv)

 

Die regionale und überregionale Presse Italiens berichtete am nächsten Tag breit über die Ereignisse und buchte, trotz immenser Hetze, die Ereignissee als einen Erfolg des Leoncavallo ab. Ein Bürgerkommitee aus der Nachbarschaft erschien, hieß die BesetzerInnen willkommen und besah sich, ebenso wie viele einzelne Nachbarn, alles neugierig. Die Aufräum- und Renovierungsarbeiten hielten den ganzen Tag an. Die Hallen und der Hof wurden gesäubert, Kabel für Licht und Elektrogeräte verlegt, Tresen und Infotische aufgebaut, etc., etc..

Neben dem großen Eingangstor entstand ein riesiges Graffiti und zahlreiche Transparente wurden für die Demo des nächsten Tages hergestellt.

 

 

 

Die Demonstration am 10. September

 

 

Die Demonstration am Samstag den 10.10. hatte zwar den konkreten Anlass der Räumung des Leoncavallos drei Wochen vorher, wurde von allen aber als eine Demonstration der Sozialen Bewegung gegen Regierung und Kapital verstanden. Sie stand unter dem Motto: „Un programma per l´opposizione sociale“. Es wurden ca. 10.000 Leute erwartet. Es dürften aber wohl weit mehr als 15.000 gewesen sein. Ausgangspunkt der Demonstration war die Porta Venezia. Eine riesige Kreuzung. Zu Beginn der Demo war die Kreuzung völlig überfüllt. Tausende aus ganz Italien waren angereist. verschiedene centri sociali, politische Gruppen, von revolutionären KommunistInnen, AnarchistInnen, SozialrevolutionärInnen, kleiner kommunistische Fraktionen, TrotzkistInnen, lesbische Gruppen, Gruppen der Rifondazione Communista, Theater- und Musikgruppen und viele Autonome. Sie führten riesige Transparente mit sich und es waren überwiegend rote Fahnen zu sehen. Percussiongruppen und Theatergruppen mischten sich locker unter und alle waren recht bunt gekleidet, kaum in erkennbaren Gruppen und zu 80% unvermummt erschienen.

 

Die Leute des Leoncavallo bildeten die ersten Reihen der Demonstration. Sowie mit der Gruppe Mikele aus Rom die letzten Reihen. Sie traten einheitlich weiß vermummt auf.

 

                                                                           la prima linea nel corteo a 10. septembre 1994, Milano(Foto: Azzoncao Archiv)

Die Porta Venezia war von starken Polizeikräften und Spezialeinheiten umstellt. Die Polizei stellte Schlagstöcke, Schilder, Gas- und Gummigeschossgewehre offen zur Schau und die Demonstration begann sofort mit einer Provokation seitens der Polizei. Als sich die Demonstration in Bewegung setzte, versperrten ein-zwei Hundertschaften ihr den Weg und es kam zum ersten Schlagstockeinsatz, der mit Flaschen- und Steinwürfen beantwortet wurde. Nach einer längeren Zeitspanne zogen sich die Carabinieris zurück und die Demonstration konnte endlich beginnen.

Mit Stackatorufen, Parolen, Liedern und Klatschrhytmen zogen die DemonstrantInnen dann den ihnen von der Polizei diktierten Weg entlang. Wieder war die Lautstärke und Intensität nicht zu vergleichen mit deutschen Demos.

 

                                      corteo a 10. septembre 1994, Milano(Foto: Azzoncao Archiv)                             corteo a 10. septembre 1994, Milano(Foto: Azzoncao Archiv)                      

In jeder Seitenstraße waren gut und massivst Polizei und ihre Wagen sichtbar und ein Hubschrauber kreiste immer über dem Geschehen. So ließen es sich die DemonstrantInnen auch nicht nehmen, immer wieder die Polizei zu beschimpfen. Das staatliche Arbeitsministerium und das Justizgebäude wurden mit Farbbeuteln eingedeckt und während der ganzen Demo antifaschistische Parolen gegen Berlusconi, die Lega Nord und die Alleanza Nazionale (vormals MSI) gesprüht. Im Ganzen war die Demo aber eher locker, spaßig und , abgesehen von den Parolen, wenig aggressiv.

 

 

Dies änderte sich als die DemonstrantInnen von der vorgeschriebenen Demoroute abweichen und die Straße passieren wollten, die zum Polizeipräsidium führte. Durch die dort stationierte Polizeisperre durchzudringen gelang der Demo nicht und es kam zum Schlagstockeinsatz der Polizei, der mit Steinwürfen beantwortet wurde. Als die Demo sich entschloss in eine andere Richtung auszuweichen, wurde die bis dahin leere Straße von den Carabinieris abgesperrt und es kam wieder zu einem Schlagstockeinsatz. Diesmal wich die Polizei aber zurück. Dadurch und durch das Zögern der nachrückenden DemonstrantInnen, entstand eine große Lücke, die zwei Hundertschaften dazu ausnutzten, den ersten Teil der Demo brutal anzugreifen. Besonders hervor taten sich Polizisten einer Spezialeinheit, die, außer mit einem Helm, ganz in Zivil waren und am brutalsten prügelten, selbst Steine schmissen und schließlich mit gezückten Pistolen gegen die DemonstrantInnen vorgingen. Den DemonstrantInnen gelang es den Angriff zurück zu schlagen und die Polizei setzte Tränengas ein. In den folgenden Auseinandersetzungen wurden zig Autos umgeschmissen, angezündet, Scheiben von Banken eingeschmissen, und Nobelkarossen und -geschäfte demoliert.

 

                    Giornale 11.09.1994, Milano(Foto: Azzoncao Archiv)                               Giornale 11.09.1994, Milano(Foto: Azzoncao Archiv)                                 

Wie lange die Auseinandersetzungen noch dauerten kann ich nicht sagen, da ich mich in einem großen Pulk DemonstrantInnen am Hauptbahnhof entlang bewegte, der immer wieder mit Schlagstöcken und Tränengas angegriffen wurde. Hier setzte ich mich ab. Wie sich später heraus stellte, zog ein Großteil zu einem weiteren centro, das nachts noch von der Polizei umstellt wurde.

Aus den Überschriften der Sonntagszeitungen konnte mensch entnehmen, das Krieg in Mailand geherrscht hätte und die 70ziger Jahre, samt Stadtguerilla zurückgekommen seien.

Auf mich machte die Demo nicht einen solchen Eindruck. Meiner Meinung nach, wird hier etwas politisch hochgespielt, was der Staat dann instrumentalisieren kann. Andererseits sind die GenossInnen diejenigen, die am entschiedensten und klarsten gegen die Rechtsregierung aus Faschisten, Legisten und der Forza Italia sind. Und somit deren Hassobjekt Nummer 1.

Auf der anderen Seite hatte ich den Eindruck, dass viele GenossInnen von der Brutalität der Polizei völlig überrascht und unvorbereitet waren. Auf meine Nachfrage bestätigte mir jemand aus dem Leoncavallo, dass es solche Auseinandersetzungen seit 1986 nicht mehr in Mailand gegeben hätte. Für 90 % aller DemonstrantInnen sei dies völlig neu und sie seien ohne jegliche Erfahrungen in dieser Art von Auseinandersetzungen.

 

(Mittlerweile ist Montag der 12.10.. Das Leonvavallo ist trotz Befürchtungen noch nicht geräumt worden. Ich hoffe, ich habe Euch einen ersten Eindruck über Mailand um den 8.bis 10.10. vermittelt. Da ich weder Italienisch kann und vieles über Italien nicht weiß, bleibe ich Euch eine ganze Menge Details, Sachverhalte und Einschätzungen schuldig. Ich hoffe, dass dies bald durch mehr Informationen aus Italien wett gemacht werden kann.)

 

 

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Leonca vive“

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II - Bericht der Besetzung des MetropoliX 1998

(Die Quelle der Veröffentlichung ist nicht mehr bekannt. Interim? )

 

Milano calling

 

 

Am 10. Oktober wurde ein großes Eckhaus, besser gesagt zwei Häuser, auf der Piazza Minitti in Mailand besetzt. Es verfügt über 32 Wohnungen, mit Platz für 50 bis 60 BewohnerInnen. Geplant und durchgeführt hat die Besetzung das „Deposito Bulk“ von der Viale Luigi Sturzo, ein von SchülerInnen und StudentInnen besetztes „Centro Sociale“.

 

occupazione de Metropolix, piazza Minniti 6, Milano(Foto: Azzoncao Archiv)

 

Eher unüblich wurde die Besetzung (ohne Ortsangabe) schon im Voraus auf Plakaten und Flugblättern angekündigt. Bevor die Leute vom BULK in einem Demonstrationszug zu dem Haus zogen, gaben sie im BULK eine Pressekonferenz. In dieser erläuterten sie die Gründe der Besetzung und ihre Pläne in Bezug auf das Haus, das sie METROPOLIX tauften:

 

1) Sie wollen einen Platz für sich schaffen. Einen Freiraum, in dem sie gemeinsam wohnen, feiern und lernen können. Einen Raum, der frei ist von familiärer Enge und Mainstreamkultur. Einen Raum der Emanzipation.

