[K] Alle für Kalle - Zwangsräumung gemeinsam verhindern!

"Alle für Kalle!"

Erste Ansage an die Eigenbedarfs-Entmieter der Objekt-Design GmbH

Heute haben 25 AktivistInnen der Kampagne „Alle für Kalle - Zwangsräumung verhindern!“ das Immobilienbüro „Objekt-Design GmbH“ (Große Witschgasse 25) in der Kölner Südstadt besucht. Marco Hauschild (Immobilienmakler und „privater“ Eigentümer von Kalles Dachgeschosswohnung) öffnete persönlich und bat die Gäste herein. Das Büro war zwar schnell zu klein für den unerwarteten Besuch, aber die Stimmung war zunächst entspannt.

 

Weniger entspannt reagierten Hausschild und Kollege, als sie mit ihrer plumpen Geschäftspraxis (preiswerte Wohnungen aufkaufen, mit angeblichem Eigenbedarf entmieten, sanieren, weiterverkaufen) konfrontiert wurden und die Aufforderung erging, die „Eigenbedarfs“-Kündigung gegen Kalle unverzüglich zurückzunehmen.

 

Während Hauschild wortlos die AnwohnerInnen-Infos zerknüllte, schlug ein anderer Kollege ähnlich geistlos um sich. Kein souveräner Auftritt der professionellen Eigenbedarfs-Entmieter! Fast könnte man meinen, die etwas ungelenken, jung-dynamischen Objekt-Designer seien mit Widerstand noch nicht so vertraut. Das wird sich bald ändern:

 

Mit der Ankündigung, eine etwaige Zwangsräumung von Kalle in der Fontane-Str. 5 im Kölner Agnesviertel öffentlichkeitswirksam zu blockieren, verließen die AktivistInnen das Büro fürs erste.

 

Hintergrund: (von zwangsraumung-verhindern.de)

 

Die Mieten in Köln explodieren. Wohl denen die noch einen alten Mietvertrag haben. Dass auch das leider keinen ausreichenden Schutz vor Vertreibung darstellt, muss aktuell Kalle Gerigk erfahren. Er bewohnt seit 30 Jahren eine einfache Dachgeschoss­wohnung in der Fontanestr. 5 im Agnesviertel. Nun soll er raus. Der neue Eigentümer hat ihm wegen „Eigenbedarf“ gekündigt. Nach verlorenem Gerichtsverfahren droht nun die Zwangsräumung ab dem 16. Dezember 2013.

 

Entmietung nach Eigentümerwechsel

Im Jahr 2007 hatten Toby Egger (Inhaber von Egger Immobilien) und Marco Hauschild (Immobilienmakler bei Egger Immobilien) die beiden nebeneinanderliegenden Dachgeschosswohnungen in der Fontanestr. 3 und 5 von der WvM Immobilien und Projektentwicklung GmbH für je ca. 100.000 Euro übernommen.

Unter Nennung von „Eigenbedarf“ hat Egger seine MieterInnen zügig zum Auszug bewegt. Hauschild hatte mit seiner Eigenbedarfskündigung gegenüber Kalle weniger Erfolg: Mieter Kalle wollte sich trotz mittlerweile widriger Wohnbedingungen nicht einfach vertreiben lassen. Die ganze Sache stank von Anfang an zum Himmel. Zu einer der vielen Merkwürdigkeiten in seinem Fall zählt auch, dass sein neuer Eigentümer die Wohnung mindestens einmal öffentlich zum Kauf angeboten hat, obwohl er doch „Eigenbedarf“ geltend macht. Das Gericht entschied dennoch gegen Kalle.

