HB: Bericht - Kund­ge­bung gegen Antisemitismus

HB: Bericht - Kund­ge­bung gegen Antisemitismus

Am Diens­tag den 15.​07.​2014 fand eine spon­ta­ne Kund­ge­bung und Kurz-​De­mons­tra­ti­on gegen An­ti­se­mi­tis­mus im Bre­mer Stein­tor-​Vier­tel statt.

 

Etwa 140 Teil­neh­mer*innen ver­sam­mel­ten sich gegen 18.​00 Uhr am Zie­gen­markt und gin­gen nach ca. einer hal­ben Stun­de wei­ter zur Siel­wall­kreu­zung. Der Auf­zug war fried­lich und ruhig. Am Rande wur­den Flyer mit In­for­ma­ti­ons­tex­ten ver­teilt. Die Po­li­zei war im Ge­gen­satz zu den An­ti­se­mi­ti­schen De­mons­tra­tio­nen mit einem gro­ßen Auf­ge­bot vor Ort.


Die Kund­ge­bung ist eine Re­ak­ti­on auf vor­an­ge­gan­ge­ne ge­walt­tä­ti­ge, an­ti­se­mi­ti­sche De­mons­tra­tio­nen von An­ti-​Is­rae­li­schen Grup­pen und Ein­zel­per­so­nen. In der Nacht von Sams­tag auf Sonn­tag wur­den aus einer sol­chen De­mons­tra­ti­on meh­re­re Un­be­tei­lig­te be­lei­digt, an­ge­grif­fen und teil­wei­se schwer ver­letzt.
Eine Be­tei­lig­te fass­te wie folgt zu­sam­men: „Es kann nicht sein, dass ein Mob von an­ti­se­mi­ti­schen Schlä­gern meh­re­re Aben­de hin­ter­ein­an­der durch Bre­men zieht. Wir for­dern alle Bre­mer*innen auf, Ge­sicht zu zei­gen gegen An­ti­se­mi­tis­mus. Es geht dabei nicht um eine Ana­ly­se des Nah­ost­kon­flikts, son­dern um diese ge­fähr­li­chen Ver­samm­lun­gen.“

 

DESHALB:

Zusammen gegen An­ti­se­mi­tis­mus!

 

Am kommenden Mittwoch, den 23.07.14, soll eine pro-palästinensische Großdemonstration unter dem Motto „Für Gerechtigkeit und Frieden in Palästina“ durch Bremen ziehen. Der selbe Personenkreis, der diesen Aufzug organisiert, war maßgeblich an mehreren antisemitischen Spontandemonstrationen beteiligt.

 

Seit der er­neu­ten Es­ka­la­ti­on des Nah­ost-​Kon­flikts kam es deutsch­land­weit zu ähn­li­chen Ver­samm­lun­gen. In der Nacht vom Sams­tag, den 12.07.14, auf Sonntag, lie­fen rund 150 Men­schen durch die Bre­mer In­nen­stadt sowie das Stein­tor­vier­tel. Teil­neh­mer rie­fen Pa­ro­len wie: „Kin­der­mör­der Is­ra­el!“, „Is­ra­el – Ter­ro­ris­ten!“, „Zio­nis­ten sind Fa­schis­ten!“. Aus dem Auf­zug her­aus wur­den Pas­san­t_in­nen unter an­de­rem als „Scheiß Juden“ be­schimpft. Am Rande kam es zudem zu ge­walt­tä­ti­gen Ak­tio­nen. So grif­fen De­mons­tra­ti­ons­teil­neh­mer Pas­san­ten an. Die an­we­sen­de Polizei ver­hin­der­ten diese Über­grif­fe nicht. Die De­mons­tran­ten konn­ten un­be­hel­ligt wei­ter­lau­fen. Noch rund eine Stun­de zogen diese in Be­glei­tung der Ein­satz­kräf­te ungehindert bis zum Bahn­hofs­vor­platz.

Aufgrund der deutschlandweiten „Friedensdemonstrationen“ mit antisemitschen Inhalten, den Ereignissen am 12.07.14, sowie der Großdemonstration in Bremen am 23.07.14, rufen wir zu einer Kundgebung gegen Antisemitismus auf.
Dienstag, 22.07.14, 17.00 Uhr, Am Marktplatz in Bremen (am Roland) Auch wenn es im Bündnis keine einheitliche Meinung bezüglich des Zeigens von Nationalfahnen auf der Kundgebung gibt, bitten wir euch auf diese zu verzichten. Zu­sam­men gegen An­ti­se­mi­tis­mus!

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Hallo,

 

aus dem hier veröffentlichten Aufruf geht zwar hervor, dass ein Bündnis zur Demo aufruft, nicht aber um welches bzw. was für ein Bündnis es sich handelt.

 

Das ist ärgerlich, zumal an diesen Prozessen nicht beteiligten Menschen wie mir dadurch erschwert wird, im Aufruf kolportierte Behauptungen zu überprüfen und z.B. festzustellen, ob diese tatsächlich auf Recherchen beruhen oder lediglich auf Mutmaßungen.

 

Beispiel: Im Aufruf heißt es „Der selbe Personenkreis, der diesen Aufzug organisiert, war maßgeblich an mehreren antisemitischen Spontandemonstrationen beteiligt.“ In einer Mail, die über den Bremer Sozialfourms-Verteiler ging, klingt das hingegen ganz anders; dort heißt es „In mehreren Vorbesprechungen haben die an der Demonstration beteiligten Gruppen Maßnahmen getroffen, damit es weder zu Gewalt noch zu antisemitischen Ausschreitungen und anderen Provokationen kommt. So werden über 100 Ordner mit genauen Anweisungen im Einsatz sein. In einem Video werden die Teilnehmer zu ordentlichem und diszipliniertem Verhalten aufgefordert: [https://www.facebook.com/photo.php?v=828905423796113] Niemand von den Gruppen oder Personen, die die Demonstration am Mittwoch planen, war an der nächtlichen Demonstration am vorvergangenen Wochenende beteiligt, bei der ein Journalist und ein Passant angegriffen wurden. “ (zitiert aus einer Mail des „Bremer Friedensforum“ im Verteiler vom 21.7.)

 

Ich kann zur Zeit wie gesagt nicht beurteilen, welche Darstellung die Tatsachen verzerrt (oder ob es beide tun).

In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass weder das "Bremer Friedensforum" noch Bremens im weitesten Sinne „antideutsche“ Zusammenhänge es in derartigen Auseinandersetzungen mit der Wahrheit allzu genau nehmen.

 

Jedenfalls werde ich mich nicht an irgendeiner Demo beteiligen, auf der meine Anwesenheit möglicherweise für die Zwecke von Leuten instrumentalisiert wird, denen es vor allem darum geht, eine Form von Terror gegen die Zivilbevölkerung zu legitimieren – egal, ob es sich dabei um den Terror einer Staatsarmee handelt oder um den nicht staatlich legitimierter bewaffneter oder paramilitärischer Gruppen.

 

Unabhängig von all dem wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, eine Demo oder Mahnwache zu den konkreten Übergriffen und gegen Antisemitismus zu machen.

 

Emanzipatorische Grüße,
m.

 

P.S.: noch ein Verweis auf einen lesenswerten Denkanstoss in der Debatte um hiesige Reaktionen auf die aktuelle Eskalation des Konfliktes: http://lowerclassmagazine.blogsport.eu/2014/07/irre-debatte/