(Kurz angemerkt: Viele ItalienerInnen leben wegen Wohnraummangel bis zum 30igsten Lebensjahr beiden Eltern. WGs sind sehr selten. Es gibt zwar wesentlich mehr besetzte Objekte in Italien als in der BRD. Diese werden aber zumeist als „Centri Sociali“ und nicht zum Wohnen genutzt.)

2) Die Errichtung einer selbstverwalteten Pension für StudentInnen.

(Es gibt 50.000 StudentInnen in der 2 Millionen Menschen zählenden Metropole Mailand. Aber keinen angemessenen Wohnraum für sie. Weder ausreichend Studentenwohnheime, noch sonstigen Wohnraum. Zimmer und Wohnungen sind sehr teuer und zwingen die StudentInnen neben dem Studium noch zur Arbeit. Und dies meist in prekären Arbeitsverhältnissen.)

3) Die Schaffung eines Jugendhotels, in dem Jugendliche, die durch Mailand reisen, billig unterkommen können.

 

 

Mit ca. 200 Leuten, SchülerInnen, StudentInnen und einigen Leuten aus anderen Sozialzentren, zog die Demo zu der 10 Minuten entfernten Piazza Minitti, auf dem gerade der Wochenmarkt stattfand. Über Nacht waren schon einige GenossInnen in das Haus eingedrungen. Und während von Außen die Fronttür mit Brechstangen in Angriff genommen wurde, rissen diese von Innen die hinter der Tür errichtete Mauer ein. Das Haus, das der Stadt Mailand gehört und seit 1989 leersteht, ist trotz der mutwilligen Zerstörungen seitens der Stadt (herausgerissen Fußböden, zerstörte Dachziegel, usw.) von seiner Bausubstanz gut erhalten. Umgehend wurden weitere Mauern vor Etagentüren eingerissen und mit Entrümpelungs- und Aufräumarbeiten angefangen. Am Abend waren soviel Wohnungen gesäubert, dass die BesetzerInnen mit ihren Schlafsäcken einziehen konnten, um die Besetzung zu halten.

 

   occupazione de Metropolix, piazza Minniti 6, Milano(Foto: Azzoncao Archiv)                         occupazione de Metropolix, piazza Minniti 6, Milano(Foto: Azzoncao Archiv)                         metropolix, ostello autogestito, piazza Minniti 6, Milano - sticker(Foto: Azzoncao Archiv)

Die Besetzung wurde von der Nachbarschaft mit Wohlwollen gesehen. Sie versorgten die BesetzerInnen mit Strom. Die in der Paterre gelegene Pizzeria machte den BesetzerInnen Vorzugspreise und die von den Medien interviewten MarktbesucherInnen äußerten sich positiv gegenüber der Aktion. Während der Besetzung kam noch ein Vertreter der EZLN aus Chiapas zu Besuch und begrüßte die Aktion. Er war zu Gast auf einer viertägigen Solidaritätsveranstaltung der Chiapas-Gruppe YA BASTA aus dem Centro Sociale LEONCAVALLO. Auf dem Chiapas Soli - Konzert, das an diesem Abend mit 8.000 bis 10.000 BesucherInnen im LEONCAVALLO stattfand, wurde die Besetzung ebenfalls den Leuten mitgeteilt.

 

Bei der Besetzung beschränkte sich die Polizei auf die Observation des Geschehens durch die politische Abteilung, der DIGOS. Dies brachte den BesetzerInnen zwei Tage später 17 Anzeigen ein.

 

Das Deposito Bulk

 

Das „Deposito Bulk“ wurde vor ca. einem Jahr besetzt. Es liegt an der Viale Luigi Sturzo, schräg gegenüber der Stazione Garibaldi, einem der kleineren Bahnhöfe Mailands und 15 Minuten zu Fuß vom Zentralbahnhof gelegen. Das Gebäude ist eine alte zweistöckige Schule, mit großem Garten und einer kleinen Turnhalle. Besetzt wurde sie von SchülerInnen und StudentInnen im Alter von 14 bis 21 Jahren. Der „harte Kern“ sind ca. 30 bis 40 Leute mit einem Umfeld von ca. 100 Leuten. Es finden dort regelmäßig Feten, Discos und Konzerte (Raves, Jazz, Punk, etc.) Theateraufführungen, Ausstellungen u.a. statt. Red Skins, sowie Schwulen- und Lesben-Gruppen veranstalten dort ebenfalls Feste. Die Räume werden auch von weiteren StudentInnengruppen, KünstlerInnen und einer Kung Fu Gruppe genutzt.

 

Von den ca. 10 bis 12 besetzten Centri Sociali in Mailands, die vorwiegend kulturell genutzt werden, gehört das BULK zu den „politischeren“. D.h. Teilnahme und Initiierung von Aktionen, Demos, etc.. Während die Centri Sociali GARIBALDI und VITTORIA auf der Linie der Autonomia de classe, also der Rückbesinnung auf die Autonomia der 70iger Jahre, liegen, definieren sich das BULK und das LEONCAVALLO ebenfalls als Autonome. Doch nicht so sehr im tradierten Sinne. Sie wenden sich neuen gesellschaftlichen Entwicklungen und Tendenzen zu, wie z.B. der Umstrukturierung der Stadt mit der dazugehörigen Sicherheits- und Repressionspolitik.

 

In diesem Jahr wurde der zentral gelegene Parco Sempione komplett mit 2 Meter hohen Stahlzäunen und -toren eingezäunt und mit Videokameras bestückt. Geplant sind Eintrittsgelder für den Park und die nächtliche Abriegelung. All das soll die polizeiliche Kontrolle dieses öffentlichen Raumes effektivieren. Ähnliches findet an der Piazza Vetra statt.

 

 

Anlässlich des Jahrestages der Befreiung vom Faschismus, dem 25. April, nahm BULK diese städtearchitektonische Repressionspolitik zum Anlass, nicht wie üblich von autonomer Seite bei der Großdemo mitzumachen und sich damit zu begnügen, die Reformisten mit anderen Inhalten zu konfrontieren. Sie veranstalteten auf der Demo unter dem Motto: “Diverse forme de liberazione - Liberazioni in forme diverse“ (Verschiedene Formen der Befreiung - Befreiung in verschiedenen Formen) einen Rave und zogen am Schlußkundgebungsplatz, dem Mailänder Domplatz vorbei, zum Parco Sempione.

Dort hatten sie drei Sound Systeme mit Rave Musik installiert. Gut die Hälfte der 8.000 Autonomen (übrigens keiner in schwarzer Folkloretracht) zogen mit ihnen. Im Park ging die Partie mit insgesamt 10.000 Jugendlichen bis in die frühen Morgenstunden. Die Demontage des Stahlzaunes scheiterte am Versagen der mitgebrachten Technik.

 

F.A.U.S.T.

c/o Regenbogenladen,

Eibergerstr. 2,

44879 Bochum

 


 

III - Interview mit „Franz“ 


Milano 1994-2014


Am 26. April 2014 machte unser Mitglied Paul ein Interview mit seinem Freund Francesco in Mailand. Francesco, oder auch Franz, ist seit über 25 Jahren Mitglied der autonomen Bewegung in Mailand und war/ist nicht nur in der Centri Sociali Bewegung aktiv. Beide kennen sich seit 20 Jahren, als Paul und Franz zusammen mit vielen Anderen das CSOA Leoncavallo in der Via Watteau in Mailand besetzten.


(Wir weisen darauf hin, dass wegen der Übersetzung das gesprochene Wort etwas „eingedeutscht“ wurde. Also Begriffe und Ausdrücke umgangssprachlich niedergeschrieben wurden. Auch ist zu berücksichtigen, dass Beide sich in Englisch und nicht in ihrer jeweiligen Muttersprache unterhielten. Also vermutlich politische Positionen in ihrer jeweiligen Muttersprache differenzierter formuliert worden wären.)

 


 

Paul: Franz, kannst Du Dich daran erinnern, wann wir uns das erste Mal gesehen haben?

 

Franz: Ja, in Le Havre, in Frankreich.

 

Paul: Was? Das war doch in Nancy. Du warst mit Guido Caldiron dort.

 

Franz: Ach ja, auf dem internationalem Treffen zu den rechten Gruppierungen in Europa. Aber, das war nicht Le Havre? ...lacht … Ich erinnere mich nicht gut an den Namen der Stadt,

 

Paul: Ja, wir waren zu viert aus Bochum und Witten da. Und ihr zu Zweit aus Rom und Mailand.

