Die Rufe nach einem Umbruch des Bestehenden sollen an den Glasfassaden und weißgestrichenen Mauern der Luxusprojekte abprallen. Wenn diese Rufe aber ihre Wut in die Hände nehmen, zerspringt das Glas. Wir haben in der Nacht vom 07.08. den Glasfassaden des Erdgeschosses vom “Marthashof Urban Village” mit Hämmern einen militanten Besuch abgestattet.
Das “Marthashof Urban Village” ist ein Projekt des bayerischen Immobilienentwicklers Maximilan Stoffel und dessen Frau Giovanna Stoffel, die Anfang 2009 die Immobilienfirma Stofanel Investment AG gegründet haben. Die Anlage beherbergt 133 Wohneinheiten mit einem Quadratmeterpreis von 3000 Euro aufwärts: ein sogenanntes Urban Village mit Flats, Garden Villas und Penthouses. Dass es sich hierbei jedoch viel eher um eine Gated Community handelt, zeigt sich auch daran, dass das Versprechen eines öffentlichen Zugangs zu der 3.000qm großen Grünfläche in der Mitte der Anlage nicht eingehalten wurde: ein weiteres Luxusghetto für den Prenzlauer Berg.
Neben dem Marthashof ist die Stofanel Investment AG noch für vier weitere Luxusprojekte in Berlin verantwortlich wie z.B. das “B.Nau Urban Home” an der Bernauer Straße, das wohl auch für “Harmonie, Freiheit, Geborgenheit und Ruhe” im Kiez sorgen soll. Mehr als zynisch ist dabei, wenn die Firma auch noch behauptet, im Mittelpunkt stünden der “Mensch und seine Bedürfnisse”.
Eine Stadt für alle?
Die Privatisierung Berlins nimmt weiter ihren Lauf. Eigentumswohnungen, Luxusmodernisierungen und die Ghettos der Reichen prägen zunehmend das Stadtbild. Die Anpassung der Stadt nach den Bedürfnissen der urbanen Eliten macht aus dem, was eine Stadt für Alle sein könnte, ein Produkt von Wenigen. Die Stadt und ihr “alternatives” Image werden zu einer riesigen Kapitalanlage, in der Lifestyle verkauft und Profit geschlagen werden muss: Wohnen mitten in der City, aber mit “viel Ruhe und Grün” ab 3.000€ / qm. Kameras, Sicherheitsdienste und Mauern helfen sich von denen abzuschotten, die nicht das nötige Kapital haben und von prekären Lebensverhältnissen, Verdrängung, sowie sozialer und rassistischer Ausgrenzung betroffen sind.
Wer oder was nicht verwertbar ist und nicht ins neue hippe Berlin passt, wird mit allen Mitteln vertrieben, plattgemacht und an den Rand gedrängt. Doch anstatt sich den Spielregeln der Herrschenden zu unterwerfen, fangen Menschen an, zusammenzukommen, sich selbst zu organisieren und ein anderes Zusammenleben fernab von kapitalistischer Verwertungslogik zu erproben. Durch die Besetzung des Oranienplatzes im Herbst 2012 und der ehemaligen Gerhard-Hauptmann-Schule im Winter 2012 wurden Alternativen zu Isolation und dem bestehenden Lagersystem für Geflüchtete geschaffen. Der Oranienplatz, die Schule und der Protest der Geflüchteten sahen sich von Anfang an mit staatlicher Repression und medialer Hetze konfrontiert. Als Dornen im Auge der Law-and-Order Fetischist*innen, allen voran Innensenator Frank Henkel, wurden zuerst der Oranienplatz im April 2014 geräumt und im Juli mit einer achttägigen Belagerung die meisten Bewohner*innen aus der Schule vertrieben.
Das gleiche Schicksal scheint jetzt der seit 2012 besetzten Cuvrybrache, ein Filetstück des Mediaspree-Projekts, zu drohen. Ein umkämpfter Ort, der seit 15 Jahren so etwas wie einen Freiraum darstellt, soll bald Einkaufszentren und Luxuswohnungen weichen, um somit auch dem letzten, der Berliner Linie trotzenden, Ort in Kreuzberg seine Stimme zu nehmen.
Ein erster Schrei der Wut hingegen waren gestern unsere Hämmer in euren Scheiben, denn noch immer haben Räumungen ihren Preis!
Für jede Räumung selbstbestimmten Lebens sollen die Profiteur*innen nicht ruhig schlafen können!
Für einen widerständigen Alltag und eine rebellische Stadt von unten!
Autonome Gruppen
Friede den Hütten Krieg den Kalästen
zwar gibt es im Tagesspiegel die üblichen Kommentare,die ihren Abscheu äussern,ABER auch erfreulicher weise auch so einige die Verständnis dafür aufbringen,und ihre Klammheimliche Freude posten
nicht mehr als ein Versicherungsschaden
Die klammheimliche Freude einiger Tagesspiegelleser über ein paar kaputte Scheiben (die von der Versicherung ersetzt werden) soll wohl jetzt als Erfolg verkauft werden, oder? Weder Stofanel noch andere werden sich davon abschrecken lassen ihr Geschäftsmodel weiter zu fahren. Und den Menschen, die auf der Suche nach günstigem Wohnraum sind, ist damit auch nicht geholfen. Und darum geht es doch im Prinzip oder habe ich da was falsch verstanden?
huhu
Die Häuser denen die drin wohnen! Viva la revolution...
Sinnlos
Die Aktion war absolut sinnlos. Ihr zielt nicht auf unzweifelhaft geschlossene Communities, weil Euch die Gefahr zu hoch ist, erwischt zu werden. Genausowenig seid Ihr in der Lage, die wirklich Verantwortlichen an der Lage zu treffen (denn: Ihr wollt die Situation doch ändern!!!). Überlegt Euch doch lieber, wie Ihr konstruktiv die Situation ändern könnt - siehe Schokoladen. Trotz allem Verständnis für die Mietenexplosion: macht keinen Terror gegen die, die für Eure Situation weder verantwortlich sind noch etwas daran ändern können. In 10 Jahren werdet Ihr euch über Euer naives Verhalten ärgern.