Wie stark ist die FARC-EP?

Broken Gun

In einem ausführlichen und gründlichen Bericht über den bewaffneten Konflikt in Kolumbien wird auch der Zustand der FARC-EP beschrieben. Entgegen den Bekundungen der Regierung, zeigen sich hier erstaunliche Unterschiede zur Stärke und zum aktuellen Erscheinungsbild der Guerilla.

 

Die Stiftung für Frieden und Versöhnung aus Bogotá versucht mittels Daten und unvoreingenommener Untersuchungen den Zustand der Guerilla FARC-EP darzulegen. Während Regierung und die Massenmedien seit Jahrzehnten das Ende der Guerilla herauf beschwört und ihr den politischen Anspruch aberkennen, sieht es innerhalb der Guerilla jedoch anders aus. Zuletzt politisch gestärkt in die Friedensverhandlungen mit der Regierung gegangen, konnte die FARC-EP sich auch militärisch konsolidieren. Der Bericht der Stiftung geht von einer Anzahl von rund 11.000 Personen in der FARC-EP aus. Dies sind zwar immer noch 9000 weniger, als nach dem Scheitern des Friedensprozesses in Caguán, doch ist der Aderlass der 2000er Jahre gestoppt. Zum nahen Umfeld der Guerilla, also mit den Mitgliedern der Klandestinen Kommunistischen Partei, der Bolivarischen Bewegung und den Milizionären, kommt man sogar zu dem Entschluss, gehören 40.000 Anhänger. Dies sind also bei weitem mehr, als die von den offiziellen Stellen stammenden Zahlen von nur 9000 Guerilleros.

 

Die Guerillabewegung ist in 11 Regionen und 242 Gemeinden Kolumbiens aktiv. Die FARC-EP ist aktuell unter anderem in 20 mobile Kompanien, 21 Kolonnen und in 4 städtischen Fronten organisiert. Die 4 städtischen Strukturen leisten ihre politisch-militärische Arbeit in Bogotá, Cali, Medellín und Barranquilla. Als strategisch-militärischer Überbau für die Kampfeinheiten dienen 5 große Militärblöcke, zwei Einheitskommandos und ein mobiler Militärblock. Die Steigerung der Mitgliederzahlen ist deswegen erwähnenswert, weil die Guerilla natürlich auch immer wieder Verluste ausgleichen muss. So sind zwischen Januar und September 2013 815 Personen demobilisiert worden. Die demobilisierten dürften aus den 1927 durch staatliche Sicherheitsbehörden festgenommen stammen. Insgesamt sind weniger Guerilleros festgenommen und demobilisiert worden, als im Vorjahr. Die eigenen Verluste erhöhten sich jedoch ein wenig, wie der Bericht zur Kenntnis gibt. Die staatlichen Sicherheitskräfte hatten 288 Toten und 1991 Verwundete in den Kämpfen zu verzeichnen. Die militärischen Kämpfe bewegen sich auf einem gleichen Niveau, dieses Jahr waren 2075 Angriffe zu verzeichnen.

 

In den Medien war in den letzten Jahren häufig von einer inneren Destabilisierung der FARC-EP zu lesen. Dem Vernehmen nach sollte besonders der militärisch Ostblock und der Südblock, die über einen nicht zu verleugnenden großen Einfluss verfügen, gegen den Friedensprozess gewesen sein. Es wurde gar befürchtet, dass diese beiden Strukturen sich von der Guerilla loseisen könnten. Diesen Spekulationen tritt der Bericht entgegen. Innerhalb der Weihnachtswaffenstillstandes von 2012 und 2013, waren es diese beiden Strukturen, die die Bedingungen am effektivsten durchgesetzt haben, während sie außerhalb des Waffenstillstandes mit am aktivsten waren. Das militärische Ziel wurde in dem Bericht mit den transnationalen Konzernen, vor allen aus dem Öl- und Energiesektor ausgemacht. 65 direkte Angriffe auf die Infrastruktur und 170 kleinere Aktivitäten konnten im Jahr 2013 gegen die Erdölindustrie verzeichnet werden. Daraufhin musste der Staat mit der Gründung von diversen neuen Militäreinheiten reagieren, um die Infrastruktur des Staates und der Konzerne zu schützen.

 

Für die Sicherheit der Infrastruktur müssen zum Beispiel in Arauca, einer erdölreichen Region im Nordosten des Landes, 81 Prozent aller staatlichen Sicherheitskräfte eingesetzt werden und nur 19 Prozent dienen den kämpfenden Einheiten. Dies zeugt von einer normen militärischen Macht und einem Bedrohungspotential der Guerilla für die Regierung. Für die Finanzierung der Guerilla sollen vor allem die großen transnationalen Konzerne sorgen. So hat die Guerilla, laut Bericht, hier ihren Druck und ihre Aktivitäten erhöht. Als exemplarischer Fall gilt das aus Argentinien stammende Unternehmen Pluspetrol. Alles in allem hat sich sowohl die politische als auch die militärische Arbeit der FARC-EP enorm weiterentwickelt. Wenn man vergleicht, dass es eine hochgerüstete und volltechnologisierte Armee und Polizei mit 500.000 Angehörigen nicht schafft, eine schon mehrmals zum Tode verurteilte Guerilla zu schlagen, dann bleibt neben der militärisch erfolgreichen Taktik der Guerilla vor allem der Gedanke hängen, dass es wohl auch eine soziale und politische Basis gibt, aus der die Guerilla die Kraft und die Daseinsberechtigung ableitet.