 

Franz: Das ist jetzt 20 Jahre her und ich war damals 21 Jahre alt. Es gab damals das „Collettivo Antifascista“ innerhalb des Sozialzentrums Leoncavallo. Ich war dort Mitglied. Und für uns war es das erste Mal, dass wir solche Erfahrungen machten. In ein anderes Land fahren, uns mit anderen Leuten treffen. Weil die Bewegung in Milano, und nicht nur hier, weil die Bewegung seit zwei – drei Jahren erst wuchs. Nach den 80er Jahren. In den 80er Jahren, vor allem zu Beginn der 80er Jahre, brach die Bewegung sehr stark ein. So war dies eine der ersten Erfahrungen, dass Genossen aus Mailand wieder in andere Länder fuhren, um mit anderen Erfahrungen in Kontakt zu kommen. Heutzutage ist das normal, dass junge GenossInnen dies machen. Du nimmst einen billigen Flug fliegst in ein anderes Land. Z.B. nach Frankfurt, zu den Protesten von Occupy. Nach Istanbul, zu den Protesten im Gezi Park. Heute ist so etwas üblich. Aber vor 20 Jahren war das wirklich teuer. Du hattest kein Internet um Kontakte zu den Menschen aufzunehmen. Zeit, Geld, Kontakte, Beziehungen, etc.. Aus diesen und vielen anderen Gründen war es viel schwerer als heute und wurde deswegen auch nicht so oft gemacht.

 

Paul: War euer „Collectivo Antifascista“ eine neue Initiative angesichts der politischen Veränderungen in eurem Land. Also der Wahl von Silvio Berlusconis „Forza Italia“ und der Regierungsbildung mit Umberto Bossis „Lega Nord“ und Gianfranco Finis faschistischer „Movimento Sociale Italiana – MSI“?

 

Franz: Das „Collettivo Antifascista“ arbeitete speziell zur radikalen Rechten, nicht zu Berlusconis „Forza Italia“ und der rechten Parteienlandschaft. Wir recherchierten zu den Gruppen der Radikalen Rechten, schrieben Papiere, veröffentlichten Texte und organisierten Demonstrationen und Aktionen gegen die Radikale Rechte. Also wir arbeiteten zu den informellen Strukturen und rechten Gruppierungen auf der Straße.

Diese, aber auch den vorhergehenden zwei, drei Jahren waren die Zeit des Anwachsens der „Lega Nord“. Das war damals sehr neu. Auch dazu arbeiteten wir. Nicht zuletzt weil Milano 1993 einen neuen Bürgermeister namens Marco Formentini von der Lega Nord bekam. Und das war die erste große Erfahrung, die die „Lega Nord“ machte. Also wir arbeiteten auch zur „Lega Nord“.

 

Paul: Wie ich mich erinnere hatten wir Dich und Guido Caldiron damals nach Deutschland eingeladen, um über die neue Berlusconi Regierung zu berichten. In Deutschland waren ja viele Leute schockiert die „Forza Italia“, „Lega Nord“ und die „MSI“ zusammen an der Regierung zu sehen.

 

Franz: Es ist nicht schön, aber wahr, zu sagen, dass Italien eine lange Tradition von starken Männern an der Macht hat.

Ich denke, dass über viele Jahre Menschen in der Bewegung nicht verstanden haben, wie sich die Gesellschaft und somit die Parteienlandschaft und -system verändert hat. Wir haben zu spät verstanden, dass sich etwas verändert hat und … es ist schwer so etwas in Englisch zu formulieren. Ich kenne so viele Worte nicht. … In der ersten Hälfte der 90er Jahre …

Ok, in den 70er und 80er Jahre ergaben sich viele Veränderungen in der Art und Weise der Produktion und Arbeit. Diese Veränderungen lösten viele Effekte aus. Speziell in den 80er und zu Beginn der 90er Jahre. Und das auch im Leben der Menschen. Veränderte Arbeit, Verändertes Geld/Vergütung, Veränderte Lebensqualitäten, Veränderte … einfach Alles. Und das produzierte auch ein verändertes Denken bei den Menschen. Eine andere Sicht auf deine Arbeit, auf dein Leben, was wichtig ist, was unwichtig ist, genau so etwas. Der gesellschaftliche Druck änderte sich in einer globalen Hinsicht. In dieser Situation war der größte Teil der historischen Parteien Italien, die christdemokratische Partei, die kommunistische Partei, nicht in der Lage zu verstehen, was sich änderte. Und so waren sie auch nicht in der Lage Antworten auf diese Veränderungen zu geben. So war das in der Zeit Anfang der 90er Jahre, von 1991 bis 1993. Und natürlich durch die globalen Veränderungen nach 1989, den Fall der Berliner Mauer, den Wegfall des Ost-West Konflikts, usw. usf. In dieser Situation hatten diese Parteien, z.B. die linke und die katholische Partei, keine Ideen, keine Projekte, um mit den Menschen zu reden und diesen etwas von Wert anzubieten. Und so krachten die Wählerstimmen, die Anzahl der Mitglieder und die Partizipation bei diesen großen Parteien in sich zusammen.

 

In dieser Situation trat Berlusconi auf den Plan. Er verstand die Situation zwischen den Parteien und ihren WählerInnen. Und er verstand es, sich in den Mittelpunkt all dessen zu stellen. Er hatte und hat eine enorme Macht im Kommunikationssystem. Und damals, Ende der 80er Jahre, Anfang der 90er Jahre, als sich große Veränderungen mit neuen Medien und Kommunikationsformen abzeichneten, hatte er sehr große Macht. … Es ist sehr schwer das auf Englisch zu erklären … Als Berlusconi die Partei „Forza Italia“ installierte und an die Macht kam, haben sehr viele Menschen auf der Linken eine sehr lange Zeit über ihn diskutiert. Weil er nicht aus der traditionellen Politik kam, weil er im Besitz von Fernsehkanälen war, weil er mit den Faschisten zusammen arbeitete, und all diese Dinge. Aber all diese Jahre wurde nicht darüber nachgedacht und diskutiert, warum die Menschen ihn gewählt haben und was die Gesellschaft verändert hat. Über all diese 20 Jahre, in denen Berlusconi in Italien an der Macht war, gab es das Problem, dass über eine lange, lange Zeit die Linke über ihn nachgedacht hat und nicht die Gesellschaft in ihm realisiert hat. Und jetzt, wo Berlusconi nicht mehr so viel Macht hat, ist das Problem, dass die Gesellschaft sich nicht verändert hat. Das Berlusconi nicht mehr so stark ist, heißt nicht, dass sich in der Gesellschaft etwas verbessert hat. Der einzige Unterschied besteht darin, dass das was Berlusconi bisher tat von der „Partito Democratico“ (PD) umgesetzt wird. Sie machen das Gleiche wie er. ...

Aber ich bin mir jetzt nicht sicher, ob es das war was Du wissen wolltest?

 

 … beide lachen …

 

Paul: Als vor 20 Jahren in den bundesdeutschen Medien über Berlusconi berichtet wurde, war es immer Thema, dass er mit den Rassisten der „Lega Nord“ und den Faschisten der „MSI“ koalitionierte. Und wenn die marginalen linken Medien etwas mehr berichteten, dann das er Mitglied der faschistischen „Propaganda Due“, der P2 – Loge, gewesen war. Generell war das Thema, wie so ein Mann zum Regierungspräsidenten Italiens werden konnte. Zur gleichen Zeit gab es den enormen Zugewinn von Jörg Haiders FPÖ in Österreich. Und die Menschen sahen mit Sorge die Rechtsentwicklung Europas. Ein, zwei Jahre wurde in den Deutschen Medien über diese Entwicklung berichtet, danach ebbte die Berichterstattung ab. Über Italien wurde wie immer berichtet. Sonne, Wein und Pizza. Italien sei halt Italien, immer etwas verrückt, so kennen wir Deutschen es ja, usw. . Über Berlusconis Politik wurde nicht mehr berichtet. ...

 

Franz: Und was ist jetzt die Frage?

 

beide lachen …

 

Paul: Die meisten Deutschen interessierte es in den letzten 20 Jahren überhaupt nicht, was in Italien passierte. Nur sehr wenige interessierte das. Und das bei dem Umstand, dass Berlusconi so mächtig gewesen war, so viele Medien kontrollierte und dass er die Faschisten in die Regierung holte.

Und meine Frage ist. Wie haben diese Umstände Italien verändert?

 

Franz: Ich verstehe noch immer deine Frage nicht.

 

Paul: Du meintest, der Fehler vieler Linker wäre es gewesen sich auf das zu konzentrieren, was die hohe Politik macht und nicht darauf zu achten, wie sich gesellschaftliche Bedingungen ändern. Arbeits- und Lebensbedingungen, Medien und Kommunikation, etc.. Ok.