 

WDR berichtete

„Egger Immobilien“ in der Großen Witschgasse 25 in der Kölner Südstadt ist mittlerweile pleite. Nach Eggers Geschäftsinsolvenz heißt das Büro nun „Objekt Design Hastrich GmbH“. Dessen Kölner Büro befindet sich exakt am gleichen Ort. Auch die E-Mail-Adresse im Kontaktformular ist die alte. Egger ist nun als Prokurist eingetragen und auch Kalles neuer Vermieter Hauschild arbeitet für Objekt Design.
Während Entmieter Egger seine Wohnung ausbaute, niemals einzog und das Objekt stattdessen für etwa 350.000 € verkaufte (über seinen Makler Hauschild!), hakte es bei Kumpel Hauschild in Hausnummer 5 immer noch. Dumm gelaufen für Hauschild und Egger – wäre die gleichzeitige Sanierung beider Dachgeschosse mit nur einem Baukran doch so günstig gewesen. Über diese Machenschaften hatte bereits die WDR-Servicezeit vom 12. März 2012 berichtet.

 

Gegen jede MieterInnenvertreibung

Kalle zahlt derzeit 345 Euro Kaltmiete. Für dieses Geld würde er wohl kaum eine andere Wohnung in seinem Viertel finden. Mit dem 16. Dezember droht ihm die Wohnungslosigkeit bzw. die Vertreibung an den Stadtrand. Er würde sein in 30 Jahren gewachsenes soziales Umfeld verlieren.

Wir wenden uns gegen jeden Kauf von bewohntem Wohnraum mit anschließender Kündigung. Wer tatsächlich irgendwo einziehen will, soll sich gefälligst eine freie Wohnung besorgen – so wie jede Mieterin auch. Wenn der Käufer, wie in Fall von Kalle dann noch Immobilienmakler ist und sein Arbeitgeber mit der gleichen Masche die Nachbarwohnung bereits gewinnbringend weiterverkauft hat, ist der Skandal perfekt.

 

Zwangsräumungen lassen sich über den Druck der Straße verhindern!

Bundesweit stehen Zwangsräumungen im Fokus von AktivistInnen, die diese gewalttätige Form der Verdrängung versuchen zu verhindern. Das Berliner Netzwerk „Zwangsräumung verhindern!“ hat es erfolgreich unter Beweis gestellt: Als dort im Herbst 2012 – im Stadtteil Kreuzberg – NachbarInnen und Aktivistinnen mit gemeinsamem Protest und Sitzblockaden die Zwangsräumung der Familie Ali Gübol verhinderten, entstand in kurzer Zeit eine kleine Bewegung, die, seitdem immer wieder gegen drohende Zwangsräumungen protestiert.

Zwangsräumungen sind das Resultat einer neoliberalen und profitorientierten Wohnungsmarktpolitik. In der Logik der EigentümerInnen und MaklerInnen sind Wohnungen Waren, mit denen Gewinn erzielt werden soll, die Bedürfnisse der MieterInnen interessieren nicht oder werden zugunsten des Profits übergangen.

Gemeinsam können wir Kalles Zwangsräumung aufhalten! Wenn es tatsächlich zu einer Zwangsräumung kommen sollte, werden wir uns solidarisch wehren. Wir wollen mit einer Sitzblockade verhindern, dass gewaltsam in Kalles Wohnung eingedrungen wird.

  • Wir machen hiermit die vermeintliche „Privatangelegenheit“ von Marco Hauschild öffentlich, ebenso das Gebaren der „Objekt-Design GmbH“ | Große Witschgasse 25 | Köln-Südstadt 0221 – 99553240 | Mobil: 0172 – 5979443
  • Wir fordern den Eigentümer auf, die Kündigung von Kalle Gerigk umgehend zurückzunehmen
  • Wir werden uns einer Zwangsräumung von Kalle in der Fontanestr. 5 öffentlichkeitswirksam in den Weg stellen
    Gemeinsam gegen steigende Mieten und Verdrängung
    aus unseren Veedel!

