Keine Ruhe für Nazis ... am Arbeitsplatz: Hertling Hamburg

Marquardt, Martin mit NPD-Funktionären Lütke und Proch

In der Filiale des Logistikunternehmens Hertling in Rellingen bei Hamburg ist eine Vielzahl von NPD-Kandidaten aus Neumünster nicht nur angestellt, sondern macht auch in sozialen Netzwerken "Werbung" für das Unternehmen. Angesichts der großen Bedeutung von Geschäftsbeziehungen auf internationaler Ebene für das Unternehmen, können wir uns vorstellen, dass es die Firmenleitung nicht kalt lässt, wenn der Firmenname und das Logo auf öffentlich einsehbaren Profilen direkt neben menschenverachtenden, teilweise strafbaren Nazi-Emblemen und rassistischen Parolen auftauchen. Darüber hinaus äußern sich die betroffenen Mitarbeiter an diesen Stellen nicht gerade positiv über ihr Unternehmen.

 

Um wen geht es?
Zu allererst ist Mark Michael Proch, Ratsherr der NPD in Neumünster, zu nennen. Er hält in der extrem rechten Partei in Neumünster die Fäden in der Hand und glänzt neben der Teilnahme an Ratsversammlungen in alkoholisiertem Zustand auch durch rassistische und ausländerfeindliche Sprache (s. Abschnitt "Werbung"). Sein Schwager Andreas Regner (Facebook-User "KungAddy Fu") hängte mit ihm im Bundestagswahlkampf rassistische Plakate ("Geld für Oma statt für Sinti und Roma", etc.) auf. Gemeinsam griffen beide mit KameradInnen im November 2013 im Rahmen eines "Heldengedenkens" für gefallene SS-Soldaten eine Gruppe von Journalist_Innen an.
Ihr Kamerad Martin Marquardt begleitete zusammen mit dem stellvertretenden NPD-Landesvorsitzenden Jens Lütke den neu gewählten Ratsherrn Proch am 18.06.2013 zur konstituierenden Ratsversammlung, weshalb er mit den beiden am Folgetag auf einem Foto in der Zeitung "Holsteiner Courier" zu sehen war. Darüber hinaus nahm er am 01.05.2012 am NPD-Aufmarsch in der Stadt teil, der auf sehr große mediale Aufmerksamkeit stieß. Des Weiteren sind Daniel Below (Facebook-User "Hae Dy"), sowie die Brüder Wladimir Krutsch (Facebook-User "Wowa Krutsch") und Viktor Krutsch (Facebook-User "Nagavicin Ivan Sten") zu nennen, die im Zuge der Kommunalwahl 2013, ebenso wie Mark Michael Proch, für die Liste der NPD kandidierten. Auch Below beteiligte sich - wie das Foto im Anhang belegt - am NPD-Aufmarsch am 01.05.2012. Weitere Personen, die zwar nicht in der NPD in Neumünster aktiv sind, bei Facebook aber u.a. nationalsozialistische Symbole verbreiten und aufgrund ihrer Profilangaben mit Hertling in Verbindung gebracht werden können, sind Marcus Pagels aus Hamburg, sowie die beiden User "Denny Henning" aus Hagenow in Mecklenburg-Vorpommern und "Fsd Germany".

Wie sieht die "Werbung" für Hertling aus?
Die oben genannten Neonazis geben in sozialen Netzwerken wie Facebook an, bei Hertling zu arbeiten, und/oder sie veröffentlichen Fotos, auf denen sie in Hertling-Arbeitskleidung oder aber neben Hertling-LKWs und vor Firmengebäuden von Hertling zu sehen sind. So kann man dann neben den Hertling-Logos rassistische Sprüche lesen (bei Martin Marquardt die Erläuterung, dass E.T. sympathischer sei als "die Türken", weil er allein gekommen und wieder nach Hause gegangen sei; bei Mark Michael Proch ist von "NEGERSCHMUCK" die Rede; bei Daniel Below liest man von "neggern" [Fehler im Original]). Ebenso gibt es Anspielungen auf den historischen Nationalsozialismus (Marcus Pagels postet ein Bild von Hitler mit der Bildunterschrift "Neger...? Es gibt keine Neger! Nur schlecht verbrannte Juden"; bei "Fsd Germany" ist ein auf einem Hakenkreuz sitzender Reichsadler zu sehen) und Verweise auf aktuelle extrem rechte Gruppierungen (die omnipräsente Werbung für die NPD oder für Rechtsrockbands wie "Sturmwehr", siehe Screenshot von "Denny Henning"). Darüber hinaus sind auch Aufrufe zur Gewalt dabei (bei "Denny Henninng" tritt ein Nationaler auf eine am Boden liegende Person ein; die Bildunterschrift lautet "Good Night Left Side", Daniel Below fordert die in Deutschland verbotene Todesstrafe für "Kinderschänder").
Neben diesen menschenverachtenden Entgleisungen nehmen viele dieser Personen zwar Bezug auf das Unternehmen Hertling, aber nicht gerade auf positive Art und Weise. Mark Michael Proch schreibt zu dem Spruch "Umzingelt von den Kollegen Denktnix, Machtnix Weissnix und Kannix... Und das Schlimmste ist, ich gehöre auch bald dazu, als Erklärnix, weil das Bringtnix !!!", das sei kein Verweis auf einen Asterix-Comic, sondern "alltag bei Hertling". In einem anderen Post heißt es von ihm "War ein scheiß Tag ! Freitag bei Hertling !". Daniel Below und Viktor Krutsch pokern im Hertling-LKW auch gerne mal um Geld, was unter den Stafbestand "illegales Glücksspiel" fällt. Wladimir Krutsch und Andreas Regner posten darüber hinaus Bilder von ihrer Arbeit, auf denen sie schlafend zu sehen sind, und andere z.B. mit der Bildunterschrift "Langeweile schieben".