Aber dennoch war in dieser Zeit Berlusconi ein aktiv gestaltender Politiker. Er veränderte etwas.

 

Franz: Wann?

 

Paul: In diesen 20 Jahren. Z.B. seine Koalitionspartner, die Faschisten. Gianfranco Fini wurde Vize-Präsident und Außenminister, La Russa Verteidigungsminister, Georgia Meloni Ministerin für Jugend und Sport. Und so weiter. Und sie nutzten die Macht in ihrem Interesse.

 

Franz: Was sie änderten?

 

Paul: Ja.

 

beide lachen …

 

Franz: Das ist schwierig auszudrücken. … Ich denke es gibt ein Verhältnis zwischen der Gesellschaft und dem politischen System in jede Richtung. Was in der Gesellschaft passiert trägt dazu bei wie sich das politische System verändert und was sich in dem politischen System verändert trägt zur Veränderung der Gesellschaft bei. Das Verhältnis geht in beide Richtungen. Also das was sich in der Gesellschaft veränderte brachte Berlusconi hervor und das was Berlusconi machte veränderte wider rum die Gesellschaft.

Ich denke, dass einer dieser Effekte war, dass er die fünfzigjährige Tradition, der Regeln und Umgangsformen der Parteien und des Parlaments nahm und diese für veraltet erklärte und Neue propagierte. Das war eine große Veränderung, weil viele Menschen diese politischen Umgangsformen für überholt und veraltet hielten. Das war ein Grund für Berlusconis Erfolg. Zu Einem beantwortete diese Herangehensweise Fragen und Bedürfnisse, die die Menschen hatten. Zum Anderen war diese Herangehensweise einer der Gründe, warum die Türen den Faschisten geöffnet wurden. Wenn man sagt, dass man die alten politischen Verfahrensweisen nicht mehr benötigt, aber darin auch der traditionelle parlamentarische Antifaschismus verankert war, der jede Zusammenarbeit mit den Faschisten ablehnte.

 

Oder z.B. das Verhalten gegenüber Frauen. Auf der Straße, auf den Piazzen, in den Bars, etc. kannst du durchaus ein chauvinistisches und frauenfeindliches Verhalten italienischer Männer wahrnehmen. Aber in der öffentlichen Ansprachen in den Medien und in den Reden der Parlamentsabgeordneten war dies ein Ding der Unmöglichkeit. Mit Berlusconis gab es darin einen enormen und harten Wechsel. Er importierte die Sprache und Bilder aus seinen Sendern in die hohe Politik. Die Frau als Objekt, die nur etwas taugt, wenn sie schön ist. Und wertlos ist, wenn sie diesen Vorstellungen nicht entspricht. Frauen sind zu gebrauchen, zum Kochen, zum Ficken, zum … . Genau so eine Wertvorstellung. Das ist die zweite große Veränderung, neben der Erreichung der Akzeptanz für Faschisten.

 

Aus meiner Sicht machte Berlusconi noch eine weitere Sache. In diesen Jahren begann sich die Anzahl von MigrantInnen in Italien stark zu erhöhen. In den Jahren zuvor, von 1990 bis 1992, war die Migration nach Italien nicht so hoch. Es hatte in Italien bis dato schon fremdenfeindliche Vorfälle gegeben. Aber keine so großen und offenen Angriffe. Fremdenfeindlichkeit gab es versteckt, wie ein glimmendes Feuer unter der Erde. Berlusconi schüttete Öl in dieses versteckte Feuer. Dieses entfachte Feuer der Fremdenfeindlichkeit bekam seine Macht durch die Worte von Berlusconi und seinen Medien. Zuvor konnte diese Fremdenfeindlichkeit nicht anwachsen. Sie stand nicht auf der Agenda der hohen Politik. Berlusconi hob es auf diese Ebene und gab der Fremdenfeindlichkeit Legitimität. Er fütterte die Fremdenfeindlichkeit an und brachte sie zum wachsen. Er inszenierte Gesetze gegen Immigration, usw. usf..

 

Paul: Du würdest sagen, dass die Situation in Italien sich seit 1994 stark geändert hat.

 

Franz: Ja. Was Du jetzt in der Gesellschaft sehen kannst … Vor 20 Jahren stieg Berlusconi auf, als er der Gesellschaft ähnelte, die sich änderte. Und jetzt, wo er weg geht, ist es umgekehrt, jetzt ähnelt die Gesellschaft mehr ihm. Die Gesellschaft ähnelt ihm und braucht ihn deswegen nicht mehr.

 

Paul: Und die Linken in den letzten 20 Jahren?

 

Franz: Die linken Menschen in den letzten 20 Jahren … Man kann zwei Sachen feststellen. Auf der einen Seite die linken Parteien, die Menschen aus der institutionelle Linken. Als sie verstanden, dass sich etwas änderte, “verheirateten“ sie sich mit dieser Veränderung.

 

Paul: Verheirateten“ sich mit der Veränderung? Hahaha … er lacht … Das ist gut! hahaha … lacht weiter

 

Franz: Capisci?

 

Paul: Ja, klar. … lacht immer noch …

 

Franz: Die Art der Produktion änderte sich, die Art zu Denken änderte sich. Und diese Linken wollten Teil dieser Veränderung sein. Es gibt weniger sichere Arbeitsplätze? Ok, wir arrangieren uns damit. Usw. usf. Diese Veränderungen kamen und die linken Parteien wollten ein Teil der Veränderungen sein und akzeptierten sie. Die verheirateten sich mit den Veränderungen.

Auf der anderen Seite der radikalen Linken, der Bewegung, die GenossInnen … ich weiß nicht wie ich das umschreiben soll … Wir … machten meiner Meinung nach den Fehler, oder hatten keine Kapazitäten, diese Veränderungen zu verstehen und den Leuten verständlich zu machen.

Ein Beispiel. Ich denke ein wichtiger Umstand, den es zu verstehen gilt, ist das die Analyse der Art der Veränderung der Produktion von der radikalen Linken kam. Und das die institutionelle linken Parteien die Analysen der radikalen Linken verwandten. Aber sie nutzten diese Analysen nicht dafür linke Antworten zu geben. Aber ihre Antworten waren klar, waren verständlich für die Leute. Unser Problem war es eine gute Analyse der Veränderungen, aber keine klaren Positionen und Antworten den Menschen geben zu können. Ihnen Vorschläge zu machen, so dass sie sich organisieren konnten. Und so wurde die institutionelle Linke der Rechten immer ähnlicher. Und die radikale Linke wurde immer distanzierter zu den Leuten. Ohne Kapazitäten in einer einfachen Sprache verständliche Gedanken und Ideen zu kommunizieren. Ohne Möglichkeiten gemeinsamer Projekte und Kämpfe.

Ich glaube, dass ist das was im Generellen in der Linken in den letzten 20 Jahren passierte.

 

Paul: Kannst Du Dich denn noch daran erinnern, wie Du mich damals auf Deinem Motorino an der stazione centrale abholtest? Wir zu dem Park fuhren und am nächsten Tag auf dem Dach des Leoncavallos standen?

 

Franz: Ja sicher. In dieser Zeit hatte das Leoncavallo eine wirklich große Bedeutung in Milano. Nicht der Ort, sondern das wofür das Leoncavallo stand.

 

Paul: Warum?

 

Franz: Das Leoncavallo war 1989 die erste große politische Erfahrung seit über 10 Jahren der Repression und der Abwesenheit einer Bewegung. So begann die Bewegung wieder 1989 und kam an diesen Punkt von 1994. Das Leoncavallo wurde von der Bewegung, aber auch von normalen Menschen, als etwas Wichtiges, angesehen. Als etwas Veränderndes, als Bewegung, Kampf, Widerstand.

 

Als im September 1994 die Polizei das Leoncavallo räumte und das Leoncavallo ohne eine Raum dastand, schauten sehr viel darauf was nun passieren würde. Was wir tun werden. Ohne einen eigenen Raum trafen wir uns damals in diesem Park. Wir entschieden uns eine neue Räumlichkeit zu besetzen und das taten wir auch. Die Polizei kam an diesem Tag mit Panzerwagen.

 

Zwei Tage später was eine italienweite Demonstration in Milano und es kam zu Straßenschlachten. Die ersten große Straßenschlachten seit den 70er Jahren in Italien. Mit vielen Polizisten, die die Demonstration angriffen und vielen Leute, die sich verteidigten. Das was an diesem 10. September 1994 in Milano passierte war wirklich sehr wichtig. Es gab den sozialen Bewegungen und der Radikalen Linken über sehr viele Jahre mehr Kraft. Und in diesen Tagen war das Leoncavallo sehr oft auf den ersten Seiten aller Tageszeitungen. Dieses Beispiel gab vielen Leuten den Mut etwas zu machen. In kleineren Städten zu sagen, lass uns eine Gruppe machen, ein Kollektiv, ein Zentrum besetzen, und Ähnliches. … Und … Aber Du weißt das ja Alles. Da warst hier.