Wir rufen Nachbarn, Bekannte und Freunde von Kalle auf:

  • Beteiligen Sie sich an den Protesten gegen die Zwangsräumung!
  • Rufen sie bei der oben genannten Firma an und setzen sich für Kalle Gerigk ein.
  • Falls es zu einer Räumung kommen sollte, stellen sie sich dieser Maßnahme in den Weg.
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weiter so.

Wow, ich finde eure Kampagne toll und die Aktion auch. Wenn ich rechtzeitig von der Räumung erfahre, werde ich am Start sein.


Ich finde es auch sehr gut, dass ihr in dem Text darauf aufmerksam macht, dass das kein Einzelfall ist und die Ursache anschneidet. Hier habe ich allerdings einen kleinen aber ich hoffe feinen Kritikpunkt, es geht um diesen Satz "Zwangsräumungen sind das Resultat einer neoliberalen und profitorientierten Wohnungsmarktpolitik."


Da dieser und der folgende Satz die einzigen sind, die auf die Systematik verweisen, die hinter den von euch beschriebenen Probleme steckt, finde ich die Passage nicht schlagkräftig genug. Das liegt hauptsächlich an dem Wort "neoliberal", das hier denke ich mehr oder weniger als synomym für "kaptialistisch" verwendet wird. Hättet ihr "kapitalistisch" geschrieben, hätte ich nichts einzuwenden. Ich habe das Gefühl, dass diese Gleichsetzung sehr häufig ist, und anstatt den Kapitalismus als Ziel der Kritik zu wählen, wird der Neoliberalismus kritisiert. Das kann aber schnell, auch wenn es nicht so gemeint ist, sehr reformisitisch wirken, zumindest aber wird nichts transportiert, was eindeutig nicht reformistisch wäre. Denn aus einer reinen Kritik des Neoliberalismus lässt sich lange keine antikapitalistische Haltung herauslesen (die ich euch jetzt aber einfach mal unterstelle).Polemik und Kritik gegen Neoliberalismus findest du auch in der FAZ oder bei CDU-Politiker*innen.

 

Auch wenn die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs eine ganz andere war (nämlich das Konzept, einen starken Staat zu haben, der den Kapitalismus eindämmt und sozial verträglicher macht, als "dritter Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus", auch wenn er natürlich immer kapitalistisch war), wird damit heute umgangsprachlich vieles verstanden, hauptsächlich aber eine Form(!) des Kapitalismus, die sich durch besonders wenig staatliche Einschränkung des "freien Marktes" auszeichnet- nicht aber der Kapitalismus als ganzes, eben nur eine besondere Form davon. Nur den Neoliberalismus zu kritisieren, kann also in diesem Sinne gelesen werden, dass mensch nur für die stärkere Regulierung des Marktes plädiert, nicht aber für dessen Abschaffung. Wenn ihr das nicht tut (was ich hoffe), finde ich ihr solltet das deutlich machen.


Ob diese synonmye Verwendung von neoliberal und kapitalistisch in antikapitalistischen Zusammenhängen den Grund hat, nicht immer das gleiche Wort zu benutzen? Aber warum sollte Mensch das nicht tun? Wir haben halt nun mal die leidige Aufgabe, die selbe scheiße immer und immer wieder zu wiederholen. Und dass ständige Wiederholung allgemein abschreckend wirken sollte, widerlegt unter anderem die Werbeindustrie, die auf ständige Wiederholung baut, eben weil sich der vermittelte Inhalt dadurch regelrecht ins Gehirn brennt.
Ansonsten, macht bitte weiter und haltet durch!!!

Wendet Euch an den Bürgermeister Eures Viertels, das von Kalle. Der kann die Zwangsräumung verhindern, indem er Kalle mit Gerichtsvollzieher räumen lässt und ihn sofort wieder in die Wohnung einweist. 

Und für Kalle alles Gute! Eine Schweinerei und das vor Weihnachten! 

Und was ist mit der Spekulationsfrist von 10 Jahren? Die Wohnungen dürften vor 2017 nicht verkauft werden...