Pünktlich zum heutigen Spatenstich haben wir letzte Nacht den Showroom für den Neubau auf dem Areal der ehemaligen Kindl-Brauerei in Neukölln besucht und ein paar Willkommensgrüße hinterlassen. Wir haben Werbetafel und Hauswand mit brauner Farbe angegriffen und den Showroom selbst mit passendem Gestank überzogen. Auf dem Areal sollen in zwei Neubauten 119 Eigentumswohnungen entstehen, die von der "Ziegert Bank- und Immobilienconsulting GmbH" vertrieben werden. Der Höchstpreis liegt bei 782.471€ für eine 5-Zimmer-Wohnung mit 200m², die auch in Raten von 2666,67€ monatlich abbezahlt werden können. Das macht 3.912€ pro m² in einem Kiez, in dem fast die Hälfte der Einwohner*innen Geld vom Jobcenter bezieht.
Mit dieser Aktion wollen wir unseren Widerstand gegen die wohnungspolitischen Entwicklungen in Berlin ausdrücken und die Firma Ziegert in den Fokus der Verantwortlichen rücken. Ziegert ist für Entmietungen durch extreme Mieterhöhungen nach "Luxus"modernisierungen und Umwandlung in Eigentumswohnungen berüchtigt (z. B. Lichtenrader Straße in Neukölln und Graefekiez in Kreuzberg).
Mit diesem Neubauprojekt peitscht Ziegert den Aufwertungsprozess, den Neukölln seit ein paar Jahren erlebt und der immer drastischere Verdrängung mit sich bringt, ein weiteres Mal an. Teurer Neubau bedeutet eine Aufwertung der nahen Umgebung. Andere Eigentümer*innen werden sich an den neuen Preisen orientieren und versuchen, ihre Miete noch stärker als bisher in die Höhe zu treiben.
Das Bauprojekt liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rollbergviertel, das durch sozialen Wohnungsbau geprägt ist. In Neukölln insgesamt leben verhältnismäßig viele Menschen mit geringem Einkommen. Ihre Lage wird durch das Neubauprojekt weiter verschärft, die Angst am sozialen Leben im eigenen Kiez nicht mehr teilhaben zu können oder wegziehen zu müssen noch realer.
Ziegert selbst scheint zu befürchten, dass es Probleme mit der Nachbarschaft geben könnte. Er hat in Zusammenarbeit mit Bezirk und Quartiersmanagement bereits an soziale Vereine gespendet und wirbt damit, dass pro verkaufter Wohnung 200€ an Vereine in der Umgebung gehen. So versucht er, sich einen sozialen Anstrich zu verpassen, vorallem geht es aber wohl darum, sich Akzeptanz in der Nachbarschaft zu kaufen und dem Bauprojekt die Angriffsfläche zu nehmen. Ziegert heuchelt soziales Gewissen, während der Neubau einen aggressiven Gentrifizierungsprozess antreibt. In Neukölln werden Menschen mit kriminellen Methoden entmietet und durch Zwangsräumungen auf die Straße gesetzt. Letztes Jahr gab es allein in Neukölln 800 Zwangsräumungen!
Wir haben genug vom kapitalistischen Wohnungsmarkt, der unsere Stadt zerstört und uns das Leben erschwert. Wir wollen eine Stadt, in der Platz ist für alle - egal, welches Einkommen, welche Herkunft, welche anderen Voraussetzungen wir haben!
Ziegert wirbt auf seiner Homepage mit "Null Stress" für Käufer*innen. Wir erwidern: Null Entspannung für ihn und alle Verantwortlichen der aktuellen Wohnungspolitik! Wir stressen zurück!
gut getroffen
schöne Aktion, scheint Ziegert & Co ganz schön nervös gemacht zu haben. Für ihr sauberes Image haben sie sich die Mühe gemacht, das beworfene Schild zu entfernen und die Farbe am Fenster mit albernen Fahnen zu verhängen, um den Protest unsichtbar zu machen. Ein paar Frühaufsteherinnen waren aber trotzdem mit einem Transpi vor Ort, leider viel zu wenige. Der Mensch von der Cascada GmbH war aber sichtlich nervös, und auch einige kaufinteressierte Menschen dürften mitbekommen haben, dass "Null Stress" eine Illusion ist.
Logik?
" Wir wollen eine Stadt, in der Platz ist für alle - egal, welches Einkommen, "
Warum dann keine Wohnungen fuer Leute mit hohem Einkommen?
Ich versteh die Logik nicht.
Freiheit wollen aber den anderen nicht eingestehen?
total logisch
In Neukölln wurde Wohnraum für Menschen mit niedrigem Einkommen in den letzten Jahren systematisch zerstört, als Hartz IV EmpfängerIn oder GeringverdienerIn ist es inzwischen fast unmölgich, eine neue Wohnung hier zu finden, wenn man aus seiner alten verdrängt wirde (oder einfach nur umziehen will). Wenn man Neukölln für alle will, braucht man mehr für alle bezahlbare Wohnungen. NUR teure Wohnungen ist halt nicht für alle.
Die Kritik geht daher an dich zurück: Freiheit wollen und anderen nicht eingestehen.
!
Niemand muss hohe Mieten zahlen, aber einige können es nunmal.
Wenn jemand für sein hohes Einkommen hart arbeitet, dann bleibt es ihm wohl überlassen, wie er dieses einsetzt.
Ich finde das "Stress machen" im Allgemeinen albern.
Wieso sammelt ihr nicht eure Kräfte und fördert etwas produktives, wie beispielsweise das in Arbeit bringen der angesprochenen Hartz IV Empfänger oder die Unterstützung von Geringverdienern o.ä. anstatt andere bei ihrer Arbeit zu behindern? Hättet ihr normal demonstriert ohne etwas zu beschädigen, dann hätte ich den Protest akzeptieren können, aber das Zerstören von Eigentum anderer Personen finde ich ziemlich unangemessen. wenn man auf angebliche Probleme aufmerksam machen will. Super kindisches Verhalten.
Insgesamt werden hier Thesen und Fakten so gedreht, wie sie für die eigene Argumentationsgrundlage benötigt werden...
gehörst dazu
Deine arrogante Haltung verdeutlicht sehr gut den Arschloch-Charakter des Kapitalismus. Das Problem ist, dass manche hohe Mieten nicht zahlen können, auch wenn sie in ihren gering entloihnten Jobs noch so hart arbeiten. Wenn dir das egal ist, dann bist du Teil des Problems.
Protest ist gut!
Generell finde ich es ja gut dass es jemanden gibt der derartige Entwicklungen aufzeigt, vor allem dass allen bewusst wird wie eine Mieterhöhung zustande kommt aufgrund eines Neubaus in der Umgebung.
Andererseits finde auch ich Zerstörung als Zeichen von Widerstand völlig unnotwendig und in die falsche Richtung getrieben!
Seiten anderer Meinungen sind auch zu akzeptieren, aber nicht zu unterstützen, im Gegenteil, die Menschen sind aufzuklären - aber nicht mit Sachbeschädigungen! DAS ist zu verurteilen, und zwar aufs Schärfste!!