 

Paul: Diese Tage in Milano gaben in den darauf folgenden Jahren den Bewegungen mehr Raum zu agieren?

 

Franz: Ja. Die Sozialzentren der 90er Jahre versuchten die neue gesellschaftliche Lage zu verstehen und neue Schritte zu unternehmen. Manchmal gelang uns das, manchmal nicht. Aber wir haben es auf jeden Fall versucht. Und so gab es einen neuen Weg für die Bewegung, neue Wege miteinander zu reden, Dinge zu organisieren, neue Art politische Aktivitäten zu entfalten. Nicht mehr in so einer ideologisierten Art und Weise. Nicht mehr in so rigide. In den 80er Jahren sprach und agierte man in einer sehr ideologisch engen Art und Weise. In den 90er Jahren begann man nicht mehr so engstirnig zu argumentieren. Mit anderen, neuen Argumenten über Themen wie Musik, Kultur, Jugendkultur, Subkultur, Kommunikation. Frauenemanzipation, Sexualität, Sozialisierung, unterschiedliche Lebensentwürfe, und vieles Andere. Die Bewegung begann sich über die veränderten Lebensbedingungen in der italienische Bevölkerung zu unterhalten. Und nicht nur über Arbeitsbedingungen und -verträge und Einkommenshöhe, etc.. Die Bewegung kam der Bevölkerung und den Veränderungen näher.

 

Paul: Du erzähltest, dass die Bewegung in den 80er die Bewegung zusammenbrach. Ich kann mich an die Texte über die 70er Jahre erinnern, wo der Feminismus und andere Erfahrungen in Italien doch sehr stark waren

 

Franz: Ja, in den 70er Jahren. Da schaffte es die Bewegung näher an der Bevölkerung zu sein. In den 80er Jahren hatte sie diese Kapazitäten nicht. In den 80er Jahren veränderte sich die Gesellschaft und die Bewegung schaffte es nicht sich darüber zu unterhalten. Erst in den 90er Jahren begann sie wieder Kapazitäten dafür zu haben. Das ist der Unterschied.

 

Paul: Nun sind die 90er Jahre vorbei. Ich habe in den letzten 20 Jahren einige besetzte Zentren gesehen. Aber auch das sie wieder von der Polizei geräumt wurden. Nach diesen zwanzig Jahren, würdest Du sagen, dass die Szene der Centri Sociali noch wie in der 90er Jahren ist?

 

Franz: Nein. Erst einmal müssen wir zwischen Milano und den Rest von Italien unterscheiden. Was in den 90er Jahren mit einer neuen Bewegung der besetzten Zentren begann, kannst Du heute in fast allen italienischen Städten als eine konsolidierte Realität finden. Du findest in vielen Städten Zentren, die es seit ca. 20, 25 Jahren gibt. Linksradiakle Räume, die legalisiert und intern sehr gut organisiert sind. Und in der Stadt wird dieser Raum als zur Normalität gehörend betrachtet. … In einer guten Art Normalität betrachtend. … Aber in Milano ist es anders. In Milano hatten wir in den letzten 20 Jahren nicht nur die rechten Regierungsparteien, sondern auch eine kontinuierliche kommunale Regierung der rechten Parteien. Deswegen haben wir seit 20 Jahren kontinuierliche Angriffe auf die linke Bewegung und die Besetzungen. Das gab es in den anderen Städten nicht. Wenn Du es so sehen willst, liegt die Bewegung in Milano hinter den anderen Städten zurück. Das was in andern Städten als normal angesehen wird, ist es in Milano nicht.

 

Paul: Du meinst die Infrastruktur der besetzten Zentren in Milano liegt weit hinter den der anderen Städte zurück?

 

Franz: In den letzten 20 Jahren konnten die Centri Sociali in den anderen Städten ohne prekäre Lebensverhältnisse heranwachsen. In Milano war das anders. In den meisten besetzten Zentren sind die Menschen die dort aktiv sind, ganz andere Menschen als vor 20 Jahren. Ein Ort wurde besetzt, die Polizei hat geräumt, der Ort musste wechseln, die Leute mussten von vorne anfangen, wieder besetzen … . Manche machten weiter, andere hörten aber auf. So mussten wir in Milano in den letzten 20 Jahren immer wieder von Neuen anfangen. Und das ist ein enormes Problem. Es ist nicht nur das Materielle. Die Projekte und Erfahrungen die die Menschen in dem besetzten Zentrum gesammelt haben, gingen mit ihnen. Diese permanenten Angriffe und Neuanfänge haben es sehr schwer gemacht nach 20 Jahren zu existieren.

Anfang der 90er Jahren hattest Du hier eine Explosion an Neubesetzungen. Aber Ende der 90er Jahre und in den Jahren 2000 bis 2010 hatten wir diese Dynamik von der ich sprach. So wuchs die Bewegung nicht an. Und, meiner Meinung nach, wuchsen wir erst wieder in den letzten drei, vier Jahren.

 

Paul: Warum?

 

Franz: Wir hatten den absoluten Minuspunkt im Jahr 2006. Also in den ersten Jahre seit 2000 ging es mit den besetzten Zentren weder gut, noch schlecht. In dieser Situation verloren sie aber den Kontakt zur Nachbarschaft, zur Bevölkerung, es gab keinen Austausch, usw.. Im März 2006 gab es in Milano eine große faschistische Demonstration. Ein Teil der linken Bewegung entschied sich dagegen eine Demonstration zu machen. Und sie machten eine wirklich schlechte Demonstration mit sehr vielen Fehlern. Mit einem großen Kampf mit der Polizei. Bei dem aber nur 400 Personen beteiligt waren und 40 Personen verhaftet wurden. Und es fehlte ihnen an jeder Kapazität der Bevölkerung ihre Angriffe zu vermitteln. In den Jahren danach gab es eine sehr schlechte öffentliche Meinung über die Centri Sociali. Die meisten Menschen dachten schlecht über die besetzten Zentren. In diesen Jahren war es sehr schwer Politik zu machen. Und man musste von neuem anfangen Besetzungen und Selbstbestimmung und -verwaltung als etwas Positives und Richtiges zu vertreten.

 

Es ist wie im Fußball. Dein Team verliert ein sehr wichtiges Spiel in der 1. Liga und Du musst in der 3. Liga von neuem anfangen und alles wieder Schritt für Schritt aufbauen. Und so ist es gerade. Wir sind mit den besetzten Zentren in Milano nicht auf einem hohen Niveau, sondern müssen dies erst wieder erreichen. Es gibt nicht viele Menschen in Milano, die glauben, dass Sozialzentren etwas Wichtiges sind, das man sie braucht. Es ist nicht mehr so wie vor drei, vier Jahren. Es ist besser geworden. Aber so ist die Stimmung. Wir fingen vor ein paar Jahren wieder an und arbeiten weiter. Es ist noch nicht zu Ende.

 

 

Paul: Erinnerst Du Dich an diese Großveranstaltung Aqua caliente 1996 in Venedig? Die große Sporthalle, die Demo mit den Zapatistas, das Konzert? Und zwei Tage später die Chiapas-Veranstaltung im Leoncavallo mit weit über 1000 Personen. In den Folgejahren gab es eine große Solidaritätsbewegung mit den Zapatistas. Existiert sie heute noch in diesem Ausmaß?

 

Franz: In diesem Ausmaß nicht mehr. Ich kann darüber leider nicht so viel erzählen, da ich nie darin involviert war. Es gibt eine Chiapas-Solidaritätsgruppe, die die Kooperativen dort mit dem Verkauf deren Kaffees hier unterstützt. Mehr kann ich nicht erzählen.

 

Paul: Aber Du hast vorhin erzählt, dass die Kommunikationsaufnahme und das Reisen heute wesentlich leichter sei und viele junge GenossInnen an internationalen Protesten teilnehmen. Ist das mehr ein event-hopping? Also eher unseriös? Nicht verbindlich, nicht verantwortungsbewusst?

 

Franz: Meiner Meinung nach, starteten wir in den letzten drei-vier Jahren in Milano wieder mehr Aktivitäten. Aber die Leute begannen sich auch für andere Konflikte außerhalb Italiens zu interessieren und dorthin zu fahren. Aber wegen unserer lokalen Situation in Milano und, vor allem in unserer Gruppe sehen wir es so, dass wir zunächst einmal lokal, dort wo wir leben, wir etwas verändern müssen. Bevor wir in und außerhalb Italien herumfahren, Kontakte suchen, usw. müssen wir erst mal lokal was auf die Beine stellen.

Eines der Probleme Anfang der 2000er war, dass viele GenossInnen ihre politischen Erfahrungen individuell/vereinzelt und nicht kollektiv gemacht hatten. Und das sie in dieser individualistischen/isolierten Haltung dachten und handelten.

