Aktionswochenende zum 1 Todestag von Clément Méric

Clément Méric - Gedenkplakat 2014

Am 5. Juni 2013 wurde der junge Antifaschist Clément Méric in Paris von Nazis ermordet. In wenigen Tagen jährt sich der Mord zum ersten Mal. Zu den Ereignissen des 5. Juni 2013:

Clément verließ am frühen Abend des 5. Juni gemeinsam mit Freund_innen ein Geschäft, wobei er von einer Gruppe Nazis beobachtet wurde. Diese stoppten die Gruppe um Clément. Es kam zum Streit, wobei schließlich einer der Nazis Clément mit einem Schlagring ins Gesicht schlug. Durch die Wucht des Schlages kippte er nach hinten und schlug mit dem Kopf auf einen Poller auf. Ein herbeigerufener Notarzt konnte ihn nicht mehr retten und Clément erlag noch am Tatort seinen Verletzungen. Die Gruppe Nazis flüchtete, konnte aber kurze Zeit später festgenommen werden.

 

Zu den Tätern

Fünf der Täter, unter ihnen der Haupttäter Esteban Morillo, konnten gefasst werden und sitzen seitdem mit dem Vorwurf des fahrlässigen Totschlags in Haft. Die Obduktion ergab, dass es die Schläge ins Gesicht und nicht der Sturz waren, die Clément töteten – eine Tötungsabsicht lässt sich also durchaus feststellen.

 

Die Nazis gehörten der Gruppe "Jeunesses Nationalistes Révolutionnaires" (JNR) an, die eng verflochten war mit der Bewegung "Troisième Voie" unter ihrem Anführer Serge Ayoub, einer bekannten Figur des rechtem Spektrums. Beides sind klar rechtsradikale Gruppen mit personellen Überschneidungen zur rechten Partei "Front National" (FN), die in Frankreich immer mehr an Kraft gewinnt.

Zu den Hintergründen

 

Nachdem in Frankreich mit dem amtierenden Präsidenten Hollande zunächst eine "sozialistische" Regierung gewählt wurde, ging im Jahr 2013 ein Rechtsruck durch das Land. Auslöser war die Verabschiedung eines Gesetzes, das die Ehe von Homosexuellen erlaubte, die "mariage pour tous" ("Ehe für alle"). Schon vor der Verabschiedung des Gesetzes gingen Zehntausende gegen die „Homo-Ehe“ auf die Straße und selbst nachdem das Gesetz inkraft getreten war, dauerten die teils gewaltsamen Proteste an. Es gab eine regelrechte Explosion von Hass und Gewalt gegen Homosexuelle.

Da Frankreich fernab urbaner Ballungsräume zutiefst christlich und konservativ ist, können große Teile der Bevölkerung gegen die Ehe von Homosexuellen mobilisiert werden, sodass konservative und rechtsradikale Bewegungen einen starken Rückhalt haben.

So ist es kaum verwunderlich, dass die rechte Partei "Front National" unter Marine Le Pen bei den letzten Präsidentschaftswahlen schon erschreckende 17,9% der Wähler_innenstimmen bekam und laut Umfragen für die Europawahl am 25. Mai mit bis zu 25% die stärkste Kraft werden könnte.

In diesem politischen Klima fühlen sich Nazis und neofaschistische Gruppierungen stärker denn je. Eine erhebliche Zunahme rechter Gewalttaten gegenüber Befürworter_innen der gleichgeschlechtlichen Ehe und linken Aktivist_innen ist in Frankreich zu beobachten.

In diesem Klima wurde der Antifaschist Clément Méric von Nazis ermordet. 

 

Zu den Reaktionen


Nachdem der Mord bekannt wurde, äußerten sich Politiker_innen aller Parteien in Frankreich betroffen. Selbst rechte und konservative Kräfte, also diejenigen, gegen die sich unter anderem auch Cléments Kampf richtete, verurteilten diese mörderische rechte Gewalt. Dies war jedoch nichts als blanker Hohn, denn in der anschließenden medialen Debatte wurde rechte mit linker Gewalt gleichgesetzt. Bei seinen zahlreichen Interview-Auftritten konnte Serge Ayoub, der Anführer von "Troisième Voie", teils unwidersprochen seine politischen Ansichten verbreiten.

Präsident Hollande versprach Konsequenzen und wollte die Gruppen "Troisième Voie" und "Jeunesses Nationalistes Révolutionnaires" verbieten, wobei sie ihm zuvorkamen und sich selbst auflösten. Damit war das Thema für Politik und Medien abgehakt.