 

Bericht: http://www.pares.com.co/

Infos: http://www.kolumbieninfo.blogspot.com/

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Es ist wirklich traurig, dass ich auf einer 'emanzipatorischen' internetseite wie indymedia einen Bericht über die kolumbianische 'guerilla'-gruppe FARC-EP lesen muss, die voll von Ignoranz und Unwissenheit ist. Obwohl dieser Artikel sich nicht absolut eindeutig positioniert und alle Aktionen der FARC gutheißt, spricht der Ton des Artikels jedoch stark für eine positive Haltung gegenüber der selbsternannten 'Guerilla'. Natürlich ist die Staatspropaganda im Bezug zur FARC meistens ideologisch und taktisch herbeigeführt und somit zu verwerfen, jedoch muss in so einem Artikel auch auf das Thema der FARC selber eingegangen werden.

 

Nachdem ich wesentliche Zeit in Kolumbien gelebt und gearbeitet habe, schockt mich die Unreflektiertheit der radikalen Linken in Europa im Bezug zu den aktuellen Guerilla-Gruppen in Kolumbien immer wieder. Natürlich, der kolumbianische Staat und dessen militärischer Apparat, und noch viel schlimmer die eindeutige finanzielle sowie ideologische Unterstützung der rechtpolitischen Paramilitares durch den Staat, erschweren das Leben aller Menschen in dem kolonialisierten Staat Kolumbiens, v.a. die der verschieden Indigenas-communities, die wegen der rasisstisch-kolonialen Elemente in der bolivarischen Bewegung und der Guerilla absolut nichts durch diese erreichen können.

 

Jedoch habe ich in meiner Arbeit auch mit demobiliserten Jugendlichen Ex-Guerillerxs gearbeitet, die zumeist im Alter von 12/13/14 Jahren von mehreren Jarhen im Gefecht erzählen würden, von der hierarchischen Ausbeutung in der Guerilla, die sowohl physisch als auch ideologisch erzwungen wird. Die Realität der meisten Dörfer außerhalb der Großstädte Kolumbiens ist, dass zuerst die Guerilla-Truppen in das Dorf kommen, dann [*Trigger-warning (sexualisierte Gewalt)] alle Frauen* im Dorf vergewaltigt, die meisten Kinder verschleppt und zu Kindersoldaten formt; und die gesamten Resourcen vom Dorf werden auch verbraucht. Kurz darauf kommt das 2. Übel, in Form der Paramilitares und/oder der staatlichen Armee die über das Dorf hereinbricht, und alle Bewohner_innen der Kooperation mit der Guerilla beschuldigt und dann den gesamte Ausbeutungsprozess wiederholt. Außerdem ist die FARC mittlerweile, von ihren ideologischen Wurzeln weg, zu einer rein sich selbst erhaltenden nicht-revolutionären Narcotraficantes-Gruppe (Drogen-Gang) geworden, das wird jeder Person schnell klar die sich mit der Thematik ein bisschen mehr auseinandersetzt.

 

Dass noch immer obige Artikel zu lesen sind, die die vereinfachte Version von Staat = böse & Guerilla = immer gut, reproduziert und bekräftigt, zeugt von enormer Ignoranz, die einfach die komplexe Situation in Kolumbien nicht wahrhaben will.

alleine schon, dass die kolumbianische regierung einen friedensprozess mit der guerilla führt, zeigt doch, dass es auch um politische inhalte geht. wenn du dich so auskennst, wie du schreibst, dann kannst du auf unzähligen internetseiten und veröffentlichungen die politischen ziele der guerilla nachlesen. wenn du so ein schlauer bist, dann kannst du dich mit den sozialen bewegungen unterhalten, die im ländlichen gebiet tätig sind. da gibt es nämlich immer wider mal kontakte und politische arbeit zu den verschiedenen themengebieten, eben auch mit der guerilla. die haben zwar nicht immer ein schild um den hals zu hängen, wo drauf steht, dass sie von der farc sind, aber die leute wissen schon bescheid.

ich habe jetzt wenig lust, auf so einen schwachsinn und eine von die selbst angeklagte vereinfachte version einer schwarzmalerei zu antworten. ich gehe davon aus, dass du einfach nur schlechte erfahrungen gesammelt hast oder die falschen leute kennst. aber wenn du mit jugendlichen gearbeitet hast, dann dürftest du ja auch die sozio-ökonomische situation auf dem land kennen und weißt sicherlich auch, warum junge leute auch noch zur guerilla gehen. damit will ich nicht negieren, dass es arten von zwangsrekrutierung und menschenrechtsverletzungen gibt. leider ist dies so in einem bürgerkrieg bei allen beteiligten (auch dem staat). alleine schon deine propaganda und das transportieren der urib´schen logik einer drogenbande disqualifiziert jegliche weitere diskussion. gute nacht!