Z.B. gab es eine Demonstration in Chiapas und 100 Leute fuhren dort hin. Oder sie fuhren nach Palästina. Aber diejenigen die dort hin fuhren waren weder vorher, noch nachher in irgendeiner Weise in einer Arbeit zu diesen Konflikten hier vor Ort in Milano aktiv. Und in diesen zehn, fünfzehn Jahren wurde dies zu einem Problem, da in der Bewegung ein großer Anteil anwuchs, der einen sehr unterschiedliches Verhältnis zur Politik und Bewegung entwickelte. Ein sehr individualistische, isolierte Sichtweise. Und nicht in einer kollektiven Sicht als Teil einer politischen Gruppe/Bewegung. Und so haben wir in den letzten drei, vier Jahren begonnen es so zu halten. Wenn jemand zu einem italienweiten Treffen, oder sonst wohin fahren wollte, dann wurde es betont, dass er erst einmal hier aktiv zu sein hätte, wenn er etwas repräsentieren wollte. Aber wenn jemand hier Nichts macht, kann er nicht herum fahren und für andere sprechen. Wir brauchen keine globalisierten EinzelkämpferInnen, die überall auf der Welt kämpfen, aber die keine kontinuierliche lokale Arbeit machen.

Und so haben wir in unserer Gruppe in den letzten drei-vier Jahren beschlossen nicht an all diesen nationalen und internationalen Treffen oder Ereignissen teilzunehmen. Weil wir sagen, dass wir das in unserer politischen Situation das nicht wollen.

Z.B. haben wir wenig Erfahrungen mit Migrationskämpfen oder Kämpfen zu Wohnrecht. Und wenn in Europa dann Demonstrationen und Aktionen dazu stattfinden, finden wir es für uns nicht angebracht und intelligent Positionen zu vertreten, die wir erst einmal so nicht haben. Also wir finden es besser unsere Erfahrungen und Arbeit zu vertreten. Wenn Leute das wollen, heißt es, ja geh, aber fang mit der politischen Arbeit zu den Problemen erst einmal in Milano an. … Es ist schwierig dies in Englisch auszudrücken. Denn so systematisch wie ich es jetzt gesagt habe ist es nicht. Eher im Generellen. Also wir haben die letzten drei, vier Jahre begonnen nicht alle diese internationalen Kampagnen mitzumachen. Nur manche und nicht immer.

Auf der einen Seite denken wir, dass wenn du ein politischer Aktivist in einer Gruppe bist, in einer kollektiven Situation, in deiner lokalen Umgebung, dann kannst du auf solchen Treffen, bei solchen Begegnungen mit anderen Menschen, mit anderen Erfahrungen, anderen Beziehungen und Verhältnissen, Diskussion und Organisationsformen, dann kannst du ein Verhältnis, ein reales Verhältnis, zwischen Dir und dem Anderen aufbauen. Dann kann etwas wachsen, Ideen können entstehen, Erfahrungen sich entwickeln. Aber wenn Du Deine lokale und kollektive Arbeit nicht hast und dann durch die Welt fährst, dann bist du ein politischer Tourist.

Z.B. ich hasse es wirklich, wenn Leute aus Milano im Sommer ins Baskenland fahren, ihre Biere auf den fiestas trinken und sich dort auf den Demonstrationen mit der Polizei anlegen, aber wenn sie nach Milano zurück kommen, machen sie keinen Handschlag für das Baskenland, machen sie keine Form der politischen Arbeit. Sie haben allein dies persönliche, individuelle Erfahrung. Und was soll man damit? Wozu ist die nütze?

Und wir machen diese Art der Politik vor allem mit unseren jungen GenossInnen. Sie sind in den letzten Jahren herangewachsen, wo es so einfach und billig ist überall hin zu fliegen. Kein Problem, die Eltern erlauben es Dir, usw.. Und wir versuchen ihnen zu vermitteln, dass wenn sie nach Istanbul fliegen wollen, um sich bei den Protesten um den Gezi-Park zu beteiligen, weil sie diese im Fernsehen gesehen haben und darüber schockiert sind. Dann sagen wir, ok geh dahin, aber ihr müsst verstehen, was ihr da macht, warum ihr das macht, und das sie darüber nachdenken, was sie hier in Milano machen und was die Zusammenhänge zwischen diesen beiden Dingen seien könnten. Zwischen den Protesten in Istanbul und der Situation in Milano. Und was sie nach ihren Aufenthalt dort an Erfahrungen zurück bringen und in ihre politische Arbeit hier einbringen können. Du willst deine politische Arbeit an einem anderen Platz machen. Ok, das ist kein Problem, aber verhalte dich nicht wie ein Tourist. Wir brauchen keine GenossInnen aus Milano, die nach Gezi-Park fahren, Fotos machen und schreiben „ich habe dies und das gesehen“. Das kann ich im Internet finden. Fotos und Menschen, die über die Ereignisse schreiben. Wir brauchen so etwas nicht. Wir brauchen jemanden, der wenn er wiederkommt seine Erfahrungen die er dort gemacht hat versteht und hier einbringt. In die kollektiven Erfahrungen seiner Gruppe. … Und, … Stop, es ist zu komplex um es in Englisch zu erklären.

 

Paul: Wir hatten die ähnlichen Erfahrungen mit den deutschen AktivistInnen gemacht, die 2001 nach Genova fuhren. Nach Genova waren es die dort Verletzten und Inhaftierten und deren FreundInnen, die sich noch lange und das oft unfreiwillig mit den Geschehnissen in Genova auseinandersetzten. Bei sehr vielen Anderen hattest Du den Eindruck es mit Polit-TouristInnen und AbenteuerurlauberInnen von diesseits der Alpen zu tun zu haben. Sie arbeiteten nicht mehr zum G8 oder auch zu der Repression in Genova. Es gab ein weiteres Gipfel-hopping, Polit-Events abgreifen, das Aufspringen auf jeden Szene-Zug der vorbei fuhr. Bzw. das ist heute auch so. Große Helden der Revolution.

 

Franz: Ja, ich kenne so etwas. Es gibt da einen Spruch. Ich weiss nicht wie das auf Englisch heißt. Sinngemäß meint er. Sie verhalten sich wie Heerführer ohne Armeen. Hier haben wir viele Heerführer ohne Truppen. Ich denke, dass ist eines der größten Probleme der Bewegung in Milano.

Und so versuchen wir mit den jungen Leuten unserer Gruppen genau das Gegenteil zu machen. Es so zu machen, dass im Zentrum der Gedanke steht, was du mit anderen Menschen als Kollektiv zusammen vor Ort machen kannst. Nicht als Identität, sondern als einen Weg wie Du am besten deinen politischen Weg gestalten kannst. Also als politische Idee, ob Du mit Dir selbst lebst, oder mit anderen Menschen zusammen. Das ist die Sichtweise. Und dabei ist es nicht wichtig, ob Du Dich als Anarchist, Kommunist, Autonomer, als Feministin, oder sonst etwas bezeichnest. Das ist die Sichtweise.

Zu einem ist da dein Verhältnis zu deinen politischen Aktivitäten, dein Verhältnis zwischen Dir und was Du getan hast. Zum anderen hast Du ein Verhältnis zu dem was Du tust in Bezug auf die anderen Leute.

 

Paul: Du sprichst von unseren Gruppen. Welche Gruppen meinst Du?

 

Franz: Unsere Gruppe hat keinen Namen. Sie besteht eigentlich aus acht verschiedenen Gruppen. Wir sagen Area dazu. Aber das ist nicht der richtige Name. Sie wird gebildet durch die Centri Sociali „ZAM“ und „Lambretta“, zwei verschiedene Schüler-Netzwerke „Casc Lambrate“ und „Rete Studenti Milano“ für die Oberstufe. Zwei studentische Gruppen in den Universitäten, „Dillinger“ und „Collectivo Bicocca“. Die Gruppe „Ambrosia“, die die GenossInnen machen und die zu Politik im Generellen arbeiten. Und für alle diese Gruppen die Website „Milano in Movimento“. Diese acht Kollektive sind gerade unsere Basis, unsere Situation. Eine Situation, die jetzt eineinhalb, zwei Jahre so ist. Und wir arbeiten die ganze Zeit daran, was sind unsere Projekte, was ist unsere Organisation, was ist unsere Struktur, usw.. Wir fingen damit vor zwei Jahren an, Letztes Jahr hörten wir damit auf. Und fingen dieses Jahr wieder damit an. Für uns ist das etwas Neues an dem wir die ganze Zeit arbeiten. Also wenn ich gerade von unserer Gruppe sprach, dann meinte ich all diese Gruppen zusammen.