Freund_innen und Genoss_innen von Clément jedoch organisierten schon am 6. Juni 2013 eine Kundgebung und am folgenden Samstag eine riesige Gedenkdemonstration durch die Innenstadt von Paris, der sich tausende Antifaschist_innen anschlossen. Darauf folgten dutzende Solidaritätsdemonstrationen in zahlreichen französischen Städten und weltweit. In Berlin fand eine Woche nach Cléments Tod eine Kundgebung vor der französischen Botschaft statt. Im Stadtbild wurden Transparente aufgehängt, die an den Mord erinnern sollten.

Die "Antifaschistische Aktion Paris-Banlieue" (AAPB), in der Clément aktiv war, organisiert seither immer wieder Solidaritätsaktionen. So soll es auch dieses Jahr zu Cléments Todestag eine große Gedenkdemonstration und ein Konzert geben. 

 

Aktionswochenende rund um das Gedenken an Clément


Die Aktionen zeigen, wie wichtig ein antifaschistisches Gedenken ist, damit rechte Gewalttaten und Morde nicht in Vergessenheit geraten. An Clément und alle anderen Menschen, die von Nazis ermordet wurden, muss immer wieder erinnert werden.

Unsere Wut über den Mord, unsere Trauer um Clément, müssen zu Widerstand werden gegen den Faschismus, der überall in Europa immer mehr an Boden gewinnt und immer wieder Menschen das Leben kostet. Die Liste der Länder neben Frankreich, in denen faschistische Kräfte immer stärker werden, ist lang. So zog zum Beispiel in Griechenland die rechte Partei Chrysi Avgi mit 18 Sitzen (6,92%) ins Parlament ein. Im September 2013 ermordete ein Mitglied der Partei den linken Musiker und Aktivisten Pavlos Fyssas. In Ungarn erreichte die rechtsradikale Jobbik-Partei bei den letzten Wahlen erschreckende 20,5%. In der Ukraine gewinnen die Faschisten um den sogenannten "rechten Sektor" und die faschistischen Partei "Swoboda" Aufwind und machen mobil - gegen Antifaschist_innen, Jüdinnen und Juden sowie Gewerkschafter_innen. In Odessa kostete dies bereits mehr als 40 Menschen das Leben, als ein faschistischer Lynchmob ein Gewerkschaftshaus anzündete und die Flüchtenden erschlug. Täglich kommt es zu Übergriffen von Nazis, welche trotz unterschiedlicher geostragetischer und ökonomischer Interessen der NATO-Staaten von diesen protegiert werden. Wie wichtig das Gedenken an die Opfer faschistischer Gewalt ist, zeigt auch die Situation in der BRD. Denn auch zweieinhalb Jahre nach dem Bekanntwerden der Mordserie des NSU bleibt eine breite gesellschaftliche Debatte um Rassismus aus.

Wir rufen daher auf: zu einem bundesweiten Aktionswochenende ab dem 5.6.2014 im Gedenken an Clément Méric und alle anderen von Nazis ermordeten Menschen! 

 

Startet Aktionen und seid kreativ!


Macht im Stadtbild auf diesen und andere Morde aufmerksam!

 

Niemand ist vergessen!

 

Ni oubli, ni pardon!

 

Remembering means Fighting!

 

Ps: Das Artikelbild/Plakat liegt im Übrigen in druckbarer Qualität vor ;)

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Das Plakat gibt es HIER in hoher Auflösung zum Download!

In Gedenken an Clément und alle anderen

 

Vor genau einem Jahr wurde Clément Meric in Paris nahe Saint Lazare vom „Troisieme-voie“-Faschisten Esteban Morillo ermordet. Der 18-Jährige Clément war Anarchosyndikalist und engagierte sich bei der „Action Antifasciste Paris-Banlieue“ (AAPB). Seine Ermordung durch eine Skinheadgruppe in der Pariser Innenstadt ist leider nur ein Beispiel von vielen faschistischen Gewalttaten der letzten Jahre. Im Europa der sozialen und wirtschaftlichen Krise – und im Einklang mir rechtspopulistischen und neonationalistischen Volksbewegungen – nimmt sowohl das organisierte, als auch das spontane rechte Gewaltpotential zu. Nazis morden, gestern wie heute.

Wir wollen mit einer entschlossenen Kundgebung denjenigen gedenken, die in den letzten Jahren ihr Leben im Kampf gegen alte und neue Faschist*innen verloren haben. Wir wollen unsere Solidarität mit den Angehörigen und dem politischen Umfeld der Antifas bekunden. Lasst uns zahlreich ein starkes zeichen gegen rechte Gewalt setzen! Antifa toujours!

Infos zum Mord an Clément: https://linksunten.indymedia.org/node/88842 und http://www.pourclement.org

 

Plus d'antifa ?

 

Treffpunkt: Bertoldsbrunnen, Freiburg-Innenstadt, Donnerstag, 5. Juni, 18 Uhr