Was kann Hertling tun?
In der Regel ist es aus gewerkschaftlicher Perspektive sehr wohl zu befürworten, dass Unternehmen nicht in das Privatleben ihrer MitarbeiterInnen eingreifen. Gemäß der Meinungsfreiheit dürfen auch die politische Ansichten der MitarbeiterInnen kein Grund für eine Kündigung sein. Trotz des Wahlspruchs der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA), der Faschismus nicht als Meinung, sondern als Verbrechen bezeichnet, besagten also in der Vergangenheit einige Gerichtsurteile, dass es ArbeitgeberInnen hinnehmen müssen, wenn die MitarbeiterInnen ihren ausgezahlten Lohn teilweise dafür einsetzen, durch ihre Mitgliederbeiträge die Aktivitäten der extrem rechten NPD zu finanzieren. Ignatz Heggemann, Fachanwalt für Arbeitsrecht der Hamburger Kanzlei Sonntag und Bernzen, schreibt in der Publikation "Arbeitsrechtliche Konsequenzen bei ausländerfeindlicher Betätigung" jedoch, dass "jede Diskriminierung oder Herabwürdigung ausländischer Mitbürger in Wort, Bild und Schrift, weil sie nicht deutscher Abstammung sind" arbeitsrechtlich belangt werden kann. Kommt es zur Verletzung der "Pflicht des Arbeitnehmers, im Betrieb eine provozierende parteipolitische Betätigung zu unterlassen, durch die sich andere Belegschaftsangehörige belästigt fühlen könnten", könne eine fristlose Kündigung, zumindest aber eine Abmahnung erfolgen. Dabei kann die NPD ohne Zweifel als ausländerfeindlich bezeichnet werden, der Kreisverband Segeberg-Neumünster beteiligte sich im Mai 2012 an einer Plakataktion im Kreis Kiel-Plön, bei der u.a. Plakate mit dem Slogan "Heimreise statt Einreise" aufgehängt wurden. Mark Michael Proch, der für die NPD in der Neumünsteraner Ratsversammlung sitzt, teilte bei Facebook im April 2013 den Spruch "Ausländer kosten uns Millionen - Recht auf Asyl abschaffen", am 01. Januar 2014 teilte er ein Bild mit dem Slogan "Kein Bock auf Asylanten - Werde aktiv". Bei den oben genannten Beispielen für die "Werbung" für Hertling in Form von Bezügen auf den Nationalsozialismus fallen einige sogar in den Stafbestand des Verwendens verfassungsfeindlicher Symbole, können also strafrechtlich belangt werden. Mit ihren parteipolitischen Aktivitäten verlassen Proch und Co. darüber hinaus den rein privaten Bereich. Proch betrieb im Gegenteil sogar auf seiner Arbeitsstelle politische Agitation: Als für die Kommunalwahl im April 2013 die KandidatInnenliste der NPD gefüllt werden musste, rekrutierte er neben Personen aus seinem familiären Umfeld vor allem seine KollegInnen von Hertling. Dass dies nicht ohne Konsequenz bleiben darf und auch in Vergangenheit nicht geblieben ist, zeigt das Beispiel des Kieler Neonazis Peter von der Born, dem 2009 wegen seiner extrem rechten Aktivitäten gekündigt wurde.

Keine Ruhe für Nazis ... am Arbeitsplatz!

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Liebe Verfasser*Innen,

bitte versucht künftig das N-Wort nicht auszuschreiben.

Auch zur Dokumentation von Naziaktivitäten sollte diese Sprache nicht reproduziert werden.

Zum Thema "N-Word"
https://www.youtube.com/watch?v=dF1NUposXVQ 

Können wir mal aufhören, eine omnipräsente Angst vor bestimmten Ausdrücken zu schaffen sondern uns lieber mal Gedanken machen, warum sie in welchem Kontext genutzt werden?

Der Unternehmer Hertling hat - wie aus Medien zu erfahren ist - schnell und eindeutig reagiert. Danach hat er umgehend allen Neonazis gekündigt bzw. den Vertrag mit dem Subunternehmen gekündigt. Das ist immerhin ein Erfolg und durchaus respektabel.

Der Text sollte an einer Stelle transparent überarbeitet werden: Das private Pokern um Geldbeträge ist mitnichten illegales Glücksspiel. Dazu fehlt es allein schon an Öffentlichkeit.

denn z.B bei Strato in Berlin arbeitet als Technikchef ein gewisser Jens Pakleppa (ehemals NPD und Bewegung neue Ordnung) und ebenjener verkehrt augenscheinlich nach wie vor mit seinen ehemaligen Gesinnungsgenossen.

Gibt es für diese Behauptung eine Quelle?

leider

Halstenbeker Unternehmer Hertling kündigt nach antifaschistischer Intervention fünf Nazis aus Norddeutschland. Eine kurze Übersicht über die Reaktionen: http://de.indymedia.org/node/975