 

ZAM

http://zam-milano.org

https://it-it.facebook.com/pages/ZAM/161630210556307

https://www.facebook.com/collettivo.zam

Osteria Pane & Rose – ZAM

https://www.facebook.com/pages/Osteria-PaneRose-Zam/654706691230215

Polisportova Popolare ZAM

https://www.facebook.com/PolisportivaPopolareZam

Acciaieria ZAM

https://www.facebook.com/acciaieriazam

ZAM Hip Hop Lab

https://www.facebook.com/ZamHipHopLab

CSOA Lambretta

https://it-it.facebook.com/csoalambretta

CASC Lambrate

https://it-it.facebook.com/casc.lambrate

Rete Studenti

http://retestudenti.noblogs.org

https://de-de.facebook.com/retestudenti.milano

Project Dillinger

www.dillinger-project.org

Collectivo Bicocca

http://collettivobicocca.blogsport.eu

https://it-it.facebook.com/collettivo.bicocca

MIM

http://milanoinmovimento.com

Ambrosia

http://ambrosia.noblogs.org

https://www.facebook.com/ambrosia.milano

 

 

Paul: Und in der Zukunft?

Franz: Für mich? Für die Gruppe? Für Mailand? Für Italien? Für die Welt?

 

er lacht …

 

Paul: Na, für die Welt natürlich.

 

beide lachen …

 

Franz: In der Zukunft wollen wir für unsere Gruppen mehr Solidität schaffen. Wir wollen etwas schaffen, was uns ermöglicht diesen Zirkel des permanenten Neuanfangs zu beenden. Wir wollen etwas schaffen, was sich auch mit Sicherheit in der Zukunft verändern wird. Aber Nicht, was existiert, zerstört wird und dann wieder von Neuem anfangen muss. Aus meiner Sicht ist das das Wichtigste in dem nächsten Jahr. Ich habe meinen fünf Jahres Plan. … beide lachen … Und mein fünf Jahres Plan sieht so aus.

Die meisten Mitglieder der Gruppen sind jung und es gibt nicht viele ältere Leute meines Alters in ihnen. Und ich denke man hat eine Verantwortung für diejenigen, die nach dir kommen. Ich versuche ihnen etwas zu geben, was die Möglichkeit beinhaltet langfristig und kontinuierlich zu existieren. Und das was wir jetzt als Area aufziehen, ist ihre Area, nicht meine. Ich bin vielleicht eine Genosse, der etwas macht. Aber sie haben im Zentrum dessen was passiert zu stehen. Das was ich machen kann, ist mit ihnen zu arbeiten und ihnen die Basis dafür zu geben. Was sie damit machen werden, das ist ihr Recht zu entscheiden. Nicht das Meinige.

Wenn wir über Milano reden. … Im Generellen möchte ich erreichen, dass in Milano mehr kollektiv politisch gearbeitet wird. Ich hoffe wir schaffen es eine neue Bewegung zu gestalten, die nicht auf lauter individuellen Erfahrungen, sondern mehr auf kollektive Gruppenerfahrungen basiert. Ich denke, dies ist eines der entscheidenden Probleme und Hauptursachen unserer Probleme der letzten Jahre. Das ist eines meiner weiteren Ziele für die ich arbeiten möchte. …

Ich denke, dass sich eine Person immer bewusst sein sollte, dass er seine politischen Aktivitäten nicht für sich allein macht. Alles was Du machst kann eine Antwort, eine Lösung deines Problems, deiner Ideen sein, aber immer auch eine Antwort oder Lösung in dem Projekt mit den Anderen. Und wir versuchen den jüngeren Leuten zu vermitteln, dass sie sich bewusst sind in welcher Realität, in welcher Gesellschaft sie leben und das ihre politische Aktivitäten in einem Verhältnis zu dieser Realität und zu dieser Gesellschaft steht. Und das sie diese verändern können. Wenn sie ihre politischen Aktivitäten nicht in ein Verhältnis zu der Gesellschaft setzen, wird diese Aktivität nutzlos.

Das Zweite ist, dass wir versuchen zu vermitteln, dass sie bei allem was sie machen, sie sich dafür verantwortlich fühlen, was ihre Gruppe unternimmt. Z.B. ich mache seit 25 Jahren Politik. Aber in unserer Gruppe, wenn ein Interview mit einem Journalisten gegeben wird, oder eine Rede in einem großen Treffen gemacht werden muss, zu 99 Prozent mache ich diese Sachen nicht. Und versuche, das junge GenossInnen das machen. In unserer Gruppe versuchen wir vor allem die jungen GenossInnen dort einzubinden. Die neuen GenossInnen reden zu lassen. Wir versuchen damit den größten Teil der Rollen an die Jüngeren zu geben, nicht an die Älteren.

Wir versuchen zu vermitteln, dass wir in der Gruppe keine Hierarchie brauchen. Weil wir auch keine Hierarchie in der Gesellschaft brauchen. Und diese beiden Dinge müssen zusammen gehen. Und wir versuchen den jungen GenossInnen Respekt vor den anderen Gruppenmitgliedern zu vermitteln. Einer der wichtigsten Punkte. Ein Beispiel. Vor einigen Monaten war eine No-TAV Demonstration in Rom, die von der Polizei angegriffen wurde. Wir waren nicht in Rom. Einige junge, neue Mitglieder unserer Gruppe machten daraufhin einige Tage später eine kleine Aktion. Es war nicht schlecht, dass sie etwas machten, aber den Fehler den sie machten, war, dass sie nicht in der Gruppe diskutierten und organisierten, sondern dies für sich entschieden und außerhalb der Gruppe machten. Das war für uns ein Problem …

 

Paul: Machten sie die Aktion im Namen der Gruppe? Oder in ihren eigenem Namen?

Franz: Sie machten es ohne Namen. Aber wir sagten ihnen, dass wir politische Aktivitäten zusammen machen, weil wir der Meinung sind, dass wir zusammen die Antworten auf die Probleme finden können. Aber wenn Ihr nicht mit uns zusammen handelt, dann entsteht der Eindruck, dass ihr nicht daran glaubt, dass wir die Antworten zusammen finden können. Also das es unterschiedliche Herangehensweise und Gefühle zu politischen Aktionismus gibt. Wir versuchten ihnen darzulegen, dass ein Teil einer Gruppe zu sein, eine Gruppe zu bilden, ein Teil eines Kollektivs zu sein, ein Kollektiv zu bilden, meint, dass man Ideen und Diskussionen, Entscheidungen und Handlungen miteinander teilt. Das man miteinander lebt.

Es war sehr interessant. Es gab eine Diskussion, was es heißt Mitglied einer Gruppe zu sein. Jeder Mensch ist einzigartig. Mit seinen Ideen, seinem Charakter, wie er handelt, usw.. Was ist das Verhältnis zwischen einem Individuum und einer Gruppe? Wie ist es möglich eine Gruppe zu bilden, die ein Individuum nicht unterdrückt? Aber nicht eine Gruppe zu sein, wo sich ein einzelnes Individuum lediglich neben anderen einzelnen Individuen befindet. Und genau diese Diskussionen, dieses Herausfinden, ist einer der wichtigsten Prozesse, die wir gerade durchmachen. Weil es die Basis für all dessen ist was wir in Zukunft sind und miteinander machen können. Wir bilden eine Gruppe, ein Kollektiv, eine Area, die … ich sage es einmal auf Italienisch …

Wir versuchen ein Bewusstsein zwischen den am Kollektiv teilnehmenden Personen zu schaffen, dass das Verhältnis untereinander zu einem Aufwertenden macht. Der Wert des Einzelnen ist, wie auch immer, zunächst eines Mitglieds des Kollektivs. Weil wir glauben, dass eine Soziale Bewegung geschaffen wird durch die Gemeinsamkeiten der verschiedenen Individuen. Menschen können gut oder schlecht sein, genau wie ihre Ideen. Aber einzeln schaffen sie keine Bewegung. Eine Bewegung wird nur zusammen, kollektiv, geschaffen. Und die Bewegung ermöglicht dem Kollektiv ,den Einzelnen seinen Wert zu geben. …

ich musste es so sagen, in englisch ist das zu schwer zu sagen …

(Ich hoffe, dass ich das korrekt übersetzt habe!, gez. Paul)

 

Paul: Das heißt das man ein Teil einer Bewegung eigentlich nur als verbundenes Subjekt und als kollektives Subjekt sein kann? Nur wenn man mit einander und in gegenseitigen Respekt lebt und agiert entsteht und ist man Teil einer Bewegung und mehr als ein isoliertes Individuum? Nur dann entwickelst Du gemeinsame Ziele und bist auch in der Lage diese Ziele zu erreichen? Und wenn Du vereinzelt bist und ohne gegenseitigen Respekt, bist und bleibst du isoliert, vereinzelt, kraft- und ziellos?

 

Franz: Ja. Ich denke, dass dies der Weg ist, um Teil der Bewegung zu sein. Du kannst Teil der Bewegung als singuläres Wesen sein, aber die Bewegung wird nie wachsen, wenn sie aus individualisierten Subjekten besteht. …

Ich will gewinnen. … Irgendetwas … Irgendwann … Aber ich will gewinnen. …

 

beide lachen ...

 

Ich sag den jungen Leuten, dass es mich nicht interessiert, ob das was sie jetzt machen lediglich eine individuelle Erfahrung in ihrem Leben ist.

Also Du bist jung, besetzt für einige Jahre politische Zentren. Wenn Du 25, 26 Jahre alt bist, wirst Du arbeiten, Dich verheiraten, dein Leben wird wieder sein wie in deiner frühesten Jugend. Deine politische Betätigung wird für Dich eine Zeitspanne deines Lebens sein. Was mich aber interessiert ist die Zeit die Du politisch aktiv bist und zwar, das was Du in dieser Zeit in einem kollektiven Verhältnis zu anderen Menschen gelebt hast, die etwas zusammen erreichen, konstruieren, wollten. Das ist mir wichtig.

 

Paul: Ok. Vielen Dank für das Interview.

 


 

Einige Links zu Video- und Fotosites

 

il Movimento del '77

 

https://www.youtube.com/watch?v=62Nio0J258Q

https://www.youtube.com/watch?v=0Lj-N1NNiJg&index=2&list=PLE7DEFA73E1510C8D

https://www.youtube.com/watch?v=Gcwh0s5-x18

https://www.youtube.com/watch?v=Kg1cbbqoMro

 

Virus

http://it.wikipedia.org/wiki/Virus_%28centro_sociale%29

Virus CSOA Centro sociale Milano 1982

https://www.youtube.com/watch?v=_wWI1irCgOc

https://www.youtube.com/watch?v=EpU1yYJ9PLg

https://www.youtube.com/watch?v=sVacoVrXTOs

Virus Punk Milano 1982

https://www.youtube.com/watch?v=wkP2ImHHP-Y

https://www.youtube.com/watch?v=Z1fL8Cpvh3k

https://www.youtube.com/watch?v=nOssRF1SkuE

documentary- VIRUS - Punx a Milano

https://www.youtube.com/watch?v=KRbgJ8qPbSw

"Punx Creatività e Rabbia "Punk Italiano Milano 1984

https://www.youtube.com/watch?v=qWv0lJohBR4

 

Clash boicottati a Bologna (1980)

https://www.youtube.com/watch?v=fP_aKU3YMgM

 


 

Leoncavallo (centro sociale)

http://it.wikipedia.org/wiki/Leoncavallo_%28centro_sociale%29

 

Internet-Site des Leoncavallo:

http://www.leoncavallo.org

https://www.facebook.com/leoncavallospa

 

noi siamo il sangue nuovo nelle arterie della città [1989]

https://www.youtube.com/watch?v=Y8GwRUstXi4

[DOC Sgombero Leoncavallo] Noi siamo il sangue nuovo nelle arterie della città (Completo)

https://www.youtube.com/watch?v=RA4Yuuhkbuc

 

Fotos 1989:

http://senigalliesi.photoshelter.com/gallery/CS-Leoncavallo/G0000_kX0fJVCRKg/C0000Hms2ajpDgJA

http://www.ecn.org/leoncavallo/16ago89/16ago-f.htm

 

CSOA Leoncavallo (1994)

https://www.youtube.com/watch?v=zv8JnGc6rRQ

10 settembre 1994 - corteo Opposizione sociale - Milano

https://www.youtube.com/watch?v=OcCVJpdzkNM

Fotos:

http://www.leoncavallo.org/home/index.php?option=com_content&view=article&id=9&Itemid=120

Liberia Anomalia (Plakate, etc.)

http://www.libreriaanomalia.org

http://www.libreriaanomalia.org/milano-leoncavallo-16889

 

Mailand 2006, die Auseinandersetzungen auf dem Corso Buenos Aires:

http://www.ecn.org/antifa/article/999/milano18condanne9assoluzioniperscontri113

Mezzogiorno di fuoco: gli scontri in corso Buenos Aires a Milano

https://www.youtube.com/watch?v=P6pRmcgqUi4

 

 


 

 

weitere Texte von uns zu Mailand/Italien

 

Nazizentrum in Mailand abgebrannt (04.05.2007)

http://de.indymedia.org/2007/05/175264.shtml

Rassistischer Mord in Mailand (17.09.2008)

http://de.indymedia.org/2008/09/227257.shtml

 

Con Dax nel cuore - Gedenken in Mailand (23.03.2008)

http://www.nadir.org/nadir/initiativ/azzoncao/milano1.html

http://www.nadir.org/nadir/initiativ/azzoncao/milano2.html

http://media.de.indymedia.org/media/2008/03//210978.pdf

Proyecto Memoria - Der faschistische Mord an Davide Cesare / Mailand (09.05.2009)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/6647

Con Dax nel cuore! (28.07.2010)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/23218

Proyecto Memoria: Con Dax nel cuore - otto anni senza te, otto anni con te - (16.03.2011)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/35693

Mailand: Davide DAX Cesare - 10 ANNI SENZA TE, 10 ANNI CON TE! (11.02.2013)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/78327

Dax vive – Milano am 16.03.2013 (19.03.2013)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/81597

 

ZAM – Zona Autonoma Milano (29.04.2011)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/38443

ZAM e il primo maggio a Milano (02.05.2011)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/38653

ZAM 3.0 - Zona Autonoma Milano (14.11.2013)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/99441

Milano: Am 23. Juli 2014 wurde das ZAM geräumt (14.08.2014)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/120521

Milano: Am 26. August 2014 wurde das C.S.O.A. Lambretta geräumt (01.09.2014)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/121693

Milano: Escalation tour 2014 – coming soon (03.09.2014)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/121879

Milano is calling, an escalation tour is declared … (08.09.2014)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/122050

 

Deutsche Kriegsverbrechen in Italien (08.07.2013)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/90332

Proyecto Historia - Interview mit dem Ex-GAP-isten Enzo Galasi (25.05.2009)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/7354

Proyecto Historia - Gedenkveranstaltung für vier Partisanen in Mailand am 27. Dezember 2009 (29.12.2009)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/15066

Proyecto Memoria: Carlo Travaglini, uno spirito libero (31.08.2012)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/64180

Giovanni Pesce ist tot (10.08.2007)

http://www.nadir.org/nadir/initiativ/azzoncao/pesce.html

R.I.P. Annunziata „Ceda“ Cesani (05.05.2013)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/87070

 

Milano: Partigiani in ogni quartiere – 2014 (28.04.2014)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/112059

Italienische Faschisten feiern den 90. Jahrestag des "Marsch auf Rom" (03.11.2012)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/70387

Polizeigewalt gegen Flüchtlinge auf Lampedusa (22.09.2011)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/47400

 

Proyecto Memoria - Der faschistische Mord an Renato Biagetti / Rom (09.05.2009)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/6511

Nazimob wütet in Roms Stadtteil Pigneto (25.05.2008)

http://de.indymedia.org/2008/05/218211.shtml

Erneuter faschistischer Angriff in Rom (27.05.2008)

http://de.indymedia.org/2008/05/218502.shtml

Letzte Nacht: faschistischer Angriff in Rom (30.08.2008)

http://de.indymedia.org/2008/08/225787.shtml

Faschistischer Treffpunkt in Rom abgebrannt (05.09.2008)

http://de.indymedia.org/2008/09/226245.shtml

Faschistischer Brandanschlag in Rom (04.05.2009)

http://de.indymedia.org/2009/05/249402.shtml


Antifa-Demo in Verona am 17. Mai   (11.05.2008)

http://de.indymedia.org/2008/05/217071.shtml

 

Proyecto Memoria/Genova 2001 - Interview mit Haidi und Giuliano Giuliani (19.07.2011)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/43428

Proyecto Memoria/Genova 2001 - Interview mit Francesco / Corsari Milano (19.07.2011)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/43500

Proyecto Memoria/Genova 2001 - Interview mit Karsten/Bochum (19.07.2011)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/43652

Proyecto Memoria/Genova 2001 - eine persönliche Erinnerung/Azzoncao (19.07.2011)

https://linksunten.indymedia.org/de/node/43669

 

Wo steht Italien? - Teil 1 (09.11.2008)

http://de.indymedia.org/2008/11/233305.shtml

Wo steht Italien? - Teil 2 (09.11.2008)

http://de.indymedia.org/2008/11/233325.shtml

http://www.nadir.org/nadir/initiativ/azzoncao/italien08.html

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Hier gibt es tolle Bilder aus der Geschichte des Leoncavallo zu entdecken:

http://milano.corriere.it/foto-gallery/cronaca/15_febbraio_06/da-via-man...